Blättrig geformt aber sonst geometrisch zuordenbar (Randfixum)
Zwischen sortierte Fotografien gehört vorsichtig leichtes Papier gelegt
wodurch die einzelne Aufnahme ihre Farbe behält. Im selben Spind
pinnen zusätzlich Ratschläge: weiteres Vorgehen, für den Fall -
(Verfärbungen z.B.) - der Anerkennung eines lang gehegten
Gedankens. Neue Winkel errechnen, Belichtung einstellen
draußen, zu jeder Zeit, horizontal. Was aber geschieht
wenn der Atem ausgeht. Mein Anschluss wäre tot und
seine Nummer verschüttet. Wie die weißen Gischten
meiner Kindheit über dem Tisch. Und immerzu war
die Flackerflamme des Gasheizungsboilers daran
schuld. Die Waldmaserung der Kommode, noch
heute verläuft man sich dahin. Die Scherben
der Wasserkanne lagen feucht. Zerfaserte
Teppiche, was ist passiert, gab es dort
Handlungen? Ich lese doch. Dauer
besitzen Pässe und Pläne. Nur
mit dem Koffer ist nicht zu
reden, die Bögen hängen
hoch und nass, diese
Umstände - aber
die dünne Luft
nicht sagen
was geht
die Luft
mich
an
03.01.2005 09:16:13
Abflug
Im Frühling war es soweit, da wurde
mein Bündel auf die Straße geworfen:
und nun sieh selbst, wie du die Lieder
der Schwalben begreifst. Diese Vögel
sind schnell, gewiss, aber das war es nicht
was mich so begriffsstutzig machte. Meine
Familie sammelte Nester, ein alter und
ehrwürdiger Beruf. Mein Onkel schlug mir
auf den Mund, als er mich erwischte
beim Wärmen der Eier. Der Himmel
über den Häusern schien durchkreuzt von
Pfeilen und Krallen, spitzen Schnäbeln.
Die verdammten Wetterhähne konnten
auch nicht mehr als rostig klappern.
Und mir gelingt nur eins: tote Vögel
aus Pfützen zu bergen im Herbst, wenn
sie auf der Flucht verloren gehen.
28.12.2004 14:19:30
auffliegen
28.12.2004 12:49:31
Diagnose 1
Es ist nichts passiert, sagt die Lunge
dem Herz. Folgt man einem Rhythmus
wenn man schläft? Das EKG spricht:
Einmal aus dem Takt geraten, ist
Folgendes Makulatur. Der Schritt
sitzt im Kopf. Alles andere
ist chronisches Leiden.
(Der mädliche Ton)
06.12.2004 11:15:40
Perdono tutti e a tutti chiedo perdono
Va bene?
Non fate troppi pettegolezzi
Cesare Pavese
Novemberfund
16.11.2004 14:03:57
Afterlife of...
In einem piemontesischen Wäldchen, nahe der Stadt Cherasco, befindet sich seit einigen Jahren ein Friedhof, dessen Bewohner aus der Luft ins Leben kamen und die hier im Tod zum ersten Mal Erde berühren: diejenigen, die im Roman zu Tode kamen und dort keine letzte Ruhestatt fanden. Ein Friedhof der Romangestalten, unendlich erweiterbar...
Es ruhen dort Anna Karenina, Dorian Gray, Ireneo Funes, Percival Bartlebooth, Roy Batty, Cosimo Piovasco del Rondò (dessen Grabstein von den Zweigen eines Baumes getragen wird), Obi Wan Kenobi, Marinella, Butch Cassidy, Mme de Tourvel, Kurtz, Marion Crane, Seymour Glass.
15.11.2004 15:56:20
Hättest du nur dieses Blatt gewendet
Das bisschen Lust in mir, das mir sagt
steh auf. Lies dieses Gedicht, dann schlafe.
Bevor du schläfst, zieh den Hut. Vergiss nicht
die Uhr. Finde ein Wort: Mädesüß. Das liegt
im Garten, vom vergangenen Jahr.
Regenschirm und Glas unter Dach?
Noch heute wird das Chemische Institut
geschlossen. Eine Präambel brachte
zu einem Gutteil Verlorenes wieder.
Dochttief - das Stottern nicht verlernt.
Schalentierfreund, meine schöne Grimasse.
Wenigstens schlang sich etwas Luft um dich.
