Archaische Sanktionen
Daher kann die klare Absage Angela Merkels an militärische Optionen seitens der Nato als Fortschritt im politischen Denken begrüsst werden. Merkel will aus 1914 die Konsequenzen ziehen. Aber wie weit gelingt das dem Westen wirklich?
Statt auf militärische Aktionen wird auf wirtschaftliche Sanktionen gesetzt. Die Angst geht um, man könne sich dabei ins eigene Fleisch schneiden. Deswegen wird viel darüber diskutiert, welche Nadelstiche verabreicht werden können, ohne sich selbst wehzutun. Eine andere Frage, die viel wichtiger ist, wird aber ausgespart: Was tragen Sanktionen zur Konfliktlösung bei? Es genügt nicht, nur zu kalkulieren, welche Schäden Sanktionen beim Gegner anrichten.
Denn das ist ein Rückfall in altes Denken. Man will den Gegner durch Schäden zum Einlenken zwingen. Neues Denken, das aus den Kriegen gelernt hat, müsste anders ansetzen: Was muss geschehen, damit Sanktionen nicht bloss zu einer weiteren Verhärtung führen? Glaubt man denn wirklich, dass Putin und seine Mitstreiter sagen: Donnerwetter, jetzt läuft unsere Wirtschaft nicht mehr rund, also lassen wir die Finger von der Ukraine? - Das zu glauben, wäre sehr naiv. Es käme darauf an, neben den Sanktionen rational glasklar definierte Anreize dafür zu schaffen, den Konflikt ohne Gesichtsverlust zu beenden. Wie ein guter Psychologe muss der Westen überlegen, wie der Konfliktpartner auf einen Weg zurückfindet, der zu gemeinsamen Nutzen führt. Archaische Reflexe, Strafbedürfnisse und Prügel reichen dafür nicht.
«Wie ein guter Psychologe muss der Westen überlegen, wie der Konfliktpartner auf einen Weg zurückfindet.....» Aber gute Psychologen gibt es wenige, wenn es sie denn überhaupt gibt.
Sorry, Psychologen sollten sich nicht um Makro-Konflikte kümmern. Da sind Historiker zuständig. Der beste: Timothy Snyder mit den Werken
The Reconstruction of Nations: Poland, Ukraine, Lithuania, Belarus, 1569-1999
und neuer:
Bloodlands: Europe Between Hitler and Stalin
Er legt dar, dass in einem Streifen zwischen dem Baltikum und dem Schwarzen Meer - etwa dem Territorium des früheren Polnisch-Litauischen Commonwealth der Grossteil der europäischen Genozide inklusive Holocaust stattgefunden hat, warum und was davon weiterwirkt.
Mindestens das muss man wissen, um die heutigen Ereignisse in der Ukraine einordnen zu können.
Weiter wäre auch zu fragen, ob es denn allenfalls im Osten gute Psychologen gäbe. Denn zu wirklichem Frieden in Beziehungen
braucht es Zwei, die Eins werden. Das wäre dann eine fruchtbare
Beziehung. Das Sinnvollste. Scheint wirklich schwer zu sein heutzutags - das Einfachste.
Die Gemeinsamkeiten, die gegenseitigen Abhängigkeiten und der über allem stehende Wunsch nach dauerhaftem Frieden wird eine vernünftige Lösung bringen. Zu einem russisch-europäischen Abkommen ohne Fremdeinmischung die getrieben von Eigennützlichkeit. Einem europäischen Frieden. Einem Sieg der Vernunft, ausgehandelt durch Verhandlungen, erreicht durch „Vertrauens-Schaffung“….cathari