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Nur mal so … strassenfeger und ein Dach über dem Kopf

1. Juni 2012

Gerade komme ich zurück aus Berlin, wo ich das Vergnügen hatte, ein Seminar zu Ausbildungsmarketing via Social Media durchzuführen. Hat viel Spaß gemacht und interessante Diskussionen mit sich gebracht. Ich war am Vorabend in die Hauptstadt angereist – eigentlich mit dem Ziel, ein entspanntes Kaltgetränk in der Strandbar No.1 zu mir zu nehmen. Während in Wiesbaden aber noch der Sommer mein Herz erfreute und mich zum Schwitzen brachte, war in Berlin nüscht mehr davon zu spüren. Also verlegte ich das Abendessen nebst Kaltgetränk in ein Restaurant in der Schlüterstraße, dessen Namen ich hier nicht nennen werde, da das Gericht in der Folge doch zu heftigem Unwohlsein bei mir führte :-) .

Während wir so speisten, trat ein Verkäufer der Obdachlosenzeitung strassenfeger an unseren Tisch. Der strassenfeger (er wird nun mal so geschrieben, ich kann nix dafür) erscheint alle 14 Tage montags mit 26 Ausgaben pro Jahr. Der Preis für das von Obachlosen erstellte Magazin beträgt 1,50 Euro; davon sind 90 Cent für die Verkäufer. Da ich solche Projekte gerne unterstütze und auch sonst echten Bedürftigen gerne mit einer warmen Mahlzeit weiterhelfe, nahm ich die Zeitung gerne an. Beim Lesen wurde ich auf eine in meinen Augen tolle Aktion aufmerksam, die Initiative ” Ein Dach über dem Kopf“.

Ein Dach über dem Kopf – worum geht’s?

Die Aktion “Ein Dach über dem Kopf” wurde vom mob e. V. ins Leben gerufen, um Mitmenschen, die in Not und ohne Dach überm Kopf sind, eben zu einem solchen zu verhelfen. Für nur 2,- Euro/Nacht können Sie, lieber Leser für einen obdachlosen Menschen eine Bleibe in der Berliner Notübernachtung buchen.

Eine Bank ist kein Zuhause - Aktion Dach über dem Kopf

Eine Bank ist kein Zuhause – Aktion Dach über dem Kopf

Grundsätzlich hat man als Mensch mit Herz die Wahl zwischen 7 Nächten (14,- Euro), 14 Nächten (28,- Euro) und einem Monat (60,- Euro). Sogar kann eine Patenschaft können Sie übernehmen und dann wahlweise ein Jahr lang 60,- Euro oder einen geringfügigen Betrag von mind. 3,- Euro pro Monat zahlen. Ausführliche Details gibt’s hier.

Und für alle Zweifler unter uns (zu denen ich selber gehöre), dass das Geld wirklich da ankommt, wo es hingehört, kann man die Räumlichkeiten – nach Absprache – besuchen und die Notübernachtung kennen lernen.

Eine tolle Aktion, die ich gerne unterstütze und an jeden appelliere, dies ebenfalls zu tun. Denn auch wenn es einem unwahrscheinlich erscheint, selber in eine solche Situation zu geraten, manchmal kann so etwas doch ganz schön schnell gehen. Und dann stellen Sie sich mal vor, Ihnen würde geholfen werden. Und wenn es auch nur für eine Nacht ist.

Also, überweisen Sie noch heute eine Spende an folgende Adresse:

mob e.V.
Bank für Sozialwirtschaft
BLZ: 100 205 00
Kto.: 32838 01

Betreff: “Ein Dach über dem Kopf” (und Ihre Adresse, wenn Sie eine Spendenquittung, sowie Ihr Geburtsdatum und Ihre Email-Adresse, falls Sie eine Geburtstagsüberraschung möchten).

12 Dinge, die Sie beachten sollten, wenn Sie eine Ausbildungs- oder Karriere-Fanpage auf Facebook planen

26. Mai 2012

Eigentlich wollte ich mich ja dieses Wochenende mal zurückhalten. Ist ja schließlich Pfinxten. Wissen Sie eigentlich, warum man das feiert? Na? Jetzt mal ehrlich! Also, ich wusste es nicht. Aber ich bin durchaus entschuldigt. Schließlich bin ich reinrassiger und ungläubiger Heide. Da ist das durchaus erlaubt :-) . Und ich bin da ja auch nicht alleine. So konnten bspw. nur 83 Prozent von 1000 Befragten in einer Umfrage des Stern richtig beantworten, warum wir Ostern feiern. Ähnliches lässt sich auch für andere Feiertage immer wieder feststellen. Aber ganz ehrlich: Who cares? Als Selbstständiger hat die Woche ohnehin sieben Tage. Und die kann man sich sehr schön frei gestalten. Da vergisst man dann auch schnell mal einen Feiertag. Und ein Sonntag wird zum Wochentag. Und umgekehrt. Aber darum soll es hier ja gar nicht gehen. Ich schweife schon wieder ab. Und obwohl das ja eins der Merkmale meines Blogs ist, wird er trotzdem gelesen. Was mich umso mehr freut :-) , vielen Dank dafür, liebe Leser! So, nun aber Tacheles!

Wie der eine oder andere weiß, beschäftige ich mich intensiv mit dem Thema Karriere-Fanpages und beobachte die Szene seit Langem. Sogar eine eigene Seite dazu gibt’s. Und es gab sogar mal monatliche Statistiken über die Entwicklung dieser Arbeitgeberpräsenzen im Social Web. Ursprünglich mal als Quotenbringer gedacht, boten diese Statistiken nicht wirklich einen echten Mehrwert, wurden irgendwann langweilig und waren vom Arbeitsaufwand nicht zu unterschätzen. Aufgrund dieser Tatsache beschränke ich mich darauf, das Ganze nur noch hin und wieder und nur dann zu bringen, wenn was Interessantes passiert. Es gibt weiß Gott andere Dinge, über die ich schreiben kann.

So zum Beispiel die Tatsache, dass ich derzeit 232 von diesen Karriere-Pages zähle. Davon sind 52 reine Azubi-Pages. Und in den letzten Wochen ist wieder die eine oder andere Page hinzu gekommen. Natürlich gibt es weitaus mehr, viele lassen sich aber so ohne Weiteres gar nicht finden, weil man im Titel sicherheitshalber verschweigt, worum es eigentlich auf der Seite geht. Außerdem gibt es viele von diesen Seiten, die so mit 1 bis 40 Fans seit Monaten vor sich hindümpeln. Die sollten wohl mal ein Gewinnspiel machen, hehe.

