Armutszeugnis
„"Und nun hat Tex Rubinowitz den Bachmannpreis gewonnen. Das ist, angesichts der Qualität der Wettbewerbsbeiträge in diesem Jahr, keine ganz große Überraschung. "Ich habe", so hat es der neue Bachmannpreisträger in einem Interview gesagt, "zu vielem keine Meinung, weil ich das einfach nicht durchschaue." Das ist ein Satz, der möglicherweise auch auf die diesjährige Juryentscheidung und vor allem auf den Abstimmungsvorgang zutreffen könnte."“ Christoph Schröder läßt in der ZEIT anklingen, was besorgniserrend ist: Wenn einer der wichtigsten deutschsprachigen Literaturpreise im Jahr 2014 an einen Spaßmacher geht, dann fehlt einfach der Mumm in der Jury(und es fehlt auch die Substanz), dann fehlt aber auch Substanz in den eingereichten Texten und überhaupt muß man sich Gedanken machen. „Wer gewinnt, ist doch wurscht“ titelt Schröder seinen Aufsatz – und Recht hat er: Hauptsache den kleinsten gemeinsamen Nenner gefunden – das läßt die Preisfindungprozedur ausdrücklich zu und begünstigt es sogar. Also Hauptsache Mainstream mit einer Prise Etwas.
Ich kann nicht glauben, daß ein Text wie der von Rubinowitz 25.000 Euro Preisgeld schwer & großes literarisches Renommé wert ist, so sehr rumpelt er den alten Trott die Treppe rauf und tut dabei so unbeschwert cleverkomisch wie eine US-amerikanische Fernsehserie. So ist das eben, wenn nichts Gescheites im TV kommt, plötzlich landet man beim Zappen versehentlich bei „How I met your mother“. Die wirklich spannende Literatur jedenfalls war nicht gegenwärtig und stand nicht zur Wahl, obwohl es sie gibt.
„Rubinowitz’ Geschichte … ist wie für Klagenfurt gemacht; komisch, neurotisch, mit doppeltem Boden und gegen den literarischen Anspruch gebürstet. Nach drei Wahlgängen nahm der Zeichner (und neuerdings Reiseschriftsteller) den Bachmann-Preis in Höhe von 25.000 Euro erfreut entgegen. Dabei konnte es nur so ausgehen. Eine ernstzunehmende Alternative gab es nicht. So schlecht wie in diesem Jahr hat es um den berühmten Wettbewerb vielleicht noch nie gestanden. Dabei war er gerade erst voriges Jahr noch einmal mit viel Glück und Chuzpe gerettet worden, nachdem der Hauptsponsor ORF nach siebenunddreißig Jahren die Geldmittel streichen wollte. Und dann reist ein Jahrgang an den Wörthersee, der so schwach ist wie die sauren Weine von 2010. Von dem, was Klagenfurt voriges Jahr an aufregenden Texten zu bieten hatte, von Autoren wie Katja Petrowskaja, Heinz Helle, Roman Ehrlich oder Joachim Meyerhoff, war man 2014 Lichtjahre entfernt.“ urteilt auch Sandra Kegel in der FAZ.
FM
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