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Startseite > Bücher > Paranormale Romance > BOOKSHOUSE > Tanja Bern > FLÜSTERN DER EWIGKEIT > Leseproben > Leseprobe 2
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Leseprobe 2

FLÜSTERN DER EWIGKEIT

Tanja Bern
Roman / Paranormale Romance

BOOKSHOUSE

Broschiert, 273 Seiten
ISBN: 978-9963529452

Jul. 2015, 11.99 EUR
Bestellen: Jetzt bestellen / auch als eBook erhältlich

Unsicher betrat ich mit Sabienne den Saal. Viele Blicke richteten sich auf uns. Höflinge umschwirrten perfekt gekleidete Damen. Vornehme Kelche wurden gereicht, und das Licht der kristallenen Lüster ließ mich blinzeln. Unser neues Zuhause war gegen dieses herrschaftliche Schloss ein Ziegenstall. Meine feine Kleidung, vor allem der dunkle Frack und das Hemd mit der Fliege, erschienen mir zu eng. Ich zog am Kragen, rang vor Aufregung nach Luft.
Sabienne hingegen schien in ihrer Welt zu sein. Tänzelnd lief sie vor mir her und begrüßte einen Pulk von Menschen, die mich verstohlen musterten. Mein Haar war in einen strengen Zopf gezwängt, und ich fühlte mich irgendwie nackt, weil normalerweise weiche Strähnen mein Gesicht umschmeichelten. Ich begrüßte sie, wie Sabienne es mir eingebläut hatte, tat das, was sie tat, und verfluchte diesen feinen Ort, an dem ich mich derart verstellen musste, dass mir übel wurde. Ich hörte, wie sie mir nachflüsterten, dass ich wohl ein schweigsamer Gefährte wäre. Sie wussten nicht, dass ich sie mit meinem empfindlichen Gehör genau verstand. Begehrliche Blicke trafen mich, und ich spürte ihre Faszination, die definitiv mein Aussehen betraf. Trotzdem wahrten sie einen gewissen Abstand, auch bei Sabienne. Instinktiv ahnten sie wohl eine unterschwellige Gefahr.
Diese Gecken und aufgetakelten Frauen waren mir zuwider. Ich wünschte mich zurück in mein Dorf, wollte ihnen am liebsten die Kehle aufreißen und … Geschockt stoppte ich den Gedanken. Verstört rieb ich mir über das Gesicht. Dieser Ort tat mir nicht gut. Am liebsten wäre ich geflohen.
»Ich sehe schon, du amüsierst dich köstlich«, flüsterte mir eine Stimme ins Ohr, und mir rieselte ein Schauder über die Haut.
Mein Herz machte einen Satz. Ich fuhr herum. Samuel stand vor mir, sein Blick glitt über meine Erscheinung und ein verruchtes Lächeln umspielte seine Lippen.
»Auch wenn mir dein Haar offen besser gefällt, stehen dir diese Kleider fantastisch.«
»Samuel!« Ich atmete tief durch. »Was tust du hier?«
Er zuckte mit den Schultern. »Meine Beziehungen sind nicht schlechter als eure.«
Samuel wusste von Sabienne? »Sie ist nicht meine … sie … wir …«
»Ist schon gut, Andrei«, beschwichtigte er. »Ich weiß, dass du mir zugetan bist, unabhängig von deiner Smaragdschönheit. Dieses Kleid steht ihr vortrefflich, das muss ich sagen.«
»Sie fühlt sich hier wie ein Juwel an einem Collier. Ich hingegen komme mir wie eine Kartoffel vor.«
Mein plumper Vergleich ließ Samuel laut auflachen. Rasch legte er die Hand an den Mund, als einige zu uns herübersahen. »Du bist dir deiner Wirkung nicht bewusst, oder?«
»Doch, deshalb die Kartoffel. Sie sehen alle aus, als wollten sie mich aufessen.«
