Kasachstans Goethe – Ein Nationaldichter feiert seinen 175. Geburtstag

Abai: Slowa nazidanija; Cover: Meloman Publishing

Der kasachische Nationaldichter heißt wie nochmal? Genau: Abai Kunanbajew. Zugegebenermaßen – gerade geläufig ist die Kenntnis über diesen kasachischen Nationalhelden in Europa nicht. Doch dies vollkommen zu Unrecht. Abai steht als hochgebildeter Gelehrter in einer Reihe mit Goethe, Puschkin und Byron.

von ALINA WOLSKI

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Türlein, öffne Dich!

Insbesondere dieses Jahr, in einem Jahr der erzwungenen physischen Distanzierung, verbringen wir mehr Zeit vor und mit technischen Geräten. Zugleich findet man hier und da bei wegfallenden Anfahrtszeiten ein wenig mehr Zeit zum Lesen. Diese Tendenz hat uns dazu bewogen, einen Literatur&Feuilleton-Adeventskalender auf Instagram zu starten. Jeden Tag bis zum 24. Dezember werden wir auf Instagram Fotos von unseren Büchern sowie Bücherregalen posten, um Sie in diesen Zeiten der Distanz ein wenig an unseren Leben teilhaben zu lassen. Viel Freude dabei! 🙂 Hier geht es zu unserem digitalen Adventskalender!

Die Realität eines Bildungsversprechens

Deniz Ohde, Streulicht; Cover: Suhrkamp

Deniz Ohde schaffte es mit ihrem Debütroman Streulicht direkt auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises 2020. Und das zurecht: Ruppig und doch feinsinnig schreibt sie über erlebte Ungleichheiten im Bildungssystem, über Zuschreibungen als Arbeiterkind oder Kind einer Migrantin und den Drang, sich davon zu befreien. Unausweichlich hinterlässt der Roman die Frage: Was bedeutet der Bildungsgedanke heute?

von ALINA BRAUCKS

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Gluck statt Wagner oder: Orpheus als Corona-Bezwinger?

Orfeo | Euridice, Aalto-Musiktheater Essen

Eigentlich heißt Glucks bekannteste Oper Orfeo ed Euridice – Orpheus und Eurydike –, das Essener Aalto-Musiktheater inszeniert den Klassiker jedoch unter dem Titel Orfeo | Euridice. Soll diese Trennungswand womöglich den Infektionsschutz symbolisieren? Man mag darüber grübeln, sollte jedoch nicht den Blick davor verschließen, dass es – endlich – wieder hochkarätige Opernkunst gibt, die nicht als Stream, sondern ganz physisch daherkommt. Eine gekürzte und angepasste azione teatrale zwar, dank Tomáš Netopils musikalischer Leitung jedoch ein Genuss.

von HELGE KREISKÖTHER Weiterlesen

Abnabelungsprozess gescheitert (?)

Eva Roman: Pax; Klaus Wagenbach

In ihrem zweiten Roman widmet sich Eva Roman dem seit Jahrhunderten literarisch häufig verarbeitetem Thema des Erwachsenenwerdens. Dank einfühlsamer Figurenzeichnung und herrlich ambivalenten Figurenbeziehungen gelingt es Roman trotzdem die bereits hundertfach erzählte Geschichte der Entwicklung vom Kind zum Erwachsenen spannend und anregend zu gestalten.

von CARO KAISER

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Die Ungehaltenen

Karosh Taha: Im Bauch der Königin; Dumont

Karosh Tahas neuer Roman Im Bauch der Königin erzählt aus zwei Richtungen von der Konfrontation kurdischer Einwandererkinder mit ihren absenten Vätern, von starken Frauen in einer kurdischen Community im Ruhrgebiet und von ambivalenten Verhältnissen zur eigenen Heimat. Dabei kommt er in Gestalt eines Wendebuchs daher, was mehr als nur die Wahl zwischen zwei Anfängen bietet. Bildreich und einfühlsam kontrastiert Taha zwei jugendliche Erzählerstimmen vor dem Hintergrund geteilter Familienschicksale und einer gemeinsamen Freundschaft. Insbesondere die divergenten Wahrnehmungen von Weiblichkeit und Mutterschaft der deutsch-kurdischen Protagonist*innen stehen dabei im Blickpunkt.

 von SIMON HLAWATSCH Weiterlesen

Hinter den Kulissen des Bauhauses

Jana Revedin: Jeder hier nennt mich Frau Bahaus; Dumont

Zum 100. Bauhaus-Jubiläum 2019 erschien viel Neues, was sich mit dem Baustil der Klassischen Moderne, den prägenden Künstlern und der Kunstschule als solcher beschäftigt. Jana Revedins biografischer Roman Jeder hier nennt mich Frau Bauhaus wirft einen allumfassenden und doch subjektiven Blick auf und hinter die Fassaden des Bauhauses. Die Protagonistin Ise Frank entlarvt, wie progressiv das Bauhaus unter ihrem Ehemann Walter Gropius tatsächlich war. Der Roman bleibt in diesen Schilderungen leider ziemlich oberflächlich.

von JASMIN GIERLING Weiterlesen

Aufstieg und Fall eines Genies

Klaus Cäsar Zehrer: Das Genie; Diogenes

Klaus Cäsar Zehrers Das Genie ist mehr als nur eine Biographie über den – so heißt es – klügsten Menschen, der bislang auf diesem Planeten weilte: Der Roman ist ein ausgezeichnet recherchiertes Porträt, Abbildung der Geschichte, philosophisches Traktat und fesselnde Unterhaltung in einem. Kurz gesagt: ein wirklich gutes Stück Literatur des 21. Jahrhunderts.

von ALINA WOLSKI

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Von Rehen und Mystikerinnen – Oder: The Animal Village

Olga Tokarczuk: Der Gesang der Fledermäuse; Schöffling & Co.

Nachträglich für den ausgefallenen Nobelpreis 2018 wurde der polnischen Schriftstellerin Olga Tokarczuk dieser Preis im vergangenen Jahr verliehen. Ihr Roman Der Gesang der Fledermäuse bringt neuen Wind in die Literaturszene. Auch wenn er zu Teilen esoterisch und befremdlich wirkt, zwingt er den Leser immer wieder, sich einer drängenden Frage zu stellen: Woher nimmst du dir das Recht, über die Protagonistin zu urteilen? Ein Roman, der die Andersartigkeit in den Mittelpunkt stellt und ein Umdenken fordert – dieses Mal in unserer Throwback-Thursday-Reihe.

von ALINA WOLSKI Weiterlesen

Marcel, der Mensch

Thomas Anz: Marcel Reich-Ranicki. Sein Leben; Insel Taschenbuch

Am 2. Juni 2020 würde Marcel Reich-Ranicki seinen 100. Geburtstag feiern. In Erinnerung geblieben ist der bedeutendste deutsche Buchkritiker der Nachkriegszeit als „Literaturpapst“, für seine Verrisse war er berühmt-berüchtigt. Thomas Anz setzt mit seiner Biografie Marcel Reich-Ranicki. Sein Leben dem 2013 Verstorbenen ein lesenswertes Denkmal für sein Lebenswerk. Fakten und Anekdoten über Reich-Ranickis Leben, literarische Querverweise auf seine eigenen Werke und die Auseinandersetzung mit der Kritik am Kritiker zeigen ihn in seinen zahlreichen Facetten.

von THOMAS STÖCK Weiterlesen