ein bild

Überschreiben der Gegenwart


Wie das Rauchverbot Texte, die noch nicht mal veröffentlicht sind, zu historischen macht. Etwa Kneipen- und Clubszenen aus meinem Romanmanuskript "Plug In":

"Der Zenit ist überschritten, jetzt gehen bereits mehr als neu kommen, die Luft wird immer kälter, da die Türe ständig neu geöffnet wird. Der kalte Zigarettenrauch ist unangenehm, wie kleine Schnitte in den Hals. Draußen hört man Schabgeräusche, jemand kratzt eine Windschutzscheibe frei. Die Scheiben der Galerie beschlagen, Kondenstropfen sammeln sich und perlen hinab, bilden ein Wegegeflecht durch den Glasnebel. Ein tristes Feld. Manchmal fährt eine Hand darüber, erntet ein Stück ab, das schnell wieder zuwächst. Atemdünger. Den ganzen Winter keine Eisblumen gesehen, denkt Niklas, alles zu gut isoliert. Klimawandel. Das Bier ist alle und wie prophezeit ziehen die Leute schnell weiter zu feuchteren Gefilden. Flora und Fauna auf der ständigen Suche nach idealeren Orten. Der hier ist abgeforstet und ausgelaugt, braucht eine Nacht Brache."

13.01.2008 16:32:03 

Gehen wir arbeiten


Der Bus fährt den Giesinger Berg hinab. Über den ganzen Fußboden verteilt sich Flüssigkeit, durchsichtig, farblos. In der letzten Reihe, vor dem Fenster, schläft ein Mann. Die Tetrapackflasche Weißwein vor ihm ist umgekippt. Der Wein erobert sich den Bus, bis ganz nach vorne, tastende Rinnsaale. Draußen ist es kalt. In die Wohnung, Kaffee. In der gleichen Buslinie, etwas später, jemand, der erzählt, er fahre schon drei Runden, was solle er denn draußen in der Kälte stehen. Betrunken. Und fasziniert davon, dass eine junge Frau immer wieder mit ihrem Krapfen tropft, macht Witze, setzt sich zu ihr, redet auf sie ein. Sie, souverän, erklärt ihm ausführlich, wie es kommt, dass sie um zwei schon heimfährt und dennoch arbeitet. Er glaubt ihr nicht, will sie überführen. "Du studierst doch", sagt er immer wieder. "Nein, ich arbeite." "Aber dann wärst Du doch schon um drei, vier in der Früh in der Arbeit gewesen, bei so einem acht Stunden Tag. Du bist Student!" "Nein, ich arbeite." - "Ich glaube Dir", sage ich, als ich aussteige. Sie bedankt sich und er sagt, er glaube es auch schon fast. Das Geheimnis heißt halbtags. Hinter der Paul-Heise-Unterführung sind die Ampeln ausgefallen. Zwei Polizisten regeln den Verkehr, Stress mit der großen Kreuzung. Warum denke ich mich immer in die Grundschule zurück, wenn ich Schutzmänner sehe? Die Autos fahren, die Passanten passieren, alle verhalten sich brav, jeder gibt sich Mühe, achtet auf die Schutzmann-Arme. Es ist kalt aber der Himmel ist offen. Die Zeit passiert, der Tag wird Abend, der Abend wird Nacht. Räume, die neu sind, ohne Rauch. Andere Gerüche. Nach Menschen und Deos. In manchen Kneipen riecht es nach Sportheim. Der Verkehr wird am frühen Morgen weniger. Immer noch kalt, aber nicht kälter als tags. Der Bürgersteig dicht besiedelt. Die Clubs wollen alle noch Eintritt. Eine Bude macht Umsatz. Putendöner, Pizza. Vor uns in der Schlange ein euphorischer Junge. "Döner ist Sex", sagt er und tanzt davon. Die Clubs wollen alle noch Eintritt, auch auf dieser Seite der Straße. Ein Stück Pizza. Dann noch eines. Stehen, kauen, schauen, verdauen. Fahren wir heim und sind da in der Früh. Und am nächsten Tag in den Zimmern der Wohnung. Tee kochen, Bücher aufschlagen, den Radio abstellen, den Computer nicht anmachen. Draußen Wetter. Der Fluss ist da und man könnte spazieren gehen. Die Hände in den Taschen, den Hals im Schal. Einen in Italien am Strand gekauften Drachen das erste Mal fliegen lassen. Der böige Wind lässt ihn immer wieder hängen. Wie Löcher in der Luft, in die er dann stürzt. Die Erwachsenen schauen hoch, die Kinder sind meist zu vertieft in ihre Schrittfolgen, Hunde tollen herum und schnüffeln sich in den Arsch. Isarstrand. Überall Pfützen. Schneeschmelze. Morgens zwischen den Autos über die Straße. Morgens ein Bus. Gesichter, die man schon gesehen hat, Gesichter, die man noch nicht gesehen hat, und Gesichter, bei denen man nicht weiß, hat man sie schon gesehen? Der Blick aus dem Fenster, als könnte er draußen die Häuserwände streichen. Neueröffnete Läden. Stundenlang am Computer sitzen, Seiten aktualisieren, Zeit messen, Systeme testen, alles Mechanik. Tiere sehen dich an. Schweine, die in der Mast nie zu trinken bekommen - haben sie Durst, bleibt ihnen nichts anderes übrig, als noch mehr Brei zu fressen. Abends die Tram, die U-Bahn. Die Stille im dunklen Hofgarten. Thanks for nothing im Kunstverein, dann Disco. Beim linken Plattenspieler geht nur der linke Kanal. Balance zu halten ist immer wieder schwer. Seiltänzerleben. Die Räume nie mehr zu voll, weil ein gutes Drittel der Gäste meist vor der Tür steht. Rauch in den Winter. Diesen Text auch heute nicht fertig schreiben. Zu müde fürs Überlesen. Gerade noch gegessen. Und ins Bett mit einem Buch, für wenige Seiten, bevor der Arm zum Licht der Lampe langt und die Nacht sich auch über die Decke senkt und den Traum, der darunter geträumt werden wird. Der frühe Bus überfüllt, wahrscheinlich ist der davor ausgefallen. Die Geschichte der Sitze. Wer schon alles darauf gesessen hat. Die gleichen Wege, wohin.

