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Manfred Rumpl: Murphys Gesetz.

Roman.
Leipzig: Reclam, 2003.
317 S.; geb.; Eur[A] 20,50.
ISBN 3-379-00799-4.

Link zur Leseprobe

Vom Gewinnen im Scheitern.

Anatol Hofer will Schriftsteller werden, ein Romanmanuskript hat er in der Tasche, als er sich auf den Weg macht aus seinem steirischen Heimatdorf nach Graz. Er will der Enge der Traditionen entfliehen, will in Bewegung bleiben und nicht in einer der Fabriken seinen Lebensunterhalt verdienen.

Anatols Vorhaben gestaltet sich aber trotz seiner Ernsthaftigkeit nicht so einfach, wie er es gehofft hatte. Er kommt bei Freunden, die sich als freie Journalisten ihre Miete verdienen, unter und lebt zunächst von seinem Ersparten. Die Freunde kennen die Kulturszene, wissen, dass ohne Beziehungen eine Publikation fast nicht möglich ist, was ihm auch schon von einer zufälligen Bekanntschaft im Zug nach Graz mitgeteilt wurde. Eine Möglichkeit Kontakte zu knüpfen, ist der Besuch der "Likörstube". In dieser Kneipe verkehren sowohl Kulturschaffende von Rang und Namen als auch diejenigen, die als Außenseiter der Kultur gelten.

"Murphys Gesetz" wird im Klappentext als moderner Bildungsroman gepriesen und die Geschichte Anatols erfüllt das Muster des Entwicklungsromans: Er ist jung, unerfahren, auf der Suche nach seiner wahren Bestimmung und lernt leidvoll, dass das Leben sich oft als kaum zu meistern darstellt. Anatols Weg und Entwicklung führen zu der Erkenntnis, dass der Kulturbetrieb sich zu einer unehrlichen und heuchlerischen Angelegenheit gewandelt hat. Er erfährt die Grenzen dieser Kultur, in der es nicht um Kunst und nicht um Literatur geht, sondern nur noch um Selbstbefindlichkeiten, Neid und Kommunalpolitik. Nicht das Neue, nicht das Interessante, sondern die Kontakte zählen und das Bestätigen der Richtung, die von den Etablierten im Kunstbetrieb vorgegeben wird. Wer da nicht mitmacht, hat kaum eine Chance.

Anatol lernt allmählich, dass es an ihm selbst liegt und nicht an der Umgebung, was er aus seinem Leben macht. Gesucht in der Stadt hat er das Weite, gefunden aber hat er die Enge. Auf dem Land bekommt Anatol keine Luft, in der Stadt hyperventiliert er und bekommt zuviel Sauerstoff. Beides kann nicht gut sein, beides sind Zeichen, dass er an seinem Leben etwas ändern und den für ihn richtigen Weg finden muss. "Anatol denkt daran, wie fragwürdig es ist, dass er aufatmete damals, unterwegs vom Land in die Stadt, und wie fragwürdig es ist, dass er jetzt aufatmet, unterwegs von der Stadt aufs Land." Ob die Beschreibung des Grazer Kulturbetriebes wörtlich zu nehmen ist, kann von dieser Stelle aus nicht beurteilt werden. Vorstellbar aber wäre es, dass der Grazer Manfred Rumpl, der nun in Wien lebt, ähnliche Erfahrungen beobachtet oder selbst gemacht hat, sei es in Graz, Wien oder sonstwo. Denn es kann wohl behauptet werden, dass, wollen Kulturschaffende und Kulturbeschreibende Fuß fassen, Kontakte mehr als hilfreich sind.

"Murphys Gesetz" ist trotz der Kritik am Kultursystem kein verjammerter Roman. Im Gegenteil, man liest ihn mit Genuss, was auch an Rumpls Sprache bzw. seiner Beobachtungsgabe liegt. Die Charaktere, teils herrlich skurril in ihrem Versuch, ein unangepasstes Leben zu führen, sind lebendig und greifbar. Sie sind in ihrem Scheitern glaubhaft, man erinnert sich an Personen, die einem selbst begegnet sind und die man sich in der Rolle des Rumplschen Personals vorstellen könnte. Ein Roman, an den man sich gerne erinnert.

 

Eva Magin-Pelich
1. Juli 2003

Originalbeitrag

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