Traumastoff
Phil Kay (Quelle: Poets & Writers auf facebook)
Pieke Biermann bespricht im Deutschlandfunk eine Neuerscheinung bei suhrkamp:
"Stories" nennt der Verlag Phil Klays eben mit dem National Book Award ausgezeichneten Erstling. Logisch: Es sind zwölf Geschichten von zwölf verschiedenen Icherzählern. Man könnte ebenso gut auf Roman plädieren – auf polyphone Langprosa, verteilt auf zwölf zumeist junge Männerstimmen. Also zwölf verschiedene Perspektiven auf ein und dasselbe Geschehen namens Krieg.
Der jeweilige Erzähler führt ein Team oder birgt Leichen, ist Feldpfarrer oder Verbindungsoffizier, aus Infanterie oder Artillerie, MG-Schütze auf einem gepanzerten Humvee, der in eine Sprengfalle gerät, oder Teil des Ladeteams einer Haubitze, deren 60-Kilo-Splitterbomben zehn Kilometer entfernt alles zerfetzen, was da eventuell war. Sie sind alle Marines. Die Elitetruppe, die laut einem Bonmot noch jeder US-Präsident irgendwann mal irgendwohin verlegt hat. Was diese zwölf Ichs über sich, über Kameraden, Vorgesetzte, Gegner, über Männer und Frauen erzählen, sind ebenfalls Splitter – mal längere, mal kürzere Ausschnitte aus dem Kriegsalltag und dem Leben dazwischen, beim Heimaturlaub, und danach. Purer Traumastoff, die ganze kranke Sinnlosigkeit aus Verrohung, Verdrängung, Sterben und Töten, aus "over-sexed" und "under-fucked", Heldenmythos und elendem Schiss.
Phil Klay: Wir erschossen auch Hunde. Stories. Aus dem Englischen von Hannes Meyer. Suhrkamp Nova, Suhrkamp Verlag, Berlin 2014
Eine Besprechung folgt in Kürze.
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