»Da wählst du als Metapher eine Kartoffel? Du bist eine Leckerei, Andrei, kein Gemüse. − Komm mit auf den Balkon. Ich denke, frische Luft wird dir guttun.«
Willig folgte ich ihm und suchte draußen seine Nähe, als ich sicher war, dass wir allein waren. »Samuel, bist du meinetwegen hier?«
»Habe ich nicht gesagt, dass ich dich finden werde?«
»Ja, das hast du.«
Er beugte sich zu mir, hauchte einen Kuss auf meine Lippen. Mir genügte dies nicht. Ich schlang meine Arme um ihn und vertiefte die Berührung. Mit Macht erwachte meine Erregung, die ich verlangend an ihn presste. Samuel lachte rau. »Dir hat es gestern also gefallen, ja?«
»Gefallen ist gar kein Ausdruck«, wisperte ich an seinen Lippen. »Ich will dich spüren.«
»Ich fürchte, das hier ist kein guter Ort dafür.«
»Merde! Das ist mir egal. Diese aufgetakelten Schnösel können bleiben, wo der Pfeffer wächst.«
Stürmisch küsste mich Samuel, zog mich in eine dunkle Ecke, wo ich mich verlangend an ihn drängte.
»Fluchen kannst du also auch.«
»Hast du was anderes erwartet?«
Leises Lachen näherte sich. Rasch warfen wir einen Blick auf die Tür, doch niemand wollte in die Kälte der Nacht. Mir wurde meine Hose zu eng, und ich seufzte leise, denn seine Nähe brachte mich um den Verstand. Samuel beobachtete weiter die offene Tür, die zu uns auf den Balkon führte.
Ich schob seinen Gehrock auseinander, erfreute mich an dem Fehlen einer Weste und öffnete zwei Knöpfe seines Hemdes, ließ meine Hand hineingleiten. Die andere schlich in seinen Hosenbund. »Ich hoffe, er verschwindet nicht ob der Kälte meiner Finger.«
Ihm entfuhr ein leiser Laut, und ich hatte wieder seine Aufmerksamkeit. Ihm entschlüpfte ein leises Lachen, das sich in ein unterdrücktes Keuchen verwandelte.
»Du weißt, dass uns dies hier immense Schwierigkeiten bringen könnte?«, flüsterte er heiser.
»Soll ich aufhören?«
»Nein …«
Eine Stimme hallte durch die Nacht und eine Gestalt kam nach draußen. »Andrei?«
Wir zuckten zusammen. Meine Hände glitten aus seiner Kleidung, und ich schob ihn fort. »Verschwinde! Sofort.«
Samuel reagierte schneller als erwartet und schwang sich über die Balustrade. Besorgt sah ich seiner schattenhaften Gestalt nach, die leise und schnell in der Dunkelheit verschwand.
»Andrei, bist du hier?«
Ich prüfte den Sitz meiner Kleidung, meines Haares und war in diesem Augenblick froh, dass der Schreck meine Erregung nahezu hatte schrumpfen lassen.
»Andrei!«
»Ja, ja«, murmelte ich leise und schob in meiner Hose alles wieder an seinen Platz. »Ich bin hier, Sabienne.« Langsam trat ich in das Licht des Saales, das mich durch die Fenster beschien.
»Wo warst du denn?«
»Ich brauchte frische Luft. Entschuldige.«
Alarmiert sah sie mich an. »Du hast doch keine Dummheiten gemacht?« Sie senkte die Stimme. »Hier können wir nicht trinken.«
»Das weiß ich.«
»Dann komm.«
Sie zerrte an meiner Hand, und ich musste ihr zurück in den hohen Saal folgen − zu den Gecken, Schnöseln und kichernden Damen.
Pikiert registrierte sie mein Augenrollen und stieß mich sachte an. »Benimm dich, Andrei.«
»Zu Euren Diensten, Madame Dupont«, sagte ich galant und entlockte ihr ein Lächeln.