Erschreckend aber auch, dass in den letzten vier Wochen auf 17 (!) dieser 232 Seiten, die ich da derzeit gelistet habe, NICHT EIN EINZIGER Beitrag gepostet wurde. Auf 24 Seiten wiederum konnte nicht mal ein einziger Like kassiert werden. Auf 63 Seiten (!), das ist mehr als ein Viertel, konnten sich die Fans nicht mal eines Kommentars erbarmen. Wer jetzt denkt, das träfe nur die kleinen Unternehmen, der irrt. Und zwar gewaltig. Namen werde ich fairerweise nicht nennen, sonst heißt es wieder der böse Knabenreich und man zeigt mit dem Finger auf mich, von wegen Enfant terrible und so (das T-Shirt ist schon in Auftrag gegeben :-) ). Naja, so einige lernen es halt nie. Die anderen dürfen mich gerne ansprechen, wenn sie weiteren Input benötigen.

Grund genug also, noch einmal ein wenig Schützenhilfe zu geben. Hier sind sie also nun, die

12 Dinge, die Sie beachten sollten, wenn Sie eine Ausbildungs- oder Karriere-Fanpage auf Facebook planen

  1. Prüfen Sie zunächst, ob soziale Netzwerke überhaupt zu Ihrem Unternehmen passen. Das ist beispielsweise dann nicht der Fall, wenn Sie Ihren eigenen Mitarbeitern untersagt haben, am Arbeitsplatz soziale Netzwerke zu nutzen.
  2. Klären Sie, ob Sie überhaupt über die dringend benötigten Ressourcen und Kenntnisse verfügen (Personal, Zeit, Facebook-Know-how).
  3. Inhalte entscheiden. Überlegen Sie sich gut, welche Informationen Sie posten wollen. Wenn es sich dabei nur um die 1:1 Übernahme Ihrer Pressemeldungen oder Stellenangebote handelt, werden Sie kaum Fans für sich gewinnen. Das gilt auch bei rein werblichen Posts.
  4. Potenzielle Bewerber erwarten echte authentische Einblicke ins Unternehmen via Text, Bild und Video. Auch aktuelle Jobangebote können dazu gehören. Neben Informationen über das Unternehmen gehören in jedem Falle Themen dazu, die nicht nur auf das Thema Karriere abzielen. Ansonsten gilt hier Punkt 3 :-) .
  5. Erzählen Sie Geschichten. Machen Sie sich als Arbeitgeber erlebbar, und lassen Sie ruhig Ihre Azubis zu Wort kommen.
  6. Kommunizieren Sie nachhaltig. Vermeiden Sie mehrere Posts am Tag, inbesondere direkt hintereinander. Das empfindet der User in seinem Newsfeed schnell als Spam. Zwar gilt, weniger ist mehr, aber ein Post in der Woche sollte das Minimum sein. Gerade die Chronik entlarvt Unternehmen, die nur alle Jubeljahre “aktiv” sind.
  7. Machen Sie (einen )Mitarbeiter verantwortlich für die Fanpage, der selbst in sozialen Netzwerken aktiv ist, der ihre Kultur verinnerlicht hat und die Sprache der Community spricht. Ein echtes, nachhaltiges, die Community begeisterndes Engagement im Social Web funktioniert nur mit viel Herzblut. Außerdem gilt es, sich dem Medium anzupassen und nicht umgekehrt. Auf Facebook spricht man sich selbstverständlich mit „Du“ an.
  8. Treten Sie in den Dialog ein. Soziale Netzwerke leben davon. Noch immer begreifen zu viele Unternehmen Facebook als Kommunikations-Einbahnstraße.
  9. Reagieren Sie schnell und konstruktiv auf Fragen und Kommentare der Fans. Während der Geschäftszeiten sollten Antworten innerhalb von 24 Stunden möglich sein. Stellen Sie sicher, dass die Verantwortlichen für Social Media intern gut vernetzt sind, damit sie Informationen schnell beschaffen können. Ein “Like” ist das Minimum.
  10. Und denken Sie daran: Jeder kommerzielle Internetauftritt verlangt ein Impressum – auch auf Facebook.
  11. Machen Sie Ihr Angebot bekannt. Egal über welche Kanäle Sie kommunizieren, der Hinweis auf Ihre Fanpage sollte nirgends fehlen.
  12. Vergessen Sie Gewinnspiele!

Natürlich ist diese Liste nicht vollständig, aber wer meinen Blog regelmäßig liest, wird jede Menge weitere Tipps finden. Oder Sie kontaktieren mich, wenn Sie Hilfe benötigen.

Und bevor ich Sie jetzt wirklich endgültig ins Pfinxtfest entlasse, hier noch mal der Hinweis, dass Facebook ab 6. Juni den FBML-Standard nicht mehr unterstützt. Dann heißt es “Tschüss FBML:-) Ich bin gespannt, wie viele Unternehmen davon “überrascht” werden, so wie damals bei der Chronik. Die kam ja auch von heute auf morgen.

So, ich sage jetzt auch “Tschüss, lieber Leser” oder wie es der jetzt schon von mir überaus geschätzte Blog von VBZ-Personalchef Jörg Buckmann so wunderbar auf den Punkt bringt:

Auf Wiederlesen!

(Sorry Jörg, der ist so gut, den musste ich jetzt mal klauen ;-) )

Ein paar Tipps für die Karriere-Website Optimierung – nicht nur für die Touristikbranche

25. Mai 2012

Vor Kurzem hatte ich das Vergnügen Evelyn Sander, Redakteurin beim fvw, dem Fachmagazin für die Touristikbranche, bei einem Artikel zu unterstützen (FVW steht übrigens für Fremdenverkehrswirtschaft, so nannte man die Touristikbranche damals noch :-) ). Dabei ging es um die Gestaltung von Karriere-Websites in der Touristik – und zwar nicht nur um die großen Veranstalter wie TUI & Co., sondern auch um kleine Reisebüros, die bislang noch nicht sehr offensiv über ihre Websites nach Personal suchen.

