ein bild

Der Untergang des Abendlands


Trotz des kühlenden Sitali-Atems während der Meditation keine Entscheidung, ob als Entgelt für Samadhi - also Ichlosigkeit, Erleuchtung und kosmisches Bewusstsein - ein flacher Arsch okay wäre.

22.01.2007 12:59:48 

Ich hab zu tun


dpa - Der Orkan "Britta" wütet derzeit über Norddeutschland und hat bereits erhebliche Schäden verursacht. Gegen Mittag wird eine schwere Sturmflut in Hamburg erwartet. Die Hansestadt bereitet sich auf Überschwemmungen vor.

01.11.2006 11:11:39 

Hildegard Schopf


Bildzeitung vom 25. September 2006. „So betrügt uns die sogenannte Elite“ Daneben ein Bild von Gerda Fehlmann (olivgrüne Bluse, graue Weste mit passendem Rock, hautfarbene Perlonstrümpfe, rote Pumps) mit der Unterschrift: „Diese Frau gab sich 25 Jahre lang als Nobelpreisanwärterin aus!“
Kurz vor Weihnachten 1945 war Gerda Fehlmann 22jährig mit einem der Flüchtlingstreks aus Pommern in Kiel angekommen und mit 10 anderen Frauen, von denen sich sechs 14 Kinder teilten, in einer 8-Zimmer-Wohnung untergebracht worden. Gerda Fehlmann bewohnte ein Zimmer mit der zwei Jahre älteren Hildegard Schopf.
Trotz des Hungers und des ständigen Lärms saß Hildegard beinahe Tag und Nacht an dem kleinen Tisch unterm Fenster und schrieb eine Kladde nach der anderen voll, wie es schien ohne dabei nachzudenken. Schrieb sie nicht, befragte sie Gerda zu ihren Ansichten über Krieg und Frieden, Männer und Frauen, Kinder und Haushalt, Musik und Mode, das Wetter, die Besatzer, die Mitbewohnerinnen.
Ihre Mutter war lange tot und Gerda hatte seit ihrem 14. Lebensjahr das Gut mit Schweine- und Rinderzucht, Gestüt, einer Köchin, acht Knechten und Mägden sowie sechs Zwangsarbeitern geführt. Sie hatte neben ihren zwei jüngeren Schwestern noch zwei Waisen aus dem Dorf durchgebracht und dem Vater den Rücken für seine pomologischen Studien freigehalten. Kurz vor Greifswald war der Vater war tot umgefallen, eine Schwester war verschwunden, die andere mit einem jungen Mann Richtung Bayern weiter gezogen. Die Waisen hatten sie in Pommern bei der russischen Armee zurücklassen müssen.
Gerda Fehlmann war ein mädchenhaftes Geschöpf mit der Erfahrung und der Entschlusskraft einer gestandenen Frau.
Hildegard Schopf war kaum weniger mädchenhaft, aber sie hockte vor der Realität wie das Kaninchen vor der Schlange. Täglich mehrmals bedankte sie sich bei Gerda, die mit ihr Essen und Zigaretten teilte. Gerda winkte stets ab – „Doch guter Menschen Hauptbestreben / ist andern etwas abzugeben“ – und erfreute sich an Hildegards unpassend lautem Lachen.
Als sich ab 1949 die Zeiten und Umstände besserten, zogen zuerst die Mütter mit ihren Kindern aus der großen Wohnung, dann auch die anderen beiden Frauen. Die räumliche Enge und die wirtschaftliche Not hatten ein Ende, aber Gerda und Hildegard blieben einander fest und herzlich verbunden.
Gerda arbeitete bei einem Couture-Schneider als Empfangsdame und Hausmodell, Hildegard als Korrektorin bei der örtlichen Zeitung. Nach Feierabend saßen sie zusammen, zwei Stündchen, plaudernd, manchmal bei einem Fläschchen lieblichem Moselwein.
Gerda war überrascht als Hildegard ihr 1953 an einem Herbstabend mitteilte, dass sie einen Verlag gefunden habe, ihr erstes Buch also im Frühjahr 1954 erscheinen werde, und die Stelle bei der Zeitung bereits gekündigt sei. Gerda hatte nicht einmal geahnt, dass Hildegard an einem Buch gearbeitet hatte und hatte viele Fragen - was ihr merkwürdig vorkam, denn bisher war immer sie die gewesen, die befragt worden war – aber nach dem Eigentlichen, dem Buch, der Geschichte, erkundigte sie sich mit keinem Wort. Und auch als sie ihr Exemplar von „Häuser, in denen Menschen lebten“ bekam, las sie nur die Widmung und stellte es dann in den Schrank.
