ein bild


bin und seid

wolken

zerstreut wie salz

stripped bare

auf einem meer

spermien

aus spiegelei

07.10.2007 12:08:04 

in einer stunde



dame auswärts



14.10.2007 17:53:21 

es leuchten vier augen



berlin bei nacht


19.10.2007 18:08:54 

tübingen deine tauben


tübinger tauben 2


Es ist ja nachgerade lächerlich. Die 24. Tübinger Filmtage sind da, die schönsten Filmtage, die man sich in Deutschland denken kann, doch statt, wie ausgemacht, in einem warmen Kino neue französische Filme zu besichtigen, befinde ich mich an diesem Sonntag an Hölderlins Grab.

***

Nach Tübingen aber geht man, um zu fliehen. Welcher Student kam je hierher, um nicht dringend weg zu wollen? Täglich, stündlich, öfter noch steigen Tübinger Tauben tausendfach auf, fort von der impressionistischen Platanenallee. Sie lassen ihre weißen Bäuche über Neckarwasser schillern, schweifen Richtung Stiftskirche und zurück zum hölzernen Schlag. Die Tauben sind Tübinger Geister. Tübingen, das sind die Aufgescheuchten, die vergeblich höhenwärts steigen, weil alles viel zu eng ist im Kontrollbezirk der Protestanten.

***

Um zu überleben, entwische ich ins Kino, der Kunst der Eskapisten. Taubengleich flattere ich durchs Leinwandfenster, täglich, stündlich, dazu hat man mich schließlich herbestellt (auf eigene Bitte) – und wen sehe ich mit meinem festverfugten Blick: Hölderlins Geistesgeschwister. Menschen, denen Umwelt abhanden kam: Sabine Bonnaire, Sandrines autistische Schwester („Elle s’appelle Sabine“, noch ohne Bundesstart). Daniel Auteil soll in Patrice Lecontes Film einen Freund kaufen („Mein bester Freund“, Bundesstart: 6.12.) und bekommt unter Beckers Regie einen Kumpel geschenkt („Dialog mit meinem Gärtner, Bundesstart: 20.12.); und bei Chabrol („Die zweigeteilte Frau“, Bundesstart: 10.1.) sucht jeder wieder mal vergeblich – es wimmelt vor Menschen, die ihre eigene Anwesenheit nicht mit Bestimmtheit behaupten können. Wer keine Freunde hat, wird zum Gespenst.

***

Den Verdacht, mein Tübingen-Tick sei Hirngespinst, zerstreut das Tübinger Kasperletheater. Es gibt nachmittags, nach Grabbesuch, Kino und Stadtrundgang, eine Aufführung mit realen Personen. Das Stück heißt „Was ist eine Filmkritik von Rang?“ Den Kaschperl gibt der Georg Seeßlen, der gewissermaßen heroische Idealist der deutschen Filmkritik. Er ist – stand das so im Drehbuch? – fiebrig angereist und verkündet „in aller Bescheidenheit“ eine Kriegserklärung gegen die Machthaber der Bilder, worauf im zweiten Akt die Margret Köhler, Filmkritikerin der weniger machtkritischen Kategorie, auf die Bühne kommt und dem Seeßlen, eins, zwei, den Knüppel des Pragmatismus über den Schädel zwiebelt. Aua, aua! In aller Bescheidenheit verstummt Seeßlen, und alle behalten ihn lieb. Vorhang.

(was sonst in tübingen geschah, steht in der faz von heute.)

13.12.2007 16:35:07 

benundotto


ciao bello, ciao brutto. Bene, da sitzt er nun, el mismo, der der eben frisch geehrte, für sein lebenswerk geehrte.

Dieser bart! Bürgersteige konnte er damit fegen. Inzwischen sitzt er selbst im fugenspalt. zwischen knochen und stuhlholz liegt ein lappen haut, darüber ein tuch hose.

Der grummler. Sitzt, als wollte er auch diesen tisch nicht akzeptieren als sein gegenüber, wie er den abend über jedes gegenüber abstieß, leise murrend, sich verdrückend ins wässrige faseln. Akzeptierte den tisch nur als stellplatz fürs glas. Das gute am tisch war, dass ein glas drauf platz fand. Im kino hatte er den tisch vermisst und auch das glas, während der dankesredner ihm, dem ehrengast, seinen dank beteuerte.

