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Papa hat sich erschossen

4. Februar 2015 von eag

Buchcover Papa hat sich erschossenAls ich Saskia Jungnikls Satz im „Album“, der Beilage in der österreichischen Tageszeitung „Der Standard“ lese, fällt eine große Last von meinen Schultern. Auch ich unterliege dem –selbstauferlegten – Druck nach einem Todesfall möglichst schnell wieder zu funktionieren. Ich leiste Trauerarbeit und merke, dass ich in den in diesem Konzept beschriebenen Phasen nicht vorwärtskomme, immer wieder ganz vorne anfangen muss. Anscheinend werde ich mit meiner Trauerarbeit – ein Wort, das ich mittlerweile kategorisch ablehne – nie fertig. Ich bin ungeduldig. Ich bin wütend und frage mich, wann sich diese Trauer endlich vom Acker macht. Und dann gibt es den nächsten Satz, der mir den Kopf zurechtrückt: „Trauer gibt einen Dreck auf meine Ungeduld.“

Dabei hatte ich mit „meinem“ Todesfall Glück: kein Unfall, kein Mord. Kein Suizid – so wie bei Saskia Jungnikl, deren Vater sich 2008 erschossen hat. „Seit diesem Tag trinke ich schwarzen Tee mit Milch.“ Ihren „Bericht“ über diesen Tag, über die Zeit danach, über die Zeit davor verfasst sie in der Gegenwartsform, bleibt so ganz nahe am Geschehen, erlaubt keine scheinbare, abgeklärte Distanz. Die Zärtlichkeit, die Saskia Jungnikl mit ihren Eltern verbindet, braucht keine ausschweifenden Formulierungen. Sie nennt sie Papa und Mama – das genügt.

Saskia Jungnikl zeichnet ein unsentimentales Bild ihres Vaters und entgeht so dessen undifferenzierter Verklärung. In einigen Kapiteln lässt sie ihn selbst zu Wort kommen: in Kurzgeschichten und Gedichten. Sie zeigt ihn als widersprüchlichen Menschen: künstlerisch tätig und anpackend, willensstark und sensibel. Er neigt dazu, andere zu dominieren. Er fühlt sich schuldig am Tod seines Sohnes Till, der mit 26 Jahren stirbt; droht daran zu zerbrechen. Es gibt keinen Trost, nicht für die Schwester Saskia, nicht für die zwei anderen Brüder, nicht für die Mutter: „Doch dass mein Bruder alleine gestorben ist, dass ich nicht da war, das kann ich nicht verwinden. Niemand von uns kann das.“
Und was kann sie antworten, wenn jemand sie fragt, wie viele Geschwister sie hat? Zwei lebende? Drei prägende? „Ich bin Halbwaise, weil mein Papa tot ist, aber was bin ich, weil mein Bruder tot ist?“

Der Suizid des Vaters hinterlässt Fragen nach dem Warum, Schuldgefühle, Wut.
Jede/r in der Familie versucht auf die eigene Art, damit zurechtzukommen. Saskia Jungnikl hat viele Affären, trinkt viel, geht viel weg, unternimmt eine Reise nach Afrika. Nichts davon schafft „Abhilfe“. Renate, eine gute Freundin, hält zu der Trauernden, Um-sich-Schlagenden, Verzweifelten, andere Beschimpfende, Zynische; erträgt sie, scheut keine Auseinandersetzung mit ihr – obwohl auch die Freundin hilflos, ratlos, verzweifelt ist.

„Es heißt, dass jeder Suizidtote etwa drei bis fünf Angehörige hinterlässt.“ Suizid ist (nach wie vor ) ein Tabu. Von betroffenen Angehörigen gibt es selten etwas zu lesen oder zu hören. Saskia Jungnikl bietet als Angehörige keine Phrasen à la „Die Zeit heilt alle Wunden“. Sie bemüht sich, alles nach „Trauerbewältigungsanleitungen“ zu absolvieren; trotzdem ist sie frustriert von diesem Vor und Zurück. Langsam, aber sicher gibt es viele Tage, „an denen alles wie ein weit entfernter Schrecken hinter mir liegt“. Dass die Wunde endgültig verheilen wird, diese Hoffnung wird immer wieder zunichtegemacht. Ein Anknüpfen an das vorige Leben ist nicht mehr möglich. Diese Einsicht macht Angst. Sie macht unsicher. Sie schürt Zweifel. Sie ist jedoch unausweichlich; sie ist ehrlich – und ist genau deswegen Trost. Wahrscheinlich nicht nur für mich.

