• Die unvereinbaren Seiten der Mobilitaetsmedaille

    Seit einiger Zeit ist Mobilitaet das Schlagwort einer Gesellschaft, die sich dem permanenten Druck der Globalisierung stellen will. Mobil muessen alle werden, die nicht als Globalisierungsverlierer enden wollen. Mobilisiert werden restlos alle Ressourcen, damit unsere Gesellschaft nicht in die Globalisierungsfalle tappt. Doch was steckt hinter diesen selbstverstaendlich gewordenen Appellen? Tom Holert und Mark Terkessidis haben beschlossen der Frage nachzugehen. Konkret: Sie haben die Mobilitaetsantipoden Tourismus und Migration gegenuebergestellt.

    Foto: Tom Holert/Mark Terkessidis

    Auf Reisen, bei ausgedehnten Recherchen in Bibliotheken und waehrend Interviews sowie Gespraeche ist ihr gemeinsames zweites Buch >Fliehkraft< entstanden. Es denkt Tourismus und Migration zusammen als zwei Seiten ein und derselben Mobilitaetsmedaille. Interessant an der bisherigen Rezeption ist: Vor allem in der Migrationsdebatte ist das Buch hellhoerig aufgenommen worden. Sturm auf die Festung Europa? Fliehkraft zeigt, dass die afrikanische Bedrohung eine hausgemachte ist.

    Und legt ferner die intrikaten Manoever des Grenzschliess- muskels offen, der immer nur unter der Hand offen ist und dann auch nur, wenn Arbeitskraefte gebraucht werden. Was das Ganze mit Tourismus zu tun hat, scheint niemanden wirklich zu interessieren. Damit wird die zentrale These des Buches belegt: In unserer Gesellschaf gelten beide Seiten der Mobilitaetsmedaille als unvereinbare Gegensaetze. Vielleicht bestaetigen die meisten Journalisten auf ihre Art einfach nur, wie sich Mobilitaet als eine so wirksame Ideologie erhalten konnte. Niemand will ihre jeweilge Kehrseite sehen.

  • Krach im Kopf

    Stell dir vor es ist Montagmorgen und du bist, ganz unboheme, auf dem Weg zur Arbeit. Und dass nachdem du am Freitag so besoffen warst, wie seit dem Abi nicht mehr (als du dir so hemmungslos die Kante geben musstest, nicht etwa wegen deines berauschenden Abis, sondern um nicht vollends vom Anblick deines schmerbaeuchigen Physiklehrers traumatisiert zu werden, dessen Blick nur noch zu hauchen vermochte: no future!) Und dieser Grad an Betrunkenheit (verursacht durch ein Giftgemisch namens Mad Dog = Wodka, Himbeersirup und Tabasco) hat dich auch erst an jenem fruehlingshaften Morgen wieder vom Zombie zum Menschen werden lassen. Stell dir das also vor. Was kannst du tun, um noch ein paar Sekunden dieses Gefuehls des Berauschtseins in die Tretmuehlenwoche zu retten? Klar, waehrend der Fahrt den MP3-Player anschmeissen (wahlweise auch iPod wenn du nichts anderes hast). Und solltest du genau in diesem Augenblick in dem Dilemma stecken: ja aber welche Mucke soll ich denn da anmachen? – dann habe ich den passenden Soundtrack parat: The Klaxons mit ihrem Album Myths of the Near Future. Ich weiss, ich weiss, die sind auch schon wieder nicht mehr der allerneueste heisse Scheiss aus UK, sondern vielleicht gerade mal noch der neueste. Wie auch immer, in einer bestimmten Situation gibt es nichts Besseres. Es wirkt!

  • Medienkunst erledigt? Antwort #3

    Medien-Kunst? Fast natuerlich erscheint es, dass sie sich in einem Dilemma befindet, ueberblendet vom Dauerrausch[en] der omnipraesenten Medialisierung der Welten. Das aesthetische und inhaltliche Provozieren und damit Evozieren von Kontroversen, Bestimmen von Diskursen faellt ihr immer schwerer, draengen die kommerziellen Medien doch jede Rezipienten-Reizschwelle staendig weiter (vom Ertraeglichen). Die wahre Provokation scheint heute in der Reduktion zu liegen, dem Mut zum still, zur Dauerschleife mit langer Weile. Doch auch hier wirkt das Feld dekliniert: Haben nicht Ikonen wie Bruce Nauman die Geduld des Zusehers schon vollstaendig – und im positivsten Sinne – ausgereizt?