Der vater. Sitzt also da, danach im lokal, mit seinem sohnemann, dem mann mit melone, der sich freut und immer weiter freut, bis beide stehen, der melonenmann das ruinöse männchen festhält, sich losreißt mit schwarzer melone und rotem geschädel, schluchzend, nicht wissend ein noch aus und wohin, bloß weg vom männchenklein, das wieder einsackt, selbst weinen muss, nicht weinen kann, also schnaubt, wie ein gaul schnaubt.

Der mann. er sitzt das aus, weiß, dass er nicht teilnehmen kann an dieser seiner ehrung für sein lebenswerk. der mann nahm an seiner statt den preis entgegen, der lebende, er war verhindert. Va bene, großer alter mann, gepriesener der nebenrollen, engel mit gebrochenem.

17.02.2008 16:36:26 

Karwendels letzte party


Nicht oft besuchte karwendel partys, denn karwendel kannte ja nicht viele menschen. Aber einige waren doch geblieben wie zum beispiel f., der an diesem frühlingstag seinen vierzigsten geburtstag beging. Karwendel war geladen, karwendel zog ein weißes hemd an, weißes unterhemd, karwendel sah sich gerüstet und in plauderlaune.

Karwendel war nicht zum ersten mal im einfamilienhaus von f. vor einem jahr war er schon dort gewesen, hatte allerdings niemanden gekannt und auch niemanden recht kennen gelernt. Daran hatte sich nichts geändert, und so befiel karwendel ein unbestimmtes déjà-vù, als er die küche enterte, nach bier verlangte und nicht weiter wusste, bis das zweite bier ihm eine neue handlung eingab.

Zaghaft, jetzt nicht unangenehm auffallen, drückte karwendel die klinke - verschlossen. Ein bier später versuchte er es wieder, doch diesmal war der vorraum bevölkert, eine gutgelaunte traube fand sich gerade ein. Karwendel nahm die klinke – nicht gerne nahm der klinken ... und immer noch besetzt? „aber karwendel“, rief die gastgeberin von ferne und nahte rudernd, „du rüttelst ja schon wieder wie vorhin! das ist doch nun die tür zum keller!“ – und schob karwendel unter riesenhallo durch die traube zur toilette. dort verschwand er.

Nicht ganz. karwendel wartete dort eine weile, bis der lärmpegel sank und die traube sich zerstreute und er in die küche schlüpfte, wo das bier stand. er lehnte sich – der kreislauf war noch etwas schwach – an die arbeitsplatte, und ein fremder sprach ihn – nun würde sich der abend doch zum guten wenden – an: „ziemlich doof, auf toilette zu wollen und dafür ausgelacht zu werden“, sagte der, und karwendel lachte und nickte und lief, lief durch die einander gut bekannten unbekannten, an garderobe und laune vorbei, über fußmatten und fliesen, durch vorgarten, den wendehammer der sackgasse durchstoßend ins feuchte feld, und auch da hörte er nicht auf.

06.04.2008 13:38:28 

Die Strategie des Herrn Kobayashi


Flughafen klein


Das Sicherheitsrisiko saß bereits verdächtig lange am Flughafen. Seine Tasche war sehr groß. Niemand kann das verantworten. Kein Flughafen kann das. Erst recht kein japanischer Flughafen. Deshalb wurde der Sicherheitsbeamte Kobayashi abkommandiert, das Sicherheitsrisiko unter Kontrolle zu bringen und, wenn nötig, auszuschalten. Haben Sie das verstanden, Kobayashi. Jawohl, das hatte er.

Herr Kobayashi näherte sich in gespannter Deeskalationsbereitschaft dem Sicherheitsrisiko. Er hockte sich nieder, dann verbeugte er sich und murmelte. Es war dem Sicherheitsrisiko etwas peinlich, Herrn Kobayashi bei der Vorbringung seiner Bitte zu betrachten. Um ihn verstehen zu können, musste das Sicherheitsrisiko seinen Kopf sehr weit senken, auf die Höhe seiner Knie. Dort angelangt, vernahm es das Anliegen und die Bitte des Herrn Kobayashi.

