Ilana Yahav: You´ve got a friend

Die Sonne geht auf über der leicht ansteigenden Landschaft. Der dunkle Sand endet am Fuß eines hellen Gebirges. Ein Baum wirft seinen Schatten in das sengende Licht der Sonne. Wie Ikarus fliegen zwei Vögel ihrem Strahlenkranz entgegen. Zwei weitere Bäume stehen plötzlich in einer Richtung, in die sich parallel ein Pfad wie eine Schlange windet. Ein Mensch steht wie ein Engel gebeugt am Wegesrand. Plötzlich bewölkt sich der Himmel. Obwohl weiß, legen sich düstere Wolken über das Land. Es blitzt und donnert, doch eine schützende Hand reicht dem engelgleichen Menschen einen Regenschirm so hell wie die Wolken. Er braucht ihn, denn es regnet Bindfäden. Doch plötzlich verschwindet Mensch und Himmel und ein Baum mit dickem Stamm und mächtigem Laubwerk wächst aus der Erde wie der Baum der Erkenntnis im Paradies. Große Früchte hängen an seinen Ästen. Die Natur schenkt dem Menschen mit großzügig gebender Hand die Frucht des Lebens. Zwei Hände, eine Hand die sät, eine die erntet. Nur wer gibt, kann auch empfangen. Das Gemeinsame ist die Brücke, die alles Trennende verbindet.
Das alles träumt ein junges persisches Mädchen aus dem Morgenland vor langer Zeit. Ihr Gesicht ruht schlafend auf ihren Händen. Es  strahlt vor Schönheit und wird umrahmt von ihrem langen, wellenförmigen Haar. Sie träumt mit ihrem jungen, zarten Gesicht. Im Traum aber bedrückt sie ihre Einsamkeit und eine einzelne salzige Träne fließt wie ein Meerestropfen aus einem ihrer Augen. Da erscheint das wissende Gesicht ihrer Freundin, der Prinzessin Azar und die Träne verschwindet in ihrer sich immer üppiger kräuselnden Haarpracht.
Prinzessin Azar “würde in jedes Schweigen lauschen, sie hörte das Gras wachsen und den Tee kochen und das Licht fallen.” *
Leise flüstert Azar der Aufwachenden ins Ohr: “Du hast eine Freundin!”

(Ich danke Iris Nebel für die Anregung und *Melusine Barby für das Zitat am Ende. Der kurze Text wurde spontan innerhalb von 10 Minuten beim unmittelbaren Betrachten des Videos geschrieben)