Petra Öllinger

Saskia Jungnikl: Papa hat sich erschossen.
FISCHER Taschenbuch, Frankfurt am Main 2014. 255 Seiten, € 15,50 (A)
Über Saskia Jungnikl

Taube Nuss – Nichtgehörtes aus dem Leben eines Schwerhörigen

29. Januar 2015 von eag

Alexander Görsdorf - Taube Nuss „Audienz – musikalische Hörberatung“ lädt zur Buchpräsentation von Alexander Görsdorfs „Taube Nuss“.

„Alexander Görsdorf ist schwerhörig, und Schwerhörigkeit sieht man nicht.
Deshalb muss er im Alltag nicht nur regelmäßig «Wie bitte?» fragen, sondern ist auch froh, wenn es ihm gelingt, unfallfrei einen Kaffee zu bestellen.
Immerhin: Frauen stehen auf ihn, denn er schaut ihnen auf die Lippen wie kein anderer.
Witzig, selbstironisch und ohne falsche Scham erzählt Alexander Görsdorf aus seinem Leben mit schlechtem Ton, das ihn immer wieder in schräge Situationen führt, aber auch in fremde Länder und unters Messer der Hightech-Medizin.“

Programm: Eintreffen und Apéritif ab 16:30 Uhr – Lesung um 17 Uhr – Frage- & Antwort-Gesprächsrunde – Autogrammstunde

Übersichtsplan Wann: Samstag, 7. Februar 2015

Wo: Hörsaal 1 der Musikwissenschaft, Universität Wien, Universitätscampus AAKH, Spitalgasse 2-4, Hof 9, 1090 Wien. Fussgängerischer Zugang über die Garnisongasse.

Beschallung sowie Induktionsempfang vorhanden!

Für einen freiwilligen Unkostenbeitrag steht ein Schweinderl parat …:-).

Mehr über Alexander Görsdorf.

Beiträge vor einem Jahr:
Lesen rettet Leben

Ihre Buchspende für die Leseförderung

28. Januar 2015 von eag

Wer hat Sie nicht, Literatur, die vor langer Zeit mit viel Freude und Gewinn gelesen, heute vor allem zweierlei tut: Sie verstaubt ungenutzt im Regal und verstellt viel Platz.

Bücher auf Rädern

Bücher auf Rädern – ein Leseförderprojekt

Beim „Wiener Bücherschmaus“ ist Ihre Buchspende gut aufgehoben. Neben Büchern werden auch CDs, DVDs, LPs und Brettspiele an literatur- und kulturfreundliche Plätze vermittelt. ;-)

Die Buchspenden werden teils an Schulen und Kindergärten sowie an Vereine und Institutionen aus dem Kultur- und Sozialbereich weitergegeben, teils an BücherfreundInnen verkauft. Der Erlös finanziert die Leseförderprojekte des „Bücherschmaus“: beispielsweise „Bücher auf Rädern“, eine für Schulen und Kindergärten gedachte Initiative.

Da Projekt möchte Kinder und Jugendliche für die Vielfalt an Literatur begeistern und mithelfen, ein Bildungsdefizit erst gar nicht aufkommen zu lassen. Altersgerechte Medien werden an Schulklassen und andere Bildungseinrichtungen verliehen und gehen dort von Kind zu Kind, von NutzerIn zu NutzerIn. Zu diesem Zweck finden circa zwanzig größtenteils neue Bücher, Hörbücher und Spiele in einem Koffer mit Rädern Platz.

