Archiv für die Kategorie 'Sozialwissenschaften'

Der Untergang des Römischen Reiches

Freitag, 19. Juni 2015

Inauguralvorlesung durch Dr. Reinhard Pitsch im Rahmen der Volksakademie

„Der Untergang des römischen Reiches – marxistische Analysen“

Ort: Hägelingasse 7, 1140 Wien (Garteneingang), U3 Hütteldorferstr. Ausgang Feilplatz, S45 Breitensee

Zeit: 23.6.2015; Beginn: 19 Uhr c.t.

In letzter Zeit häufen sich zumeist konservative Publikationen, in denen Parallelen, sowohl von der „Krise der römischen Republik“ vor Cäsar als auch vom Ende des römischen Imperiums, zur Gegenwart gezogen werden.

Im Vortrag werden, ausgehend von als „opera maxima“ zu sehender Werke von Alexander Demandt und G.E.M. de Ste Croix, sich als marxistisch verstehende Erklärungsversuche vorgestellt. Der „longue durée“ Braudels folgend, wird durch zwei Längsschnitte die Problematik sowohl einer „Geschichte von unten“ (klassenanalytisch) als auch einer „von oben“ (ikonographisch) dargestellt werden. Damals zeitgenössische Wahrnehmungen und Deutungen werden kontrastiert. Bezüge zur Aktualität sind zufällig und nicht intendiert.

Die „Volksakademie“ versteht sich, in Analogie zu den emanzipatorischen Intentionen der Bildungsaktivitäten der Arbeiterbewegung zwischen den Weltkriegen, als Initiative aus dem Volk für das Volk. Die „Volksakademie“ bietet, im Rahmen von Vorträgen, Seminaren und Diskussionen, reflexiven Raum als Platz für Informationen und Argumente, unabhängig von hegemonialen politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Kräften und akademischen Institutionen.

Geoffrey Ernest Maurice de Ste. Croix 1910–2000:

Oodcast: The class struggle in the Ancient Greek world – G. E. M. de Ste. Croix

Ich bin ein Kind und ich habe Rechte

Sonntag, 1. März 2015

Ich bin ein Kind und ich habe Rechte „Seit nunmehr 25 Jahren wird jedes Kind mit umfassenden Rechten geboren. All diese Rechte sind in der UN-Kinderrechtskonvention festgeschrieben – einem Vertrag, den alle Staaten der Welt ratifiziert haben – mit Ausnahme der USA und Südsudan. Durch die Ratifizierung haben sich die Staaten verpflichtet, die Rechte von Kindern zu achten und für ihre Einhaltung zu sorgen.“

In dem vom NordSüd Verlag und dem Kinderhilfswerk UNICEF veröffentlichten Buch „Ich bin ein Kind und ich habe Rechte“ werden die wichtigsten der insgesamt 54 Kinderrechte vorgestellt.

Autor: Alain Serres, Illustration: Aurélia Fronty, Ich bin ein Kind und ich habe Rechte.. NordSüd Verlag, 40 Seiten Gebunden, ISBN: 978-3-314-10174-8, 17,50 €, ab 4/5 Jahre.

Pro Jahr erleben rund 6,3 Millionen Mädchen und Buben ihren fünften Geburtstag nicht, weil es unter anderem an Medikamenten und sauberem Trinkwasser fehlt.

57 Millionen Kinder im Schulalter haben keine Möglichkeit die Schule zu besuchen.
Kinderarbeit gehört in vielen Regionen de Welt immer noch zum Alltag. 168 Millionen Mädchen und Buben müssen unter ausbeuterischen Bedingungen arbeiten. Und nur fünf Prozent aller Kinder leben in Ländern, in denen jede Gewalt gegen Kinder verboten ist.

