• Das Louis Vuitton-Mädchen

    Ich streife durch Wien. In den Nobelgassen befinden sich die Menschen im Dauerlauf. Hier ein Pelzmantel, da ein schwerfälliger Klunker. Dicke Frauen mit noch dickeren Tüten schieben sich an mir vorbei. Touristen wuseln, gucken, suchen nach einem schicken Kaffeehaus. Die meisten sind sofort als Touris zu erkennen, weil sie nach Milchkaffee verlangen. In Wien sagt man “Eine Melansche bittä” und ist integriert. Ich erblicke ein junges Mädchen und einen älteren Herrn. weiterlesen »

  • Sind Sie wasserscheu, Herr Diederichsen?

    In seinem Buch Eigenblutdoping notiert Diedrich Diederichsen: “Und vor mir, aber nur vor mir, liegt so offen wie die See, über die wir zu fremden Kontinenten fahren, der Markt. Eine endlose und formlose, doch lebendige und bewegte Ebene mit sanften Dünungen und gekräuselten Wellen.” Seine Aussage und unser WASSERWISSEN-Jahr im Rückspiegel, stellte ich dem wohl einflussreichsten Poptheoretiker Deutschlands ein paar Fragen. weiterlesen »

  • Die Zeitung neu öffnen

    Noch lange nicht Frühling. Bei uns trotzdem schon alles neu. Bis auf das gute alte Pixellogo, das bleibt natürlich. Die Webseite berlinergazette.de sieht nun mehr denn je nach Zeitung aus und markiert zugleich deutlicher denn je eine wichtige Weiterentwicklung der Zeitung – ein Anliegen, das uns seit 1999 antreibt. Lediglich ein Buch aus der klassischen Zeitung bleibt in der Berliner Gazette erhalten: Feuilleton. Wirtschaft, Politik, Sport – all das fließt in unseren offenen Kulturbegriff. Stattdessen gibt es Symposium, Initiative, Anthologie und Seminar. Kategorien, welche für die Öffnung der Zeitung stehen: Die Öffnung gegenüber nicht-digitalen Bereichen der sozialen Interaktion. Und die Öffnung Ihnen gegenüber: der Leserin, dem Leser. weiterlesen »

  • Ich bin Zuschauer – holt mich hier raus!

    Wir schreiben das Jahr 1997: Teletubbies, Tamagotchis und Tic Tac Toe regieren die Welt. In jenem Jahr begann ein kleines TV-Ensemble dem deutschsprachigen Fernsehen einen Spiegel vorzuhalten. Dass dieser Spiegel das echte Bild nicht eins zu eins wiedergab, sondern vielmehr die Realität verzerrte, störte niemanden, außer vielleicht die Gespiegelten selbst. weiterlesen »

  • Vernetztes Lesen

    Mit dem Internet ist das vernetzte Schreiben selbstverständlich geworden. Bei der Arbeit sitzt der Autor nicht mehr allein im stillen Kämmerlein, sondern unter Menschen: im W-Lan Kaffee oder im sozialen Netzwerk. Wie aber werden solche Texte präsentiert? Bei Lesungen etwa, greift man meistens auf Gewohntes zurück. weiterlesen »

  • Good Morning, Vietnam

    2009 war mein erstes Jahr ohne Weihnachten und Silvester. Ich war in dem Land, aus dem meine Eltern stammen: Vietnam. Traditionell gibt es dort solche Feierlichkeiten nicht. Aber nicht alles ist beim Alten geblieben. weiterlesen »

  • Das Performance-Jahr

    >Welcome to the 9/11 seminar.< Ein nicht all zu grosser Raum in dem neuen Seminargebaeude. Ich schliesse auf und gehe nach vorne, wo ich auf dem weissen Tisch meine Tasche, meine Laptoptasche, mein Notizbuch und diverse Buecher hinlege. Die Buecher geben mir ein bisschen mehr Sicherheit und Mut. Als ob Susan Sontag durch das Hardcover fluestern wuerde: "Ah, komm, reiss dich zusammen, das wird schon". Vor mir diverse hoffnungsvolle Gesichter: Studenten. Wir fangen an und ich hoffe, dass meine Stimme nicht zu sehr zittert, dass ich ueberzeugend klinge. weiterlesen »

  • Interaktive Lesung

    Krystian Woznicki ist heute abend in der Kölner Klubbar King Georg zu Gast. Der Kulturkritiker und Medienproduzent stellt unter Beteiligung des Publikums die von ihm herausgegebene Anthologie Vernetzt vor – eine Sammlung von Texten zur Befindlichkeit der letzten 10 Jahre, die TIME kürzlich als “the worst decade” bezeichnet hat. weiterlesen »

  • Gnosis, Musik und Internet

    Ich bin Juniorprofessor am Brooklyn College Conservatory of Music, einem Teil der City University von New York und auch Direktor des Graduiertenprogramms “Performance and Interactive Media Arts”, eine Zusammenarbeit fuenf verschiedener Abteilungen: Theater, Kunst, Funk und Fernsehen, Informatik und dem Musikkonservatorium. Ausserdem bin ich Dichter und Komponist. weiterlesen »

  • Du Kolumbus, ich Jane

    Wo liegt das Paradies? Wo liegt die Heimat? Wer ist Entdecker? Wer wird entdeckt? In ihrem Vortrag zeigen Magdalena Taube und Krystian Woznicki, warum es heute keine eindeutigen Antworten mehr auf diese Fragen gibt. Ihr Ansatz: ein Selbstexperiment. Ihre Stationen: Tokio, Misaki, Narrita, Sapporo. Ihre Werkzeuge: Reisetagebuch und Denkprotokoll. Diaschaus rahmen den Vortrag. Zur Einstimmung gibt es eine thematisch passende You-Tube-Perle zu sehen. weiterlesen »

  • Neuro Tokyo Drifter

    Das sind keine Strassen, das sind Nervenbahnen. Allerdings ohne Puls, und ohne Anfang und Ende. Sie sind wie die Stadt, in die sie hineinfuehren: Tokio. Ich nenne sie hier die akephale Stadt und muss dabei an die Los Angeles-Beschreibungen in Jean-Francois Lyotards “Le Mur du Pacifique” (1975) denken, an Ortsangaben, die auf keinen Ort verweisen… Nachdem wir am Narrita International Airport angekommen sind, wird es langsam dunkel. Wir besteigen einen Bus. Jetzt geht es tief in die Nervenbahnen hinein. An den Raendern blinken Reklamen und Schilder. weiterlesen »

  • Gib mir ‘n kleines bisschen Sicherheit

    Wenn man Menschen nach langer Zeit wieder sieht, ist ein solches Ereignis auch immer ein Spiegel fuer einen selbst. Erinnerungen haben sich manifestiert und deren Echtheit wird dann neu verhandelt. Wie haben sich die anderen veraendert und bin ich immer noch der alte? Was ist geblieben von damaligen Gefuehlen? Man lebt in verschiedenen Universen und kommt irgendwann wieder zusammen. Fast so, als wuerde man die Vergangenheit umschreiben und sich neu erinnern. Oder vielleicht eine Vermischung von alten und neuen Eindruecken, woraus etwas anderes wird – weder alt noch neu. weiterlesen »