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Hundertvierzehn | Essay
7 Bilder (1)

Als Stipendiat der Villa Aurora ist Senthuran Varatharajah momentan in Los Angeles. Für uns hält er die Eindrücke seiner Zeit dort fest. Ein Foto-Essay in drei Teilen.

 
Senthuran Varatharajah

Senthuran Varatharajah, geboren 1984, studierte Philosophie, ev. Theologie und Kulturwissenschaft in Marburg, Berlin und London. Senthuran Varatharajah lebt in Berlin. Sein Debütroman ›Vor der Zunahme der Zeichen‹ ist 2016 bei S. Fischer erschienen.

I can’t find you anywhere.


Los Angeles International Airport. Der Border Protection Officer sagt, mein Name würde nicht auf der Passagierliste stehen. Ich gebe ihm meinen Boarding Pass. Er legt ihn zur Seite.

I can’t find you anywhere.

Pause.

How did you come into this country?

Pause.

You’re not supposed to be here.


You’re not supposed to be here. 

 

I



Villa Aurora; Pacific Palisades, Los Angeles.

Jetlag. Ich versuche zu schlafen. Ich schlafe nicht. Es ist 18:57 Uhr. Ich stelle mir den Pazifik vor, den ich von diesem Fenster aus sehen könnte, und die rote Spur, die manchmal auf ihm liegt.

 

II

 

Ace Gallery; Miracle Mile, Los Angeles.

Immer, in Amerika; wie zum ersten Mal: diese Irritation nach einem Gespräch, nach diesem Sprechen. Ich verstehe es nicht. But I, too, keep the conversation going. Ich würde es nicht Small talk nennen. Ich bestelle ein Uber; Christopher, weißer Chrysler 200, 4 Minuten entfernt. Ich öffne die Beifahrertür. Immer, in Amerika; wie zum ersten Mal: diese Irration nach einem Gespräch. Nach diesem Sprechen. Haft, Scheidung, Sorgerechtsstreit. Die Dinge, die einem Fremden in 20 Minuten gesagt werden können; die Dinge, die einem Fremden in 20 Minuten gesagt werden. Wie spricht man hier? Ich verstehe es nicht. But I, too, I keep the conversation going.

 

III

 

Ace Hotel; Downtown, Los Angeles.

Wieder: dieser leergeräumte Himmel. Keine Wolken. Keine Kondensstreifen. God’s delays are not God’s denials.

(Oben, links: Der Punkt ist ein Flugzeug.)

 

IV



Canter’s Deli; Fairfax, Los Angeles.

Eine Stunde vor dem Supreme Store gewartet. 40 °C. Dieses Blau. Diese Sonne. It usually doesn’t rain in Southern California, much like Arizona. Kalifornisches Licht – dieses Licht, das wir immer als ein kalifornisches wiedererkennen würden, auch ohne in Kalifornien gewesen zu sein –, besitzt eine bestimmte Farbe, eine bestimmte Geduld, ein bestimmtes Gewicht. Es ist langsamer, leerer, und auch sanfter als jedes andere Licht, das ich kenne.

(Immer diese Hilflosigkeit vor der Beschreibung.)

 

V



Vitess Tire; Echo Park, Los Angeles.

Halbierte Augen: Jeder Ort schaut zurück; an Stellen, an denen wir blind für ihn sind.

(etc.)

 

VI



CVS; Westwood, Los Angeles.

Die Scham, LA zu sagen. Ich sitze mit einer Bekannten vor In-N-Out, und ich empfinde diese Scham, als ich LA sage, und nicht Los Angeles; es war keine Absicht.

 

VII



South Market St 253; Inglewood, Los Angeles.

Was zurückbleibt: Glas, Abdeckungen. Schmutz auf den Fliesen. Ein Buchstabe hängt auf einer Linie.

 

Mehr Bilder von Senthuran Varatharajah auf Instagram unter https://www.instagram.com/svaratharajah

Vor der Zunahme der Zeichen

Durch Zufall beginnen Senthil Vasuthevan und Valmira Surroi ein Gespräch auf Facebook. Er lebt als Doktorand der Philosophie in Berlin, sie studiert Kunstgeschichte in Marburg. Sieben Tage lang erzählen sie sich von ihrem Leben, ohne sich zu begegnen. Ihre Nachrichten handeln von ihren Familien und ihrer Flucht aus Bürgerkriegsgebieten, von ihrer Kindheit im Asylbewerberheim und ihrer Schul- und Studienzeit. Hochreflektiert schreibt Senthuran Varatharajah in seinem Debütroman über Herkunft und Ankunft, über Erinnern und Vergessen und über die Brüche in Biographien, die erst nach einiger Zeit sichtbar werden.

Mehr Infos auf fischerverlage.de
© S. Fischer Verlag GmbH /
Fischer Kinder- und Jugendbuch Verlag GmbH
Frankfurt am Main 2020
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