Im Mai 1989 erhielt ich den Einberufungsbefehl zur NVA. Das was dann der Ausloeser. Wir stellten sofort einen Ausreiseantrag. Mit der politischen und wirtschaftlichen Lage waren wir ja sowieso unzufrieden. Am 8. 11. 1989 hatten wir wieder einmal einen Termin bei den DDR-Behoerden. Prinzipiell ist es natuerlich moeglich auszureisen, Herr und Frau Curth. Aber Sie muessen ein paar Bedingungen erfuellen. Wir brauchen einen Nachweis darueber, dass die Telefonrechnung bezahlt ist und dass Sie keine Kohlebestellung mehr offen haben. Ausserdem muessten Sie uns bis morgen frueh um 8 Uhr neue Passfotos vorlegen.
Das war natuerlich Schikane. weiterlesen »
Als ich heute morgen nach einer stuermischen Nacht entlang der Kueste von Palanga ging, traf ich ein paar Maenner, die nicht nur gingen, sondern den Strand nach etwas absuchten. Ich dachte an die Vagabunden, die ich immer frueh morgens am Bosporus gesehen habe, die aus Versehen verlorene Schaetze von den Leuten suchten, die am Vorabend am Wasser getrunken hatten. Spaeter am Tag habe ich dannn erfahren, dass sie nach Bernsteinstuecken suchten, die das Meer mal geschluckt hat und sie jetzt an die Kueste spuckt. Mein Morgenspaziergang entlang der Kueste, der eine Zeit zum nachdenken und Reflektieren war, wird jetzt von einer Aufgabe gebranntmarkt sein; ich werde nun nach Bernstein Ausschau halten muessen, weil ich weiss, dass welcher da sein koennte. weiterlesen »
Krystian Woznicki, Ko-Gründer des Berliner Gazette Seminar und Hausphilosoph desselben, war am 6. November zu Gast auf einer Podiumsdiskussion im Rahmen der Tagung “Das verborgene Wissen der Kulturgeschichte” an der Universität Leipzig. Weitere Gäste der Podiumsdiskussion waren die Choreographin Heike Hennig, der ehemalige Leiter der Rechtsabteilung bei Bosch Bernt Graf zu Dohna, der Philosoph Konrad Liessmann und die Kulturwissenschaftlerin Inge Baxmann. weiterlesen »
Die naechste Seite im Buch der Welt war der See Plateliai, der Schauplatz von Juozas Laivys Projekt. Der See Plateliai ist der groesste See in Samogitia. Er ist ungefaehr 12 km² gross und bis zu 47 m tief. In ihm liegen sieben Inseln. Archaeologen haben die Reste von zwei Schloessern in ihm gefunden. Sie denken, dass eins vielleicht das Schloss von Koenigin Bona sein koennte.
weiterlesen »
Als wir, eine Gruppe von Reportern, in den Tagen nach dem Beben auf dem Flugplatz von Phuket landeten, merkten wir, dass wir in einer neuen Welt gelandet waren.
