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![]() Carmilla – Die Vampirnovelle von Joseph Sheridan Le Fanu als HörspielEine vergleichende RezensionIm Jahr 1872 schrieb der irische Schriftsteller Joseph Sheridan Le Fanu eine düstere Novelle um eine Vampirin mit Namen Carmilla. Damit schuf Le Fanu nicht nur eine der bedeutendsten Vampirgeschichten überhaupt, sondern auch einen der ersten weiblichen Blutsauger der Literaturgeschichte.Das geschah lange bevor Bram Stoker seinen Roman Dracula begann und überhaupt mit dem Gedanken spielte einen Roman über einen Vampir zu schreiben. Bram Stoker selbst war von Carmilla derart fasziniert, dass er ihr in seinem Fragment Draculas Gast ein literarisches Denkmal setzte. Jonathan Harker trifft nämlich auf seiner Reise zum Schloss des Grafen Dracula in Bayern auf das Grabmal der Vampirin. Bemerkenswert ist der eindeutig sexuelle Unterton der Geschichte und die Leidenschaft, mit der Carmilla ihr vollkommen ahnungsloses Opfer zur Ader lässt. Die Novelle wird aus der Sicht der jungen Laura erzählt, die einen sehr unbedarften, naiven Eindruck macht und trotz aller Anzeichen kein Misstrauen hegt. Le Fanu schuf mit Carmilla den ersten lesbischen Vampir, der sich mit Vorliebe junge, hübsche Frauen als Opfer aussucht. Bemerkenswert ist der flüssige Schreibstil des Schriftstellers, der auch heute noch angenehm zu lesen ist. Lediglich am Ende verlässt den Autor die Muse, weswegen sich die Hinrichtung der Untoten wie ein trockener Amtsbericht liest. Die Story: Laura lebt mit ihrem Vater, ihrer Gouvernante Madame Perrodon und ihrer Hauslehrerin Mademoiselle De Lafontaine auf einem alten Schloss in der Steiermark. Dort führt die neunzehnjährige, junge Frau ein wohlbehütetes Leben. Bei einem Spaziergang beobachten Laura und ihr Vater, wie eine Kutsche in wilder Fahrt verunglückt. In dem Gefährt befindet sich eine Gräfin mit ihrer Tochter Carmilla. Da die ältere Dame auf einer Reise ist, die keinen Aufschub duldet bittet sie Lauras Vater darum, dass er Carmilla bis zu ihrer Rückkehr bei sich aufnimmt. Laura, die endlich Abwechslung in ihrem tristen, eintönigen Leben wittert, ist begeistert von der Idee. Obwohl Carmilla eine sehr kränkliche Person ist und viel Zeit in ihrem Zimmer verbringt freunden sich die beiden Mädchen schnell an. Dennoch legt Carmilla bisweilen sonderbare Verhaltensweisen an den Tag. So reagiert sie äußerst erbost, als Laura bei einem kirchlichen Gesang einstimmt, den eine Beerdigungsprozession beim Passieren des Schlosses intoniert. Einen fahrenden Händler, der ihr die spitzen Zähne abfeilen möchte, jagt sie gar vom Schloss und verlangt von Lauras Vater ihn mit der Pferdepeitsche zu züchtigen. Wahrlich merkwürdig wird es, als eine Lieferung von Portraits eintrifft, die Lauras Vater zur Restauration weggegeben hat. Auf einem dieser Bilder ist die vor 150 Jahren verstorbene Gräfin Mircalla Karnstein zu sehen, eine Vorfahrin von Lauras Mutter. Verblüffend ist die Ähnlichkeit mit der zierlichen Carmilla, und die entzückte Laura bittet ihren Vater darum, das Bild in ihrem Zimmer aufhängen zu dürfen. Mittlerweile hat sich in den umliegenden Dörfern eine schreckliche Krankheit ausgebreitet, bei der nach langem Siechtum, vornehmlich junge Frauen, dem Tod anheim fallen. Auch Laura beginnt zunehmend kränker und blasser zu werden. Dabei wird sie von grauenhaften Visionen geplagt, in denen eine riesige, schwarze Katze in ihr Zimmer kommt und sich spitze Nadeln in ihre Brust bohren. Carmilla indes, wird immer kräftiger und gesünder. Aufklärung bringt der Arzt, der