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Duisburger Autoren: Ein Interview mit Nadine KühnemannNadine Kühnemann![]() * 21. Februar 1983 Ich wurde am 21.02.1983 in dem kleinen Städtchen Dinslaken am Niederrhein geboren, wo ich auch heute noch lebe. Ich bin seit 2009 glücklich verheiratet. Nadine Kühnemann ist die erste Autorin, die ich in der Kolumne LITERRAtour vorstellen möchte. Kennengelernt habe ich die ungeheuer produktive Nadine in einer Buchhandlung (wo sonst?) in Duisburg, wo sie noch einem ganz normalen Broterwerb nachgeht. Sie lebt zwar in der Duisburger Nachbarstadt Dinslaken, aber da dieser Ort an den nördlichsten aller Duisburger Stadtteile grenzt, bin ich so frei, sie in die Runde der Autoren aus der Region miteinzubeziehen. Sie hat bislang drei Romane veröffentlicht und zählt zu den Gewinnern des Wettbewerbs „5 Jahre – 5 Geschichten“ des Egmont Lyx Verlags, und allein in diesem Jahr sind drei weitere Romane von ihr angekündigt sowie ein weiteres Werk für 2014. Ihre Produktivität geht, davon konnte ich mich überzeugen, nicht zulasten der Textqualität, was ich angesichts der Anzahl an geplanten und bereits getätigten Veröffentlichungen schlicht erstaunlich finde. Am meisten beeindruckt hat mich ihre Fähigkeit, neue Welten zu erfinden, was ich im Genre Fantasy im Hinblick auf den immens hohen Berg an Neuerscheinungen und in Anbetracht der manchmal erdrückenden Vorbilder nicht gerade einfach finde. Ihre Erotikszenen sind klischeefrei und schlagen höhere Funken als der heißeste Vampirkrieger, und sie hat den Mut, ihren Figuren ein unkonventionelles und unerwartetes Ende zu gönnen. Hier sind die Fragen, die Nadine Kühnemann mir geduldig beantwortet hat. G.P.: Wann hat Dich das Schreibvirus gepackt? Hast Du erst spät angefangen zu schreiben oder hast Du Dir bereits früher Geschichten ausgedacht? N.K.: Ich schreibe schon seit der Grundschule gerne, damals noch auf einer uralten Schreibmaschine - Laptops und Heimcomputer waren in den Achtzigern noch nicht sonderlich verbreitet. Dort sind meine ersten Kurzgeschichten entstanden, ohne Punkt und Komma und mit grauenvoller Rechtschreibung. Ich habe das Schreiben dann für einen langen Zeitraum aus den Augen verloren. Erst auf der Uni habe ich mein Talent wieder ausgegraben. Während langweiligen Vorlesungen habe ich meine erste Fantasywelt erschaffen und sie kontinuierlich erweitert. Zu diesem Zeitpunkt habe ich allerdings noch nicht ernsthaft darüber nachgedacht, meine Geschichte auch zu veröffentlichen. Das kam erst etwas später, als ich gemerkt habe, wie viel Arbeit in einem Roman stecken kann. Wäre doch schade, wenn er in der Schublade versauern würde, so mein Gedanke. Von da an hat mich der Ehrgeiz gepackt. Seitdem ist kaum ein Tag vergangen, an dem mich das Schreiben nicht begleitet hat. Ich bin da mehr hineingerutscht, als dass ich es mir bewusst vorgenommen habe, Autorin zu werden. G.P.: Du bist unglaublich produktiv – drei bereits veröffentlichte Romane, eine Kurzgeschichte im Lyx- Jubiläumsband, demnächst erscheinen zwei weitere Romane, und einer ist in Vorbereitung. Da stellen sich mir vor allem zwei Fragen: Wann findest Du die Zeit zum Schreiben und woher kommen all Deine Ideen? N.K.: Es sieht wirklich nur so aus, als hätte ich viel Zeit zum Schreiben, in Wahrheit schaffe ich es selten, mehr als eine Stunde am Tag dafür abzuzwacken. Im Durchschnitt schreibe ich drei Manuskriptseiten pro Tag. Ich