So ging es auch mit Hildegards folgenden Büchern, die im Jahr 1959 mit Gerda in den grazilen Neubau auf dem ausgebombten Nachbargrundstück umzogen.
Gerda hatte den ein oder anderen Liebhaber, Hildegard wurde zu einer festen Größe im deutschen, später auch internationalen Literaturbetrieb, traf unter anderem Grass und Lenz, kurz vor seinem Tod sogar den großen Brüning, aber bei den nahezu täglichen Treffen der beiden Frauen war nie einer von jenen oder denen dabei. Über jene wurde allerdings ausführlich gesprochen, so wie über Gerdas Leben überhaupt. Manchmal, kurz vor dem Einschlafen, fiel Gerda auf, wie wenig sie über Hildegard wusste, aber so hatte es sich etabliert: Gerda erzählte, dachte laut nach und Hildegard stellte hin und wieder eine kurze, leise Frage.
Die Jahre vergingen, die Hosen wurden erst schmaler, dann weiter. Gerda erfreute sich am Wechsel der Moden, während Hildegard ab 1959 nur noch schwarz trug, Budapesterschuhe, schurwollene Bundfaltenhose, Pullover mit V-Ausschnitt. Hildegard veröffentlichte weitere Bücher und erhielt eine Reihe von Preisen. „Das Ticken der Sanduhr“ wurde in 16 Sprachen übersetzt.
1981 wurde Hildegard Schopf für den Literaturnobelpreis nominiert. Als dann Elias Canetti den Preis der Schwedischen Akademie der Schönen Künste erhielt, buchte Gerda einen Spitzenkoch, der in Hildegards Küche ein 5-Gänge-Menü zubereitete. Hildegard und Gerda tranken mittlerweile französischen Rotwein und an diesem Abend, in dieser Nacht waren es etliche Flaschen. Als Gerda gegen 5:30 Uhr nach Hause ging, musste sie sich an den Wänden entlang hangeln, auf der Treppe stürzte sie mehrmals.
Am nächsten Abend gegen 19:00 Uhr wollte sie Hildegard wie gewöhnlich besuchen, die aber öffnete nicht. Gerda benutzte ihren Zweitschlüssel, um in die Wohnung zu kommen, wo sie Hildegard tot in ihrem Bett auffand. Mehrere Stunden saß Gerda reglos neben der Leiche, und nahm schließlich „Häuser, in denen Menschen lebten“ zur Hand, begann zu lesen. Schon nach den ersten Sätzen erkannte sie sich selbst. Sie war geschmeichelt, nervös, wütend, ihr wurde schlecht. Sie las weiter. Das knapp 400 Seiten starke Buch hatte sie am folgenden Abend beendet. Sie aß die Reste vom Nobelpreismenü. Sie nahm sich das nächste Werk vor. Wieder las sie über sich. In all den Büchern Hildegard Schopfs fand sie ihre Kindheit, ihre Jugend, ihre Familie, ihren Krieg, ihre Liebhaber, ihre Eitelkeiten, ihre Ängste, in „Schädel“ sogar ihre Unterwäsche.
Gerda beseitigte Hildegards Leiche kurz hinter der dänischen Grenze. Sobald sie in Hildegards Schriftstellerkluft geschlüpft war und in der großen, ruhigen Altbauwohnung im Arbeitszimmer saß, fiel ihr das Schreiben ungeahnt leicht und Hildegards typische Gesten, das Zurückstreichen des Haars zum Beispiel oder das Wippen des rechten Zeigefingers beim Nachdenken – führte sie wie von selbst aus.
1983 ging Gerda in Rente und ihr erstes, also Hildegards 14 Buch – „Unter dem Efeu die Wand“ - wurde veröffentlicht, gelobt, geradezu gepriesen. Nach und nach veränderte sich Hildegard Schopf. Bisher hatte sie darauf bestanden, dass ihre Bücher für sich sprächen und bis auf wenige Ausnahmen Interviews verweigert. Gerda aber ließ sie ihre Meinungen nun auch öffentlich vertreten, dabei ging sie klug und behutsam vor. Weitere Bücher erschienen. Hildegard Schopfs zunehmend klare, eindeutige Sprache begeisterte die Kritiker.
Mit dem Erfolg vernachlässigte Gerda zunehmend die gebotenen Vorsichtsmaßnahmen. Die einst klaren Grenzen zwischen Hildegard Schopf und Gerda Fehlmann begannen zu verschwimmen.
Am Nachmittag des 23. September 2006 schoss ein Fotograf aus der gegenüberliegenden Wohnung das Bild von Gerda Fehlmann, auf dem sie in Hildegard Schopfs Schaukelstuhl sitzt, das Notebook auf den Knien.

