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Leseprobe 2

IMMORTAL BLOOD II

Sophie Oliver
Roman / Paranormale Romance

Oldigor Verlag
Covergestaltung: Klaud Design

Taschenbuch, 280 Seiten

Jun. 2015, 13.90 EUR
Bestellen: Jetzt bestellen / auch als eBook erhältlich

2002 Die Highlands, Schottland

Die Zeitjäger begruben ihre Toten nicht auf Friedhöfen. Um Liam die letzte Ehre zu erweisen, waren sie nach Norden gefahren, hinauf zum Loch Rannoch und dann weiter nach Westen. Als die Gegend so unwirtlich wurde, dass die Autos schlecht vorankamen, gingen sie zu Fuß über kahle Ebenen, auf denen nur flache Sträucher wuchsen und es keinen Schutz vor Wind und Regen gab. Mächtige Berge im Norden und Süden grenzten ein Gebiet ein, das zusehends feuchter und moosiger wurde und sich in eine Vielzahl von Torfsümpfen zergliederte, die wiederum durchzogen waren von Tümpeln, vereinzelten Baumgruppen und kleinen Flussläufen. Es gab in einem weiten Umkreis keine menschliche Siedlung. Nicht einmal Höfe oder Einöden, nur die raue Landschaft des Nordens, in der schon der Herbst eingekehrt war.
An einem einsamen Moorsee machten sie Halt. Felsblöcke begrenzten einen Teil des Ufers, als wenn ein Riese sie dort verstreut hätte. Im pechschwarzen Wasser wuchsen Schilf und Schlingpflanzen.
Victor hatte die Oberhäupter der schottischen Familien zum Begräbnis gebeten, die Ältesten sowie einige handverlesene Jäger, denen er vertraute. Sie alle waren in den Farben ihrer Clans gekommen, die Männer im Kilt, die Frauen trugen breite Schärpen in ihren Tartans.
Bevor sie Edinburgh verlassen hatten, hatte Adam ihr eine blau-weiß-rote Schärpe gebracht.
»Das sind zwar die MacFarlane-Farben«, hatte er gesagt, »aber ich dachte, da du keines hast, könntest du ja mein Tartan bei der Beisetzung tragen.«
Sie wusste, ihre Antwort würde ihn verletzen, aber sie war dennoch ehrlich. »Ich danke dir, Adam, und weiß diese Geste sehr zu schätzen. Aber ich denke nicht, dass ich die Farben deines Clans tragen kann. Das steht mir nicht zu.«
»Wie du meinst.«
Es hätte ihm viel bedeutet, das spürte sie, aber sie brachte es nicht übers Herz.
Victor hatte den verlegenen Moment unterbrochen, indem er mit einer anderen Schärpe hereinkam. Das Muster darauf war rot, blau und grün.
»Emmaline, da Nathaniel nicht hier ist, dachte ich, du solltest seine Clanfarben heute tragen. Weil ihr beide doch ...« , erstaunt blickte er von einem zum anderen. »Stimmt etwas nicht?«
»Nein, nein«, beeilte sich Emmaline zu sagen. »Es ist nur – Adam hatte mir angeboten, seine Farben zu tragen.«
»Oh!« Victors Blick bohrte sich in Adams Augen. »Ich verstehe.«
»Tust du nicht. Es war ein rein freundschaftliches Angebot. Ich wusste nicht, dass du ihr die Robertson-Schärpe geben willst. Ich dachte nur, bevor sie gar keine hat ...«, kühl hielt er Victor stand.
»Auch nach allem, was war, gehört sie noch immer zu Nathaniel, Bruder. Also sollte sie die Farben seines Clans tragen.« Victor streckte die Hand aus und gab Emmaline das karierte Wolltuch.
»Robertson?«, flüsterte sie. »War das früher Nathaniels Name?« Ehrfürchtig legte sie sich die Schärpe um und zupfte sie zurecht.
»Oh bitte!«, presste Adam zwischen den Zähnen hervor. »Sie kennt nicht einmal seinen richtigen Namen! Wie kann sie zu ihm gehören, wenn er ihr nicht einmal sagt, wie er heißt?«
Victor legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Lass es gut sein. Die Dinge sind, wie sie sind.«
»Das weiß ich!«

Während des Weges hinaus aufs Moor hatte Adam kaum mit ihr gesprochen. Jetzt standen sie nebeneinander in einer flachen Felsenhöhle am Rande des Sees, inmitten ihrer Brüder und Schwestern.
Die Dämmerung brach an und die Jäger zündeten Fackeln an, anstatt ihre mitgebrachten Taschenlampen zu verwenden. Alles sollte so sein, wie schon seit Urzeiten.
Victor stieg in ein Boot, mit dem er hinaus auf den See ruderte. In der Mitte angekommen, hielt er eine kupferne Urne mit Liams Asche hoch. Vom Ufer aus konnte man seine Worte deutlich hören. Die alte, kehlige Sprache, die keiner von ihnen je gelernt hatte, aber die sie alle beherrschten, hallte über das Wasser, während Victor segnende Abschiedsworte sprach und die Urne im schwarzen Moorsee versenkte, damit Liam neben seinen verstorbenen Brüdern und Schwestern schlafen konnte.
Emmaline reihte sich in die Linie der Jäger ein, die ihre Fackeln im Wasser löschten, einer nach dem anderen.
Die Zeremonie war kurz, aber alle fühlten die Schwere der Stunde. Obwohl sie Liam nicht wirklich gekannt hatte, trauerte Emmaline um ihren Bruder, der vor seiner Zeit hatte gehen müssen.