Die ersten Tage in dem neuen Haus waren seltsam. Mir fiel es schwer, zu schlafen. Sabienne beanspruchte mich für sich und ließ mir kaum Ruhe. Insgeheim sehnte ich mich nach Samuel, doch der blieb vorerst verschwunden. Außerdem waren die Läden nicht dicht und wir mussten die Betten mit dunklen Vorhängen abhängen, damit jeder Sonnenstrahl ausgesperrt blieb. Sabienne erwog, in den Keller zu ziehen. Ich weigerte mich vehement. Die Kälte und Feuchtigkeit der unteren Räume widerstrebten mir.
Sabienne und ich mussten in den umliegenden Ortschaften jagen, denn Saint-Pol-de-Léon hatte schon zu viele Morde hinnehmen müssen, auch wenn nur ein kleiner Teil als solcher entdeckt worden war. Wir gingen immerhin klug vor und beseitigten die meisten Leichen, sofern es uns möglich erschien.
Die Menschen außerhalb der Stadt waren vorsichtig. Geld bedeutete hingegen ein Problem, denn die einfachen Leute besaßen nicht viel. Da Sabienne aber unbedingt zu den Reichen gehören wollte und unser Zuhause auch genau das präsentieren sollte, brach ich eines Tages in eines der Herrenhäuser ein und stahl dem arroganten Besitzer das Leben und auch sein gesamtes Vermögen. Nun lag meine Gefährtin mit all dem Gold auf dem Bett und suhlte sich darin wie ein Hund. Ich nahm eine der Zwanzig-Franc-Münzen und betrachtete das Bildnis des Engels, der dem Besitzer angeblich Glück bringen sollte.
Nun, mein Lieber. Das hat bei dir nicht ganz geklappt, dachte ich und meinte den reichen Mann, der seine Diener geschlagen, seine Tochter an einen alten Herzog verkauft und die eigene Frau mit seinen zahlreichen Affären in den Selbstmord getrieben hatte.
In diesem Fall hatte ich nachgeforscht und wollte den Richtigen erwischen. Die angeblich so feine Gesellschaft lästerte, was das Zeug hielt, und offenbarte mir sogar die amourösen Abenteuer des Mannes, die ich so genau nicht wissen wollte. Ich verdrängte die Erinnerung. »Hier, das habe ich dir auch mitgebracht. Du hattest danach gefragt«, sagte ich zu ihr und reichte Sabienne eine Flasche mit Laudanum.
»Und? Wie hat der Krämer geschmeckt?«, fragte sie keck.
»Der Krämer, meine Liebe, erfreut sich bester Gesundheit. Warum hätte ich ihn töten sollen?«
Sie schnaufte pikiert auf. »Weil du ein Vampir bist.«
»Was willst du überhaupt mit dem Zeug?«
Sie tänzelte mittlerweile um mich herum. »Damit bekomme ich sie gefügiger. Mit ein paar Tropfen Laudanum ist es so viel einfacher, vor allem, weil die Dörfler so misstrauisch sind.«
»Du könntest sie auch schnell und lautlos töten.«
»Wo bleibt da der Spaß?«
Mit ihrer Auffassung kam ich einfach nicht zurecht. Sie behandelte die Menschen wie ein Spielzeug. Ob man mit den Jahrzehnten begann, so zu denken? Mir schauderte bei diesem Gedanken. Wahrscheinlich berauschte sie sich auch damit, wenn sie Blut mit Laudanum trank.
»Ich gehe noch mal fort, Sabienne.«
»Aber du hast doch getrunken.«
Ja, mehr als genug, aber ich ertrug sie nicht mehr. »Warte nicht auf mich.«
Ich sah, wie sie das Fläschchen in ihre Rocktasche gleiten ließ, das Laudanum verschwand wie unsichtbar zwischen den Falten. Wie sie ihren Opfern das einflößen wollte, interessierte mich nicht. Heute würde ich nicht ihr gehören. Mon dieu, wo war Samuel? Seit fast vier Tagen hatte ich ihn nicht gesehen und die Sehnsucht nach ihm zerriss mich fast.
Finde mich!
Mit eiligen Schritten lief ich zurück in die Stadt, suchte nach ihm und gab nach einer Weile auf. Die Dämmerung war nur noch ein paar Stunden entfernt, und ich setzte mich wie damals auf die Hafenmole und starrte ins Meer.
