Elias Canetti: Das Augenspiel. Lebensgeschichte 1931 - 1937 (Autobiografie) |
Elias Canetti: Das Augenspiel. |
Inhaltsangabe:
Eine ziemlich große, allseits überquellende Frau, mit einem süßlichen Lächeln ausgestattet und hellen, weit offenen, glasigen Augen. ...
Mit einem Händeklatschen ruft Alma Mahler ihre Tochter herbei. "Schön ist sie, was? Also das ist Manon, meine Tochter. Vom Gropius. Da kann eben keine mithalten. ... Haben Sie den Gropius einmal gesehen? Ein schöner, großer Mann, genau was man arisch nennt. Der einzige Mann, der rassisch zu mir gepasst hat. Sonst haben sich immer kleine Juden in mich verliebt, wie der Mahler." Als Manon geht, fühlt Canetti Erleichterung beim Gedanken, "dass sie nie wie ihre Mutter werden würde, nicht das Giftbild an der Wand, nicht die glasige, zerflossene Alte auf dem Sofa". (Ein Jahr später sitzt Manon gelähmt im Rollstuhl, noch ein Jahr später ist sie tot.) Dieser Brief war es, der mich nach Straßburg lockte, und ohne die Menschen, die ich durch den Straßburger Aufenthalt traf, wäre es nicht zur Publikation des Theaterstücks ["Hochzeit"] gekommen. Canetti begleitet also Hermann Scherchen zu einer Tagung für moderne Musik nach Straßburg und muss versuchen, mit der selbstherrlichen Art des unkonventionellen Dirigenten zurecht zu kommen. In diesem Jahre 1933, unter dem Eindruck der Ereignisse in Deutschland, ist die "Komödie der Eitelkeiten" entstanden. Ende Jänner war Hitler zur Macht gekommen. Von diesem Augenblick an schien jedes Ereignis, das diesem ersten folgte, unheimlich und von dunkler Bedeutung. ... Eines aber wusste man bei aller Unbegreiflichkeit wohl: dass es nur in Krieg münden könne, nicht einen verschämten und seiner selbst unsicheren Krieg, sondern einen, der mit stolzem und gefräßigem Anspruch auftrat, wie die biblischen Kriege der Assyrer.
Einen für ihn wichtigen Menschen während dieser Zeit findet Elias Canetti in Dr. Sonne;
Auf ihre hochfahrende Weise hatte sie mich anerkannt, das Buch sei so, wie sie selber geschrieben hätte, es sei wie von ihr, ich hätte recht daran getan, schreiben zu wollen, ich hatte recht daran getan, alles andere beiseite zu schieben, was sei schon für einen Dichter die Chemie!
Vorübergehend zeigt sich die Mutter versöhnlich. Bald darauf erklärt sie jedoch, ihn nicht mehr sehen zu wollen. Georg, der Arzt geworden ist, bei der Mutter in Paris wohnt und sie betreut, benachrichtigt seinen Bruder über ihre schwere Krankheit. Elias fährt nach Paris und kann die letzten Tage ihres Lebens an ihrem Bett sitzen und mit ihr reden. Sie lässt deutlich erkennen, dass sie Georg als Sohn bevorzugte und enttäuscht war, am Erfolg ihres älteren Sohnes nicht beteiligt worden zu sein, hatte sie doch ihre Fürsorge und ganze Kraft als junge Witwe in dessen Bildung verwendet: Er "war ganz aus ihrem Geiste geboren". |
Buchbesprechung: |
Inhaltsangabe und Rezension: © Irene Wunderlich 2003 Textauszüge: © Elias Canetti Seitenanfang |
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