Herr Kobayashi beeilte sich mitzuteilen, dass das Sicherheitsrisiko kein Problem darstelle. Doch Herr Kobayashi wäre, sagte er einatmend, froh und eigentlich sehr dankbar, ja: ein wenig stolz sogar, den Namen des Sicherheitsrisikos erfahren zu dürfen. Eine urkundliche Beglaubigung würde ihn zu Dankbarkeit verpflichten. Sicherheitsrisikos genießen in Japan Gastrecht. Noch oft und mit innerem Erröten dachte das Sicherheitsrisiko fortan an Kobayashi-san.

06.06.2008 08:26:55 

Freundliche Grüße von der Post


Eine gute Nachricht aus der Bundesnetzagentur für Elektrizität, Gas, Telekommunikation, Post und Eisenbahnen erreicht soeben den Ticker:

Um die privaten Haushalte zu entlasten, empfiehlt Präsident Matthias Kurth das folgende Verfahren für Postwurfsendungen: Nutzer des Postwesens mögen fortan auf die Frankierung verzichten.

Das Briefzentrum erhält auf diesem Wege die Gelegenheit zur Entlastung ihrer Kontingente mit Aufklebern des Inhalts, dass bei dieser Sendung leider die zu entrichtenden Entgelte fehlen und diese Sendung daher zurück an den Absender gehe.
Nutzer müssten lediglich darauf achten, die Adresse in das Absender-Feld und den Absender ins Adressaten-Feld einzutragen. Präsident Kurth nutzt diese Einsparungsmöglichkeit selbst im privaten Bereich seit Jahren und konnte nun auch den Vorsitzenden des Beirats, Klaus Barthel, für das Verfahren gewinnen.

03.07.2008 15:41:03 

Ich kneistete gegen die Sonne auf den See


Suchergebnis für „kneisten” - oder meinten Sie: kneistern ?

0 Treffer in der Duden-Suche
0 Treffer im Produktkatalog
0 Treffer im Downloadshop
0 Treffer auf der Website
0 Treffer im Newsletterarchiv

Treffer in der Duden-Suche: Alle Ergebnisse der Duden-Suche
Treffer im Produktkatalog: Keine Treffer im Produktkatalog.
Treffer im Downloadshop: Keine Treffer im Downloadshop.
Treffer auf der Website: Keine Treffer auf der Website

1 Treffer auf Seite 121 in "Der Pfau" - hübsch !

für sylvia geist

27.07.2008 16:48:08 

tänzerin


keine lässt sich fallen wie sie
keine stürzt sich so betrunken
so versessen auf den aufprall
gierig nach der schmerzverzerrung.

kriege haben schützengraben ins gesicht geschnitten
der feind steckt nicht im eigenen körper, der körper selbst ist feind geworden
die seele auch, die seele, sie wird exorziert
wird liquidiert, der strang reißt an ihrem rückgrat abends neunzig mal.

wacht sie auf am morgen nach black outs
und liegen noch die venen unterhalb der haut
und scheinverbunden liegen reglos lauter einzelteile
dann schnellt ihr körper hoch und landet: eine spinne.

09.10.2008 12:00:06 

An der Seite meiner berühmten Frau (1)


Als Mann an der Seite einer berühmten Frau muss man sehr stark sein. Und verschwiegen. Hätte diese Plattform mehr Leser, könnte ich darüber nicht sprechen. Zum Glück versteht meine berühmte Frau kaum Deutsch. Ihr Management tummelt sich nicht auf literarischen Abwegen. Ihre Fans auch nicht. Täten sie es, würde das Management mich von der Seite meiner berühmten Frau entfernen.

Noch aber gehe ich an ihrer Seite aus, zum Beispiel zu Vernissagen. Sie wird dort häufig von prächtigen Männern angesprochen. Ich stehe dann in grundloser Selbstzufriedenheit einen halben Schritt hinter ihr. Schon hier, im Halbdunkel ihres Schattens, lächle ich heiter, denn bei Bedarf muss ich einen halben Schritt nach vorn hüpfen und prächtigen Männern die Hand reichen. Wächst das Lächeln erst im Prozess der Handreichung, wirkt es, als habe ich nicht aufgepasst. Das stört den Ablauf. Jeder ist froh, wenn ich zügig wieder im Schatten verschwinde, damit er sich wieder der berühmten Frau zuwenden kann.

