Leseprobe
„Der Himmel spielt verrückt wie bei Van Gogh: Mehrere in sich zuckende und Funken sprühende Sterne oder frühe Sonnen kreisen umeinander, immer schneller und schnellere, ihre Bewegungen in breiten Strichen gezeichnet, das Grellgelb mischt sich mit dem Blitzblau und verursacht giftgrüne Schlieren, die sich bis zum Horizont ziehen. In mir tobt es genauso. Unheilvolles scheint sich mehr und mehr zusammenzuballen. Unser Haus selbst, das jetzt vor mir auftaucht, ursprünglich blau, wird immer gelber, es wirkt schief, hat das Dach tief hinuntergezogen, die Augenfenster schwarz, die Türen wie traurige Münder. Hinter dem Haus haben sich der Hügel und das Tal in eine tosende Meereswelle verwandelt, die sich riesenhaft aufbäumt, droht, das Maisfeld vor dessen stechendem Gelb sich die Hausfassade nun kaum mehr abhebt, und alles rund herum, alles, was mir vertraut ist, was mir in der Kindheit Heimat war, zu verschlingen. In der Einfahrt angekommen, große blaue pulsierende Lichter. Malen konzentrische Kreise auf die fahle Mauer, flackern über die geschlossenen Fensterlider, hysterisch, aber absolut still. Hysterisch, aber absolut still. Noch bevor ich aussteige, weiß ich: Papa ist tot.“
(S. 104 f.)
© 2014 Edition Keiper, Graz