    Bild: Norbert Bayer

    Vielleicht kann eine Zukunft medialer Kunst im Neubesinnen auf Inhalte liegen, auf eine Intermedialitaet, die herkoemmlichen, bescheideneren Medien, wie zum Beispiel Text, neue Dialog-Mittel eroeffnet. Einem neuen Medien-Kunst-Projekt staende der Versuch gut zu Gesicht McLuhan widerlegen zu wollen, das Vordergruendige, die Oberflaeche, das selbstreferentielle Auto-Erzaehlen abzustreifen und die Kanaele wieder staerker fuer die eigentlichen Botschaften zu oeffnen. Eine solche Verfeinerung und Selbstbeschraenkung haette, meiner Meinung nach, die Konsequenz, dass Medien als Medien wieder Reiz-voller, durch ihr Zuruecktreten mittelbarer werden und damit wieder wesentlicher auf sich verweisen. Der teilweise kunstvolle Verzicht der Medien auf sich selbst waere noch einmal eine neue Provokation

  • Medienkunst erledigt? Antwort #2

    Medienkunst ist das Produkt eines Vermittlungszusammen- hangs. Die Legitimation ihres Diskurses wird aus der Problematik der technischen Medien selbst abgeleitet. Sie ist das Produkt einer institutionellen und administrativen Bedarfsituation bei der Einfuehrung neuer Technologien: (Modernisierungsdruck, Folgen fuer die Gesellschaft, Adaption des Kulturbetriebs.) Medienkunst hat die Funktion, den Prozess der Kulturalisierung durch die Medien zu regulieren, gleichzeitig technisch-oekonomisch zu beschleunigen und inhaltlich zu verlangsamen oder zumindest zu kanalisieren.

    Bild: Norbert Bayer

    Es geht also um Repraesentation und den Machtanspruch traditioneller Kulturinstitutionen bei der Konstruktion von Relevanz und Wissen bestehende Strukturen zu unterstuetzen. Medienkunst ist also das Produkt eines Strukturkonservatisismus. Medienkunst verbindet oft nicht konkurrenzfaehige Ideen und Methoden mit einem unhinterfragbaren technolgischen Determinismus. Es ist ein nachweisbarer Attraktor fuer schlechte Kunst – siehe dazu etwa die transmediale-Ausstellungen ueber mehrere Jahre hinweg, mit durchweg im weiteren Kunstbetrieb weitgehend irrelevanter Auswahl aber doch vielen Bezuegen zum etablierten Galeriekunstbetrieb. Medienkunst ist das Produkt eines Interfacephaenomens zwischen einer technischen Avantgarde und einer nachfolgenden technischen Massenkultur.

    Wurde das jeweilige Medium eingefuehrt, gibt es keinen utopischen, dystopischen oder spekulativen Mehrwert zu vermitteln und der jeweilige Medienkunst-Subdiskurs verschwindet (free wireless, piracy, net.art, cd-roms, digitaler Videoschnitt). Ebenso wie Medienkunst gibt es Medientheorie, und Medienjournalismus mit kurzer Halbwertszeit. Wurde der Vermittlungsauftrag erfuellt, loest sich der Legitimationsanspruch auf und es wird auf das naechste kommende Medium verwiesen. Medienkunst soweit sie institutionell organisiert ist, operiert opportunistisch und dennoch medienkritisch. Kritik ist das Feigenblatt ihrer institutitonellen Legitimation. Das Thema der Institutionskritik, und weitere Methoden der 1990er kamen bisher nur Bruchstueckhaft an. Net.art z.B. war davon inspiriert.