arbeite im Schichtdienst, deshalb muss ich sehr flexibel sein. An manchen Tage schreibe ich auch keinen einzigen Satz. Der Eindruck der Produktivität entsteht deshalb, weil ich "Feuersbrut" bereits 2009 fertiggestellt hatte und während meiner langen Verlagssuche nicht untätig gewesen war. Erst 2012 habe ich kurz hintereinander zwei Verlage für meine Romane gefunden, weshalb der zeitliche Abstand der Veröffentlichungen sehr gering ist. Die Kurzgeschichte für Lyx ging mir schnell von der Hand, die habe ich mehr oder weniger nebenbei innerhalb von sechs Wochen geschrieben. Woher meine Ideen kommen, kann ich gar nicht so genau sagen. Die entwickeln sich bei mir nicht über Nacht, meistens geht meiner Schreibphase eine wochenlange Planungsphase voraus, in denen fleißig ergänzt, verworfen und umgeschrieben wird. Nicht selten hat der Plot am Ende rein gar nichts mehr mit meiner ursprünglichen Idee zu tun. G.P.: Gibt es Menschen und Dinge im realen Leben, die Dich zu Deinen Figuren inspirieren? Gibt es Auslöser für Ideen, die besonders waren und an die Du Dich gerne erinnerst? N.K.: Ich denke, es lässt sich nicht vermeiden, dass man unbewusst Bezüge zum realen Leben herstellt. Erfahrungen und Erlebnisse prägen einen Menschen. Man greift immer auf Bekanntes zurück, auch wenn man glaubt, kreativ zu sein. Es gibt einige Personen in meinen Romanen, für die ich mir "echte" Menschen als Vorlage genommen habe, allerdings abgewandelt und niemals offensichtlich. Wer mich gut kennt (was vermutlich auf sehr wenige Menschen zutrifft), wird in meinen Fyn-Romanen (Teil eins kommt im August, Teil zwei im März 2014) ein paar zarte autobiographische Details entdecken - natürlich stark verformt. Besondere Auslöser für Ideen gab es bislang eigentlich nicht. Manchmal waren es Filme, manchmal andere Bücher. Aber da ich während der Planungsphase eh alles zig Mal über den Haufen werfe, bleibt davon meist gar nicht viel übrig ;-) G.P.: Ganz praktisch: Wie gehst Du vor, wenn Du schreibst? Sammelst du Ideen in einem Notizbuch? Skizzierst Du den Handlungsverlauf oder machen Deine Figuren auch mal etwas „aus eigenem Antrieb“? N.K.: Ich habe schon etliche Notizbücher vollgeschrieben. Meistens kommen mir die Ideen auf der Zugfahrt zur oder von der Arbeit nach Hause. Die Notizen übertrage ich dann mit meinem Laptop in eine Datei. Anfangs ist das noch alles extrem konfus und will noch nicht so recht zusammenpassen, aber nach und nach kristallisiert sich ein Plot heraus, der mit immer mehr Details versehen wird. Grundsätzlich fange ich nicht an zu schreiben, ehe ich nicht den gesamten Handlungsverlauf stichpunktartig und in Kapitel gegliedert fertig habe. Das heißt natürlich nicht, dass meine Figuren sich immer daran halten. Viele Ideen entwickeln sich auch erst während des Schreibens, aber im Großen und Ganzen halte ich mich an meinen roten Faden. G.P.: High Fantasy, Dark Romance, Steampunk – die Genres, in denen Du Dich bewegst, sind vielfältig. Gibt es eine Zeit, ein Genre, zu dem Du Dich besonders hingezogen fühlst? Hättest Du beispielsweise gerne im viktorianischen Zeitalter gelebt oder in einer Steampunk-Version des Viktorianischen Zeitalters? N.K.: Grundsätzlich favorisiere ich eher düstere Stories, die an unheimlichen Orten oder in finsteren Zeitaltern spielen. Welches Genre am Ende dabei herauskommt, spielt für mich eigentlich gar keine so große Rolle, mich muss die Geschichte an sich packen. Sehr