Falltiefe geschätzt, überflogen, nein
doch nicht. Und trotzdem verloren.
03.11.2004 21:59:26
Siena - Civitavecchia - Roma III
Zelte waren errichtet, eine Tuchstadt
auf den Steinen von EUR, Rue oder Via
della libertà. Gebäude aus Plastikscheiben -
die Zentrale. An Schnüren baumelten
Bilder, retouchierte Tupfer im Strom
der Hitze um den Platz. Weißer
Stoff, Flatterndes, etwas wie Berlin
und zugleich Gurren, Tauben, Guerra?
Ein Fels sei gebrochen, sagten
die Schatten zwischen den Tüchern.
Andere Silhouetten küssten sich
während die Nachmittagsbrocken
der Unterhaltung verschleiert
Richtung Tiber wehten.
25.10.2004 00:02:07
succede
ho trovato, stamane, proprio lì, mentre
stavo cercando, mentre aprivo l'armadio
mentre un odore bianco usciva dal buio
appena scoperto riempiva qualcosa intorno
a me di riso, palline bianche rotolavano
l'aria usciva una parola usciva, naftalina
dalle lenzuola, altri rumori, tintinnìo lontano
s'avvicinava, chinò la testa, s'alzava, la
faccia che mi disse: titina, non toccà
là, e ze velenosi, ascoltame, sta brava
tatta, tattaruga, tattina, ma va là
17.10.2004 22:53:32
Erste Erzählung
Sie hieß Katharina und kam aus
Georgien. Während andere um Raketen
saßen, sie am Stehen hindern wollten
lernten wir das Berühren, von ihr
das war im Winter, November
in Erzählungen spannen sich Fäden
von den Eltern zum Bruder, der
Bruder, der wieder Kind wurde
vorwärts rückwärts Fäden
von Galata-Sérail nach Irkutsk
die Bilder an den Wänden
sprachen mit, sie sprachen
mit uns, so lange bis nur
ein Einziges übrig war
das genügte so sehr
dass Wörter fielen, hart
aufschlugen, nicht lange
nach Neujahr blühten Barbarazweige
schwarz im Fenster, die Leanderlieder
verstummten und eisige Flächen in
einem Rutsch, Neujahr, neu
mein Gesicht, ein wenig
Empfindung, eine, nein, keine
Ahnung was geschehen wäre wenn
06.10.2004 00:16:16
Flashzitate
“Under the spreading chestnut tree
I sold you and you sold me:
There lie they, and here lie we
Under the spreading chestnut tree”.
singen Winston und Julia 1984
22.09.2004 19:11:23
Übergang
Der Zug überquerte den Fluss
und seine Adern. Felder zogen vorüber
Steine leuchteten in den Rillen.
Schotter der Weg, auf dem wir fuhren.
Verlässliche Stromleitungen, verirrte
Zeilen der Luft. Bäume legten Früchte
wie gefallene Blätter ins Gras. Der Zug
fuhr verspätet aufs Land.
Die Ankunft, ungewiss bis zuletzt
verkündeten Vögel, die der Wind
gegen die Scheiben warf.
19.09.2004 18:35:05
Unfall auf Italienisch
Meinen einzigen Autounfall, bei dem ich in einem der betroffenen Wagen saß, erlebte ich in Piazzola sul Brenta bei Padua. Ich war ca. 10 Jahre alt. Mein Vater lenkte das Auto (einen NSU Prinz) auf die Piazza, es war Mittag, sengende Sonne und nur noch am äußersten Rand der Piazza ein kleines, schattiges Plätzchen. Ein anderes Auto näherte sich aus einer anderen Richtung und der Fahrer hatte ebenfalls den einzigen schattigen Platz entdeckt. Beide waren etwa gleich weit davon entfernt.
Man mag es nicht glauben, aber tatsächlich ist es geschehen, dass sowohl mein Vater als auch der andere Fahrer einen ungesunden Ehrgeiz entwickelten und aufs Gaspedal traten. Etwa in der Mitte des Platzes kreuzten sich die Wege und die beiden Wagen krachten an den Kotflügeln aneinander. Gottseidank rissen die besessenen Fahrer das Lenkrad noch im Zusammenstoß herum, so dass neben den Blechschäden kein Personenschaden zu verzeichnen war.