Sie möchten den „Wiener Bücherschmaus“ mit einer Buchspende unterstützen, ehrenamtlich mitarbeiten oder einfach mehr über den Bücherschmaus erfahren, rufen Sie uns an (T. 0676 46-93-402) oder schreiben uns ein Mail

Beiträge vor einem Jahr:
Word Rap mit Schreibpsychologie

Herr Leopold bekommt gewaltigen Ärger

27. Januar 2015 von eag

Tagebuchaufzeichnungen und Berichte aus Mariahilf – Teil 1

Wie alles begann.
Februar 2014: Die Bezirksvertretung Mariahilf schreibt ein Literaturstipendium aus. Das Thema lautet „Zu Fuß in Mariahilf“.
Petra Öllinger, Theophilus, der Einäugige Erwin und Frau Elsbeth sind sich einig: „Da machen wir mit!“
Gesagt, getan, geschrieben.
April 2014: Petra Öllinger reicht das Konzept mit den Abenteuern von Herrn Leopold und seinen GefährtInnen für den Wettbewerb ein.
Mai 2014: Es heißt abwarten.
Juni 2014: Die Mäusegeschichten machen das Rennen. Petra Öllinger wird 1. Bezirksschreiberin von Mariahilf.
Juli 2014 bis Jänner 2015: Das Mäuseteam rund um Petra Öllinger arbeitet an den Tagebuchaufzeichnungen und Berichten aus Mariahilf.

Ein großer Dank an dieser Stelle geht an:
Professor Doktor Mechthild Scheiblett, mit ihrer Hilfe ist es gelungen, unter anderem das Wort „Bierkäse“ aus dem Mausischen zu übersetzen.
Ruppert aus dem Emmental und Almut Almý, die keine Zeit und Mühe scheuten, um im Archiv des Radiosenders FM-AUS nach einem wichtigen Tondokument zu suchen.
Herrn Doktor van Keehs für seinen unermüdlichen Einsatz auch für Nicht-Seinesgleichen.
Brilli. Ihr sind diese Geschichten zum Andenken gewidmet.

Und jetzt geht’s los.
Ab heute, alle zwei Wochen jeweils am Dienstag, können Sie mitverfolgen, was Herr Leopold, Theophilus, der Einäugige Erwin und Frau Elsbeth in Mariahilf erleben. Petra Öllinger ist auch hin und wieder mit dabei.

Viel Vergnügen und gute Unterhaltung bei „Herr Leopold bekommt gewaltigen Ärger“.

Die Mäuse und Petra Öllinger stellen sich vor

Herr Leopold

Herr Leopold Portraet

Zweieinhalb Jahre alt, Bibliothekar im Ruhestand, bewohnt in der Fügergasse, direkt unter dem Graffito „ankerbande“, eine drei-Zimmer-Wohnung. Will er die Luft der weiten Welt schnuppern, spaziert er ums Eck in die Matrosengasse, „für einen Hauch Meeresbrise“. Bei Schönwetter verbringt er die Zeit lesend gegenüber seiner Wohnung im Malven- bzw. Käsepappelhain. Er legt großen Wert auf Etiquette und Tischmanieren, niemals würde er Essen von der Straße zu sich nehmen. Verfügt über große Kenntnisse in der Menschensprache und sammelt seltsame Wörter wie zum Beispiel Verkehrslichtsignalanlage oder Schnellzugzuschlag.

Theophilus Makadamia

Theophiuls Makadamia Portraet

Sehr wissbegieriger Mäusegymnasiast, wird von seinen Eltern in den Sommerferien zu seinem Onkel Herrn Leopold geschickt, „damit seine Schnurrbarthaare auch mal Großstadtaroma zu schnuppern bekommen“. Schlägt die Warnung seines Onkels – „Wenn der Einäugige Erwin sagt: ‚Lass dich überraschen‘, dann suche das Weite“– oft in den Wind und bringt folglich Herrn Leopolds Welt – aber auch die des Einäugigen Erwin – meist ungewollt ziemlich durcheinander. Trägt stets eine Umhängetasche aus hellbraunem Cordstoff bei sich, in der sich allerlei – nützlicher – Krimskrams befindet. Ist bezüglich Botanik ein wandelndes Bestimmungsbuch.