gerne mag ich übrigens auch Protagonisten, die auf irgendeine Art am Leben gescheitert sind. Dass die Handlungen dann meist im viktorianischen Zeitalter oder auch im Mittelalter spielen, liegt an der Atmosphäre, die ich damit verbinde. Eine dreckige Stadt, in der es qualmt und rostet, in der es Kriminalität und Armut gibt, bietet sich für meine Figuren oft einfach an. "Jenseits des Windes" bildet eine kleine Ausnahme, weil ich den Roman auch für jüngeres Publikum geschrieben habe. Ob ich gerne in einer anderen Zeit gelebt hätte? Ich bin mir der Annehmlichkeiten meiner eigenen Welt durchaus bewusst und möchte sie dauerhaft nicht missen ;-) Allerdings würde es mich sehr reizen, einen netten zweiwöchigen Urlaub in London anno 1850 zu verbringen. G.P.: Gibt es eine Figur in Deinem Universum, die Du ganz besonders liebst? Oder eine Person, die Du so gar nicht magst? N.K.: Ganz besonders liebe ich Fyn, den Protagonisten meines nächsten Romans, der im August erscheinen wird. Ich wollte einen Kerl kreieren, der trotz seiner Macken und mannigfaltigen Ticks ein cooler Typ ist, der mich persönlich fasziniert. Es hört sich vielleicht verrückt an, aber man kann sich tatsächlich in einen fiktionalen Charakter verlieben ;-) Es gibt eigentlich keine Figur, die ich partout nicht mag, auch nicht unter den "Bösewichten". Die Charaktere sind alle auf eine gewisse Art meine Kinder, und manche davon kann wohl nur eine Mutter lieben ;-) G.P.: Was fasziniert Dich an der Fantasy am meisten? N.K.: Die Freiheit, die sie mir bietet. Ich bin ganz ehrlich - ich hätte immer Angst, nicht sorgfältig genug zu recherchieren, wenn ich mich an einen Krimi oder einen rein historischen Roman setzen würde. Natürlich schaffe ich auch in meinen Romanen reale Grundlagen, was mir die Recherchearbeit freilich nicht erspart. Aber die Freiheit, dass alles möglich sein kann, beflügelt mich. Als Fantasyautor hat man dann alles richtig gemacht, wenn man den Lesern eine Welt verkaufen kann, die in sich schlüssig ist und einen vergessen lässt, dass alles nur "erstunken und erlogen ist" ;-) G.P.: Was liest Du, wenn Du nicht schreibst? Oder liest Du während des Schreibens keine Bücher von anderen Autoren? N.K.: Ich lese eigentlich immer, aber in einem sehr moderaten Tempo. Ich habe wenig Zeit dafür, meist nur abends im Bett, bevor mir die Augen zufallen. In den letzten zwei Jahren habe ich überwiegend Bücher meiner Lieblingsautorin Robin Hobb gelesen, das müssten in etwa zehn gewesen sein. Zwischenzeitlich lese ich auch andere Bücher, aber eigentlich immer Fantasy. Allerdings mag ich lieber klassische Fantasy, diese neumodische Urban Fantasy mag ich nicht so gerne. G.P.: Worauf dürfen sich Deine Leser als Nächstes freuen? N.K.: Wie ich bereits erwähnt habe, erscheint mein nächster Roman im August. Er heißt "Fyn - Die Erben des Lichts" und ist der erste Teil einer Dilogie. Dabei handelt es sich um einen düsteren Fantasyroman mit Steampunkelementen. Für diese Geschichte habe ich mich zum ersten Mal an die Ich-Perspektive gewagt. Fyn ist ein vom Leben gebeutelter armer Kerl, der neben emotionaler Verwahrlosung auch mit seinen aufkeimenden schwarzmagischen Talenten zu kämpfen hat. Dennoch bleibt er stets sympathisch, und ich hoffe, die Leser lieben und leiden genauso mit ihm wie ich. Vielen Dank, liebe Nadine, für das geduldige Beantworten der Fragen ![]() LITERRA[i]tour[/i]
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