Grundsätzlich gilt vieles von dem, was ich dazu zu sagen habe, nicht nur für die Touristikbranche, sondern trifft im Grunde genommen auf das Gros aller Websites jeglicher Branche zu. Der Artikel ist vor einigen Tagen im Magazin erschienen (lässt sich hier bestellen), aufgrund des interessanten Themas möchte ich diesen meinen Lesern aber nicht vorenthalten. Natürlich gebe ich den Artikel hier nicht 1:1 wieder, sondern ergänze ihn um die mir typische Art :-) .

Wer heute einen Top-Reiseverkäufer sucht (und nicht nur die), braucht viel Geduld. Zeitungsanzeigen werden geschaltet, Außendienstler ausgefragt, Kontakte durchtelefoniert, manche basteln auch schnell in Facebook eine Karriere-Page zusammen. Kost’ ja nix :-)

Was dabei immer wieder sträflich vernachlässigt wird, ist die eigene Unternehmenswebsite. Die Karriere-Website ist und bleibt aber nun mal die Visitenkarte als Arbeitgeber. Und egal, von wo ein Interessent kommt – ob von der Printanzeige, von der Facebook-Seite oder von einer Mitarbeiter-Empfehlung – so, wie alle Wege nach Rom führen, führt der Weg zum Arbeitgeber nun mal über die Website. “Eine Visitenkarte, die nicht selten links liegen gelassen wird”, wie Frau Sander, die mich zum Website-Coach ernannt hat (das finde ich doch mal nett!) charmant umschreibt. Und tatsächlich, ja, so werden reihenweise Chancen verschenkt.

Die häufigsten Fehler:

  • Stellenangebote sind versteckt,
  • die Vorzüge der Firma fehlen,
  • die Stellenbeschreibung ist dürftig,
  • eine direkte Bewerbung ist nicht möglich.

Profitieren Konzerne noch vom positiven Image bei Bewerbern, können sich kleine Firmen solche Fehler kaum leisten. Denn wie schon erwähnt und von diversen Studien und Umfragen mehrfach bestätigt: die Website steht als Informationsquelle für potenzielle Bewerber an erster Stelle.

Wo Bewerber sich informieren - die Unternehmenswebsite steht unangefochten an erster Stelle

Wo Bewerber sich informieren – die Unternehmenswebsite steht unangefochten an erster Stelle

Zwar hat sich seit meiner Bestandsaufnahme vor einigen Jahren so einiges zum Besseren gewandelt. Nichtsdestotrotz bleibt die viel Luft nach oben – auch bei Touristik-Konzernen, die sich als Arbeitgeber im Web präsentieren. Bestes Beispiel, welches ich im Rahmen des Artikels für die fvw analysiert habe, ist die Karriere-Website von TUI. Einige Bausteine, die eine gute Karriere-Website ausmachen, finden sich unten in der Grafik.

Leider hinken viele Reisebüros und Unternehmen, die ja laut über den Fachkräftemangel klagen, den Standards hinterher. Entweder fehlt die Job-Rubrik auf der Startseite ganz, manchmal versteckt sie sich aber auch hinter „Wir über uns“, „Aktuelles“ oder “Kontakt”. Und wird somit im Zweifelsfall gar nicht erst gefunden.

Karriere auf den ersten Blick und Klick

Auch wenn ich mir den Mund fusselig rede respektive die Finger wund schreibe: Wer online neue Mitarbeiter sucht, sollte die Karriere-Rubrik klar und eindeutig beim Namen nennen und prominent auf der Startseite platzieren. Informationen müssen auf einen Blick und einen Klick zu erreichen sein. Auch gilt es, nicht nur warme Luft auf der Website zu kommunizieren, sondern darzustellen, was den Arbeitgeber einzigartig macht und warum man sich gerade bei ihm bewerben sollte.

Für viele Unternehmen scheint es tatsächlich noch eine ungewohnte, neue Rolle: Die Firma muss für sich trommeln. Dass sich der Arbeitsmarkt in vielen Bereichen zu einem Bewerbermarkt gewandelt hat, scheint vielerorts noch nicht angekommen. Es gilt also zu kommunizieren, was das Unternehmen ausmacht und warum man sich bewerben sollte. Jedes Unternehmen, ob nun Reisebüro oder nicht, hat Pfunde, mit denen es wuchern kann.

Punkte sammelt man auch mit authentischen Fotos oder Erfahrungsberichten von Mitarbeitern. Die aber bitte nicht von der Unternehmenskommunikation geschrieben, sondern vom Mitarbeiter selbst. Und auch das Beschränken auf drei Bulletpoints, wie man es leider nur allzu oft sieht, ist nicht zielführend. Selbst Videos sind möglich. Aber bitte keine Werbe-Hochglanzfilmchen. Manchmal reicht eine Web-Cam, vor der sich das Team kurz vorstellt. So wie dieser geniale Spot hier. Genial insofern, da auf Effekthascherei gänzlich verzichtet wurde und das Video einfach supersympathisch und authentisch rüberkommt (und auch erfolgreich war und die Stelle besetzt wurde).

Natürlich gilt bei allem (wie immer), sich auf die gewünschte Zielgruppe einzustellen: Azubis spricht man anders an als Studenten. Oder wie Herr Trost so schön sagte: “Wenn man kein Azubi ist, kann man nicht wie ein Azubi schreiben“.

Und noch mal zum Thema Bewerbung: Hier gilt natürlich das Gleiche wie oben. Auf einen Blick, auf einen Klick. Keine umständlichen Online-Bewerbungsformulare bspw. Und bitte auch nicht nur per Post. Zwar ist es richtig und wichtig, auch Bewerbungen per Post zuzulassen, aber so mittelalterlich wie Porsche Deutschland, die für Fachkräfte nur Postbewerbungen erlauben, sollte man tunlichst nicht daher kommen. Eine Bewerbungsmöglichkeit per E-Mail, möglichste mit konkretem Ansprechpartner und nicht anonym, ist perfekt.

Tipps zur Optimierung der Karriere-Website

Tipps zur Optimierung der Karriere-Website – Quelle: fvw magazin

Eine Patentlösung für sämtliche Karriere-Website gibt’s natürlich nicht. Letztendlich muss diese immer individuell den Gegebenheiten angepasst werden. Dann klappt’s demnächst bestimmt auch mit den Kandidaten :-) .

In diesem Sinne, genießen Sie das wunderbare Wetter. Schöne Pfingsten!

