Rührtrübe
Buchcover Tadeusz Dąbrowski
Im Deutschlandfunk bespricht Marta Kijowksa Gedichte von Tadeusz Dąbrowski:
"Ich bin ein Mensch – ein Mensch, der Gedichte schreibt": Diesen einfachen Satz, der von dem kürzlich verstorbenen großen Lyriker Różewicz stammt, hat Tadeusz Dąbrowski einem seiner neuen Gedichte vorangestellt. Doch er könnte genauso gut als Motto des ganzen Bandes fungieren. Für ihn, schreibt Dąbrowski in jenem Gedicht, sei ein Dichter nur "ein Handwerker, besorgt um das Schicksal der Dichtung", seine Metaphysik – nichts weiter als "ein Rad am Wagen". So klingt auch seine Stimme klar und deutlich, obwohl er eigentlich kein einheitliches poetisches Idiom erkennen lässt. Im Gegenteil, nichts scheint ihm einen größeren Spaß zu machen als mit der Vieldeutigkeit der Sprache zu spielen.
"Meine Gedichte haben eine ziemlich logische und klare Struktur, denn ich versuche, meine Texte zu disziplinieren. Ich bin kein Dichter der "freigelassenen Imagination", kein enigmatischer Dichter. Ich fürchte mich direkt vor einer Poesie, deren Universalität nur aus dem Nicht-zu-Ende-Sagen und dem Anhäufen von Metaphern und Bildern resultiert. Ich muss dann an die Figur des Dichters in "Also sprach Zarathustra" von Nietzsche denken, der als jemand dargestellt ist, der das Wasser rührt, damit es tiefer erscheint. Eine Poesie, die darauf basiert, durch das "Rühren und Trüben des Wassers" den Anschein der Tiefe zu wecken, ist mir ganz fremd. Sie spricht mich überhaupt nicht an."
Tadeusz Dąbrowski
Tadeusz Dąbrowski: Die Bäume spielen Wald. Gedichte. Aus dem Polnischen von Renate Schmidgall. Edition Lyrik Kabinett im Hanser Verlag
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