Nachdem die letzte Fackel gelöscht war, wurde in der Höhle ein großes Feuer entzündet. Der Wind verblies den Rauch, noch bevor er richtig aufsteigen konnte. Es war kalt und dunkel. Man sah nur die Gesichter derer, die den Flammen am nächsten standen, bereits die zweite Reihe lag im Schatten.
Nathaniel hatte sich seit dem Vortag in einer kleinen Nische hoch oben in der Höhlenwand versteckt und das Begräbnis von dort aus beobachtet.
Obwohl Liams Tod ihn erschütterte, machte es ihn stolz, Emmaline in den Farben seines Clans zu sehen. Das nährte in ihm die Hoffnung, dass noch nicht alles verloren war. Anscheinend hatte sie sich mit Adam ausgesprochen, denn er stand die ganze Zeit über dicht neben ihr. Fast wirkte es so, als seien sie befreundet.
Nun trat Victor vor und das Licht des Feuers fiel auf ihn, damit alle ihn sehen konnten.
»Meine Brüder und Schwestern«, begann er mit lauter Stimme, die von den Wänden widerhallte. »Wir haben uns heute aus einem traurigen Grund hier versammelt. Unser Bruder Liam wurde ermordet. Jetzt schläft er mit unseren Vorfahren auf dem Grund des Moores, aber eigentlich sollte er hier unter uns sein, lebend und stark!«
Betroffenes Gemurmel war zu hören.
»Ich verlange keine Rache«, fuhr er fort, »denn ich weiß, Blut ruft immerzu nach neuem Blut und wir müssen den Teufelskreis der Gewalt durchbrechen. Alle, die ihr heute hier seid, genießen mein vollstes Vertrauen, darum will ich offen sprechen. Es ist etwas Ungeheuerliches geschehen. Wir wissen, wer für Liams Tod verantwortlich ist.«
Nun wurde das Stimmengewirr lauter und Victor hob beschwichtigend die Hand. »Ihr erinnert euch an den, der uns verlassen hat. Tristan. Er war es.«
Die Stille, die seinen Worten folgte, war beinahe unerträglich. »Tristan hat nicht nur Liam getötet, sondern auch Sisto, einen der Ältesten in Rom. Er ist gefährlich und unberechenbar und während wir hier stehen und unseren Bruder zu Grabe tragen, bereitet er sich darauf vor, uns anzugreifen.«
»Das ist unmöglich!«, tönte eine Stimme aus dem Hintergrund.
»Leider nicht. Was die Ältesten sehen, lässt keine andere Interpretation zu. Tristan hat sich ein Söldnerheer aus Sterblichen gekauft und es ausgebildet. Damit will er sich zum Oberhaupt machen, zuerst von Edinburgh, dann von ganz Schottland und am Ende vielleicht sogar zum Oberhaupt aller Zeitjäger. Das dürfen wir nicht zulassen!«
Ein Krieger, den Emmaline nicht kannte, trat ebenfalls vor. »Wir werden alles tun, was nötig ist, um ihn aufzuhalten. Ich bin dafür, dass wir Victor vorübergehend als Souverän einsetzen, bis die Sache erledigt ist. Was sagt ihr?«
»Das ist das Oberhaupt der Familie aus Glasgow«, flüsterte Adam in Emmalines Ohr.
Einige andere Männer traten nach vorne, anscheinend auch sie Oberhäupter, und alle nahmen den Vorschlag an.
»Dann ist es beschlossen«, sagte der Mann, der gesprochen hatte. »Wir kämpfen als Einheit. Befiehl uns, Victor.«
Erleichterung war in Victors Blick zu lesen, als er den Kopf beugte. »Ich danke euch für euer Vertrauen, Brüder.« Er setzte sich auf den Boden, verschränkte die Beine und lud alle anderen ein, es ihm gleichzutun.
»Es ist davon auszugehen, dass Verräter unter uns sind, deshalb mahne ich euch alle zu äußerster Vorsicht. Prüft gut, wem ihr vertraut, unser aller Leben könnte davon abhängen. Tristan hat nicht nur in unserer Familie seine Schergen sitzen, sondern auch in Rom. Nur so ist zu erklären, dass dort ein Ältester getötet werden konnte. Ich habe mit Ilaria gesprochen. Die italienischen Familien sind unsere Verbündeten. Da davon auszugehen ist, dass Tristan hier zuschlagen wird, schicken sie uns in den nächsten Tagen Krieger zur Verstärkung. Georgianna wird mit ihnen zurückkommen.«
Die anderen nickten nachdenklich.