(Zweitverwertung aus nachwort.de)

26.01.2008 00:25:30 

Mal wieder in einem Monat mit 29 Tagen


Der Tag wie ein Stein, der Himmel verkatert, rollendes Kopfweh, die Straßen entlang. Versuch mit Musik, aber der Wolkenasphalt lässt sich seine Dominanz nicht nehmen, er drückt weiter aufs Land. Be a ceos - with our degree, 400 Euro Extra, Make every night a memorable night! Die Texte verschleudern.

(Veränderte Übernahme aus nachwort.de)

04.02.2008 16:18:24 

Durch ein halbes Universum


GRB 080319B. Und zur Matthäus-Passion läuft der Grimm-Wörterbuch-Bildschirmschoner in Papstwahl, Papstweide, Papstwesen.

21.03.2008 21:13:13 


In der Post ein Brief von meiner Bank, die mich auffordert, mich zu verschulden, Wünsche zu erfüllen, jetzt gebe es so günstigen Kredit.

18.04.2008 22:17:59 

Entscheidungen


oder ein Gedicht lesen?

07.07.2008 18:33:47 

An den Anfang der Welt


Arbeit im WWW. Schreiben. Ein sonniger Tag. Und am CERN rasen die Teilchen im Kreis, bis ihnen schwindlig wird. Und heiß. Was das heißt, werden wir sehen. Was immer man begreift, ist danach auch etwas anderes. Und hier geht es um alles und nichts.

10.09.2008 12:38:01 


Und jeder Bundesbürger zahle 5710 Euro zur Rettung der armen Banken!

(Schwein gehabt, Igel gerettet: nachwort.de)

13.10.2008 14:46:07 

Blauer Himmel


Kaffee und Brezen, ein neuer Präsident, das sonnige Wetter macht Lust auf einen Spaziergang.

(05.11.08: nachwort.de)

05.11.2008 11:11:36 

Steuererklärung


GEWINN: -50.000.000.000

Bitte teilen Sie mir die Tel.Nr. von Frau Merkel mit.

07.12.2008 17:37:44 

   1 2 3 4   
counterreferrer