hinter der Seuche, das Treiben eines Vampirs vermutet. Als ein Freund von Lauras Vater, General Spielsdorf, davon berichtet, wie seine eigene Nichte von einer weiblichen Untoten namens Millarca heimgesucht und getötet wurde, steht für Lauras Vater fest, dass seine Tochter dem selben Ungeheuer in die Falle gegangen ist, wie die Nichte von General Spielsdorf. Die Namen Carmilla und Millarca sind lediglich Anagramme der Gräfin Mircalla. Gemeinsam reisen die Gefährten zum Grabmal der Blutsaugerin, die in einem, mit Blut gefüllten, Sarg ruht. Der Leichnam wird gepfählt, enthauptet und anschließend verbrannt. Der Spuk ist vorbei und doch glaubt Laura bisweilen immer noch die leisen Schritte ihrer einstigen Freundin vor der Türe ihres Zimmers zu vernehmen. ![]() Im Jahr 2004 startete das junge Label Titania Medien die Reihe GRUSELKABINETT mit dem Hörspiel Carmilla, der Vampir. Im Gegensatz zum Originaltitel wird hier schon verraten, was es mit Carmilla auf sich hat. Dennoch büßt das Hörspiel nichts von seiner Atmosphäre ein und bleibt die komplette Spieldauer von gut 77 Minuten über spannend. Skriptautor Marc Gruppe hielt sich dicht an die Vorlage und machte auch in dem Hörspiel die junge Laura, kongenial verkörpert von Manja Doering, zur Erzählerin der Geschichte. Dass die anderen Personen den Namen Laura mit einer englischen Betonung aussprechen, mag in Anbetracht der Tatsache, dass die Geschichte in Österreich spielt, überraschen. Allerdings darf man nicht vergessen, dass ihr Vater Engländer ist. Eine genauere Erklärung findet sich überdies im Originaltext: dort berichtet Laura, dass sie sich mit ihrem Vater meistens in englischer Sprache unterhält, um die Tradition zu wahren. Der wird im Übrigen sehr herzlich und sympathisch von Heinz Ostermann verkörpert. Keiner der insgesamt zwölf Sprecher, respektive Sprecherinnen, ist Fehl am Platz, und ein jeder hat sich sehr viel Mühe mit der Darstellung seiner Figur gegeben. Die Rolle der Carmilla erhielt Daniela Hoffmann, die deutsche Synchronstimme von Julia Roberts. Die Sprecherin beherrscht die Palette der unterschiedlichsten Emotionen perfekt und spielte die sinnliche Vampirin mit viel Hingabe. Ob sie Laura nun mit leiser Stimme betört oder den wandernden Gaukler aufs heftigste beschimpft, Daniela Hoffmanns Spiel ist immer glaubwürdig und echt. Auch Arianne Borbach als Mademoiselle De Lafontaine und Regina Lemnitz als Madame Perrodon waren sehr engagiert, obwohl letztere manchmal etwas zu übertrieben die besorgte Hauslehrerin mimte. Optimal besetzt wurde General Spielsdorf mit der Hörspielikone Christian Rode, der den gebrochenen Mann sehr überzeugend darstellte. Als Doktor ist Joachim John Malkovich Tennstedt zu hören, der seine Rolle souverän gemeistert hat. Nicht vergessen werden darf die Theaterschauspielerin Dagmar von Kurmin, welche die Mutter Carmillas sehr eindringlich zu sprechen verstand. Für die Musik zeigt sich Manuel Rösler verantwortlich, der sehr ruhige, stimmungsvolle Klänge zauberte, welche die düster-verträumte Atmosphäre treffend begleiten. Manchmal aber auch zu unbeschwert klingen, um wirklich bedrohlich zu wirken. Äußerlich hat das Hörspiel bei seiner Erstveröffentlichung wenig Eindruck gemacht. Ein schwarzes Booklet, mit einem eher kindlichen Layout und einer unverfänglichen Fotografie dürfte nur wenig Aufmerksamkeit erregt haben. Daher entschlossen sich die Macher, Marc Gruppe und Stephan Bosenius, auf gemalte Titelbilder des Künstlers Firuz Askin zurückzugreifen, der Carmilla kunstvoll und schaurig darstellte. ![]() Auch Olaf Seider und Bergit