26.09.2006 14:07:42 

"Vincenzo"


1999 machte Trifon Schiwkow sich in Hamburg mit seinem Einmannbetrieb "Vincenzos Hygieneservice" selbständig. Inzwischen hat er zwei Angestellte und einen Lehrling, denn im Jahr 2004 wurde die Schädlingsbekämpfung zum Ausbildungsberuf, während Trifon Schiwkow 1993 durch eine neunmonatige Umschulung zum staatlich geprüften Kammerjäger wurde.
1990 hatte ihm sein polnisches Label den Vertrag gekündigt, kurz vor seinem 20jährigen Jubiliäum. Als "Vincenzo" hatte er 17 LPs mit italienischen Schlagern aufgenommen, unzählige Nr1-Hits gehabt, Welttourneen durch den gesamten Ostblock unternommen, Autogramme gegeben, Groupies gevögelt, Krimsekt gesoffen und Beluga-Kaviar gegessen wie andere Leute Reis oder Graupen.
Obwohl er 1954 in einem bulgarischen Kaff an der Struma geboren worden war, galt er als der italiensiche Superstar. In Polen war er so bekannt und beliebt, dass die Polska Zjednoczona Partia Robotnicza ihm 1984 nach einem Auftritt vor dem Politbüro sogar eine Parteikarriere antrug. Allerdings war an diesem Abend viel Wodka durch die Kehlen geflossen, so dass Trifon Schiwkow die Sache am nächsten Tag nicht noch einmal ansprach.
Ein ähnliches Gefühl hielt Trifon Schiwkow all die Jahre davon ab, über seine Popularität im Westen Nachforschungen anzustellen. Er war ein Weltstar è basta.
Als er im Sommer 1990 nach Deutschland kam, um seine Karriere bei einem westlichen Verlag wie Ariola oder EMI fortzusetzen, schwankte er wochenlang zwischen dem Gefühl in einem äußerst realistischen Traum festzuhängen und dem, aufgewacht zu sein und die Erinnerung an einen anderen, äußerst realistischen Traum nicht loszuwerden. Weder bei den Verlagen, noch in den Plattenabteilungen der Kaufhäuser oder auf der Straße kannte man "Vincenzo". Es gab Adriano Celentano und Eros Ramazotti, und keinen Bedarf für Trifon Schiwkows Verkörperung des Latin Lovers in den besten Jahren.
Zuerst verging das Gefühl von glasklarer Verschwommenheit*, dann die Enttäuschung und übrig blieb Trifon Schiwkow in Hamburg. Er heiratete Monika Düwel, von der er sich 1998 scheiden ließ, machte die Umschulung zum Schädlingsbekämpfer und nicht viel Aufhebens um sein früheres Leben als Star von Weltrang.
Nach und nach kamen jedoch immer mehr Einwanderer aus Osteuropa nach Hamburg und sie wohnen nicht unbedingt in den besten Gegenden.
Wenn "Vincenzos Hygieneservice" den Auftrag bekommt, dort gegen Schaben, Mäuse oder Ratten vorzugehen, passiert es ziemlich oft, eigentlich fast immer, dass Trifon Schiwkow auf seine unglaubliche Ähnlichkeit mit "Vincenzo" angesprochen, nach dem Ursprung des Namens seiner kleinen Firma befragt, also enttarnt und schließlich zu einigen Gläsern Wodka eingeladen wird. Im Verlauf so eines Einsatzes taucht stets die ein oder andere seiner Platten auf, aber es gibt in kaum einem dieser Haushalte noch Plattenspieler.