„Auch in den wohlhabenden Industrieländern gibt es Herausforderungen. Hier wachsen 76,5 Millionen Kinder in relativer Armut auf – 2,6 Millionen mehr als noch 2008. Die Finanzkrise hat die Kinder härter getroffen als die ältere Generation: In fast allen europäischen Ländern ist die Armutsrate bei Kindern schneller angestiegen – oder langsamer zurückgegangen – als bei älteren Menschen.“

Aktuelle Studien und Berichte – unicef Österreich

Ich bin eine kämpferische Sprachfeministin

Sonntag, 20. Juli 2014

Herzlichen Dank an Michael Karjalainen-Dräger, der dem „Duftenden Doppelpunkt“ den Beitrag „Ich bin eine kämpferische Sprachfeministin“ aus seinem Blog „MEIN SENF ZU ALLEM“ zur Verfügung gestellt hat.

Die Minister sollen, so die Forderung, „dem Wildwuchs durch das sprachliche ,Gendern‘“ Einhalt gebieten. „Ein minimaler Prozentsatz kämpferischer Sprachfeministinnen darf nicht länger der nahezu 90-prozentigen Mehrheit der Staatsbürger ihren Willen aufzwingen“, sagen die Unterzeichner. Sie sehen darin einen Widerspruch zur Demokratie. „Was die Mehrheit der Sprachteilhaber als richtig empfindet, wird als Regelfall angesehen. Wo immer im Laufe der Geschichte versucht wurde, in diesen Prozess regulierend einzugreifen, hatten wir es mit diktatorischen Regimen zu tun.“

Jetzt ist das auch klar: Ich bin eine kämpferische Sprachfeministin – mit kleinem „i“. Damit habe ich in einem Satz mein Geschlecht gewechselt. Frage ich mich aber, ob es mein soziales oder mein körperliches Geschlecht ist. Denn je näher ich darüber nachdenke, desto verwirrender und unlogischer sind die Ansätze und Aussagen der rund 800 Kämpfer gegen das Binnen-I, die eine Rückkehr zur sprachlichen Normalität fordern.

Da befremdet mich erst einmal, dass extra betont werden muss, dass mehr als die Hälfte der Unterzeichner (männliche Form) weiblich sind. Als Aushängeschild hat sich Chris Lohner zur Verfügung gestellt. Bei den Herren der Schöpfung sind es aber wesentlich mehr Promis (Lissmann, Taschner, Mayer, Schröder, Sick).

Dann wird versucht die gendersensible Sprache als Ausdruck eines diktatorischen Regimes darzustellen, weil sie gegen den Willen von angeblich 90 Prozent der Staatsbürger (wieder nur männliche Form) sei.

Weiters wird auch jeder (und nicht nur jede), der für das sprachliche Gendern eintritt, als der 10-prozentigen Minderheit der kämpferischen Sprachfeministinnen zugehörig dargestellt. Hier ergeben sich zumindest zwei Fragen, nämlich diese nach dem Umgang mit Minderheiten in einer Gesellschaft und jene nach der Verweiblichung von geschlechtersensiblen Männern. Soll ich das jetzt als Diskriminierung verstehen? Ich tue es nicht, es ist mir eine Ehre, dazugerechnet zu werden. Dennoch nehme ich für mich in Anspruch, dass ich ein Feminist bin und keine Feministin.

Angeführt wird auch, dass diese Formulierungen die gewachsene Struktur der Sprache zerstören und den Grundregeln der Sprache widersprechen. Gefordert wird daher nichts geringeres als die Eliminierung derselben aus dem Sprachgebrauch. Was für ein starkes, männliches Wort! Ich bin beeindruckt von der mangelnden sprachlichen Sensibilität meiner Geschlechtsgenossen.

Abschließend wird der ÖNORM-Entwurf zur geschlechtergerechten Sprache als Lösung angeführt. Dieser schlägt vor beide Geschlechter getrennt und vollständig anzuführen. Das ist ja seit dem Gendern auch schon möglich, davor allerdings war bloß die männliche Formulierung normal, es gab für viele Begriffe keine weibliche Form.