»Also ist dies doch einer deiner Lieblingsplätze.« Samuel setzte sich neben mich.
Ich umarmte ihn stürmisch. »Wo warst du die letzten Tage?«
»Ich musste ein paar Dinge nachforschen, aber nun bin ich hier.«
Fast verzweifelt küsste ich ihn. »Ich hab dich vermisst«, flüsterte ich an seinen Lippen.
Ein wenig schob er mich von sich, um mich zu betrachten. »Also ist dies mehr als Sex?«
»So viel mehr.«
Sein Lachen wärmte mir das Herz. Ich schmiegte mich in seine Umarmung. Sein Duft raubte mir fast die Sinne. Ich sog ihn tief in mich auf, schloss die Augen. Seine Hand strich mir übers Haar, und nun suchte er meine Lippen. Willig kam ich ihm entgegen.
»Komm …«
»Wohin bringst du mich?« Die Dämmerung nahte mit großen Schritten, uns blieb so wenig Zeit. Trotzdem konnte ich seinem Ruf nicht widerstehen. Noch besaß die Nacht die Oberhand.
Samuel führte mich zu einer unauffälligen Pension, die im Inneren weitaus geräumiger und edler wirkte als von außen.
»Ich dachte, ein Bett kann diesmal nicht schaden«, flüsterte er mir zu.
Ich lachte leise.
In dem Zimmer befand sich ein Bett mit schweren Vorhängen. Den Rest des Raumes registrierte ich nicht wirklich, denn Samuel küsste mich und befreite mich gleichzeitig aus meinem neuen Mantel, den Sabienne für mich gekauft hatte. Hungrig erwiderte ich seine Berührung, zerrte fast an seiner Kleidung, bis wir vernünftig wurden und uns rasch entkleideten. Als er mich auf das Bett dirigierte, ich die weichen Laken unter mir und seinen warmen Körper auf mir fühlte, entfuhr mir ein unterdrücktes Stöhnen. Dieses Mal wollte ich ihn genießen und auf jede Schnelligkeit verzichten. Meine Hände strichen über seine Brust, wanderten tiefer, und ich entlockte ihm ein Keuchen, das ich mit meinem Mund erstickte. Ich zog eine Spur von Küssen über seinen muskulösen Oberkörper, und mich überkam das Bedürfnis, ihm das zu schenken, was Felice mir damals gegeben hatte, doch ich wagte es nicht. Meine verflixten Fangzähne. Mon dieu, ich wollte ihn nicht verletzen und dort erst recht nicht. Also begnügte ich mich mit federleichten Küssen, die Sam nahezu in Ekstase trieben.
Irgendwann zog er mich wieder nach oben, fixierte mich mit einem seltsamen Blick und küsste mich mit einer Wildheit, die meine Gefühle so stark auflodern ließ, dass ich am liebsten zerflossen wäre, da er mich nun seinerseits massierte. Aus einem Impuls heraus, ergriff ich die Initiative, drängte ihn auf die Matratze und setzte mich auf ihn. Seine Finger suchten fieberhaft etwas am Nachttisch, und er hielt mir mit einem süßen Lächeln ein kleines Fläschchen Öl hin.
»Dies ist also geplant, ja?«, fragte ich heiser und amüsiert.
»So was von geplant«, hauchte er zurück und stöhnte leise, als ich ihn in mir aufnahm.
Diese Nacht schuf eine Verbindung zwischen uns, die ich so noch nie zuvor verspürt hatte. Sie stillte eine Sehnsucht, die tiefer nicht sein konnte.
Ich bewegte mich mit langsamem Rhythmus, bis er mich schwer atmend zurückwarf und tief in mich eintauchte, seinen eigenen Takt fand, der weitaus kraftvoller war. In seiner festen Umarmung fand ich pure Erfüllung und konnte einen Moment lang nicht mehr klar denken. Erschöpft sanken wir aneinandergeschmiegt auf das Lager. Ich wäre am liebsten in ihn hineingekrochen, so nah wollte ich ihm sein. Noch immer umfing uns die samtige Nacht. Ich schloss die Augen − wollte vergessen, was ich war.

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