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Leseprobe: Ernst Molden - "Die Krokodilsdame"

Spielsachen.Umstellt. Eingekreist. Bunte Autobusse versperren den Weg. Filzige Bären verfinstern die Sonne. Vor meinen Augen ragt ein blecherner Hahn in die Höhe, er kräht mit mechanischer Stimme. Mein Vater zieht alles auf, nichts vergißt er, alles rattert, zuckt und bewegt sich. Aber keines kommt von der Stelle, niemand macht den Weg frei. Hinter den Mauern höre ich alle klatschen und stelle mir vor, wie mein Vater sich verbeugt.
Das dachte die Krokodilsdame, Tochter eines toten Spielwarenfabrikanten, die sie war.
Und die Augen klappten wieder auf und zeigten dem Kosmos ihre Macht. Diese Augen waren die Kommandanten in Kellys Gesicht; auf sie lief alles zu, was das Gesicht zu bieten hatte. Sie waren von einem lichten, fast schon durchsichtigen Türkis, und sie sahen fast immer mit demselben Ausdruck lüsterner Neugierde auf die Welt und die in ihr enthaltenen Wesen. Wer in diese Augen sah, hing plötzlich im Schwitzkasten einer nicht zu begreifenden Anziehung, er konnte sich nicht mehr losreißen und hatte keine Zeit, keine Kraft und auch keine Erlaubnis, Kellys kleine Nase zu betrachten oder ihr rundes Kinn, er konnte nicht die milchigweiße Haut anschauen und auch nicht das ovale, sandfarbene Muttermal, das über Kellys linkem Mundwinkel hockte und den Eindruck erweckte, die Amerikanerin lächle stets ein halbes Lächeln. Er sah nicht den unruhigen Mund, der als einziger Mitwirkender in Kellys Mimik manchmal ihre Stimmungen verriet. Die meisten Menschen wurden schon nach Sekunden zu Gefangenen der riesenhaften Augen, und so blieb das Innenleben der schönen Krokodilsdame ein Geheimnis. (S. 15f.)

(c) 1997, Knaus, München.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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