*also das Gefühl, am äußersten Rande des Gesichtsfelds husche eine schemenhafte Gestalt hinter einem her, aber wenn man den Kopf dreht, ist da nichts und niemand, die Welt liegt sauber, hell und aufgeräumt vor einem wie ein Architekturmodell.

19.09.2006 13:41:04 

Little Stream of Whiskey


I followed a little stream of whiskey to your door
I stand here wondering if there’s more
Would you make me a pallet on your floor
Been down, been down for nothing at all
Got no kind of nothing at all, and nothing ain’t nothing at all

Saw a picture of white sand, with a woman and a man
Walking hand in hand into the sea
I didn’t want to be that man, wanted to be that white sand
The burning edge of Eden land, be pure geography
With uncountable pieces of me.

Old Man Luedecke

06.09.2006 11:52:24 

Kiss the Devil


Who'll love the devil?
Who'll sing his song?
Who will love the devil and his song?
I'll love the devil!
I'll sing his song!
I will love the devil and his song!
Who'll love the devil?
Who'll kiss his tongue?
Who will kiss the devil on his tongue?
I'll love the devil!
I'll kiss his tongue!
I will kiss the devil on his tongue!

EofDM

Für Mirko

22.08.2006 13:32:04 

Darf ich


Darf ich
Monsieur
Darf ich dies
Persönlich nehmen
Darf ich es
Hinzufügen
Zu meiner Vorstellung
Von mir selbst

22.08.2006 12:35:36 


Und die längst verlorn Geglaubten
werden von den Schnecken auferstehn.

21.08.2006 23:35:50 

Südseeromantik, die deuthsche


Aloha 'Oe

Stetig ziehn die Wolken übers Riff
Rauher Wind treibt sie hinaus aufs Meer
Namenlos sind sie und unergründlich
Der Horizont ist wild entflammt

Lebwohl, Ade
Lebwohl, Ade
Dein Zauber bleibt mit dir zurück im Jetzt
Umarme mich
Ich muss nun leider fort
Ob wir uns wieder sehn?

Aus der Ferne klingen nebelhaft
Gesänge der Vergangenheit
An meine Seite, Herz, gehörst du
Und doch bin ich so frei zu gehn

Lebwohl, Ade
Lebwohl, Ade
Dein Zauber bleibt mit dir zurück im Jetzt
Umarme mich
Ich muss nun leider fort
Ob wir uns wieder sehn?

Stets aufs Neue wollte ich ergründen
Warum in deinem Bann ich steh
Derweil die Schmetterlinge tranken
Den Nektar deines Rosenmunds

Lebwohl, Ade
Lebwohl, Ade
Dein Zauber bleibt mit dir zurück im Jetzt
Umarme mich
Ich muss nun leider fort
Ob wir uns wieder sehn?


"Aloha `Oe" is a song by the last queen of Hawaii Lydia Liliuokalani (1838-1917). Her Majesty wrote down the songs words around 1877.
Henry Berger (1844-1929) was invited to Hawaii by the king Kamehameha V in 1872. Berger composed 72 Hawaiian songs, including "Aloha 'Oe" and the Hawaiian national anthem.
It seems that the origin for the melody of "Aloha 'Oe" ("Farewell to Thee") is the Croatian song called "Sidi Mara na kamen studencu", which Berger obviously knew in the Austro-German version called "Die Träne".


