Kuck mal, wer da spricht. Oder auch nicht. Über den Dialog auf Facebook Karriereseiten.
Was machen ein Schweizer, ein Österreicher, eine Ostdeutsche und ein Westdeutscher (darüber hinaus Ostwestfale) beim Afrikaner (deren Inhaberin übrigens auch Ostwestfälin ist, die Welt ist soooo klein)? Richtig, sie tragen zur Völkerverständigung bei. Und genießen unglaublich gutes Essen. Wer also die Alternative zu Wiener Schnitzel und Zürcher Geschnetzteltem sucht, der wird bei Timtimo oder Zebhi Dorho, beides natürlich serviert auf Injera, im Karibu Afrika fündig. Natürlich trägt diese Runde dann nicht nur zur Völkerverständigung bei, sondern tauscht sich im Vorfeld der Social Media Recruiting Summit im kleinen und damit intensiven Rahmen über die neuesten Trends und Tipps in Sachen Blogging und Facebooking aus.
Apropos Facebooking: Es war mal wieder an der Zeit, eine kleine Bestandsaufnahme in Sachen Dialogbereitschaft auf Facebook Karriereseiten vorzunehmen. Die Idee hatte ich schon länger, den Anstoß zur Umsetzung gab dann folgender Post auf der Siemens Facebook Karriereseite (übrigens, vielleicht mal interessant für den ein oder anderen: Die Karriere-Fanpage war die erste ihrer Art und ging bereits im September 2008 an den Start. Einfach mal so. Ist ja auch schnell eingerichtet, so eine Seite . Aber Achtung: Nur mit dem Einrichten der Seite ist es nicht getan. Content is King. Und den bitteschön möglichst so aufbereitet, dass er zu Interaktion führt. Was man bei Siemens oder sagen wir, “was die Person, die den Auftritt ins Leben rief”, sehr wohl weiß und auch beherzigt): “Blick hinter die Kulissen“, stand da zu lesen. Und: “Jetzt gehen wir den nächsten Schritt. Wir möchten Euch gerne einige Teammitglieder direkt vorstellen. Warum? Siemens akzeptiert nur Onlinebewerbungen. Ihr korrespondiert hier nur mit Eurem Rechner – aber: Sowie Ihr Eure Bewerbung abgeschickt habt, kommen Menschen ins Spiel und davon möchten wir Euch gerne – immer wieder – einige vorstellen.” Eine super Sache, wie ich finde. Einfach mal die Menschen hinter den Kulissen vorzustellen, so dass man sich ein Bild davon machen kann, mit wem man es eigentlich zu tun hat. Also schauen wir doch mal, wer bei Siemens das Gesicht hinter der Facebook-Seite ist. Schließlich will ich doch wissen, mit wem ich es da zu tun habe, wenn ich mich vor einem Millionenpublikum in aller Öffentlichkeit jemandem anvertraue.
Und siehe da – wie wir sehen, sehen wir nix. Weder werden die Facebookteam-Mitglieder (oder das eine Mitglied) in einem separaten Tab, noch im Titel- oder Profilbild (eher die ungünstigere Variante) oder als Seiteninhaber vorgestellt. Schade eigentlich. Vergibt ein Unternehmen, welches ja auf Facebook mit potenziellen Kandidaten, Mitarbeitern und anderen Interessenten Dialog auf Augenhöhe führen möchte, wertvolle Chancen, genau das zu tun (gut, ich weiß ja, die wenigsten Unternehmen sind deswegen wirklich auf Facebook. Die Hauptgründe sind: 1. “Das machen die anderen auch so, da müssen wir auch dabei sein”, 2. Die Facebook-Seite war Bestandteil einer Zielvereinbarung, 3. “Da muss man jetzt sein, da ist die Zielgruppe, da rekrutiert man jetzt”. Oder so.) Natürlich hilft es auch nix, wenn ich mein Team oder mich als Seiteninhaber vorstelle, wenn ich ohnehin nix zu sagen habe und ich das Medium Facebook nicht verstehe. Aber meines Erachtens kann es sehr wohl zum Erfolg einer Facebook-Seite beitragen (was die Authentizität und die Wertschätzung gegenüber meinen Fans angeht, so tut es das allemal). Apropos Erfolg: Erfolgsfaktoren einer Facebook-Seite hatte seinerzeit ja Andea Bößenecker sehr schön heraus gearbeitet. Und scheinbar hat der eine oder andere die Ergebnisse auch studiert. Aber nichtsdestotrotz nutzt es nichts, bspw. einen BMW-Post von der Aufmachung her zu kopieren, wenn die Inhalte oder die Aufbereitung des Inhalts zum Gähnen laaangweilig ist. Aber das nur am Rande. Schauen wir uns doch mal an, ob Siemens einen Einzelfall darstellt, oder nicht.
Kuck’ mal wer da spricht. Oder auch nicht.