Einäugiger Erwin

Einaeugiger Erwin Portraet

Ist circa dreihundertfünfundsiebzig Jahre alt, zumindest entsteht dieser Eindruck, wenn man seinen Abenteuern als Schiffsrate auf der „Mausolos“ lauscht. Spricht als weitgereiste Ratte nicht nur Mausisch, sondern auch die Menschensprache. Er wird von Herrn Leopold gerne zum Entern von Büchern herangezogen. Hat sein linkes Auge bei einem Kampf gegen den Kapitän der berüchtigten „Mausolos“ verloren – behauptet Erwin. Nimmt, im Gegensatz zu Herrn Leopold, sehr gerne Essen von der Straße zu sich, auch solches, das bereits in allen Regenbogenfarben schillert. Sein ganzer Stolz ist die Kramurikiste seines Opas, in der sich unter anderem dessen handgefertigte Skizze des Höllenwaldes sowie ein Steckbrief vom Roten Wickerl befindet. Hat oft fellsträubende Ideen.

Frau Elsbeth

Frau Elsbeth Portraet

Gute Bekannte – genaugenommen mutige Freundin – von Herrn Leopold. Steht noch im Berufsleben, wo sie für interessierte Kleinnager in der Gumpendorfer Kirche Rundgänge bietet. Übrigens ein Traditionsberuf in Elsbeths Familie, bereits einer ihrer Vorfahren hatte dort der Einsegnung von Joseph Haydn beigewohnt. Entstammt dem alten Geschlecht der Mollardmühlmäuse, steht trotzdem mit allen vier Pfoten fest im Leben und scheut sich nicht davor, mitten in der Nacht eine Begräbnisstätte zu suchen oder eine Haselmaus aus einem Beichtstuhl zu retten.

Doktor van Keehs

Doktor van Keehs Portraet

Hausarzt und Freund von Herrn Leopold. Behandelt als einziger Mäusedoktor im Bezirk auch Ratten, was ihm Spott, Häme und Verachtung seiner Kollegen einbringt. Trotzdem, oder gerade deswegen, lieben ihn seine Patienten und stürmen seine Praxis in der Stumpergasse neben dem Eingang zu einer Weinstube. Böse – neidvolle? – Zungen behaupten, dass diese Adresse ganz seinen Patienten entspreche. Doktor van Keehs scheut sich nicht, im Notfall diese – also seine Patienten – auch daheim zu visitieren, wobei es ihm trotz langer Erfahrung hin und wieder die Schnurrbarthaare aufstellt, wenn er sieht, in welchen Verhältnissen manche Nager hausen müssen. Frönt in seiner kargen Freizeit Gesellschaftsspielen wie „Katz-und-Maus“ oder „Maus-ärgere-dich-nicht“.

Petra Öllinger

Petra Oellinger Portraet

Lebt, arbeitet, schreibt, liest als Psychologin und Autorin in Wien. War in allerlei Bereichen arbeitsam: als Radlbotin, Konservendosenverpackerin, Eintrittskartenabreißerin, Slidecentermanagerin, Raumpflegerin, Statistiknachhilfelehrerin, Diplomarbeitsbörsebetreuerin. Sammelt – neben tierischen Findelkindern, die ihr oft vor die Füße fallen und von ihr aufgepäppelt werden – „altmodische“ Begriffe und teilt damit Herrn Leopolds Leidenschaft. Eine besondere Vorliebe hat sie für die Wörter Elektrische, Lichtspieltheater, Trottoir, Stamperl und Kredenz. Außerdem hat sie eine Schwäche für das Semikolon und den Halbgeviertstrich.

Beiträge vor einem Jahr:
Brillis Wort zum Montag

Armin Baumgartner – Almabtreibung

25. Januar 2015 von eag

Armin Baumgartner ist für die LeserInnen des „Duftenden Doppelpunktes“ kein Unbekannter.
Als wir 2007 den Literaturpreis „Der Duft des Doppelpunktes“ zum Thema Arbeitswelt ausschreiben, ist er sofort bereit, seine Erfahrungen aus dem Literaturbetrieb zur Verfügung zu stellen und unterstützt als Tutor Johanna Vorholz, eine der zehn Preisträgerinnen des zweistufigen Wettbewerbs. Für die Anthologie „Rote Lilo trifft Wolfsmann. Literatur der Arbeitswelt“ , in ihr finden sich sowohl die Beiträge der PreisträgerInnen als auch der TutorInnen, stellt er den Text „Der Lohn“ zur verfügung
Als 2012 „Die Wucht des Banalen“ bei Kitab erscheint, freuen wir uns, im „Duftenden Doppelpunkt“, das Buch zu rezensieren. Der Beitrag erscheint mit dem Untertitel „Stamperl, Kredenz; und Karel Gott hängt neben Jesus“.