Alles andere als ein R(h)einfall: Die Karriere-Page von Georg Fischer aus Schaffhausen von Praktikanten (nicht nur) für Praktikanten

22. Mai 2012

Wir alle wissen ja (so sollte es zumindest sein), dass es bei einer Facebook-Karriereseite nicht auf die Anzahl der Fans ankommt. Schon gar nicht, wenn diese entweder gekauft sind oder via Gewinnspiel gewonnen wurden (was dem in etwa gleich kommt). Es kommt darauf an, die richtige Zielgruppe zu erreichen. Fans, die sich als Mitglieder von irgendwelchen Gewinnspiel-Mafias entpuppen, gehören da definitiv nicht hinzu.  Und die Zielgruppe der Generation Why zu erreichen, ist gar nicht so einfach. Zumal diese die Aktivitäten von Unternehmen auf Facebook nach wie vor eher argwöhnisch betrachtet, wie eine aktuelle Studie eindrucksvoll untermauert. Worauf kommt es also an, wie kann ich die Zielgruppe am besten erreichen?

Wie wäre es mit Authentizität? Und die fängt bereits bei dem- bzw. denjenigen an, die eine solche Facebook-Seite betreuen. Leider verstehen viele Unternehmen den Sinn und Zweck von Facebook falsch, lassen (dies ist der Worst Case) diese von einer Agentur betreuen, fahren gleich ein Heer von mehreren Mitarbeitern auf, die sich um die Seite kümmern – diese dann schlimmstenfalls ausschließlich betreut von Nicht-Vertretern der Gen Why oder gar von Mitarbeitern der Unternehmenskommunikation, die dann mit der üblichen PR-Tonalität und den entsprechenden Inhalten auch auf Facebook langweilen und vor allem – und das ist meines Erachtens der allergrößte Fehler überhaupt: Man versucht der Plattform Facebook seinen Habitus überzustülpen (also genau das zu machen und genau in der Art und Weise zu kommunizieren, wie man dieses auch auf der Website oder in der Unternehmensbroschüre tut) und sich nicht dem Medium anzupassen. Das kommt nicht wirklich an bei der Zielgruppe und man wird schnell abgestraft, wenn man sich nicht auf das Level und die Anforderungen der Facebook-Fans der viel beschworenen Gen Why einlässt.

Also, was ist zu tun? Seien Sie authentisch, passen Sie sich dem Medium und den Anforderungen/Wünschen der Zielgruppe an und nicht umgekehrt, dann klappt es vielleicht auch mit dem Nachbarn mit den Fans. Und wie kommuniziert man am besten auf Augenhöhe?

In der Regel doch dann, wenn Studenten mit Studenten kommunizieren – oder nicht? Es kann zumindest ein gangbarer Ansatz sein. Denn wie formulierte Armin Trost jüngst sehr schön und treffend? “Wenn man kein Azubi ist, kann man nicht wie ein Azubi schreiben“. Das Gleiche gilt nicht nur für Azubis, sondern meines Erachtens durchaus auch für Studierende respektive Praktikanten. Diesen Weg geht zumindest das Team der Facebook-Seite von Georg Fischer und bietet umfangreiche Einblicke ins Unternehmen, stellt Mitarbeiter und Praktikanten und die unterschiedlichen Unternehmensbereiche vor – und dies eben von der Zielgruppe für die Zielgruppe. Georg Fischer? Kennt nun wieder keiner, ist mir klar. Ist ja auch kein BMW, keine Allianz oder Audi. Sondern ein im B2B-Bereich international agierendes Unternehmen mit Hauptsitz in der Schweiz, genauer gesagt aus Schaffhausen. Also da, wo der Rheinfall ist. Aber ein Reinfall ist das “Experiment” von Georg Fischer weiß Gott nicht. Auch wenn diese Seite keine 30.000, respektive 70.000 Fans vorweisen kann. Mal gerade 322 Fans sind es Stand heute. Dafür aber mehr Interaktion und spannendere Inhalte als so mancher “Großer”. Potenzial ist bei knapp 14.000 Mitarbeitern weltweit also auf jeden Fall da. Aber schaun wir doch mal, was das Team von “The GF experiment” (GF steht – wer hätte das gedacht – für Georg Fischer, als Logo wird das Ganze +GF+ dargestellt), so der Name der Seite, zu erzählen hat.

Das GF Logo einmal anders

Das +GF Logo+ einmal anders – Quelle: Georg Fischer

Das Team, das sind aktuell Sara Schwartz und Michael Steinemann. Sara studierte 2008 bis 2011 Economics an der Universität Konstanz. Seit September 2011 macht sie ein Praktikum bei der Georg Fischer AG in Schaffhausen im Bereich Personalentwicklung und Employer Branding. Ihr Praktikantenkollege Michael startete 2010 sein Studium der Politik- und Verwaltungswissenschaft an der Uni Konstanz und ist nun seit März 2012 ebenfalls bei GF in Schaffhausen tätig. Zusammen betreuen die beiden die Karriere-Seite „The GF experiment“ auf Facebook.

personalmarketing2null: Eure Facebook-Seite heißt „The GF experiment“. Wie kommt es zu dem Namen?

Sara: Unsere Seite ist als Experiment im Zusammenhang mit einer Bachelor-Thesis einer unserer Praktikantinnen gestartet. Über die Zeit hat sie sich zu einer professionellen Karriere-Seite entwickelt. Der Name macht uns speziell und unverwechselbar :-) .

personalmarketing2null: Welches Ziel verfolgt ihr mit eurer Seite? Warum ist GF auf Facebook? Wer ist die Zielgruppe?

Sara vom GF Facebook-Team

Sara vom GF Facebook-Team

Sara: Durch unseren Facebook Auftritt möchten wir jungen Menschen einen Einblick in den internationalen Konzern Georg Fischer geben. Wir möchten ihnen die Möglichkeit geben „hinter die Kulissen“ zu schauen und somit einen „ungeschminkten“ Einblick in das Unternehmen zu bekommen. Zu unserer Zielgruppe gehören Studenten, Absolventen und Young Professionals der Ingenieur- und Wirtschaftswissenschaften – andere Studiengänge sind natürlich auch immer herzlich willkommen! Gerade für Wirtschaftswissenschaftler stellt ein Industrieunternehmen häufig nicht die erste Wahl dar. Wir wollen ihnen zeigen, dass es nicht immer die Bank, das Consulting-Unternehmen oder die Versicherungsgesellschaft sein muss, um spannende Projekte, Träume und Internationalität zu verwirklichen. Ingenieure sind begehrt und heiß umkämpft, da dürfen wir unsere Chance auf Facebook natürlich nicht verpassen!