Das ist der erste Satz in Cordt Schnibbens Buch >Tsunami – Geschichte eines Weltbebens<[DVA, 2005]. Die erste Chronik der Flutkatastrophe im Indischen Ozean eroeffnet mit einer Beobachtung, die auch Christoph Kolumbus bei der Entdeckung des Paradieses gemacht hat. Mehr als 500 Jahre spaeter sind solche Zeilen die deutlichsten Worte dafuer, dass nach dem Tsunami nichts mehr so ist, wie es einmal war. Und dass diese Erschuetterung am besten kompensiert werden kann, indem man seine Sprachlosigkeit und die Tatsache, dass die eigenen Ordnungssysteme veraltet sind, in den Sprachgestus des Besuchers aus der so genannten alten Welt
huellt. weiterlesen »
Fredric Jamesons Essayband The Cultural Turn – Selected Writings on the Postmodern, der acht Texte von 1983 bis 1998 versammelt, ist von grossem Wert fuer alle Nachgeborenen, die gerne wissen wuerden, was sich die Grossvaeter, Onkel und Vaeter eigentlich damals gedacht haben (natuerlich auch die weiblichen Anverwandten), in jener wilden Zeit, die wir unscharf trotz allem die 80er
nennen koennen. (Auch geeignet fuer jene, die es einfach vergessen haben, weil das ganze Jahrzehnt fuer sie ein grosser Kokainkater war.) weiterlesen »
Mein erstes Aquarium entdeckte ich, als ich ein Kind war: Ich hatte eines zu Hause. Ich erinnere mich daran, dass es mich amuesierte. Ich habe eine kleine Anekdote darueber zu berichten. Mein Papagei ertrank in dem Aquarium, waehrend er die Fische beobachtete, die darin waren. Dieses Aquarium zu Hause zu behalten, machte mich danach natuerlich sehr ungluecklich. Ich war immer beeindruckt von Wasser in der Natur, Wasser, das uns beruhigen aber auch beaengstigen kann. weiterlesen »
Vom Termin her leider genau parallel zum am 31.10. stattfindenden Shiftfestival gab es im fernen Cardiff eine Veranstaltung, die aufgrund ihrer denkbar einschlaegigen Ausrichtung in meinem Radar gelandet ist: May You Live in Interesting Times – ein Festival, das sich in diesem Jahr ganz dem Thema DIY verschrieben hat. Ausgangspunkt sind dabei schon erst einmal die ueblichen Verdaechtigen, d.h. die Optionen des Selbst- und Miteinander-Taetig-Werdens, die sich ueber die technologischen Enwicklungen (Netzwerke und Software-Applikationen, Web 2.0
, Open Sorce etc pp) ergeben.
weiterlesen »
Der Fall der Mauer am 9. November 1989 bedeutete die Erfuellung von vielen persoenlichen Traeumen, die gleichzeitig – ob im Stillen oder auf der Strasse – von Millionen getraeumt wurden. Doch nicht nur der Mauerfall ist Sinnbild fuer den Willen, der so stark sein kann, dass er Grenzen ueberwindet. Jeder versuchte schon einmal ueber seinen Schatten zu springen, sich fuer einen Wandel einzusetzen, Mauern einzureissen. Deshalb fragt die Berliner Gazette ihre Autorinnen und Autoren im November: “Was und wie war Ihr persoenlicher Mauerfall?” weiterlesen »
Weihnachten 2004, ich sitze vor dem Fernseher, rechts daneben steht der Weihnachtsbaum, behangen mit schimmernden Kugeln. Draussen ist es nass und kalt, drinnen merkt man davon nichts. Meine Fuesse ruhen auf einem Boden, der beheizt wird, meine Augen folgen den Ereignissen einer Nachrichtensendung. Die anderen sind in der Kueche und backen Plaetzchen. Es ist der 26.12., der zweite Weihnachtstag, irgendwann in den Morgenstunden. weiterlesen »
Rueckblick auf letzten Sonntag: Die Wirtschaftskrise ist immer deutlicher zu spueren. Tatort: nach vier Monaten Fernsehabstinenz gesehen. Muenster. Die Geschichte so angelegt, dass man mit wenigen Schauspielern auskommt. Eigentlich sind wir doch alle irgendwie verwandt. Nicht. Alberich am besten. Frage mich gleichwohl, ob nicht der Bund Deutscher Stehgeiger gegen die Ausstrahlung vorgehen will oder der Musikrat gar. Denn wird nicht durch diesen Film nahe gelegt, dass Geiger (oder allgemein Musiker) Moerder sind. Satt Musik macht klug also: Musik macht Mord! weiterlesen »
In der Zweisamkeit liegen Frau und Mann und schweigen in die Einsamkeit hinein. Jeder in seiner eigenen Welt versunken. Sie in eine Geschichte vertieft, welche nicht ihre ist. Er schweigt und traeumt, wovon ist unklar. Verbunden sind sie durch die Stille der Wellen. Durch die Luft, die sie sich teilen, und die Sonnenstrahlen, welche auf ihre Koerper fallen. Wie in Trance liegen sie, ohne Anstrengung zu verspueren, auf dem Wasser. weiterlesen »