Penelope Fitzgerald: Die blaue Blume (Roman) |
Kritik: Obwohl es sich bei "Die blaue Blume" nicht um eine Biografie, sondern um einen Roman handelt, bleibt Penelope Fitzgerald sachlich und distanziert. ![]() |
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Penelope Fitzgerald: |
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Inhalt: 1794 verliebt sich der 22-jährige Friedrich von Hardenberg in ein zehn Jahre jüngeres Mädchen namens Sophie von Kühn. Zur Verlobungsfeier zwei Jahre später erscheint Sophie mit einer weißen Haube, denn aufgrund eines Tumors ist sie kahl. Friedrichs Bruder Erasmus ist entsetzt, nicht nur über die Krankheit, sondern vor allem, weil Sophie dumm und ungebildet ist. Das hält ihn allerdings nicht davon ab, sich ebenfalls in sie zu verlieben ... ![]() |
Originalausgabe: |
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Penelope Fitzgerald: Die blaue Blume |
Inhaltsangabe:
1790 schreibt sich Friedrich ("Fritz") von Hardenberg an der juristischen Fakultät der Universität Jena ein, studiert aber Geschichte und Philosophie, unter anderem bei Friedrich Schiller. Wirklich anstößig fand Just das Benehmen der Frauen in Jena. Friedrich Schlegel, einer der ersten Freunde Hardenbergs, war ein großer Bewunderer von Caroline, der Frau seines Bruders August. Von ebendieser Frau ging das Gerücht, sie sei die Geliebte des berühmten Bibliothekars Georg Forster gewesen. Forsters Frau Therese habe ihn wegen eines Journalisten verlassen und sich darüber beklagt, dass Forster, statt sie zu trösten, als ihr Baby an Pocken gestorben war, nur lästige Anstrengungen unternommen habe, schnell Ersatz zu schaffen. Und Friedrich Schlegel wiederum lebte mit einer Frau, die zehn Jahre älter war als er: Dorothea, eine Tochter des Philosophen Moses Mendelssohn, offenbar eine gütige, mütterliche Frau, aber sie hatte schon einen Ehemann, einen Bankier, dessen Namen Just vergessen hatte. (Seite 54)
Eines Tages nimmt Just seinen Aktuarius (Schriftführer) mit auf das Schloss Grüningen zu dem vierzigjährigen früheren Hauptmann Johann Rudolf von Rockenthien. Dort begegnet Hardenberg der zwölfjährigen Christiane Wilhelmine Sophie von Kühn – und verliebt sich auf den ersten Blick in sie. Deren Vater, Wilhelm von Kühn, hatte sich nach dem Tod von Sophies Mutter mit einer Frau namens Wilhelmine Schaller vermählt, die, nachdem sie Witwe geworden war, 1787 Johann Rudolf von Rockenthien geheiratet hatte. Hardenberg stellt fest, dass das Leben in Grüningen viel lockerer, lustiger und freudvoller ist als das der pietistischen Familie Hardenberg in Weißenfels an der Saale. "Ich glaube, ich weiß, was Sie mich fragen wollen. Sie wissen nicht, ob Fräulein von Kühn, wenn sie wieder genesen ist, Ihrem Bruder ein wirklicher Quell des Glücks sein wird. Wahrscheinlich haben sie das Gefühl, zwischen den beiden herrsche keine Gleichheit des Verstandes. Aber seien Sie ganz beruhigt, es ist nicht der Verstand, den wir an jungen Mädchen lieben. wir lieben ihre Schönheit, ihre Unschuld, ihr Vertrauen in uns, ihre Heiterkeit und Anmut, ihr Gott-weiß-was – aber wir lieben sie nicht ihres Verstandes wegen –, auch Hardenberg nicht, dessen bin ich mir sicher." (Seite 160) Erasmus' Sorge gilt jedoch nicht seinem Bruder, sondern Sophie von Kühn, in die er sich verliebt hat. |
Buchbesprechung:
Die blaue Blume ist das von Novalis in dem Romanfragment "Heinrich von Ofterdingen" eingeführte Symbol der Romantik. In dem Roman "Die blaue Blume" schildert Penelope Fitzgerald die Zeit, in der Novalis in Sophie von Kühn verliebt war, die am 19. März 1797, zwei Tage nach ihrem 15. Geburtstag, starb.
Penelope Fitzgerald wurde am 17. Dezember 1916 in Lincoln als Tochter des späteren "Punch"-Herausgebers Edward Knox geboren. Nach dem Studium am Somerville College in Oxford arbeitete sie im Zweiten Weltkrieg für die BBC. 1941 heiratete sie den irischen Soldaten Desmond Fitzgerald. In den Sechzigerjahren unterrichtete Penelope Fitzgerald an der Schauspielschule Italia Conti Academy. Erst im Alter von 58 Jahren begann sie mit einer Karriere als Schriftstellerin. Penelope Fitzgerald starb am 3. Mai 2000 in London. |
Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2008
Romantik |