  • Provinz Soul#6: Treibmuell

    Der Sand ist hell. Fast weiss. Er gibt angenehm nach unter den Fuessen. Langsam schmiegt sich kuehles, klares Meereswasser an ihn. Je weiter sich das Meer erstreckt – meereinwaerts sozusagen – desto blauer wird es. Obwohl blau nicht den richtigen Klang hat, um diese Farbe zu beschreiben. Nein, das hier ist azur (mit einem schoen gelispelten Z und einem gerollten R). Es ist Maerz und die Putzkolonnen haben die Straende Kroatiens noch nicht von dem Muell befreit, den der Winterwind, die Bura, angeweht hat. Fein saeuberlich aufgereiht liegen am Strand mit dem klarsten Wasser und dem weissesten Sand alte Bierkaesten, vereinzelte Badelatschen, Wasserflaschen, Badehosen, kaputte Kinderschuhe, benutzte Kondome und Vieles mehr. Die Muellstuecke glaenzen unter der Sonne in wahnsinnigen Farben. Waehrend sich an anderen Straenden Treibholz ansammelt, findet man hier Treibmuell. Er erzaehlt die Strandgeschichten des letzten Sommers. Hier haben Menschen gefeiert, getrunken, sich mit Sonnenoel eingecremt, versteckt am Waldrand Out-Door-Sex gehabt. Familien haben beim eiligen Aufraeumen einzelne Kinderschuhe liegenlassen. Bald werden die ganzen Muellstuecke aufgesammelt, der Strand gesaeubert fuer neue Besucher, fuer neue Geschichten.

  • Thai-Lessons#3

    Auf Reisen in Thailand triffst du ziemlich viele Leute. Es kann etwa passieren, dass du den gleichen Leuten, mit Lonely Planet-Guide und Sonnenbrille ausgeruestet, an verschiedenen Orten immer wieder begegnest. Abgesehen davon solltest du dich darauf einstellen, viele Australier zu treffen. Fuer die ist Thailand quasi so was wie Mallorca fuer die Deutschen – also zumindest entfernungstechnisch. Dann gibt es noch viele amerikanische Paerchen und alleinreisende College-Girls. Und Unmengen von Schweden (ich habe keine Ahnung warum). Die Briten kommen wahrscheinlich nach Thailand wegen ihres imperialistischen Gemuets, weil die Thais auch auf der linken Seite fahren und weil Alkohol so unglaublich guenstig ist (obwohl der letzte Punkt wahrscheinlich auf alle Touristen zutrifft).

    Dann waeren da noch Schweizer. Sie reisen einfach gern durch ganz Asien mit der transsibirischen Eisenbahn – Endstation Thailand. Ein paar Deutsche gibt es noch, Franzosen und Russen mit vielen Klunkern aber keine Polen – bis auf mich, versteht sich. Unter den Amerikanern traf ich eine Alleinreisende, wie sie ihren Status selbst beschrieb. Sie hiess Cathleen, wollte aber Cat genannt werden. Cat brachte es fertig, mir ihre Lebensgeschichte in nur 15 Minuten zu erzaehlen, ohne auch nur meinen Namen zu kennen. Ihr Freund, ein grossartiger schottischer Gentleman, hatte ihr eine Woche zuvor einen Antrag gemacht.

    Und er ist so niedlich, meinte sie, wie alle europaeischen Maenner, irgendwie anders und suess und und und. Aber sie wusste einfach nicht, ob sie Ja sagen sollte. Klar der Typ war suess und alles, aber war sie wirklich schon bereit sich zu binden? Deshalb hatte sie sich sicherheitshalber erstmal in die Maschine nach Thailand gesetzt, um zu sich selbst zu finden. Das Rueckflugticket war offen, vielleicht wollte sie ja laenger bleiben. Ausserdem offenbarte sie mir noch, dass sie eine Protein-Diaet und Yoga machte und erst 27 Jahre alt war. Sie beendete unsere Unterhaltung ziemlich abrupt, als mein englischer Freund zu uns stiess, ein gutaussehender Europaeer…

  • Kulturtreter

    Ich selbst trage fuer mein Leben gerne Turnschuhe, habe aber noch nie ein Paar von Puma, Nike oder adidas besessen. Wahrscheinlich liegt es daran, dass ich keinen Wert auf Markenklamotten lege, mir die Schuhe einfach zu teuer sind oder ich immer an diese Sprueche aus meiner Kindheit denken muss: adidas macht Hosen nass oder alle deutschen Idioten denken an Sex (=adidas) und dann noch oben drauf: Papa und Mama auch (=Puma). Die Namen dieser Marken praegen mich also schon seit fruehester Kindheit und auch wenn ich nur no-name-Produkte trage, so muss ich eingestehen, dass adidas und Co. die ersten waren, die ihn produziert haben: den bequemsten Schuh der Welt: den Sneaker.