Wie sich der eine oder andere schon denken kann, stellt Siemens natürlich keinen Einzelfall dar. Mitnichten und Neffen! Vielmehr sieht es so aus, dass von 185 Karriere-Fanpages, die ich ausgewertet habe, mal gerade auf 32 Seiten das Team vorgestellt wurde. Genauer: Das Team auf separatem Tab. Putzig finde ich es, wenn gleich sieben Mitarbeiter für eine Seite abgestellt werden, die – Stand heute – mal gerade 92 Fans hat. Klar, bei so viel Andrang müssen natürlich auch die Posts stimmen und es muss schnell auf Userkommentare eingegangen werden. Anderes Beispiel: Acht Mitarbeiter für 144 Fans. Mein absoluter Liebling aber: Neun Mitarbeiter, die eine Seite betreuen. Da frage ich mich ernsthaft, wo die Ernsthaftigkeit des Engagements bleibt. Wenn mal hier einer was postet und da mal einer was kommentiert. Ich meine, das Ganze wäre ja halb so wild, wenn man denn nun wirklich erkennen könnte, wer denn da hinter dem einen oder anderen Post steht. Bzw. dafür gerade steht. Bzw. wo ich als treuer Fan erkennen kann, wem ich mich da gerade vor (potenziellem) Millionenpublikum anvertraut habe. Aber was soll ich sagen. Ich traue es mich schon fast gar nicht zu verkünden, hinterher heißt es wieder, der böse Knabenreich, das enfant terrible, warum muss der immer alles so schlecht machen und auf allen rumhacken, aber ich kann’s doch nicht ändern, wenn da so viel Schmufix betrieben wird.
Mein Ziel ist es, aufzuklären und Transparenz zu schaffen. Nicht an den Pranger zu stellen. Nur liegt es nun einmal in der Natur der Dinge, dass man – um etwas zu veranschaulichen – dies am besten tun kann, in dem man Beispiele, am besten aus der Praxis, zeigt. Und so lange es da was zu berichten gibt, sollen ja auch die anderen die Möglichkeit haben, aus den Fehlern dieser Unternehmen zu lernen. Also, weiter im Text. Was glauben Sie, bei wie vielen dieser Unternehmen, wo zwischen fünf und neun Mitarbeitern eine Facebook Karriereseite betreuen, zu erkennen ist – z. B. durch Kürzel oder Namensnennung – wer eigentlich in diesem Moment für das Unternehmen spricht. Bzw. mit dem Fan. Na? Kucken wir doch mal, wer da spricht … ich sag’s Ihnen: Null. Nessuno. Hiçbiri.
Und da frage ich mich dann zwei Dinge: 1. Warum treten die dann gleich mit einer ganzen Armee an, wenn sie sich ohnehin nicht trauen, sich erkennen zu geben, 2. Wtf?
Aber es gibt noch mehr zu berichten. Eine weitere Unart bzw. ein weiteres nicht nachvollziehbares Phänomen findet man dergestalt, dass zwar mit Kürzeln oder Namen gepostet wird, aber keiner weiß wirklich, wer hinter den Posts bei Lufthansa, Bundeswehr, Kaufland oder Unister steht. Auch da frage ich mich allen Ernstes: Wtf? Wenn ich eine One-Man-Show bin, so wie bspw. bei Brose, DFS oder Bertelsmann, da kann sich der geneigte Fan, der überdies über einen ausgeprägten gesunden Menschenverstand verfügt, schon denken, dass da eben ein Lukas, ein Florian oder ein Nico postet. Ergo bräuchte man da nicht zwingend seinen Karl-Otto drunter zu setzen. Macht man aber, weil es einfach netter ist. Wirkt doch gleich viel persönlicher, oder etwa nicht?
Apropos persönlich: Ich finde es persönlich auch persönlich und authentisch, wenn man sogar gleich die Seiteninhaber erkennt, also die jenigen, die den Facebook-Auftritt pflegen, mit ihrem tatsächlichen Facebook-Profil in Erscheinung treten. Was mich wirklich positiv überrascht hat: Auf 21 Seiten ist das der Fall. Und auf fünf davon wiederum wird sogar noch das Team dar- oder vorgestellt: Allianz Karriere in Österreich, Baloise Jobs, Evonik, Haniel Karriere und Sage Software Jobs & Karriere machen hier schön vor, was geht.
Ernsthafter Dialog funktioniert übrigens nur, wenn man ihn zulässt. Und auch hier kann man wieder einmal ablesen, wie ernst es die Unternehmen mit einem Engagement auf Facebook meinen. Ein alter Bekannter, Booz Company, ist nach wie vor dabei, aber auch das Clementine Kinderhospital (!), die St.Franziskus-Stiftung Münster, GIZ Jobs, Hardy Schmitz, und die Tectum Group scheuen den Dialog auf Facebook wie der Teufel das Weihwasser. Nun denn, sei es drum. Immerhin scheint der Jobchannel der GIZ, denn mehr ist es nicht, ganz gut zu funktionieren. Aber hier agiert man auch global und erreicht eine ganz andere Zielgruppe. Nichtsdestotrotz, meines Erachtens ist Facebook bedingt durch seine Eigenschaft als soziales Netzwerk eben dazu da, um Dialog zu führen. Und kein one-way-communication getriebener Marketingkanal.
Und wer jetzt noch ein paar Anregungen benötigt, wie man sein Team oder sich als Einzelperson in Szene setzen kann – et voilà!
Aber bevor nun alle damit anfangen und Hals über Kopf einen Teamtab einrichten, das Titel- oder Profilbild anpassen oder sich als Seiteninhaber zeigen, vergessen Sie bitte nicht: Content is King. Das ist so und wird immer so bleiben. Dabei geht es auf Facebook vor allem um die richtige und eine empathische Ansprache. Und dafür gibt es kein Patentrezept. Leider.
Herr Knabenreich, Ihre Ehrlichkeit scheint in der heutigen Berichterstattung zum Thema Personal eine echte Rarität zu sein. Weiter so!
Vielen lieben Dank! Solche Kommentare sind mir immer wieder ein Ansporn!