Was ist also mit der von den Proponenten und Proponentinnen Rückkehr zur Normalität tatsächlich gemeint?

Betrachten wir es trotz all der Schärfe, die in der Art und Weise, wie das Anliegen kolportiert wird, liegen mal mit großer Milde: ein Thema, dass sich mit dem Sommer im Herbst verziehen wird. Die dahinterliegenden Motive jener Unterzeichnenden aber halte ich für potentiell gefährlich. Daher wird man weiter auf sie achten müssen.

Weiterführende Links:

Offener Brief zum Thema „Sprachliche Gleichbehandlung“

„Geschlechtergerechter Sprachgebrauch Empfehlungen und Tipps“ – ein kurze Zusammenfassung auf der Site des Bundeskanzleramtes

„Reaktionärer Backlash“ – ein Beitrag über den politisch-ideologischen Hintergrund in Zusammenhang mit dem Thema gendergerechte Sprache auf der Site „stoppt die rechten“

Severin Groebner: In diesem Sommerloch steckt ein großes „I“ – eine kabarettistische Annäherung an das Thema

Arbeiter-Kind.at und die SozialMarie

Freitag, 1. März 2013

Die SozialMarie wird seit 2005 jährlich vergeben. Der Preis soll die Vernetzung von Sozialprojekten fördern und die Diskussion zum Thema soziale Innovation vorantreiben.

Jährlich werden 15 Projekte ausgewählt. Insgesamt wird ein Preisgeld von 42.000 Euro vergeben. In den vergangenen 8 Jahren wurden 120 Projekte ausgezeichnet.

Zur Teilnahme eingeladen sind Initiativen aus ganz Österreich, ganz Ungarn und ganz Tschechien. Für Deutschland, Kroatien, Polen, die Slowakei und Slowenien gilt ein 300 km Radius um Wien.

Die Preisverleihung der SozialMarie 2013 findet am 1. Mai im ORF-Radiokulturhaus statt.

Publikumspreis

Im Rahmen eines Publikumsvotings können Sie bis 25. März 2013 insgesamt drei Projekte auswählen.

Wir laden Sie ein, unter den österreichischen Projekten für „Arbeiter.Kind.at“ zu voten.

Die Initiative Arbeiter-Kind.at unterstützt informierend und motivierend SchülerInnen und Studierende aus nicht-akademischen Familien auf ihrem Weg zum und durch das Studium.

Richard Zach 1919-1943

Mittwoch, 19. Dezember 2012

Ein kurzes Leben, ein Leben im Widerstand gegen den Nationalsozialismus, beendet durch das Fallbeil in Berlin-Brandenburg. Er wäre fast vergessen worden, der Lehrer und Dichter aus der Steiermark, Richard Zach.

Aber nur fast, denn die AutorInnen der TARANTEL wollen 2013 anlässlich seines siebzigsten Todestages das schmale Werk Richard Zachs dem Vergessen entreißen.

Den Beginn der Erinnerungsveranstaltungen macht Werner Lang mit Texten von Richard Zach.

Wann: 10. Jänner 2013 um 19 Uhr
Wo: Werkl im Goethehof Schüttaustraße 1, 1220 Wien

Über Richard Zachs literarisches Schaffen.

Zeitungen der KPÖ veröffentlichten von Zeit zu Zeit seine Gedichte, die er auf winzigen Kassibern aus der Todeszelle schmuggeln konnte.

Aus dem letzten Gedicht vor seiner Hinrichtung:

Was soll ich um mein Leben rechten,
ich hab gewagt, hab nicht gefragt,
ob‘s gut ist, was man alles hat
und ob die Taten Zinsen brächten …

Es war die Redaktion FREIBORD, die um 1980 erstmals (in kleiner Auflage und daher längst vergriffen) ein Buch herausgab, in dem Zachs Texte publiziert wurden: ZELLENGEDICHTE.