»Wir in Edinburgh sitzen in der Höhle des Löwen. Deshalb bitte ich euch zu überlegen, wen ihr aus der Schusslinie haben wollt. Ein Großteil der italienischen Krieger wird zum Schutz unserer Familien abgestellt werden und alle, die sich in Sicherheit bringen wollen, nach London begleiten. Wer hier in Edinburgh bleibt, wird kämpfen. Mein Befehl betrifft alle männlichen Krieger. Die Frauen werde ich jetzt der Reihe nach fragen und eine jede sagt mir, ob sie bleibt oder geht.«
Als die Reihe an Emmaline war, sagte sie: »Es tut mir leid, aber ich werde weder kämpfen, noch nach London gehen.«
»Was soll das heißen?«, fragte Victor.
»Bruder, du weißt, dass ich mich nicht davor drücke zu kämpfen, aber ich habe euch von Anfang an gesagt, worauf es mir ankommt – auf Nathaniel. Ich hatte euch versprochen, an eurer Seite zu bleiben, bis ihr ihn gefunden habt.« Sie sah sich um. »Aber das habt ihr nicht – und jetzt ist die Situation eine andere.« Sie stand auf. »Niemand kann mir vorwerfen, mich nicht für die Interessen meines Volkes einzusetzen. In der Vergangenheit tat ich alles, was mir aufgetragen wurde, aber jetzt entscheide ich mich für das, was mir am wichtigsten ist. Wie kann ich hierbleiben, wenn irgendwo da draußen Nathaniel ist und vielleicht gar nicht weiß, in welcher Gefahr er schwebt? Dieser Tristan ist offenbar mehr als gut informiert – zweifellos hat er meine verwundbarste Stelle längst entdeckt. Nathaniel. Deshalb tut es mir sehr leid, aber mein Entschluss steht fest. Ich werde nicht kämpfen, sondern nach Nathaniel suchen und hoffen, dass ich ihn finde, bevor Tristan und seine Männer es tun.«
»Das kannst du nicht!« Auch Adam war aufgesprungen. »Du hast eine Verpflichtung uns gegenüber!«
»Nein – die Männer sind verpflichtet zu kämpfen, ich nicht!« Emmaline wies auf Victor. »Hat er uns nicht gerade vor eine Wahl gestellt? Wenn alle Frauen wählen dürfen, gilt das auch für mich.«
»Aber alle anderen haben sich dafür entschieden, Victor zu folgen! Du kannst nicht das Wohl eines Einzelnen über unser aller Wohl stellen!« Zorn funkelte in Adams Augen.
Victor hob beschwichtigend die Hand. »Lass sie. Wir akzeptieren ihre Entscheidung.«
»Nein! Sie ist unsere beste Kriegerin! Sie ist meine Partnerin! Ich will sie an meiner Seite haben!«
»Du kannst auch ohne mich kämpfen, Adam.« Emmalines Stimme wurde weicher. »Das hast du doch bisher immer getan.«
Er trat einen Schritt auf sie zu. »Emmaline, du verstehst nicht ...«
»Nein, Adam!«, unterbrach Victor ihn und trat zwischen sie. »Wir verstehen dich gut. Aber Emmaline hat klar gesagt, wofür ihr Herz schlägt. Das werden wir akzeptieren und wir wünschen dir viel Glück bei deiner Suche, Schwester.«
Sie verbeugte sich vor Victor. »Danke, Bruder. Ich werde sofort aufbrechen.«
»Das wird nicht nötig sein!« Nathaniels Stimme schien aus dem Nichts zu kommen und ließ die Köpfe der Anwesenden herumfahren. Er hatte alles mit angehört und konnte nicht länger schweigen. Mit einem Ruck stieß er sich ab und sprang aus dem Felsvorsprung.
Er landete in der Nähe des Feuers und richtete sich auf. »Ich bin hier.«
Emmalines Augen weiteten sich. Sie blieb wie angewurzelt stehen.
Nathaniel verbeugte sich nun vor ihr. »Ich danke dir für deine Loyalität, Emmaline. Das ist etwas, womit ich nicht mehr gerechnet hatte.« Er blickte sie dabei direkt an und auch im Halbdunkel konnte man die goldenen Funken in seinen Augen tanzen sehen.
Seine Bemerkung hatte sie bestimmt verletzt, aber sie schwieg. Nach allem, was sie getan hatte, stand es ihm zu, enttäuscht zu sein. Sie ertrug seine Anspielung kommentarlos, schlug aber die Augen nicht nieder. Diese ungewohnte Selbstbeherrschung überraschte ihn ein wenig. Schließlich löste er den Blick von ihr und sprach zu den Anwesenden: »Angesichts der Lage, in der wir uns befinden, bin ich zurückgekommen, um mit euch zu kämpfen.«
Zustimmung wurde laut, aber Nathaniel hob die Hand, um die Freude zu dämpfen. »Wenn alles vorbei ist, werde ich wieder gehen«, sagte er. »Und ich bitte alle, das zu respektieren.«

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