09.08.2006 21:49:47 

Aufruhr


sturm

27.07.2006 22:32:20 

Adjektive


Die kleine Doris wurde im ganzen Haus die kleine Doris genannt, nicht etwa weil man die kleine Doris von einer anderen Doris, beispielsweise der großen Doris hätte unterscheiden müssen, denn die kleine Doris war ja die einzige Doris im Haus, sondern weil die kleine Doris so unerhört klein war. Deshalb hätte die kleine Doris aber genauso gut auch die dralle Doris genannt werden können.

19.07.2006 19:20:36 

auf die knie. an die arbeit!


knie

16.07.2006 09:36:48 

Südseeromantik, die deuthsche


Eilige Depesche an Frau Auguste Amalie Berger, Berlin:
Honululu, 25. Oktober 1875
Verehrte Frau Mutter,
verzeihen Sie, dass ich eine so lange Zeit inkommunikado blieb.
Nach einer Abfolge von Geburtstagsempfängen, Begräbnisfeierlichkeiten, Krönungszeremonien und meiner Ernennung zum Captain durch den König, weiß ich kaum, wo mir der Kopf steht. Fast scheint es mir, als seien diese Ereignisse nahtlos aufeinander gefolgt, so dass ich nur ungenügend Zeit fand, das Repertoire des Königlichen Orchesters wesentlich zu erweitern, mit der Notierung des umfassenden Liedguts der Einheimischen zu beginnen, mir die bezaubernd melodiöse hawaiianische Sprache anzueignen, oder gar diese üppig bewachsenen Inseln, von deren 137 nur acht bewohnt sind, zu erkunden.
Keinesfalls möchte ich mich über meine verantwortungsvolle Aufgabe beklagen, denn diese anstrengenden Monate, die nun hinter mir liegen, haben mir den Reichtum offenbart, aus dem ich hier schöpfen kann. So kamen beispielsweise anlässlich der Inthronisierung König Kamehamehas des Lebenslustigen 260 Hula-Tänze zur Aufführung. Hierbei war ich natürlich in der Rolle eines staunenden Schülers und ließ mich von den Klängen und den anmutigen Bewegungen der jungen Männer und Frauen, angetan lediglich mit Röcken aus Gras, verzaubern. Zudem gab mir diese Darbietung Aufschluss über die große Liebe der Hawaiianer zum Walzer. Beiden Tänzen liegt nämlich ein 3er-Takt zugrunde. Törichterweise war Hula auf Betreiben der puritanischen Missionskirche vor Jahrzehnten verboten worden. Stellen Sie sich die überschwängliche Freude der Menschen vor, die ihre Musik so lange Zeit nur im Verborgenen pflegen konnten!
Nun sind die vier Jahre meines Aufenthalts in Hawai’i bald Vergangenheit und ich muss ins Deutsche Kaiserreich zurückkehren. Zuvor warten aber noch etliche drängende Aufgaben auf mich, weshalb die Anspannung nicht von mir weichen will. Mir ist, als schlage ein Trommler in meinem Herzen den Takt eines Marsches. Wie gerne spürte ich anstelle dessen das sinnliche Schaukeln eines Walzers oder einer Hula in meiner Brust.
Es grüßt Sie herzlich Ihr Sohn Heinrich

14.07.2006 09:14:05 

Dr. Robert


Ring my friend I said you'd call Doctor Robert
Day or night he'll be there any time at all
Doctor Robert Doctor Robert
You're a new and better man
He helps you to understand
He does everything he can Doctor Robert
If you're down he'll pick you up Doctor Robert
Take a drink from his special cup
Doctor Robert Doctor Robert
He's a new and better man
Helping any-one in need
No one can succeed like Doctor Robert
Well, well, well you're feeling fine
Well, well, well he'll make you Doctor Robert
My friend works for the National Health Doctor Robert
Don't pay money just to see yourself
Doctor Robert Doctor Robert
You're a new and better man
He helps you to understand
He does everything he can Doctor Robert
Well, well, well you're feeling fine
Well, well, well he'll make you Doctor Robert
Ring my friend I said you'd call Doctor Robert
Ring my friend I said you'd call Doctor Robert
Doctor Robert

The Beatles

12.07.2006 15:52:38 

Freunde sein


Nach 10 Jahren des Duzens einander endlich das Sie angeboten.

