Der Gesandte Gottes sagte: Da kam Gabriel zu mir, während ich schlief, mit einer Decke aus Brokat, auf der etwas geschrieben stand, und sprach: »Rezitiere!« Ich erwiderte: »Ich rezitiere nicht!« Da würgte er mich damit, daß ich glaubte, es sei der Tod. Alsdann ließ er mich los und sprach: »Rezitiere!« Ich erwiderte: »Ich rezitiere nicht!« Da würgte er mich damit, daß ich glaubte, es sei der Tod. Alsdann ließ er mich los und sprach: »Rezitiere!« Ich erwiderte: »Ich rezitiere nicht!« Da würgte er mich damit, daß ich glaubte, es sei der Tod. Alsdann ließ er mich los und sprach: »Rezitiere!« Ich fragte nun: »was soll ich rezitieren?«, nur um mich davon zu befreien, daß er mir das gleiche wie zuvor antun würde, und er sprach: »Trag vor (rezitiere) im Namen deines Herrn, der erschuf, erschuf den Menschen aus geronnenem Blut. Trage vor (rezitiere), denn dein Herr ist allgütig, der die Feder gelehrt, gelehre den Menschen, was er nicht gewußt« (Koran 96, 1-5) Da rezitierte ich es. Daraufhin ließ er ab, ging von mir, ich erwachte aus dem Schlaf, und es war so, als ob es mir ins Herz geschrieben war. Ich ging nun los und mitten auf dem Berge hörte ich eine Stimme sagen: »O Muhammad, du bist der Gesandte Gottes, und ich bin Gabriel.«
…
Aus: Manfred Fleischhammer (Hg.) Altarabische Prosa. Reclam Leipzig 1988. Deutsch von Manfred Fleischhammer. S. 12
20.12.2007 22:38:31
Muhamads Aussendung (Fortsetzung)
Ibn Hischam
… Dann verließ mich Gabriel, und ich kehrte zu meinen Leuten zurück und kam schließlich zu Chadidscha. Ich setzte mich nieder und lehnte mich an ihren Oberschenkel. Sie fragte: »O Abu l' Qasim, wo warst du? Bei Gott, ich habe meine Boten auf der Suche nach dir ausgesandt, schließlich kamen sie bis in den oberen Teil von Mekka und kehrten zurück.« Nun berichtete ich, was ich gesehen hatte. Sie erwiderte: »Freue dich, mein Lieber, und sei zuversichtlich! Bei dem, in dessen Hand die Seele Chadidschas ist, ich setze meine Hoffnung darauf, daß du der Prophet des Volkes bist.« Dann stand sie auf, legte ihre Kleider an und ging zu Waraqa Ibn Naufal Ibn Assad Ibn 'Abdall'uzza Ibn Qusaij, ihrem Vetter. Dieser war Christ geworden, hatte die Bücher gelesen und von den Leuten der Tora und des Evangeliums gehört. Chadidscha berichtete ihm, was der Gesandte Gottes über das von ihm Gesehene und Gehörte erzählt hatte. Da sprach Waraqa Ibn Naufal: »Hochheilig! Hochheilig! Bei dem, in dessen Hand die Seele Waraqas ist, wahrlich, wenn du, Chadidscha, mir die Wahrheit gesagt hast, dann ist der höchste Vertraute zu ihm gekommen, der auch schon zu Moses gekommen ist. Er ist wahrhaftig der Propet dieses Volkes. Sag ihm, er solle zuversichtlich sein.« Chadidscha kehrte zum Gesandten Gottes zurück und verkündete ihm, was Waraqa Ibn Naufal gesagt hatte.
Aus: Manfred Fleischhammer (Hg.) Altarabische Prosa. Reclam Leipzig 1988. Deutsch von Manfred Fleischhammer. S. 13
21.12.2007 15:20:00
Propheten (10)
Otfrid von Weissenburg
Missus est Gabrihel angelus
Wieviel dann verstrichen war . könnte sein ein halbes Jahr
Monate in der Reihe . drei mal zweie.
Da kam von Gott ein Bote . ein Engel des Himmels
brachte der Erde . Nachricht von höchstem Wert.
Flog Sonnenpfad . und Sternenstraße
den Weg der Wolken . zur Unschuld der heiligen.
Zur edlen Dame . Sankt Marien von Namen,
die als Ahnen hält . nur Könige der Welt.
Er fand sie im Palast . in Gedanken trüb und blass
In Händen den Psalter . ihn gänzlich zu singen.
Kostbares Tuch . wob sie mit Werk
mit teurem Garn . stickte sie gern.