    Bild: Brian Jungen

    Ebensowenig kann und will ich leugnen, dass der Marken-Turnschuh einen entscheidenden Einfluss auf unsere westliche Kultur hat. Der Swoosh von Nike, die Raubkatze von Puma oder auch die drei Streifen von adidas, gelten als Prestigeobjekte und dass nicht erst seit Run-DMC. All das ist einem aufmerksamen Beobachter seiner Umwelt gewissermassen klar – auch wenn er selbst weder adidas noch Nike an den Fuessen hat. Noch klarer werden die Dinge durch das Lesen eines Buches, das der Medienforscher Christoph Bieber geschrieben hat: >Sneaker Story<. Es eroeffnet einem einen ganz neuen Blick auf diese Kulturtreter.

    Christoph Bieber erzaehlt die Geschichte des Turnschuhs. Das Buch ist jedoch keineswegs eine Biografie des Sneakers an sich, sondern viel eher die Chronik des Konkurrenzkampfes der groessten Turnschuh-Globalplayer. So wird die Geschichte der Globalisierung aus dem Blickwinkel der zwei groessten Sportartikelhersteller erzaehlt, adidas und Nike. Bieber deckt dabei interessamte Zusammenhaenge auf. In detailreicher Lektuere erfaehrt man zum Beispiel, wie die Marke Puma entstand. Ebenso versorgt einen das Buch auch mit marktwirtschaftlichem Hintergruendwissen, zum Beispiel ueber die Uebernahme des franzoesischen Sportartikelherstellers Salomon S.A. durch adidas. Man erkennt wie verstrickt die Markenwelt ist.

  • Koyaanisqatsi

    Mein Leben spielt sich zwischen Europa, den USA and Lateinamerika ab. Die Kontraste zwischen den drei Welten lassen sich folgendermassen skizzieren: In den USA, selbst in Expertenkreisen lateinamerikanischer Kultur, erlebe ich groesste Gleichgueltigkeit, Desinteresse und manchmal auch Zynismus gegenueber der tragischen Geschichte Suedamerikas. Ueber Kolonialismus darf man nicht diskutieren. Ueber die innerlich und aeusserlich unterminierte lateinamerikanische Souveraenitaet im 19. wie im 20. Jahrhundert kann man nicht reden. Selbst ueber besondere Aspekte in Literatur und Kunst, sagen wir die Einsicht in die geistigen, kosmologischen und sozialen Dramen der literarischen Welt eines Juan Rulfos, Jose Maria Arguedas oder Joao Guimaraes Rosa wird eigentlich nicht gesprochen. weiterlesen »

  • Sunday Falling

    Ich denke, also bin ich., die zentrale cartesianische Erkenntnis wird jeden Sonntagnachmittag in den Gruenanlagen Berlins um eine mobile Dimension erweitert. Dann heisst es: Ich laufe, also denke ich. Der Zusammenhang zwischen Spazierengehen, Laufen im Allgemeinen, und Denken ist schon in der Antike bekannt: Die Wandelgaenge in der Schule Platons fuehrten zu einem schreitenden Philosophieren, das es erlaubte den Geist in freier Reflexion schweifen zu lassen. Bei Rousseau und spaeter bei Baudelaire werden die Erinnerungssequenzen des Gehenden mit seiner Phantasie und seiner sinnlichen Wahrnehmung der begangenen Orte verbunden. weiterlesen »

  • Warten auf den Krankenwagen

    Kiezbericht Neukoelln – ob ich einen solchen Text als Reportage schreiben koennte? Vielleicht haette das neue Stadtmagazin ja Interesse, sagte ein Bekannter. Das war Donnerstag abend. Ich dachte an die Kommunisten Strasse, die Soliparty-Kneipe um die Ecke. Eine Neuentdeckung, die ich so liebe, weil Leute mit normalen Klamotten immer gleich gemustert werden, als seien sie die schlimmsten Kapitalisten. An die Neukoellner Buergerstiftung, die sich letztes Jahr gegruendet hat, und die Lebensqualitaet im Kiez verbessern will. Lebensqualitaet bedeutet in Neukoelln auch, zu jeder Tagesszeit ungeschminkt durch die Strassen laufen zu koennen, ohne aufzufallen. Auch ins Programmkino, denn dort ist man ohnehin fast alleine.