Armin Baumgartner ist ein unermüdlicher Schreiber. Für seinen Text „Das kupferne Fernrohr“ erhielt er 2014 den Alois Vogel-Literaturpreis.

Armin Baumgartner Almabtreibung Anfang 2015 nimmt Rudolf Kraus „Almabtreibung“ in der Bücherschau als einen „beunruhigenden Blick in die österreichische Seele“ wahr. Abschließend fasst er das Werk folgendermaßen zusammen: „Ein gewaltiger Text, voller Donnergrollen und ungestümer Schonungslosigkeit, aber gleichzeitig zart und verletzlich mit feinen poetischen Bildern.“

Baumgartner, Armin – Almabtreibung: Klagenfurt: Kitab 2014. 144 S. – br. : € 16.00, ISBN 978-3-902878-32-8

Die nächste Gelegenheit, Armin Baumgartner und „Almabtreibung“ kennenzulernen, ergibt sich am 30. Jänner 2015, gemeinsam mit Beppo Beyerl und Rudolf Kraus unter dem vielversprechendem Titel

Jetzt lachen wir noch

Wo: Gasthaus Assmayer, 1120 Wien, Klährgasse 3 (Ecke Aßmayergasse). Nähe U-Bahn-Station Längenfeldstraße,
Wann: Freitag, 30. 01. 2015, 19.30 Uhr
Wer: Armin Baumgartner, Beppo Beyerl, Rudolf Kraus

Die drei Wiederholungstäter Baumgartner, Beyerl und Kraus kehren traditionellerweise an den Tatort zurück und lesen diesmal explizit Texte über Abtreibung, Tod und Verschwinden.

In Zeiten von Kriegen, Krisen und Demokratieabbau hilft oft ein humoriger Blick auf das Schicksal der Menschheit.

Armin Baumgartner unternimmt in seiner Erzählung „Almabtreibung“ mit den Lesenden eine wahre Geisterbahnfahrt durch die österreichische Seele, bei der das Lachen allzu schnell gefriert.

Beppo Beyerl verschwindet nicht aus seinem Leben, sondern berichtet aus seinen „26 Verschwindungen, von Arbeiterzeitung bis Ziegelbehm“. Wer weiß schon, ob er da nicht selber vorkommt?

Rudolf Kraus dringt als Meister der integralen Lyrik an den Horizont seines Lebens und liest aus seinen Sprachminiaturen „tausend tode könnt‘ ich sterben“.

… dass es keiner schafft, jemandem zur Geburt eines mongoloiden Babys zu gratulieren

17. Januar 2015 von eag

Buchpräsentation

Barbara Kreilinger: „… dass es keiner schafft, jemandem zur Geburt eines mongoloiden Babys zu gratulieren.“ Behinderung, Mutterschaft und Gynäkologie im Kontext der embryopathischen Indikation

Die Autorin gibt in ihrer Arbeit 16 Frauen Raum, ihre individuellen Erfahrungen mit dem gesellschaftlichen Umgang mit Behinderung darzustellen. Ihre Gesprächspartnerinnen sind Frauen mit Behinderung, Mütter behinderter Kinder und Gynäkologinnen. Die Autorin verzichtet zugunsten einer qualitativen Erhebung der Lebenswirklichkeiten der Frauen auf einen vorbereiteten Fragekatalog und lässt die Frauen ihre jeweiligen Lebensumstände in deren eigenen Worten beschreiben. Damit entstehen äußerst authentische Zeugnisse der jeweiligen Befindlichkeiten. Wiener Verlag für Sozialforschung

Begrüßung: Thomas Hoppe, Verleger

Es lesen:

Heidrun Aigner
Bärbel Mende-Danneberg
Sabine Sölkner
Dorothea Brozek

Es spielt: Susanna Gartmayer – Bassklarinette

Wann: 27.01.2015

Uhrzeit: 19:00 Uhr

Ort: Frauenhetz, Untere Weißgerberstraße 41, 1030 Wien

Die Veranstaltung ist für alle Personen offen und für Rollstuhlnutzer_innen barrierefrei.

