Anton Tschechow: Die Dame mit dem Hündchen (Erzählung) |
Anton Tschechow: Die Dame mit dem Hündchen |
Inhaltsangabe:Es hieß, auf der Strandpromenade sei ein neuer Kurgast aufgetaucht – eine Dame mit einem Hündchen. (Seite 250) Dmitrij Dmitric Gurow hält sich seit fast zwei Wochen zur Kur in Jalta auf, als ihm eine Dame auffällt, die seit einigen Tagen allein mit einem weißen Spitz spazieren geht. Weil niemand ihren Namen kennt, redet man von ihr als der "Dame mit dem Hündchen". Wenn sie ohne ihren Mann und ohne Bekannte hier ist, überlegte Gurow, sollte man eigentlich ihre Bekanntschaft machen. (Seite 250)
Gurow ist noch keine vierzig Jahre alt. Er wurde früh verheiratet, im zweiten Semester seines Studiums, und lebt mit seiner ungeliebten Frau, der zwölfjährigen Tochter und zwei Söhnen, die aufs Gymnasium gehen, in Moskau. Eigentlich ist er Philologie, aber er arbeitet in einer Bank und besitzt in Moskau zwei Häuser. "Womit könnte ich mich je rechtfertigen? Ich bin eine schlechte, gemeine Frau, ich verachte mich und denke gar nicht an Rechtfertigung. Ich habe nicht meinen Mann betrogen, sondern mich selbst." (Seite 256) Statt nach Jalta zu reisen, schickt ihr Mann einen Brief, in dem er sie bittet, so rasch wie möglich zurückzukommen, denn seine Augen seien erkrankt.
Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
Zunächst denkt Gurow, es habe sich nur um eine seiner vielen Affären gehandelt, aber dann stellt er fest, dass er die Frau mit dem Hündchen nicht vergessen kann. Einige Wochen nach dem Kuraufenthalt in Jalta sagt er seiner Frau in Moskau, er habe in St. Petersburg zu tun und reist nach S. Und es schien, als könnte es nicht mehr lange dauern, bis die Lösung gefunden sein und ein neues, wunderschönes Leben beginnen würde; und beide begriffen sehr gut, dass es bis zum Ende noch sehr, sehr weit war und die größten Schwierigkeiten und Komplikationen noch vor ihnen lagen. (Seite 271) |
Buchbesprechung:Die Erzählung "Die Dame mit dem Hündchen" wurde im Dezember 1899 in der bürgerlich-liberalen Monatszeitschrift "Russkaja mysl'" (Russisches Denken) veröffentlicht. Anton Tschechow erzählt die Handlung in einem minimalistischen Stil, aufs Notwendige reduziert. Gesellschaftliche Konventionen werden als verlogene Fassaden angeprangert. Sie machen die Menschen unglücklich. Wahre Gefühle gibt es nur, wo kein Zwang besteht. Die Dame mit dem Hündchen zählt zu den schönsten und künstlerisch vollendeten Prosawerken Tschechows. Die Erzählung beginnt unvermittelt und endet offen, mit einem hoffnungsvollen Blick Gurows und Annas in die Zukunft. Natur und Mensch werden lebendig, indem der Autor nur charakteristische Details hervorhebt und mit wenigen Strichen entscheidende Momente im Leben seiner Figuren festhält. (Harenbergs Lexikon der Weltliteratur, Dortmund 1989, Band 2, Seite 683) Die Erzählung "Die Dame mit dem Hündchen" von Anton Tschechow inspirierte Alexander Adabachian und Nikita Michalkov zu dem Film "Schwarze Augen". |
Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2010
Nikita Michalkov: Schwarze Augen |