Es dauerte noch viele Jahre, bis eine ernsthafte Forschung zu Richard Zach begann und Christian Hawle 1993 in der „Bibliothek der Provinz“ die Kassibertexte „Die schönen Worte fallen welk und fremd“ herausgab.

Novemberpogrome 1938 – 2012

Mittwoch, 7. November 2012

Reichskristallnacht oder Novemberpogrome?

Ursprünglich wurden mit dem Wort Pogrom Übergriffe gegen Minderheiten im zaristischen Russland bezeichnet. Nach den dortigen antijüdischen Pogromen von 1881 – 1883 wurde Pogrom international nur mehr im Zusammenhang mit Juden und Jüdinnen verwendet. In den letzten Jahrzehnten erlebte der Begriff eine Bedeutungserweiterung und steht heute für kollektive Gewaltaktionen gegen Minderheiten.

Wer das Wort Reichskristallnacht „kreierte“, ist heute nicht mehr nachvollziehbar. Man kann aber davon ausgehen, dass der Begriff aus dem Berliner Volksmund stammt und auf die Scherben der zerschlagenen Fenster und Auslagen anspielt. Möglicherweise war die Wortschöpfung Reichskristallnacht zuerst eine verklausulierte Form des Protestes, eine Art ohnmächtiger Sarkasmus der GegnerInnen des Nationalsozialismus.

Die NationalsozialistInnen nannte die Deportation und Ermordung der Juden und Jüdinnen anfänglich weder Pogrom noch Reichskristallnacht, sondern, wie man aus dem Betreff des Befehlsschreibens von Reinhard Heydrich, Leiter der Sicherheitspolizei und des SD, entnehmen kann: „Maßnahmen gegen Juden“.1

Der Begriff Reichskristallnacht wurde allerdings von den NationalsozialistInnen rasch vereinnahmt. So meinte Wilhelm Börger, Ministerialdirektor im Reichsarbeitsministerium, im Juni 1939 auf dem Gautag der NSDAP in Lüneburg: „ … sehen Sie, die Sache geht als Reichskristallnacht in die Geschichte ein (Beifall, Gelächter) …“2

Der Politologe Harald Schmid weist in seinem Beitrag „Sprachstreit im Novemberland“ auf die der Bezeichnung Reichskristallnacht innewohnende Dialektik hin: „Doch das Wort bleibt auch ein nützlicher sprachlicher Stolperstein. Denn die scheinbar bloß etymologische und semantische Kontroverse führt geradewegs zum Gespräch über die ganze NS-Vergangenheit, den kritischen Umgang mit ihr und das Bemühen um moralische Genauigkeit – auch in der heutigen Benennung politischer Verbrechen.“

Geschichte der Novemberpogrome

Herschel Grynszpan schoss in Paris am 7. November 1938 auf den deutschen Diplomaten Ernst vom Rath. Dieser erlag zwei Tage später seinen Verletzungen. Propagandaminister Joseph Goebbels initiierte daraufhin im gesamten Deutschen Reich in der Nacht vom 9. auf den 10. November eine „spontane“ Vergeltungsmaßnahme in Form eines gegen die jüdische Bevölkerung gerichteten Pogroms. Bekannt wurde es unter dem Namen Reichskristallnacht.

In den aus heutiger Sicht besser als Novemberpogrome bezeichneten Ereignissen, wurden alleine in Österreich in der Nacht vom 9. auf den 10. November 30 Juden / Jüdinnen getötet, 7.800 verhaftet und aus Wien rund 4.000 ins Konzentrationslager Dachau deportiert.

Im gesamten Deutschen Reich wurden vom 7. bis 13. November 1938 etwa 400 Menschen ermordet. Ungefähr 30.000 Juden und Jüdinnen wurden in Konzentrationslager verschleppt. Dort wurden nochmals Hunderte ermordet oder starben an den Folgen der Haft. Fast alle Synagogen – etwa 1.400 – und viele jüdische Friedhöfe in Deutschland und Österreich wurden zerstört.