Lasar hielten sich bei der Hörspielbearbeitung dicht an das Original, obwohl sie eine entscheidende Änderung vornahmen. Statt wie in Le Fanus Geschichte und im Titania-Hörspiel die Geschehnisse von Laura berichten zu lassen, haben sie auf einen allwissenden Erzähler zurückgegriffen, der die Ereignisse aus einer neutralen Sichtweise schildert. Hier wartet die Hörspiele-Welt mit Christian Schult auf, der sich genauso wie sein Vater Rolf Schult anhört, der deutschen Synchronstimme von Robert Redford. Darüber hinaus hat die Produktion aber eine deutlich reduziertere Besetzungsliste vorzuweisen, wie das Leipziger Label Titania Medien. Das liegt vor allem daran, dass beispielsweise der Part von Mademoiselle De Lafontaine komplett gestrichen wurde, und auch die Nebenrollen, wie der wandernde Händler und die Nichte von General Spielsdorf, keine eigene Sprechrolle erhielten. Die Hauptrollen erhielten Irina Hunka als Laura und Karin Kuschik als Carmilla. Doch beide Schauspielerinnen erreichen nicht einmal ansatzweise die Klasse von Daniela Hoffmann und Manja Doering. Hunka und Kuschik klingen leidenschaftslos und fast schon gelangweilt. Beide Sprecherinnen lasen ihren Text einfach ab und schafften es nicht einen einigermaßen stimmigen Dialog zu führen. Vielleicht hätte es geholfen wenigstens die beiden Frauen im Ensemble aufzunehmen. Selbst Andreas Baum (Lauras Vater) und Claudia Gellermann-Schultes (Madame Perrodon) wirken kaum lebendiger. Einzig Eva Pinamonti in der kleinen Rolle der Mutter Carmillas, Olaf Pessler als General Spielsdorf und Christoph Sauer als Doktor Spielsberg schafften es eine gelungene Darbietung ihrer Charaktere abzuliefern. Wirklich gelungen sind die hervorragenden Musikkompositionen von Kai Becker, dem es gelang einen unheimlichen Soundtrack zu kreieren, der das schauerliche Geschehen gekonnt unterstützt. Bedauerlicherweise sorgt die unbeholfene, sprachliche Leistung der Hauptdarsteller dafür, dass die 61 Minuten subjektiv länger erscheinen, als die 77 Minuten bei der Version von Titania Medien. Dafür hat die Hörspiele-Welt in Sachen Layout die Nase vorn, denn die edle, gediegene Aufmachung ist sogar stimmiger und unheimlicher wie die Zeichnung von Firuz Askin. Die Geräusche stammen in beiden Produktionen größtenteils aus Datenbanken und lassen keine Wünsche offen. Wo die Hörspiele-Welt auf einen realistischen Raumklang achtet, sorgt Titania Medien mit einer authentischen Geräuschkulisse samt Vogelgezwitscher und Rauschen des Windes für ein lebendiges Hörerlebnis. Unter dem Strich muss man der Version von Titania Medien den Vorzug geben. Aufgrund einer großartigen Sprecherleistung ist dem Label ein rundum gelungenes Hörspiel geglückt, dass den Anstoß gab für eine Reihe erfolgreicher Gruselhörspiele die bis heute beispiellos geblieben sind. ![]() VAMPIRISCHE WELTEN
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DRACULA
Florian Hilleberg |
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Bram Stoker - Eine Biografie zum 100. Todestag des Autors von DRACULA
Florian Hilleberg |
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Die Vampire des David Wellington: Die LAURA CAXTON-Serie
Florian Hilleberg |
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VAMPIRA – Geschöpf der Dämmerung
Alisha Bionda |
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Klassische Vampirgeschichten als atmosphärische Hörspiele
Florian Hilleberg |
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ManuskripteBITTE KEINE MANUSKRIPTE EINSENDEN!
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