Er sprach der rechten Worte voll . wie man mit Frauen reden soll
der Bote immer kühn . zu des Herren Mutter hin:
»Heil dir Mädchen liebliches . Jungfrau so herrliche
unter allen Frauen . die Zärtlichste für Gott!
Im Herzen erschrick nicht . noch dein Gesicht
hier erbleichen soll . du bist der Gnade voll!
Schon sangen die Propheten . von dir Seligen,
vor allen Leuten . haben sie auf dich gedeutet.
Edelstein weißer . strahlendes Mädchen,
Mutter du reiche . bist du Ohnegleichen.
Sollst du gebären dann . den allwaltenden Mann.
auf Erden, im Himmel . über alles Lebendige,
Schöpfer der Welt . (so sei es dir erzählt.)
Dem Vater geboren . ebenso ewig.
Von Gott soll ihm Weihe werden . und viel der großen Ehren
(zweifle du nicht daran) . auf Davids königlichem Thron.
Er herrscht übers Volk . der König aller Leute;
(das steht in Gottes Hand). bis ans Ende der Zeit.
Aller Welt eben . spendet er Leben,
die himmlischen Türen . öffnet er den Menschen.«
Die Jungfrau die schöne . sprach zum heiligen Boten,
und ihre Antwort war gewiß . voll Freude und süß:
»Woher mag es kommen . daß ich für wert genommen
daß ich nach des Herrn Wille . seinen Sohn stille?
Wie soll geschehen dann . daß ich schwanger werden kann?
niemals ein Mann . mir in den Sinn kam.
Ich hatte beschlossen . fest in meinem Sinn
daß ich allein . werde in meiner Welt sein.«
Zu ihr sprach klar und laut . der dem der Herr vertraut
die erstaunliche Nachricht . kostbar in ihrem Gewicht
»Jungfrau, ich dir sagen soll . Dinge geheimnisvoll
Heil wird auf ewig dein . in deiner Seele sein.
Denn ich sage dir . dieses Kind von dir
heißt in Herrlichkeit schon . Gottes heiliger Sohn.
Denn sein eigener Thron . ist im Himmel erbaut;
kein König hinieden . der ihm nicht müßte dienen
kein Kaiser in der Welt . von dem er nicht Gaben erhält
zu Füßen sie ihm fallen . um ihn zu ehren.
Er wird seine Getreuen . immer beschirmen,
dem alten Satan . Fesseln legen an.
Nirgends auf dem Erdreich . kann er entweichen
Unter dem Himmel kein Spalt . wo er Nahrung erhält.
Flieht er in die See . findet er Weh
Verwehrt ist ihm sogleich . das hohe Himmelreich.
Denn das Urteil hält . Von Gott gefällt,
ihn zu binden in Pech . mit Ketten zu brechen.
Auch hast du eine Verwandte . als unfruchtbar bekannt
Schon lange Jahre . ist sie betagt in Ehre.
Nun trägt sie als Bürde . ein Kind großer Würde
Sei über alle erhaben . wie es keine andere gebäre.
Nichts, was nicht geschehe . wenn Gott es wünscht
und nichts widerstehe hier und dort . seinem Wort.«
Sie sprach: »Ich bin Gottes Dienerin . da ich geboren bin.
Sein Wort ist hier . möge es wachsen in mir!«
Ach Demut . in Not bist du ein Gut,
und warst in ihrem Wort . die vollkommene Antwort.
Gut gewählt hat der Herr . sie zu seiner Mutter,
die sich Dienerin nannte . ihm zu dienen bekannte.
Der Engel flog zum Himmel . der Wohnung des Herrn;
und brachte in heiligem Bericht . die herrliche Nachricht.
Otfrid, Evangelienbuch, 1 V, aus dem Althochdeutschen übersetzt von Hans Thill
23.12.2007 11:59:51
Muhamads Tod
Ibn Ischak
Ich hörte Aischa sagen: Der Gesandte Gottes starb zwischen meiner Brust und meinem Halse, und als ich an der Reihe war, wobei ich niemandem ein Unrecht zufügte. So geschah es infolge meiner Torheit und meines jugendlichen Alters, daß der Gesandte starb, während er in meinem Schoße ruhte. Alsdann bettete ich sein Haupt auf ein Kissen und erhob mich, um mir gemeinsam mit den Frauen die Brust und das Gesicht zu schlagen.