Werner Lang: Berndgeschichten aus der Arbeitswelt

14. Januar 2015 von eag

Werner Lang veröffentlicht mit „Berndgeschichten aus der Arbeitswelt“ eine berührende und zugleich zur Reflexion anregende Kurzgeschichte. In ihr zeichnet er auf der Grundlage eigenem Erlebens und genauer Beobachtung der Arbeitwelt die Lebenswirklichkeit der IndustriearbeiterInnen in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts. Ein autenthischer Gegenentwurf zu der vonseiten der Politik lange Zeit verbreiteten Sichtweise auf Österreich als einer „Insel der Seeligen“.

Regionale Erzählung

(Übereinstimmungen mit Orten, Handlungen, Personen, sind rein zufällig.)

Rückblickend wird das Jahr 1974 in den Wirtschaftsberichten über Österreich allgemein als Zeit der Hochkonjunktur angeführt. Die Regierung Kreisky verkündete: „Hand aufs Herz, es ging uns noch nie so gut wie heute.“ Der Arbeiter Bernd war um diese Zeit im Stahlwerk „Schoeller-Bleckmann“ Standort Mürzzuschlag als Schnitzbinder beschäftigt. Er arbeitete erst seit kurzem in diesem Werk.

Davor arbeitete er in einer Brotfabrik bei Krieglach. Sie lag zehn Kilometer von seinem Wohnort, der Werkssiedlung Hönigsberg, entfernt. Da sein Gehalt als Bäcker zu niedrig war, um davon leben zu können, lag er den Eltern trotz Vollbeschäftigung noch auf der Tasche. Das heißt, sein Lohn reichte nicht für sein Auskommen aus. An eine eigene Wohnung war nicht zu denken. Darum bewarb er sich, nach Drängen seines Vaters, im Personalbüro bei Schoeller-Bleckmann Mürzzuschlag als Hilfsarbeiter, denn die Bezahlung war dort um ein Drittel höher, als bei seinem erlernten Beruf als Bäcker. Dazu kam noch, dass die Bäckerei mehr eine Dampffabrik war als eine Backstube. Sie bezeichnete sich selbst als Dampfbäckerei. Schon als Lehrling machte er die gleiche Arbeit wie die Gesellen, die dort beschäftigt waren, nur nicht so schnell. Es herrschte Arbeitsteilung. Jeder machte seine Schrittfolgen. Der Teigmischer war schon um drei Uhr in der Früh an seinem Kessel, um den Teig vorzubereiten. Bernd kam mit ein paar anderen Bäcker um fünf Uhr in der Früh in die Backstube, um den fertigen Teig zu klopfen und ihn in Form zu bringen. Alles andere erledigten die Maschinen. Das fertige Gebäck wurde in Zehnerpackungen an die Kaufhäuser ausgeliefert. Bernd ist in seiner Lehrzeit zu einem perfekten „Teigschläger“ geworden.
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Schreibwerkstatt „Reise zu mir selbst“

6. Januar 2015 von eag

Schreibwerkstatt „Reise zu mir selbst – Die eigene Ferne schreiben“

Die „Duftenden Doppelpunkte“ und die „Absolventenakademie“ begrüßen Sie an Bord.

Zielgruppe: Alle Menschen mit Fernweh nach ihrer Persönlichkeit, die schreibend und mit Kreativität Kraft aus der eigenen Lebensreise schöpfen wollen.

Inhalt: Schreibwerkstatt mit sprachdidaktischen Einzel- und Gruppenarbeiten (z.B. meine Lebenslinien, Postkartengeschichten, Lyrik aus dem Reisekatalog …), Diskussionen und Kurzvorträgen.

Wann: Samstag, 31. Jänner 2015 oder Samstag, 28. Februar 2015
Uhrzeit: jeweils 15.30-19.00 Uhr
Ort: „WELTCAFÉ – Atmosphäre zum fair weilen“
1090 Wien, Schwarzspanierstraße 15

Preis: 49,00 € (inkl. Schreibmaterial und Unterlagen)

Das Reiseleitungsteam:
Petra Öllinger: Psychologin, Autorin, Schreib- und Textberaterin, einer der „Duftenden Doppelpunkte“.
René Merten: Jurist, Trainer, geschäftsführender Inhaber der Absolventenakademie.
Anmeldung und weitere Informationen