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Josef Haslinger: Zugvögel.

Erzählungen.
Frankfurt / M.: S. Fischer, 2006.
204 S.; geb.; Eur 18,90.
ISBN 3-10-030057-2.

Autor

Leseprobe

Nach seinem letzten Roman "Das Vaterspiel" (2000 erschienen) und mehreren essayistischen Büchern veröffentlichte Josef Haslinger nun wieder einen Band mit Erzählungen. Sieben Texte sind darin enthalten, vier davon sind Erstveröffentlichungen.
In allen Geschichten geht ein Ich-Erzähler auf Reisen und doch ist keine davon eine "Reisegeschichte" im klassischen Sinn. Ebenso wenig sind es experimentellen Texte - wie die konsequent durchgehaltene Kleinschreibung vielleicht auf den ersten Blick glauben machen könnte (sie ist ja immer noch ein Signal für sprachreflexives Schreiben), sondern es handelt sich um solide, konventionell gebaute Erzählungen, von denen die Mehrzahl einem bestimmten Muster folgt und in einem einheitlichen Stil geschrieben ist.

Die Aufbruchsbewegungen des jeweiligen Ich-Erzählers verdeutlichen symbolisch den narrativen Ansatz, den fast alle Geschichten gemeinsam haben: Sie sind Erkundungs-, Entdeckungs- oder Erinnerungsreisen in Lebensverläufe verschiedener Menschen - zum Großteil Freunde und Bekannte aus unterschiedlichen Lebensstadien. Die "Reiseziele" lassen politische sowie gesellschaftskritische Implikationen erkennen (vor allem im Hinblick auf die Auswirkungen im Kleinen) und berühren Themen wie den Zweiten Weltkrieg und Nationalsozialismus, die Folgen des Krieges im ehemaligen Jugoslawien, Leben im wiedervereinten Deutschland, die Desillusionierung der 68er-Generation oder den Absturz in die Obdachlosigkeit infolge kühner Träume.
Haslinger nähert sich seinen Figuren mit Sympathie und betonter Beiläufigkeit - und wenn es seine Intention war, deren exemplarische Funktion als "Opfer der Verhältnisse" nicht zu sehr in den Vordergrund zu stellen, sondern sie als lebendige Individuen mit Geschichte zu zeigen, so ist ihm das gut gelungen.

Eine der Ausnahmen in diesem Band ist das Reiseepos "amerika", mit dem Josef Haslinger seit den 90er-Jahren als Performer aufgetreten ist - begleitet von den Posaunisten Bertl Mütter und Werner Puntigam, von denen auch die Musik komponiert wurde. (Der ersten Auflage des Buchs liegt eine Aufnahme dieser Performance auf CD bei). Diese Geschichte einer Irrfahrt kommt dem Genre "Reiseliteratur" insofern am nächsten, als es tatsächlich von der Begegnung mit einem fremden Kontinent handelt - und einer Kultur, die uns infolge ihrer globalen Strahlkraft sehr vertraut erscheint, irgendwie jedoch fremd ist.

Zugleich ist "amerika" der irrealste aller Texte in dem Band, denn er beruht auf der Auseinandersetzung mit amerikanischen Erzählklischees und verzichtet auf realistische Bodenhaftung. Mit gebührender Ironie tritt der Autor in die ewige Falle der USA-Reisenden aus Europa und sucht das Amerika der Literatur- und Filmfiktion im wirklichen Leben: Ein Schriftsteller verliert im Gastland seine Papiere, macht Bekanntschaft mit der Polizei und überantwortet sich der kriminellen Gegenwelt. Mit Hilfe des gefälschten Ausweises eines Fluginspektors schließlich verlagert er seine Existenz in die Luft, wo er das "wahre Amerika" entdeckt.

Christine Rigler
28. Juni 2006

Originalbeitrag

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