11.07.2006 13:29:59 

Heckenschützen


Korrekt sitzen die graumelierten Frisuren, Anzüge und Worte der Vertreter von Banken, Behörden und Parteien während der öffentlichen Sitzung des Bezirksausschusses. Den Bewohnern möchten sie nichts versprechen, aber sie können den Immobilienbesitzern günstige Kredite zur Modernisierung ihrer Objekte anbieten.
Ick kämpfe hier fürn Hundeplatz, für ne kleene Freiheit, brüllt plötzlich eine aufgeriebene Frau.
Dir hat keiner das Wort erteilt. Ein Bursche mit der Gewalt seines Erbes im geistigen Rücken.
Woher kenn wa uns, will die Frau wissen.
Hahaha, lacht der Erbe, so was wie dich.
Dann will ick nich von Ihn geduzt wern, ruft die Frau, ick kämpfe hier bloß fürn Hundeplatz.

29.06.2006 21:16:20 

Ausgewildert


verwehungen

26.06.2006 20:43:31 

Südseeromantik, die deuthsche


Eilige Depesche an Frau Auguste Amalie Berger, Berlin:
Honululu, 10. Dezember 1872
Verehrte Frau Mutter,
seit einigen Tagen habe ich kein Auge zugetan und nun war ein Kahuna, wie die, so scheint es mir, allwissenden Berater des Königs genannt werden, so großzügig, mir zwei Stunden zu gewähren, um mich zurück zu ziehen und etwas Erholung zu finden. Meine Anspannung ist jedoch so groß, dass kein Schlaf über mich kommt und ich nutze die Zeit, Ihnen von den Ereignissen zu berichten.
Der König starb an seinem 43. Geburtstag, dem 2. Dezember. Der Verstorbene wurde hier im Palast aufgebahrt, wo er die nächsten vier Wochen verbleiben wird wie es Brauch ist. Der Totenraum ist dunkel, die Wände und die Decke sind mit schweren, tiefschwarzen Tüchern verhängt. Der Leichnam ist in weißen Satin aus Frankreich gehüllt und auf den königlichen Streitmantel aus gelben Federn gebettet; ein einfacher Kranz aus orange-roten Blüten und weißen Federn krönt sein Haupt. Anwesend sind neben sechs ausgewählten Jägern und den Spitzen der königlichen Garde eine Reihe von Aristokratinnen, die Offiziere der Eliteregimenter und der Ehrenstreitkräfte. Im Zwielicht der Kerzen glänzen die düsteren Symbole der Trauer. Jeden Abend wird ein neues Klagelied gesungen, das von einer der adligen Damen komponiert, von mir überarbeitet und schließlich sorgfältig einstudiert wird. Der entschiedenen Missionsarbeit zum Trotz glaubt man, dass Fehler während der Rezitation die Götter erzürnen. Gottlob ist die rituelle Todesstrafe für diese und ähnliche Vergehen per königlichem Dekret abgeschafft.
Von draußen höre ich das Wehklagen des Volkes. Ihre Gesänge stammen aus uralten Zeiten, lange bevor die ersten Entdecker einen Fuß auf diese Inseln setzten, und sind von aufrührender Schönheit.
Nun fühle ich doch, wie Morpheus seine Arme um mich schlingt.
Es grüßt Sie herzlich Ihr Sohn Heinrich

19.06.2006 13:19:36 

Is ja nich so, dass ich aufhöre drüber nachzudenken


Es stimmt schon: Eifer kommt kaum angenehmer daher als Geifer. Eiter zu heiter, das hätte meine Vorgabe sein sollen. Der Gedanke, einer völkischen Kulturelite anzugehören, muss so lächerlich dargestellt werden wie er ist.