Michael: Hinzu kommt, dass Georg Fischer in der Region Schaffhausen sehr bekannt ist. Über die Ortsgrenzen hinaus nimmt der Bekanntheitsgrad – vor allem bei der jungen Generation –ab. Mit unserem Auftritt auf Facebook wollen wir den Bekanntheitsgrad ausweiten und die Bewerberanzahl und Qualität der Bewerbungen erhöhen.

personalmarketing2null:  Es heißt, „du kannst direkt mit Praktikanten in Kontakt treten“ – warum treten dann die Köpfe bzw. Gesichter „hinter“ der Seite nicht in Erscheinung? Das würde die Seite dann fast perfekt machen.

Michael: Die Macher der Seite treten durchaus in Erscheinung :-) . Momentan sind fast alle unserer derzeitigen Praktikanten vom Standort Schaffhausen auf unserem Titelbild zu sehen. Außerdem stellen wir die neuen Gesichter unseres Facebook-Teams immer vor.

personalmarketing2null: Das schließt dann die nächste Frage an: Wer steckt hinter der Seite? Wer liefert den Input, die Themen? Wer hat den Hut auf?

Michael: Unser Team wächst stetig. Momentan sind drei Praktikanten aus den Bereichen HR und Marketing für den Input und die Umsetzung der Posts verantwortlich. Unterstützt werden Sie durch die Kommunikations- und HR-Leiter.

Sara: Einmal wöchentlich treffen wir uns zu einem Meeting und besprechen die Redaktionsplanung der nächsten zwei Wochen, sammeln neue Ideen und werten die letzte Woche aus. Bei der Umsetzung der verschiedenen Projekte sind auch immer wieder Personen aus anderen Abteilungen involviert.

Mit der Leitung der Seite durch die Praktikanten ermöglichen wir unseren Fans einen Dialog auf Augenhöhe. Wir glauben, dass unsere derzeitigen Praktikanten am besten wissen, was unsere Zielgruppe für Erwartungen und Wünsche hat.

personalmarketing2null: Wie ist die Resonanz auf eure Seite – im Unternehmen, bei den Kollegen und außerhalb, bspw. auf Messen?

Michael vom GF Facebook-Team

Michael vom GF Facebook-Team

Michael: Grundsätzlich erfahren wir große Unterstützung . Wir sind immer wieder überrascht, wie offen und gerne Kollegen für Berichte mit uns zusammenarbeiten. Wir sind gern gesehene Gäste bei Veranstaltungen, und die Akzeptanz steigt stetig an. Wir sind überzeugt, dass jeder Mitarbeiter der unsere Seite anschaut, sie schätzen lernt und einen persönlichen Mehrwert findet :-) . Trotzdem sind wir natürlich nicht perfekt, Potenzial für Verbesserungen gibt es schon noch.

personalmarketing2null: Welcher Stellenwert wird Social Media bei GF im Kontext Personalmarketing beigemessen?

Michael: Unserem Social Media Auftritt auf Facebook wird ein großer Stellenwert  zugeordnet. Wer aktiv eine Seite gestaltet, weiß wie zeitintensiv diese Arbeit ist. Im Augenblick fließen mindestens 30 bis 40 Stunden Arbeit pro Woche, verteilt auf alle Teammitglieder, in die Seite ein. Außerdem verfolgen wir die Entwicklung in anderen Social-Media-Kanälen und es wird geprüft, ob und wo wir noch aktiv werden können.

personalmarketing2null: Habt ihr im Unternehmen Guidelines, werden die Mitarbeiter (und natürlich insbesondere die, die das Ganze nach außen tragen) für den Umgang mit den sozialen Medien sensibilisiert – gibt es bspw. Schulungen od. Ä.?

Sara: Zum Start von „The GF experiment“ haben wir „Boardrules“ festgelegt, die allen Teammitgliedern bekannt sind und an die wir uns stets halten. Wir achten darauf, dass es einen gut abgestimmten Wechsel zwischen den Praktikanten gibt, d. h. wir haben Überschneidungszeiten von über einem Monat zwischen dem neuen und alten Praktikanten, der die Seite leitet. Neben dieser intensiven Anfangsbetreuung stehen auch die anderen Teammitglieder immer  für Fragen zur Verfügung. Zudem sind Guidelines für sämtliche Mitarbeitenden von Georg Fischer in Ausarbeitung.

personalmarketing2null: Derzeit zähle ich von deutschsprachigen Schweizer Unternehmen nur zwei Handvoll an Facebook-Seiten.  Wie erklärst du dir die Zurückhaltung der Schweizer Unternehmen in Bezug auf Social Media Personalmarketing? Oder nehmen wir das in Deutschland nur so wahr?

Sara: Zu beachten ist sicherlich, dass die Schweiz verglichen mit Deutschland um einiges kleiner und zudem viersprachig ist. Der Einzugsraum ist daher für jeden Sprachraum sehr gering. Da Social Media Auftritte sehr betreuungsintensiv sind, fehlt es unter Umständen an personellen Ressourcen. Möglich ist auch, dass Unternehmen die Notwendigkeit oder den Sinn dieser Seiten noch nicht erkannt haben.

personalmarketing2null: Vielleicht liegt es ja auch nur an der sprichwörtlichen Zurückhaltung der Schweizer und daran, dass sie eben alles wohlüberlegt angehen :-) . Was glaubst du, welche Bedeutung Social Media in Zukunft für das Recruiting bzw. Personalmarketing spielt? Kollege Jörg Buckmann von VBZ und die Mitarbeiter der Baloise haben ja nun auch angefangen zu bloggen …

Michael: Die Bedeutung der Karriereseiten auf Facebook ist in den letzten zwei Jahre stark gestiegen und sie wird auch allgemein weiter wachsen. Wir glauben, dass dieser Trend auch in Zukunft wegweisend sein wird und sich auf andere Netzwerke ausbreiten wird.

personalmarketing2null: Auch ein unterhaltsames Praktikanten-Video, welches mehr Lust auf GF macht, gibt es von euch. Dabei setzt ihr – glücklicherweise – nicht auf Rap :-) , wie es nun mittlerweile sogar die Pflegebranche versucht :-) . Die Umsetzung gefällt mir, hierbei zeigt ihr, wo GF überall vertreten ist und stellt auch noch die Praktikanten dort vor – wessen Idee war das, wurde das Ganze intern umgesetzt oder mithilfe einer externen Agentur? Wie ist die Resonanz aufs Video?

