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Duisburger Autoren: Juliane Göttinger und Lohn der Sünde
Zu Beginn von Lohn der Sünde ist Eva Engel vom Dienst suspendiert wer den Puppenmörder gelesen hat, wird sich nicht wundern, denn die Kommissarin beendete den Fall, dickköpfig wie sie ist, mit einem spektakulären und gefährlichen Alleingang. Als ein kleines Mädchen aus einem 300-Seelen-Dorf verschwindet, wird Eva Engel ins K11 zurückgerufen.
Auch der zweite Fall von Eva Engel hat das, was ich beim ersten Fall bereits als typisch für Juliane Göttingers Buch empfand: Ein spannender und in die Tiefe gehender Plot, der sich nicht allein darauf beschränkt, herauszufinden, wer´s war. Psychologisch dicht und keineswegs mit dem küchenpsychologischen Holzhammer werden die Motivation und die Begleitumstände der Entführung beleuchtet. Besonders in der Zeichnung der Figuren, darunter der neue, irritierende Kollege, sind unaufdringlich und lebendig. Eva, als Frau, die Frauen liebt, ist immer auf der Hut und angespannt, was ihre sexuelle Vorliebe und ihr Privatleben angeht. Dass nur ja nichts im Kreis der Kollegen die Runde macht, damit sie, die es als Frau und Polizistin ohnehin schon schwer genug hat, sich nicht auch noch mit den kollegialen Lästerzungen auseinandersetzen muss! Der Neue gibt ihr jedoch schwer zu denken, und sie muss feststellen, dass sie selbst nicht immer politisch korrekt und vorurteilsfrei handelt.
Genau dieser Punkt ist es, warum mir die Krimis von Juliane Göttinger gefallen. Sie bleibt nicht statisch in der Entwicklung ihrer Figuren, nimmt nichts als gegeben hin, und sie hat keine Angst davor, Charaktere auf den Kopf zu stellen. Hinzu kommt noch ein feministisches Grundverständnis, dass mir sehr entgegenkommt. Keiner muss in Juliane Göttingers Romanen Angst davor haben, mit feministischer Ideologie konfrontiert zu werden, so ist es nicht. Sie zeigt vielmehr unverblümt, welche Anstrengungen eine Frau heutzutage unternehmen muss, um Kinder, Karriere und Liebesleben unter einen Hut zu bekommen, und wie dick das Fell sein muss, wenn eine Frau, in welcher Hinsicht auch immer, nicht der Norm entspricht.
Fazit:
Ein spannender Kriminalfall, der noch weiter in die Tiefe geht als der Puppenmörder, ist der zweite Fall von Eva Engel. Eine Kommissarin mit Ecken und Kanten, die unberechenbar bleibt, ist das Sahnehäubchen im "Lohn der Sünde".
LITERRA[i]tour[/i] Beitrag Duisburger Autoren: Juliane Göttinger und Lohn der Sünde von Gunda Plewe vom 22. Aug. 2013
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