Einmal, das war in Österreich, hat mich aber ein prächtig schwerer Boxermann gänzlich übersehen. Es gab etwas zu feiern. Die Musik war laut. Er bat meine berühmte Frau zu sich auf die Bank am Rande der Tanzfläche. Sie folgte, und ich setzte mich unsichtbar auf einen Stuhl. Der schwere Boxermann schaute sie nun an, als läge ihm etwas auf der Zunge. Dann schaute er ein wenig grimmig, aber vielleicht war dieser Grimm auch Bestandteil eines stummen Flirts in pulsierendem Vielerlei. Ich sah, meiner berühmten Frau wurde es unbehaglich, und ich legte meine eine Hand auf ihr Knie, das linke. Da hub ein Räuspern an, der Boxermann boxte seine Luft durch seinen Hals und wippte sehr heftig, hustete und sah mich an. Wir gingen dann tanzen.

04.11.2008 23:12:03 

An der Seite meiner berühmten Frau (2)


Beim Tanzen fragte sie mich dann, ob ich gerne tanze. Neinein, eigentlich fragte sie mich nicht, sondern stellte fest, dass ich nicht gerne tanze. Ich widersprach und hob tanzlustig ein Bein. Da stellte sie die Frage ein zweites Mal. Beim dritten Mal verließ ich die Tanzfläche. An der Seite des prächtigen Boxermannes konnte ich verfolgen, wie meine berühmte Freundin eine andere Frau küsste, und zwar mit Zunge.

Nicht immer ist die berühmte Frau so munter. Besuche ich sie, blicke ich, sobald die Tür sich öffnet, in ein Gesicht, das gähnt. Allerdings ist es dann auch schon sehr spät. Wir nehmen uns oft vor, einen guten Film sehen, zum Beispiel Erich Stroheims Queen Kelly. Wir stellen dann fest, es würde zu lange dauern. Außerdem schläft man bei Stummfilmen schnell ein. Deshalb trage ich stets eine lustige britische Serie mit mir, die Extras heißt und von Statisten handelt. Meine berühmte Freundin mag sie sehr gern. Sie lacht darüber. Doch es ist ein Aufwachlachreflex. Gleich nach dem Vorspann wankt ihr Kopf und plumpst immerfort irgendwo hin. Von der Wirbeldehnung geweckt, zuckt die berühmte Freundin und lacht dreivier müde Male, bis sie das Lachen aushaucht.

Deshalb gestaltet sich auch der intime Verkehr mit so einer berühmten Frau nicht immer leicht. Nicht selten schläft sie schon.

06.11.2008 01:02:01 

An der Seite meiner berühmten Frau (3)


Es ist, was ich zu sagen oft vergesse, an der Seite meiner berühmten Frau auch sehr schön. Wer, wenn nicht sie, hätte Heinz Badewitz wieder zu Verstand gebracht, als er, sonst die Güte in Person, alle Güte fahren ließ, als ich, der ich mich mit auffälligem Warmlaufen für die Startelf der Hofer Filmtage empfohlen hatte, gleich mit dem Anpfiff meine letzten Reserven schwinden fühlte, verloren links im Rasen bohrte, mich frühzeitig verladen und einen der Altherren zum 1:0 passieren ließ. Vor dem Spiel noch hatte mich Heinz Badewitz liebfest gedrückt und sich besorgt gezeigt um meine Wärme. Nach der Niederlage (2:3) verteilte er Hofer Sweatshirts, auch in S, doch ich ging leer aus, wäre nicht an meiner Seite die berühmte Frau.

13.11.2008 00:56:00 

Zum Wiederfund (9)


Die Geist nun wieder. Entzückend. Den Mann ohne Eigenschaften lese nämlich auch ich gerade. Jeden Abend liegt er da, ein wenig selbstgenügsam, auf seiner Chaiselongue, die es nicht gibt. Und wenn ich ihn zur Hand nehme, streckt er seine Finger aus in Richtung Gegenwart. Nur Weniges, ganz Weniges wohl, müsste man an ihm ändern (eine Uhrkette? einen Hut?), um ihn Modell stehen zu lassen zur Beschreibung der Mechanismen, in denen sich die Gegenwart bewegt. In jeder Hinsicht. Er ist da. Gerade letztens, bei einer Tanzperformance, stand auf irgendeiner Leuchttafel Moosbrugger herum. Ich lese das, staune und ermüde und schlafe perplex ein.

21.11.2008 19:23:02 

   1 2 3 4   
counterreferrer