Sara: Die Idee, das Storyboard und die Umsetzung lag in der Hand einer HR Praktikantin. Unterstützt durch ihren Vorgesetzten, Praktikanten und Mitarbeitern aus anderen Bereichen sowie einer externen Agentur wurde das Projekt dann umgesetzt.

Die Resonanz zu unserem Video ist sehr positiv. Es ist witzig, lebendig und authentisch – die Mitarbeitenden schätzen es sehr. Auch von Studenten haben wir an verschiedenen Recruiting Events stets positives Feedback bekommen.

Michael: Ob an einem Fachvortrag an der Uni, zur Einleitung an einem Recruiting Event, zur Gestaltung unseres Karriere-Bereichs auf unserer Homepage oder für unsere Facebook Fans: das Video eignet sich für alle Kanäle und gibt einen erfrischenden, unverwechselbaren Einblick in die Welt von Georg Fischer.

personalmarketing2null: Liebe Sara, lieber Michael, ich danke euch für das Interview und die interessanten Einblicke hinter die Kulissen. Ich finde, ihr seid auf einem sehr guten Weg mit eurer Seite. Macht weiter so!

Mit Sicherheit eine der schönsten Städte der Welt: Tallinn zwischen Mittelalter und Moderne

18. Mai 2012

Wie ich ja schon schrieb, habe ich mir für ein paar Tage eine Auszeit gegönnt. Und zwar in Tallinn. Tallinn? WTF ist Tallinn, mag der eine oder andere denken (wobei das “W” hier sowohl für “What” also auch für “Where” stehen kann :-) ). Andere wiederum fragen sich wahrscheinlich, was macht man eigentlich in Tallinn? Gegenfrage: Was machen Sie in Barcelona, Paris, London, Rom etc. pp.? Sehen Sie, und genau das kann man in Tallinn auch. Wenn nicht sogar besser. Aber eins nach dem anderen. Wer keine Vorstellung von dem hat, wo Tallinn liegt: Tallinn liegt am Finnischen Meerbusen, ca. zwei Flugstunden von Frankfurt und 80 km von Helsinki entfernt (hier kommen die vielen Fahrgastschiffe mit den vielen Finnen an, die dann die teilweise zweistöckigen Alkoholläden im Hafen stürmen, um sich mit dem verhältnismäßig günstigen Stoff einzudecken) und ist die Hauptstadt von Estland, einer der drei Baltenrepubliken.


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Berühmtestes Exportprodukt neben Vana Tallinn, einem Likör mit 40 % ist wohl Skype. Über 400 Mitarbeiter sitzen im schönen Tallinn, Stand heute gibt es 34 Entwicklerjobs auf der Website. Wer sich also verändern möchte – abgesehen von einer der schönsten Städte der Welt, ist  Skype nicht nur ein extrem familienfreundlicher Arbeitgeber, sondern bietet auch eine Chillout Area, freies Mittagessen, umfangreiche Sportaktivitäten und sogar Hunde und Kinder sind dort willkommen. Was will man also mehr?

Übrigens ist Estland weltweit das einzige Land, in dem das Recht auf Internet per Gesetz verankert ist. Unglaublich, oder? Ohnehin sind die Esten die Vorreiter in Sachen online. Und so findet man wo man geht und steht irgendwo einen Wireless Hotspot. Kostenlos versteht sich.

Skype selber habe ich nicht besucht, wohl aber haben die beste Ehefrau von allen (man verzeihe mir die Anleihe bei Ephraim Kishon :-) ) und ich nahezu sämtliche Gassen dieser pulsierenden Stadt per pedes erforscht. Das kann man nämlich sehr gut, erstreckt sich die Altstadt doch auf einem überschaubaren Areal. Aber selbst bis zum Yachthafen Pirita haben uns die Füße getragen, dieser war sogar 1980 ein Schauplatz der Olympischen Spiele. Und direkt nebenan gibt’s kilometerlangen Sandstrand und Kiefernwälder.

Zurück ging’s dann aber per Bus – entweder man ersteht im Vorfeld die Tallinn Card (die gibt’s in verschiendenen Varianten am Flughafen, in den Tourist Informationen oder im Hotel und bietet kostenlose Nutzung des ÖPNV (Tram/Bus) sowie Ermäßigung in Museen, Bars und Restaurants) oder zahlt wie wir 1,60 Euro (der Este ordert sein Ticket natürlich mobil, via Internet :-) ). Im Verhältnis zu deutschen Städten ein echter Schnapp. Apropos Schnapp: Zum Entwerten stecken Sie das Ticket in den Entwerter und ziehen diesen dann hoch (das muss man erst mal wissen, aber ein freundlicher Este wies uns darauf hin, wie man das macht. Zu den freundlichen Esten später noch mehr), bis es kurz „Schnapp“ macht. Aber ich greife vor.

Also, die Altstadt von Tallinn. In meinen Augen eine der schönsten Städte Europas, wenn nicht der Welt. Nicht ohne Grund steht Tallinn als eine der am besten erhaltenen mittelalterlichen Städte seit 1997 auf der Liste des UNO Weltkulturerbes. Umgeben von der Stadtmauer, die zum Großteil noch intakt und begehbar ist und von der noch 16 (von ehemals 35) Türmen erhalten sind, die auf so illustre Namen wie „Dicke Margarete“, „Kiek in de Kök“ oder „Langer Hermann“ hören, spielt sich ein Großteil des Talliner Lebens mit seinen Cafés, Restaurants und Handarbeitsläden ab.

Ein Teil der Stadtmauer ...

Ein Teil der Stadtmauer …

Unterschiedlichste Baustile erfreuen das Herz – vom Mittelalter über Gotik und Renaissance bis hin zum Klassizismus und zur Moderne – für jeden ist etwas dabei. Und das tolle dabei: Kaum eine der üblichen und jeder Stadt das gleiche Bild gebenden Ketten wie H&M, Zara od. andere trüben das Bild. Fast ausschließlich gibt es dort Läden, die heimische Produkte, vorwiegend Handarbeiten und Stickwaren, feil bieten. Und das in aller Kulör.

