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DEUTSCHLAND IST DA, WO ICH MEINEN HUT HINHÄNGE!


NOTES OF A DIRRTY BLACK MAN IM FEBRUAR

"Manche Menschen wünschen sich das etwas passiert, andere wollen das etwas passiert und wieder andere sorgen dafür das es passiert."
Michael Jordan (ja, der mit den Bällen!)


Die mitteldeutsche Steppe ist flach. Blätter können sich vor Traurigkeit kaum noch an den Bäumen halten. Ganz weit hinten, am Horizont, leuchtet eine Fabrik in der Nacht. Bahnhöfe, wie kariöse Zahnstummel, in den Nebel gerotzt, schreien nach Horror- und Splatterverfilmungen. Die Menschen schleichen geduckt durch die Straßen. Ab 18 Uhr die Bürgersteige hochgeklappt, frisst sich Melancholie in die Melancholei. Freitagabend in Gera – vier Kulturveranstaltungen – das UCI- Kino schon mit eingerechnet. Weimar Mitte der Woche und nirgendwo ein Mikrophon, um lustige Geschichten zur Erbauung zu feiern. Chemnitz, Gartenschau und Seniorenheime, ein Ort in dem die Menschen zwischen 18 und 45 Jahren fast gänzlich fehlen. Wegkomplimentiert auf der Suche nach einem erfüllten Leben. Hier sagen sich nicht mal mehr Fuchs und Hase gute Nacht. Dafür sind die Käfige im Zoo einfach zu weit entfernt. Clausthal Zellerfeld – Universitätsstandort – 4000 männliche Studenten und 100 Weibliche. Da hatte der Rektor eine feine Idee mit dem Studiengang Betriebswirtschaft. Und jährlich eine Lesung Volly Tanner: LASST MEIN VOLK ZIEHEN! – und immer wieder diese Frage:


„Was istn sonst noch bei Euch so los?“

„Naja, die Titanic-Leseshow war mal hier!“

„Aber das habt Ihr doch schon vor zwei Jahren erzählt.“

„War ja auch vor zwei Jahren!“



Am Tage unsrer Ankunft dort im Harz tanzen beflügelte, fettleibige Bauerntöchter auf der Kreuzung. Trunken drehen sie sich, der Derwisch dreht sich auch – irgendwann dann Ekstase!

Die politische Elite feiert Wiederwahl, ein SPDer gibt einen aus. Auf dem Markt trifft sich das Faschingsvolk mit der selbsternannten linken Volkspartei. Freibier, bis zum Erbrechen. Gute alte Tradition im bergigen Land. Deutschland, ein Wintermärchen – und die Karawane fährt weiter.

In Brandenburg tritt mir der Ex der wunderbaren Peggy vors Knie:
„Du weißt schon warum!“
„Hääää?“


Samstagnacht, die Show lässt die Hüllen fallen – wir singen uns um Kopf und Kragen, zweieinhalb Stunden Nachrichten von draußen, wo die Blumen blühen, wo Wein und Honig fließen. Danach Stille im Karton, kein Mucks mehr, kein DJ, keine Band – nur Kickergeräusche und eine dralle Blonde an der Theke:
„Verdammt, hier gehen die Kids doch alle nur noch zu Flatrateparties, die haben doch alle keine Kohle, diese hohe Arbeitslosigkeit, was sollen wir denn machen?“

In Weimar:
„Hier ist doch nichts los!“

In Erfurt:
„Hier ist doch nichts los!“

In Zeitz, Braunschweig, Apolda, in Marienbrunn, Kassel und Schwalmstadt, in Halle an der Saale und in Görlitz:
„Hier ist doch nichts los! Was sollen wir denn tun? Wo sollen wir denn hin?“

In Leipzig sitzen ein paar Veranstalter versteckt in einer Ecke und onanieren. Auf jedem Plakat derselbe Name. Anerkennung von Studenten mit Emofrisuren. Frauen lächeln. Es wird getanzt zu elektronischer Musik. Minimal ist hipp. Die Veranstalter wissen vieles, was ankommt und was weggeht – und regen sich immer noch über Juli Zeh auf. Währenddessen streicheln sie ihre pulsierenden Schwänze und säuseln das ewige Mantra:
„Ich bin wichtig, wichtig, wichtig. Ich habe keine Neurosen, ich habe Ahnung, von allem und jedem.“

Manche graben sich mit ihren Händen ganz tief in die Geschichten der anderen ein, wühlen und wirbeln und versuchen, jeweils die besten Stücke herauszuzwirbeln, um sie ich einzuverleiben.

Der große Plan geht auf. Gut organisiert. Ein ganzes Volk zeigt mit Fingern auf „… die da oben!“.

Selbstbedienungsladen. Warum machen die das? – Weil sie es können!

Reg dich nicht auf, Schmock!

Die Metropolen verkommen zu Einkaufstempeln. Der Konsumismus wird Religion. Mutter schaut schon mal vorsorglich nach den Sonderangeboten für Brustverkleinerung. Bescheuert natürlich, vor zwei Jahren warens noch die Vergrößerungen – aber die Höhe der Zeit, Ihr wisst schon, muss man aufpassen, dass man da nicht runter fällt, hilft einem keiner mehr hoch.

Die Bedürfnisse bestimmen das Handeln. In Leipzig ists der Trend, in Hintertrödeldorf der Chef vom Spätimbiss.

„22 Uhr mache ich aber heute zu. Bis dahin müsst Ihr besoffen sein!“

“Schaffmer Alter!“

Auf der Einflugschneise nach Leipzig hinein ist Festbeleuchtung. Starkstromstrahler Helligkeit. Selbst die letzte Ecke Innenstadt ausgeleuchtet. 24 Stunden Balz ums Geldtäschchen des Muldentalbewohners. Zwischen den großen Städten dahingegen ist Stille. Nur die Holzwürmer feiern ein Fest in den verlassenen Gehöften. Seit vier Jahren hängt unbehelligt eine Hakenkreuzfahne auf dem Dorfplatz von Pirna-West. Hat bis jetzt niemanden gestört …

Wen auch…

Der Letzte macht das Licht aus, dann ist es so schön schwarz hier. Gut für die nächsten Wahlen. Da gewinnt bestimmt die CDU im ländlichen Raum.

RECHTS VON MIR GIBT ES KEINE FREUNDE!

Euer Volly Tanner

NOTES OF A DIRRRRRTY BLACK MAN
Beitrag DEUTSCHLAND IST DA, WO ICH MEINEN HUT HINHÄNGE! von Volly Tanner
vom 28. Feb. 2008


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