Der Hund des Kommunalpolitikers schnüffelte eifrig den Donaudammweg ab. Allerlei Gerüche stiegen ihm in die feuchte Schnauze, und er erfreute sich der trocken-würzigen Frühlings-, ja schon fast Sommerdüfte. Als er geschäftig vor dem Kommunalpolitiker hertrottete, schwanzwedelnd, ab und zu das Bein hebend, stieg ihm plötzlich Verwesungsgeruch in die Nase, so daß sein Schwanzwedeln noch eifriger und sein Gang schneller wurde. Sein Besitzer, der sich seinerseits der Wochenenddonauidylle hingegeben hatte, dachte, daß das Verhalten des Hundes auf ein verendetes Wild hindeutete, das der Hund stolz dem Hundehalter melden wollte. Als das Tier über die Uferböschung verschwand, rief der Kommunalpolitiker mehrmals nach ihm. Als Antwort bekam er ein aufgeregtes Kläffen aus dem Schilf zu hören, das ihn einlud, ein Fundstück in Augenschein zu nehmen. Da der Politiker nicht alles, was sein Hund auf dem Spaziergang entdeckte, goutieren oder gar mit nach Hause nehmen konnte, versuchte er ihn mit Zurufen zu loben, aber gleichzeitig aus dem Schilf zu locken. Da war jedoch nichts zu machen, denn der Hund hatte die nackte Leiche der Gerda K. gefunden, die im Schilf lag. Ihre Augen starrten in die blasse Frühjahrssonne, die Arme waren ausgestreckt, so wie sie beim Ausziehen des Kunstpelzmantels auseinandergefallen waren, die Beine bildeten ein großes V, ihre Haare waren weit ausgebreitet, da sie ja im Auto ihres Mörders die Haarspange verloren hatte.
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