Die Novemberpogrome stellen den Übergang von der Diskriminierung und Ausgrenzung der Juden / Jüdinnen seit 1933 zur systematischen Verfolgung dar. Nicht einmal drei Jahre später münden die Verbrechen der NationalsozialistInnen in den Holocaust.

„Kommt alle, von Treblinka, Auschwitz, Belzec, von Ponar
Von Sobibor, mit aufgerissnen Augen kommt, macht los!
Ich will, daß Euer stummes Schrein zu einem Schrei erstarrt
Im Schlamm, im Sumpf versunken und in faulem Moos.“

Jizchak Katzenelson: „Großer Gesang vom ausgerotteten jüdischen Volk“

1 Fernschreiben vom 10.11.38, NS-Archiv. Dokumente zum Nationalsozialismus.
2 Roller, Walter (Zusammenstellung und Bearbeitung) & Höschel, Susanne (Mitwirkung): Judenverfolgung und jüdisches Leben unter den Bedingungen der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Tondokumente und Rundfunksendungen 1930–1946. Verlag für Berlin-Brandenburg 1996, S. 154.

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Kinderarbeit

Dienstag, 31. Juli 2012

Warum kommt mir nach dem Konsum des Videos „Lasst Kinder arbeiten!“ von Michael Hart, einem Absolventen der London School of Economics und der Columbia-Universität, der Begriff „intellektuelle Verkommenheit“ in den Sinn?
Ob dies etwas damit zu tun hat, dass der Autor unverblümt die „Erwerbstätigkeit von Minderjährigen“ fordert und uns so die Fratze des Neoliberalismus auf Standard.at so klar und unverhüllt präsentiert?

Unter „Erwerbstätigkeit von Minderjährigen“ versteht Herr Hart offensichtlich vor allem Kinderarbeit in den Ländern des Südens. „Sie kann einen wichtigen Beitrag zum Selbst- oder Familienerhalt darstellen und auch der Selbstfindung und Sinnstiftung dienen.“
Er fordert, die Bedürfnisse der betroffenen Kinder und deren Familien und nicht die moralischen Prioritäten (Ablehnung der Kinderarbeit) gesättigter Konsumenten in den Industrienationen in den Mittelpunkt der Überlegungen zu stellen. Daher ist Kinderarbeit aus seiner Sicht keinesfalls abzuschaffen. Er gesteht den Kindern allerdings Bedingungen zu, die ihnen ein „menschenwürdiges und sinnvolles Arbeiten“ ermöglichen. Er will sie ja nicht dem „Abgleiten in die Kriminalität und Schutzlosigkeit“ aussetzen.

Nach Schätzungen der IAO (Internationale Arbeitsorganisation) arbeiten in der Altersgruppe fünf bis 17 Jahre weltweit 215 Millionen Kinder. 176 Millionen von ihnen befinden sich in der Altersgruppe zwischen fünf und vierzehn Jahren.
Hungerlöhne, ungerechte Landverteilung, Arbeitslosigkeit und Verschuldung der Familien bilden die Ursachen für Kinderarbeit.

Die Idee, dass Kinder im 21. Jh. auf der ganzen Welt ein Recht auf Bildung und die Eltern ein Recht auf menschenwürdige Arbeitsbedingungen und ausreichende Entlohnung haben, kommt Herrn Rat scheinbar nicht. Er verschließt die Augen vor dem Offensichtlichen: Kinderarbeit verhindert den (erfolgreichen) Schulbesuch und „schafft“ eine Lebensperspektive als Tagelöhner. Kinderarbeit ist auch 2012 für das Überleben vieler Familien erforderlich, gleichzeitig wird durch sie die Armut über die Generationen perpetuiert.

