Hintergrundinformationen zu Buch- und Filmtipps von Dieter Wunderlich |
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Die blaue Blume der Romantik |
Die Eltern lagen schon und schliefen, die Wanduhr schlug ihren einförmigen Takt [...] Der Jüngling lag unruhig auf seinem Lager, und gedachte des Fremden und seiner Erzählungen. Nicht die Schätze sind es, die ein so unaussprechliches Verlangen in mir geweckt haben, sagte er zu sich selbst; fern ab liegt mir alle Habsucht: aber die blaue Blume sehn' ich mich zu erblicken. Sie liegt mir unaufhörlich im Sinn, und ich kann nichts anderes denken und dichten. So ist mir noch nie zu Muthe gewesen: es ist, als hätt' ich vorher geträumt, oder ich wäre in eine andere Welt hinübergeschlummert; denn in der Welt, in der ich sonst lebte, wer hätte da sich um Blumen gekümmert,
Novalis' Roman blieb unvollendet und erschien erst nach seinem Tod unter dem Titel "Heinrich von Ofterdingen" als Fragment (1802). Die blaue Blume wurde jedoch zum zentralen Symbol der Romantik, der Sehnsucht nach dem Unerreichbaren. Die blaue Blume ist [...] das, was jeder sucht, ohne es selbst zu wissen, nenne man es nun Gott, Ewigkeit oder Liebe. (Ricarda Huch)
Joseph Freiherr von Eichendorff (1788 – 1857) dichtete über "Die blaue Blume", und Heinrich Zschokke (1771 – 1848) verwendete sie in seiner Novelle "Der Freihof von Aarau" als Symbol der Liebe und Sehnsucht. Auch später wurde das Bild immer wieder aufgegriffen, so zum Beispiel von Werner Helwig in "Die blaue Blume des Wandervogels" (1960) und von den Achtundsechzigern in dem Slogan "Schlagt die Germanistik tot; färbt die blaue Blume rot!" |
© Dieter Wunderlich 2008
Romantik |