15.06.2006 17:03:04 


Okay...
Tut mir die Sache jetzt leid?
Ja. Nein.
Den Fakten – ach, was für ein Wort, glotzt mir da ein schmieriger Chefredakteur über die Schulter, der glaubt die Welt ließe sich in bunten Charts darstellen? – kann ich nichts hinzufügen, noch etwas von ihnen abstreichen. Ich habe die Angelegenheit so aufgeschrieben, wie ich sie erlebt habe. Natürlich könnte ich Zeugen anführen, noch detaillierter beschreiben, was ich, was er und wer noch... Aber was würde das bringen außer den Gestank zu verdichten?
Was mich an meinem Text stört, ist dieser fade Geschmack bürgerlicher Empörung und Betroffenheit.
Dass ich meinen Part in dieser Sache, den miesen Versuch höflich, zivilisiert und irgendwie auch nett (ich kotze über diesem Gedanken) zu sein, in dem Text weitergeführt habe, aus Angst als rüdes Arschloch dazustehen.
Hätte ich doch vor ihm ausgespuckt und wäre gegangen und hätte ich dann einen Text geschrieben mit dem Gefühl kein totaler Verlierer, keine absolute Null zu sein. But remember: There are no winners, just losers.
Dass es so klingt, als hätte ich nicht längst entschieden, in meiner Parallelgesellschaft zu leben.
Als hätte ich jemals ernsthaft annehmen können, die Auseinandersetzung mit Musik, bildender Kunst oder Literatur würde die Menschen automatisch besser machen.
Als hätte ich mich nicht von jeher vor dem Begriff kultiviert geekelt.
Als hätte ich jemals an die Institution Schule mit ihren Lehrern und Lehrplänen, ihren Klassenräumen und Pausenhöfen geglaubt. Als hätten meine Eltern nicht Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um mich zurück in die Schule zu zwingen und als hätte ich nicht, kaum war ich volljährig, der Schule und meinen Alten (mit rot geweinten Augen) den nackten Arsch gezeigt, nur um diesem Ersticken zu entkommen.
Als kämpfte ich nicht bis heute, bis zu diesem Moment und wahrscheinlich noch lange darüber hinaus, darum, all die unheimlichen Regeln und Normen des menschlichen Seins zu entdecken, einzuordnen und nur die zu übernehmen, die ich mit erhobenem Kopf und geradem Rücken laut aussprechen kann.
Als wüsste ich nicht gleichzeitig, dass mir das nie möglich sein wird, weil ich das Licht nicht habe, das in meine finsteren Ecken leuchtet, geschweige denn in die der anderen.
Als sei es nicht so, dass ich einem Menschen in der U-Bahn, an meinem Tisch, im Spiegel in die Augen sehe und mich fürchte vor dem Gebrodel, dass ich dahinter ahne.
Als säße ich nicht vor meinen Texten: wirklich? Wirklich?
Hatte mich denn Theo Linse nicht gewarnt: Halte dich raus aus Gruppen, kooperiere mit niemandem, erwarte nichts, sei ein Formwandler, schlüpf durch die Maschen, nimm nur, was kein anderer haben will.
Hatte denn nicht Big Porno Ahmed einen Zettel in sein Fenster (Erdgeschoss) gehängt: Betet mich an es lohnt sich. Und hatte er nicht immer gesagt, die Menschen würden von Aliens angebaut werden wie Tomaten.
Es tut mir leid, dass ich das Angebot angenommen habe, diese Lesung zu machen, obwohl ich meine Zusage von Anfang an vor mir selbst rechtfertigen musste. Dann hätte ich das alles nie erfahren, nichts gewusst. Und das alles wegen 50 Euren und ein bißchen Aufmerksamkeit.
Und tut K. mir jetzt leid?
Ja, doch. Er tut mir leid. Irgendwie. Deep down in my guts. Da, wo mir die überfahrene Taube genauso leid tut wie der zum Tode verurteilte Verbrecher gegen die Menschlichkeit. Da, wo das Tier in mir wohnt. Da wo ein Gefühl keinen Namen hat und keinen Zusammenhang mit der Welt. Da, wo ich bin, was alle sind: Wurm.

15.06.2006 15:37:10 

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