    Leider sind viele Nachbarn traurige Gestalten. Schon frueh morgens legen sie bei Edeka Toastbrot und Jaegermeister auf’s Band. Aber es gibt auch die alte Dame mit dem Dackel. Sie hat die Sueddeutsche abonniert. Oder das hilfsbereite Ehepaar von gegenueber, dessen 80-Kilo-Hunde Tequila 1 und Tequila 2 heissen. Die Hoelle, das sind die anderen. Was ich Donnerstag abend verdraengt hatte, war der Muellberg vom Vormittag. Eine kleine Halde im Hof, ich verzichte auf eine Beschreibung der Gerueche. Die Hausverwaltung bestellte die Muellabfuhr.

    Karfreitag rueckte dann die Feuerwehr an, eine brennende Muelltonne. Die christlichen Feiertage werden hier im Kiez also also ernst genommen – ein Tag vor Weihnachten hatte die Laterne vor meinem Fenster in Flammen gestanden. Samstag kam das Technische Hilfswerk. Maenner mit Helmen und dicken Westen, bewaffnet mit Aexten. Sie machten sich im Hinterhaus zu schaffen. Die Muellabfuhr, die Feuerwehr plus Polizei, das technische Hilfswerk plus Polizei, dann heisst es nur noch warten auf den Krankenwagen, meinte meine Mitbewohnerin. Der Osterspaziergang am Sonntag musste daher leider doch ausfallen.

  • Medienkunst erledigt? Antwort #1

    Was ist nur los mit der Medienkunst? Keiner weiss, was das eigentlich ist, und doch wird sie zumindest einmal jaehrlich zu Grabe getragen, und zwar dann, wenn in Berlin die Transmediale gerade mal wieder ihre Tore geschlossen hat. Da stellt sich zum x-ten Male die Frage, wie Medienkunst ueberhaupt definiert wird, wenn einer lokalen Veranstaltung unterstellt werden kann, sie koenne existenziellen Einfluss auf ein globales Phaenomen ausueben, welches den Namen Medienkunst traegt. Die Fragestellung ist weder schmeichelhaft fuer die Medienkunst, noch die Transmediale als deren Totengraeber. Es wirkt reichlich laecherlich, wenn man betrachtet, was waehrend des Festivals als Medienkunst praesentiert worden sein soll.

    Bild: Norbert Bayer

    Als Festival digitaler Kultur ist die Veranstaltung genau dem Massenphaenomen der Mittelmaessigkeit und Beliebigkeit verpflichtet, dabei steht das Festival nicht allein da, sondern findet sich in einer Reihe von Veranstaltungen aehnlicher Art weltweit wieder, insofern ist niemandem etwas vorzuwerfen. Welches Festival man auch immer besucht, das haarstraeubende Mittelmass ist in der praesentierten Massierung in der Tat toedlich, und vielleicht haben diese Art von Veranstaltungen in der Tat einen schaedlichen, ja zerstoererischen Einfluss auf die Wahrnehmung von Kunst bzw Medienkunst, auch weil der Begriff, fast beschwoerend, bis zum geht nicht mehr, ausgeschlachtet wird. Leidtragende sind all diejenigen, die sich ernsthaft mit dem Genre befassen oder sich gar kuenstlerischen Exzellenz verpflichtet fuehlen.

    Sie haben auf solchen Veranstaltungen keinen Platz, und falls doch einer mal dabei sein sollte, geht er in dem undefinierbaren Einheitsbrei sang- und klanglos unter. Dasselbe gilt fuer die zahlreichen Veranstaltungen, die im Rahmenprogramm irgendwo stattfinden. Da stellt sich schon die Frage nach dem Sinn, wenn eine solche Veranstaltung im Sinne der Sache eher kontraproduktiv wirkt und Mittelmass foerdert, anstatt zu besonderen Leistungen zu motivieren oder Schaufenster dessen zu sein. Vielleicht liegt das ja aber im Trend des Publikumsgeschmacks oder bestimmter Ideologien. Vielleicht sollte man dann aber auch darauf verzichten, den Begriff Kunst weiter zu strapazieren.

  • Zack, Zack, Zack

    Wuerde jemand Paul Virilio oder Vilem Flusser, die Theorie-Grossvaeter der neusten Generation frischgebackener Medienwissenschaftler zum Thema Zeit befragen, so wuerde der Erste sowas wie Ach! Alles wird mir zu schnell sagen. Der Zweite, dessen Archiv nun von Koeln nach Berlin gezogen ist, wuerde vielleicht meinen, dass die Geschichte am Ende sei und wir im Nulldimensionalen angelangt sind. weiterlesen »