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Startseite > Kolumnen > Volly Tanner > NOTES OF A DIRRRRRTY BLACK MAN > Ich lese wieder!

Ich lese wieder!


Vera int Veen ist nicht Jesus!

Eines meiner großen Themen in all meinen Büchern ist der Mensch. Was ist ein Mensch? Was unterscheidet ihn von den Felsen, dem Gras und den Wolken, die am Himmel entlangziehen. Und ich denke, es ist die Freundlichkeit, die einen Menschen menschlich macht.

Philip K. Dick (Ungehaltne Reden)


Sonntag, früh am Morgen, beschenkt mich mein Heimatsender MDR auf seiner Kulturfrequenz mit christlichen Predigten (Wo sind da eigentlich die islamischen Reden – gibt’s kein Grundgesetz? Gibt’s keine Trennung mehr von Kirche und Staat?). Meine Katze rollt auf der Heizung herum und meine Frau weigert sich aufzustehen. „Es ist Sonntag, verdammt, Sonntag – noch nüscht davon gehört: Sonntag ist Ruhetag im Gebälk, Sonntag soll der Schreiberling den Griffel mal aus der Hand legen.“ Nix ist, die Menschheit braucht ein paar kleine Anschläge und hin und wieder etwas zum Aufhören.

Sonntag ab 10.00 Uhr jammern die Religionssüchtels in meinem Radio, sie wimmern und jubilieren – dazwischen erzählt eine eigenartig intonierende Dame etwas von den Bäumen und vom Winter. In meiner Welt ist aber kein Winter mehr. Da hat das christliche – westliche Weltbild doch ordentlich gearbeitet. Sogar sonntags. „Macht Euch die Erde untertan!“ – übersetzt in neoliberalem Kanon: VERSCHWENDET RESSOURCEN!

In letzter Zeit lese ich wieder vermehrt – seit meine kleine Familie im Netz RTL NOW gefunden hat und wir in einem Ratsch alle „Helfer mit Herz“ Folgen mit der jesusähnlichen Wunderkugel Vera gesehen haben, ist meine Meinung zum TVkonsum nur noch intensiver und unwankelbarer. Alles Schrott – ich hätte niemals gedacht, dass ich stumpfen CDUern irgendwann mal beipflichten muss, aber mit „Scheiß Privatfernsehen!“ haben sie schon irgendwie und irgendwo Recht. Obwohl die CDU doch alles privatisieren will, zum Beispiel trotz besseren Wissens die Leipziger Stadtwerke. Gestern standen ein paar Junge Union Hengste, inklusive eine rothaarigen Verakuller in der Innenstadt und drückten mir einen schlecht kopierten Zettel in die Hand. Darauf blitzte mir in ausgewaschnem Grau entgegen – zum Thema Bürgerbegehren: mit Nein stimmen – Privatisierung schützt Arbeitsplätze! – Nokia ist höchstwahrscheinlich kein Thema bei den CDUern, und die Quelle-Schließung in Leipzig auch nicht. Die SPDer sind da jedoch auch nicht weit von entfernt. Da wird mitgekocht im Topf mit den unüberlegten Handlungen. Der Ortsverein Mitte der SPD lud mich vor kurzem zu einer Diskussion zum Thema Kulturförderung. Da saßen sie, im Altersheim in der Waldstraße und diskutierten am Thema vorbei – mittenmang ihr Guru Lehmann Grube, und was dieser sagt ist fast schon, wie in der Bibel stehend – nur sinds halt immer wieder die alten Konzepte. Kein Aas macht sich mal Gedanken um die Lösung der Probleme. Die alten Antworten machen doch erst die Löcher ins Säckel. Aber immer wieder kam: „Das geht nicht, das haben wir doch schon immer so gemacht.“ Und jeder kocht sein eigenes Süppchen.

Ich lese wieder. Das tut gut und gibt mir das Gefühl einer Minderheit anzugehören. Deshalb bin ich ja damals Mitte der Achtziger zum Punkrock gekommen. Weil ich dachte, dass die Multitude (Antonio Negri bringt diesen Begriff gerne und ich mag ihn auch!) in ihrer Sucht nach Abschmirgelung der Kanten immer nur Mittelmaß hervorbringen kann. Also raus aus der Menge, etwas weiter abseits stehen! Ich schaue zu und schüttele den Kopf – wenigstens meinen eigenen!

Ich lese Philip K. Dick und H.D. Thoreau, ich lese Ralph Waldo Emerson (Eine Landkarte, auf der Utopia nicht verzeichnet ist, ist keines Blickes wert!) und Michael Kraske/ Christian Werner (… und morgen das ganze Land). Und ich baue an meinem eigenen Kosmos. Und wenn ich die Zeitungen aufschlage, fange ich an zu zweifeln.
Das sollten wir auch – zweifeln. Und uns vielleicht zusammensetzen und die alten Antworten einfach mal in den untersten Bereich des Aktenschranks verbannen – und dann von vorne anfangen.

Gestern sagte meine kleine Frau, sie würde gern mal mit mir rodeln gehen. Naja – wenn wir so an den alten Konzepten hängen und nicht irgendwann mal etwas anders machen, müssmer dafür wahrscheinlich nach Gomera auswandern.
Aber das wollte ich ja sowieso!



EINFACH VERSCHWINDEN


Don´t hate the Player

Hate the Game, Compadre

Dein Stern steht gut am Firmament

In diesem Leben

Leg dich nicht ins Gras

Oder in den Sand, Amigo

Nimm einfach mal nicht teil

Am Kaufrausch westliche Welt

Und obwohl sie dir ein gutes Blatt anbieten

Verdammt nochmal, bei diesem Spiel

Kannst du einfach nicht gewinnen



Da gibt es tausende Regeln

Von denen du noch nie gehört hast

Tausend kleine Schleichwege

Immer mit dem Arsch an die Wand

Zu kommen, nur haben sie

Vergessen dir die richtigen Anweisungen zuzuschicken

Und auf den Ämtern

Und in den Gremien

Und in den Foren

Und Diskussionen haben all die anderen

Die richtigen Bücher

Auswendig zur Hand

Während du noch immer nach

Der zuständigen Sachbearbeiterin suchst



Da kannst du tanzen

Und schreien und verzweifeln

Wie du willst

Von Amokläufen träumen

Und dir die Arme ritzen

Du kannst Parteien gründen

Schlachtpläne entwerfen

Und das Feuilleton irgendeiner

Überregionalen Zeitung lesen



Du kannst dir die Haare färben

Damit man dich auf der Straße wieder erkennt

Oder irgendeine ganz besonders ausgefallene

Neurose zulegen



Tolles Spiel, alter Freund

Alle grinsen

Nur du verstehst nicht

Wohin der Kutter fährt



Egal

Dein Stern steht wirklich gut

Am Firmament

Du musst nur mal raus kriechen

Aus deiner Programmierung

Leben und lauschen, ob da noch etwas anderes ist

Als Krach und bunte Farben



Und verzeihe hin und wieder

Und Verständnis ist auch nicht der schlimmste Wesenszug

Und kauf dir ein Ticket



Wenn die anderen wieder

Wie die Besessenen ihre Karten mischen



Nimmst du einfach einen Flieger heraus


Euer Volly Tanner

NOTES OF A DIRRRRRTY BLACK MAN
Beitrag Ich lese wieder! von Volly Tanner
vom 29. Jan. 2008


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