Meine Empfehlung: Einfach mal treiben lassen und die engen, Kopfstein gepflasterten Gassen (Achtung, Trägerinnen von High Heels oder Absätzen sollten das Schuhwerk unbedingt in etwas bequemeres, stolperfeindliches austauschen, ansonsten kann der Trip schnell ungemütlich werden!) in aller Ruhe erkunden.

So zum Beispiel das auf bzw. in der Stadtmauer liegende „Burg“-Café (estnisch heißt das im Übrigen „Kohvik“) „Dannebrog“, welches über eine steile Treppe zu erreichen ist und wo ein hervorragender Glühwein kredenzt wird. Blick von der Stadtmauer auf die Stadt inklusive.

Dannebrog Cafe auf bzw. in der Stadtmauer

Dannebrog Cafe auf bzw. in der Stadtmauer

Auch sehr empfehlenswert ist in meinen Augen das „Must Puudel“ (heißt so viel wie „schwarzer Pudel“). Ein sehr chilliges Café, welches mich an mein altes Wohnzimmer Clöeb (war mal eine Instanz in Wiesbaden) erinnert und mit 70er-Sowjet-Charme und einem bunten Mix an Polstermöbeln und Trimmrädern aufwartet. Aber nicht nur das. Auch das Essen ist hervorragend und absolut erschwinglich. Meine Empfehlung: Der Mango-Käsekuchen. Yummie! Und natürlich auch hier wieder unglaublich freundliche, interessierte Esten. Klasse, da können sich viele Dienstleister in Deutschland mal mehrere Scheiben von abschneiden. Natürlich hat das Must Puudel auch eine Facebook-Seite. Und dort gibt’s auch Auszüge der Speisekarte.

Wo wir gerade beim Kuchen waren: Ganz fantastischen Walnuss-Schokoladenkuchen gibt es im Café der Chocolaterie du Pierre. Nicht nur das Café selbst mit seinen Spezialitäten und seiner urigen Einrichtung ist einen Besuch wert. Versteckt in einem Hinterhof gelegen, findet man hier in beschaulicher Atmosphäre auch viele Kunsthandwerksläden. Sämtlich mit unglaublich freundlicher und zuvorkommender Bedienung. Übrigens sucht das Café du Pierre immer wieder Freiwillige zum Spülen. Also, gleich mal melden!

Cafe du Pierre

Cafe du Pierre

Natürlich kann man in Tallinn nicht nur hervorragende Kuchen respektive Torten genießen (meine letzte Empfehlung diesbezüglich geht hier an den Brombeerkäsekuchen im Restaurant des Kalevi Jahtiklubi, (das Restaurant ist nicht auf den ersten Blick zu erkennen, ist im Jachtclub integriert und auch für Nichtjachtbesitzer offen) ein echter Traum. Auch hier wieder: unglaublich freundliche, zuvorkommende und kommunikative Esten): In Tallinn lässt es sich generell fürstlich schlemmen.

Fast Food-Ketten findet man dort bis auf einen McDonalds oder die dortige Kette Hesburger glücklicherweise so gut wie gar nicht, aber viele internationale und natürlich estonische Küche. Allerdings ist diese unglaublich fleischlastig. Für Vegetarier wie uns also nicht ganz so einfach. Aber letztendlich haben wir immer etwas gefunden. Und wer mal zünftig zubereitetes Wildschein oder Elch probieren möchte, dem sei das Olde  Hansa empfohlen. Dieses Lokal bietet Authentizität pur: Von der üppigen Speisekarte mit mittelalterlichen Gerichten über die Bedienung, die in ebensolchen Gewändern die Gäste (wie immer unglaublich freundlich und zuvorkommend) hofiert und die mittelalterliche Musik (unter allen anderen Umständen könnten Sie mich damit garantiert verjagen, aber hier passt das so was von 100 % und wird sogar live dargeboten) bis hin zum Plumpsklo ist hier alles wirklich oldfashioned und original. Auch wenn das Lokal eine der Touristenattraktionen Tallinns darstellt, so wirklich touristisch angebiedert fühlt man sich hier nicht. Nur bei den Restaurants auf dem Marktplatz bietet sich das Bild, was einem bei einem Urlaub in südländischen Regionen schon den Appetit nimmt, nämlich aufdringliche Kellner, die den Gast hinein „bitten“.

Das ist authentisch - im Olde Hansa wird nicht nur mittelalterlich geschlemmt sondern auch musiziert

Das ist authentisch – im Olde Hansa wird nicht nur mittelalterlich geschlemmt sondern auch musiziert

Wer mal eine „Rote Beete-Lasagne“ probieren möchte, dem sei das Kloostri Ait im Schatten der Katharinenkirche empfohlen. Mit Parmesan überbacken ist das Ganze der Oberknaller.

Einen der schönsten und weitreichendsten Blicke über Tallinn hat man mit Sicherheit vom Dach der Olai-Kirche. Diese Kirche war zwischen 1549 und 1625 mit ihrem 159 Meter hohem Turm einmal das höchste Gebäude der Welt. Nach diversen Blitzeinschlägen und Bränden hat man die Kirche dann auf „nur“ 123 Meter wieder aufgebaut.  Nachdem man gut 250 Stufen erklommen hat, steht man wirklich auf dem Sims des Kirchendachs und kann seinen Blick in alle Richtungen schweifen lassen. Nichts für Leute mit Höhenangst. Auch ist der Aufstieg und die Aussichts“plattform“ selbst eher etwas gewöhnungsbedürftig und wäre nach deutschem Baurecht wahrscheinlich nicht zulässig :-) .

Blick von der Olai-Kirche über die Stadt

Blick von der Olai-Kirche über die Stadt

Aber diese Aufstiege sind hier  eher Standard. So kann man beispielsweise die Stadtmauer am Nonnenturm erklimmen und hier dann ein paar Meter über den Dächern entlang spazieren. Aber auch hier gilt: Festes Schuhwerk ist unbedingt empfehlenswert.

Etwas außerhalb der Stadtmauer (ca. 5 Minuten Fußweg) liegt das Rotermann-Viertel. Hier entstand (respektive entsteht noch) auf dem Areal einer alten Fabrik (die es Industriellen Rotermann) ein neues Viertel mit Bürohäusern, Shoppingcentern und Restaurants. Auf jeden Fall einen Blick wert, wie ich finde.