Für uns WählerInnen und KonsumentInnen gilt es, diesen Kreislauf zu durchbrechen, im Rahmen unserer Möglichkeiten einen Beitrag für eine solidarische Welt zu leisten und Politik bzw. Ökonomie zu verantwortungsvollem Handeln zu bewegen.

Nach einer kurzen Phase der Sprachlosigkeit bin ich dem Autor des Videos „Lasst Kinder arbeiten!“ richtiggehend dankbar. Er leistet mit seiner „ökonomischen Theorie“ über die Kinderarbeit letztlich einen Beitrag, dass dieses Thema von mehr Menschen kritisch wahrgenommen wird.

Georg Schober

Weiterführende Links

KINDERRECHTE: eine informative Seite des Bundesministeriums für Wirtschaft, Familie und Jugend

UNICEF: Kinderarbeit

FAIRTRADE und Kinderarbeit

ANTIRASSISMUS – SOS MITMENSCH

Mittwoch, 11. April 2012

Wie der „Mohr im Hemd“ zum Kalauer mutiert oder über den Sinn einen „Lumumba“ zu trinken

Zahlreiche Menschen leisten, manche bereits über viele Jahre und in aller Stille Großartiges in der Antirassismusarbeit und bei der Unterstützung von MigrantInnen. Sie arbeiten dabei oft in bzw. mit Interessengruppen zusammen.

SOS Mitmensch ist ein solche Gruppe, die sich für die Gleichberechtigung und Chancengleichheit aller Menschen einsetzt. Erst kürzlich hat sie die Bezeichnung „Mohr im Hemd“ für einen Schokokuchen mit Schlagobers als rassistisch kritisiert. Leider wollen Herr und Frau Österreicher mehrheitlich von der rassistischen Konnotation des „Mohr im Hemd“ nach wie vor nichts wissen. Für sie ist er vor allem ein Stück Tradition, dass sie in dieser Form nicht missen möchten. Die Diskussion ist allerdings nicht ganz neu. In leicht abgewandelter Form wogte sie bereits im Sommer 2009 durch Printmedien und Blogs. Es ging damals um eine Eiskreation der Firma Eskimo unter dem Namen „Cremissimo à la Mohr im Hemd“.

Der „Duftende Doppelpunkt“ beschäftigte sich damals mit dem Thema unter dem Titel „Wird der Mohr im Hemd zum Gurkerl im Knie?“

Ohne Wenn und Aber

Erfolgreiche Antirassismusarbeit wird immer ohne Wenn und Aber an der Seite der von Rassismus Betroffenen stehen und gleichzeitig möglichst alle Menschen im Sinne einer antirassistischen Haltung sensibilisieren. Dazu muss man am jeweiligen Wissens- und Bewusstseinsstand der einzelnen Personen andocken und mit ihnen ins Gespräch kommen.

Wer meint, es sei dabei nicht erforderlich, auf die Probleme und Ängsten der Mehrheitsbevölkerung einzugehen und sie mit jenen von Rassismus Betroffenen zusammenzudenken, spielt letztlich den Kräften in die Hände, die unsere Gesellschaft nach dem Prinzip „teile und herrsche“ organisieren.

Damit eine antirassistische Grundhaltung ihren Weg in die Herzen und Köpfe möglichst vieler Menschen findet, müssen wir die Probleme im Zusammenleben umfassend ansprechen; ihre politischen und sozialen Wurzeln verdeutlichen, Lösungsansätze erarbeiten und uns auf einen Gedankenaustausch einlassen. Ob dies mit der Kritik an der Bezeichnung „Mohr im Hemd“ bisher gelungen ist, darf bezweifelt werden: So selbstverständlich die Forderung von SOS Mitmensch nach Umbenennung des „Mohr im Hemd“ für die einen ist, so sehr stößt sie bei anderen auf Widerspruch und viele, auch aufgeschlossene Menschen fragen sich „Haben die keine anderen Sorgen?“. Weiterlesen »

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