Nach einer halben Stunde kamen zwei Carabinieri mit verärgerten Gesichtern angeschlurft und nahmen die Personalien auf. Der Unfall hatte sie aus dem Mittagessen herausgerissen.
für Mirko, naturalmente
14.09.2004 12:32:12
Gestern sah ich Schwärme ziehen, dunkle Vogelwolken
rollten über den Himmel, Kreischen, vom Wind in die Länge gezogen.
Der Schnabel einer Wildente: wie das Stäbchen eines Xylophons, auf das die Wellen klopften.
Auf dem Fluss rannten Schwäne: irr, betrunken flatternde Körbe, die ein Stoß
zu schreienden Pfeilen formte.
Das Wasser trug Inseln mit sich, vergangene
und verschlungene.
07.09.2004 00:12:31
blízpost (f.)
Ameridisch. Aus dem mittelhochdeutschen blitze >>Blitz>(Post)Station:
e-mail, elektronischer Nachrichtentausch
heitere Fundstücke
01.09.2004 14:11:33
Umkreisung
In der Sprache der Satelliten gelingen Handreichungen
von Angesicht zu Angesicht. Diese Gehäuse, Stationen
der Lichterfelder aus dem krustigen Rand eines Mantels,
aufgeschüttelt nach langem Sommerschlaf.
Das gewendete Futter berührt man im Dunkeln.
31.08.2004 22:22:06
Letzter Brief
Drollige Hündchen, rennen in den Himmel, kläffen, eine
Knochenjagd im Fell, spielen mit dem Rosenkranz, sieh doch
was geht. Welche der baumelnden Leinen und wofür. Diese
Büchse zu leeren, im Koffer verschließen - keine Reise beginnt
so. Anzunehmen, dass es Gründe gibt, fischreiche. Aber etwas,
sagen wir ruhig : etwas, es stammt ja aus der Familie, ohne Scheu
und Blatt. Sie verstehen kein Wort, ich weiß. Näherkommen, daran
denken wir alle. Nur Gegenteile, nicht einmal Spiegel, sind nun
die nächsten Vermutungen. Und dann? Keine Schlussfolgerungen
bitte. Nehmen wir doch alles an, jede Verschickung hat ihren Sinn.
Zögern, ach was. Freier Galopp, die richtigen Entspannungen, eine
Übung. Und Speicher, uralte, die auf Öffnung warten. Wir dürfen sie
entdecken. Das Bahnhofsmodell hat ausgedient. Verraten Sie mir nur
noch eins : sind Sie in der Lage, mir das zu glauben? Sie verstehen?
11.08.2004 14:45:24
Vor diesem, das du nicht nennst, nicht davon weißt, nicht wissen willst
Ungewöhnlich lange, diese Dauer, Dauerndes, verbunden mit der Weigerung, nicht einmal denken: Bleibendes. Es könnte zwingen, die Haare zu schneiden, oder wie sagte ein anderer: fort mit dem Schmerz, lass dir die Fingernägel wachsen. Mach dich zu einem Blatt im Herbst, oder zu reifenden Früchten im Regen. Prasselndes spricht davon, auch Flüsse, reißend, ohne Boot in einem Wasser, selbst Gläser könnten gemeint sein.
Aber du sprichst anders. Vielleicht bist du ein nickendes Pferd, eine Tragetasche. Soweit ist alles gut, sagst du traumlos in deinem Schuber. Oder: vergib mir, mon capitain. Die Kurse stehen nicht schlecht, aber das gibt zu denken. Die Geringste unter den Möglichkeiten, das nicht zu Erahnende. Keine Beschreibung anfordern, weghören. Ein Geheimnis unter vielen.
30.07.2004 16:49:33
Ister Framework
Template, hohe Zeit auf weißen Plateaus, gesehen
auf Entwürfen - Timestamps, Botschaften aus Luft
und Wind, vielleicht Apache aus Varchar, oder aus
erlöschendem Tag. Verdachtsmomente, gewirkt im
Cache aller Möglichkeiten, absolute Gewinne, keine
Boolnull, aber am Ende der Vorstellungskraft. Meine
gespielte Karte, mein Joker: delete. Von Master zu
Master, from slave to slave, the primary bigint. Nur
Cronjob kennt den Code, Crondaemon his brother
in law. Und jetzt: letzte inputs, hidden query strings
und vorüber. Timestamp im allerletzten Licht, reset.