Am Tag vor unserer Abreise hatte Tallinn dann noch eine schöne Überraschung für uns parat. Hier fand nämlich der so genannte “Tallinna Päev”, also der Tallin-Tag statt. Highlight, dass ich meinen Lesern nicht vorenthalten möchte, war dort die letztjährige Gewinnerin des „Eesti otsib superstaari“ (das ist im Prinzip wie DSDS. Mit dem Unterschied, dass die Kandidaten singen können).  Liis Lemsalu, 20jährige Estin aus Tallinn mit einer Hammerstimme, versuchte hier, die doch eher etwas verhalteneren Esten aus der Reserve zu locken. Mit dabei war auch dieser Song:

Wie man schon sieht, hat Tallinn viel zu bieten. Von allem etwas, wahrscheinlich die höchste Restaurantdichte der Welt :-) , eine Sprache mit unglaublich vielen Vokalen und dem Deutschen sehr ähnlichen (Politsei, Gümnaasium, Bürgermeister etc.) und viele wirklich freundliche Menschen.

Nachdem ich in meinem Reiseführer gelesen hatte, dass der Este doch eher zurückhaltend ist, kann ich das so nicht bestätigen. Ich kann nur jedem empfehlen, einmal einen Trip nach Tallinn einzuplanen. Sie werden es nicht bereuen.

Ich bin dann mal kurz weg …

13. Mai 2012

So, der Koffer ist gepackt. Nach einer tollen Veranstaltung, dem 20. Bodenseeforum Personalmanagement in Bregenz, geht es nun für ein paar Tage ab nach Tallinn. Ich habe mir für diese Tage absolute Internetsperre verordnet. Mal sehen, wie lange ich das durchhalte :-) .

Der Koffer ist gepackt ...

Der Koffer ist gepackt …

Ende nächster Woche geht’s dann heiter beschwingt weiter mit vielen spannenden Neuigkeiten aus der Welt des (Social Media) Personalmarketings.

An dieser Stelle noch einmal vielen Dank an meine Leser. Ihr seid großartigst!!!

Aktuelle Trends und Tipps aus Social Media Personalmarketing und Online-Recruiting als Fachzeitschrift? Warum nicht!

8. Mai 2012

Eine Fachzeitschrift für Online- und Social Media Personalmarketing? Ist das in Zeiten von iPad, Smartphone und digitaler Vernetzung nicht ein Anachronismus? In einem Printmedium darüber zu berichten, wie man online auftreten muss, um sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren und im zunehmend härter ausgeführten Kampf um die heiß umworbenen Talente zu punkten?

Die Infos gibt’s doch alle schon online. Oder in entsprechenden Fachbüchern. Oder?

Jein. Klar gibt es jede Menge Blogs, die sich nahezu tagesaktuell mit dem Recruiting- und Personalmarketinggeschehen beschäftigen. Und auch wenn diese zunehmend gelesen werden, so ist das doch im Verhältnis zur Personalerwelt in Deutschland würde ich mal vermuten eher ein kleiner Bruchteil.

Noch längst erreicht man über Online-Medien nicht die breite Masse derjenigen Personalverantwortlichen in Unternehmen, die zunehmend auch den Druck des demografischen Wandels verspüren. Ist so, kenne ich aus eigenen Erfahrungen und diversen Seminaren und Workshops. Da wird Xing als ein privates soziales Netzwerk empfunden (wenn man Deutschlands größtes Businessnetzwerk überhaupt auf dem Schirm hat), wo man auf keinen Fall mit Bewerbern in Kontakt treten will und die “Karriere-Website” lediglich aus den aktuellen Stellenangeboten besteht. Die man dann gut versteckt in der Rubrik “Aktuelles” oder “Kontakt” findet. Wenn überhaupt. Oder es werden Stellenanzeigen nur im Hintertupfinger Lokalboten oder auf Monster geschaltet.

Wie aber soll man diese Zielgruppe erreichen, die, wenn sie diese Informationen nicht erhalten, mit ihren Unternehmen mittelfristig baden gehen, weil sie gar nicht verstehen, warum die Vertreter der Generationen Y und Z sich nicht die Bohne für sie interessieren (sofern sie sie denn überhaupt wahrnehmen, wenn diese nicht aktiv im Internet vertreten sind)? Über Printmedien wie Personalwirtschaft oder Personalmagazin oder Ähnliche? Nichts gegen diese Zeitschriften – sie bereichern seit vielen Jahren die deutsche Personalerszene. Aber echte Tipps, wie man das Internet mit Karriere-Websites oder Social Media-Plattformen wie Facebook und Xing praxisorientiert nutzt, sind dort eher Fehlanzeige.

Bücher mit Mehrwert zum Online-Personalmarketing sind ebenfalls eine Rarität. Wobei hier noch ein weiterer Faktor hinzukommt: Bis ein Buch auf den Markt kommt, vergehen nicht selten viele Monate. Oder es kommt aufgrund fragwürdiger Kommunikationsdisharmonien ggf. gar nicht erst zustande. Bis dahin sind aktuelle Trends und Facebook Best Practices teilweise schon wieder Schnee von gestern.Insofern bietet eine regelmäßige Fachzeitschrift den idealen Kompromiss zwischen Blogs und Büchern.

Zeitschrift personalmarketing2null - aktuelles Praxiswissen to go

Zeitschrift personalmarketing2null – aktuelles Praxiswissen to go

Umso mehr freue ich mich, dass es nun in Kooperation mit dem Forum-Verlag Herkert personalmarketing2null auch als Fachzeitschrift geben wird.

Endlich werden viele sagen (andere werden mit den Augen rollen und in die Tischkante beißen, andere wiederum werden denken, nu isser endgültig übergeschnappt, der Knabenreich) endlich aktuelles Fachwissen kompakt und fundiert zum Mitnehmen. Und so hoffe ich, dass die schwerpunktmäßig anvisierte Zielgruppe der Personaler erreicht wird, denen das Internet bis dato eher als fremdes Universum erscheint und die das iPad maximal aus Verlosungen auf Karriere-Pages kennen (ich weiß, das widerspricht sich jetzt, der kennt natürlich keine Karrierepages (da geht es ihm übrigens wie dem Großteil von Studierenden (laut einer aktuellen Umfrage sind gerade einmal 11 % der Befragten Fan einer Karriere-Page auf Facebook), aber das mit dem iPad musste jetzt einfach sein). Und dies zukünftig in regelmäßigen Abständen mit der Unterstützung vieler Autoren aus Theorie und Praxis. Und mit nicht so vielen Nebensätzen und Klammern. Versprochen :-) .

Ich freu mich drauf!