Aus: Manfred Fleischhammer (Hg.) Altarabische Prosa. Reclam Leipzig 1988. Deutsch von Manfred Fleischhammer. S. 24
27.12.2007 10:23:13
Propheten (12)
2003 süss ist der Brei
2004 frisst ihn das Tier
2005 fliehts in die Sümpf
2006 geht es ins Netz
203 voici la proie
2004 elle marche sur les pattes
2005 blanche comme une meringue
2006 avec une montre suisse
2007 la cuisse sur l´assiette
2005 the beast is alive
2006 the house made of bricks
2007 of stone made the heaven
2008 we wait
31.12.2007 10:13:07
Propheten (13)
Karl war kräftig und stark, dabei von hoher Gestalt, die aber das rechte Maß nicht überstieg. Es ist allgemein bekannt, daß er sieben Fuß groß war. Er hatte einen runden Kopf, seine Augen waren sehr groß und lebhaft, die Nase etwas lang; er hatte schöne graue Haare und ein heiteres und fröhliches Gesicht. Seine Erscheinung war immer imposant und würdevoll, ganz gleich ob er stand oder saß. Sein Nacken war etwas dick und kurz und sein Bauch trat ein wenig hervor, doch fielen diese Fehler beim Ebenmaß seiner Glieder nicht sehr auf. Sein Gang war selbstbewußt, seine ganze Körperhaltung männlich und seine Stimme klar, obwohl sie nicht so stark war wie man bei seiner Größe hätte erwarten können. Seine Gesundheit war immer ausgezeichnet, nur in den letzten vier Jahren seines Lebens litt er öfter an Fieberanfällen und hinkte schließlich sogar auf einem Fuß.
(Aus: Einhard, Das Leben Karls des Großen. Aus dem Lateinischen übersetzt von Evelyn Scherabon Firchow. Reclam, Stuttgart 1968)
04.01.2008 12:17:56
Karl (Forts.)
Jacobus des Voragine
Turpinus der Erzbischof schreibet, daß Carolus schön war von Leib, aber wild von Angesicht. Seine Gestalt war acht Fuß hoch, sein Angesicht war anderthalb Hand lang, sein Bart war eine Hand lang, seine Stirn aber einen Fuß hoch. Einen gewappneten Ritter zu Roß spaltete er mit einem Schwerthieb vom Scheitel mitsamt dem Roß. Vier Hufeisen vermochte er mit seinen Händen auf einmal zu zerdehnen. (…) Er aß einen ganzen Hasen, oder zwei Hühner, oder eine Gans. Er trank wenig Wein mit Wasser vermischt, und war so mäßig in seinem Trinken, daß er allezeit zu Tische selten öfter denn drei Mal pflegte zu trinken.
Aus: Jacobus des Voragine, Legenda Aurea. Aus dem Lateinischen übersetzt von Richard Benz. Lambert Schneider Heidelberg 1984. S. 975
05.01.2008 14:15:40
Legenda Aurea (Fort.)
Ein Ding ist aber an dem großen Kaiser gar wunderlich gewesen: daß er seiner Töchter keine, dieweil er lebte, wollte in die Ehe geben; und sprach, daß er ihrer Gemeinschaft nicht wolle entbehren. (…) Darum führte er sie auch allzeit mit sich wohin er ging.
Aus: Jacobus de Voragine, Legenda Aurea. Aus dem Lateinischen übersetzt von Richard Benz. Lambert Schneider Heidelberg 1984. S. 973
07.01.2008 12:50:29
Jochen Schimmang
Er hat begonnen über Himmelsrichtungen zu schreiben. Er ist ein Mann offener Vernunft. Er ist ein Nordlicht und hat vielleicht eine sorbische Urgroßmutter. Sein erstes Buch hieß »Der schöne Vogel Phönix« und erzählte, wie ein junger Mann einer K-Gruppe entkommt. Ein Dutzend Bücher hat er bisher geschrieben, feingewirkte Prosa, erzählte Erfahrungswege. In zahlreichen Essays für den Funk und Zeitschriften berichtet er von Reisen durch die Kulturen: Amerika, Frankreich. Dann ist seine Prosa, deren Eleganz von den Gedanken, nicht so sehr von den Formulierungen herrührt, gespickt mit Lieblingszitaten. Es sind immer wieder die Franzosen, an denen er sich mißt: Lévy-Strauss, Barthes, Queneau. Häufigstes Zitat: Identität ist einer der »beweglichen Feiertage« (Angela Carter).
Willkommen, Jochen, im Fisch!
(Übersetzt von Rolf Fieguth. Aus: Velimir Chelbnikov, Werke Band1, Reinbek 1972.)
25.01.2008 14:13:41
Februar im Gehäus
Februar
1
Schamanisch
Vogelflug am Fenster
damit der Fellow
nicht gegen die Scheibe rennt
2
»Was die Lupercalia angeht, wenn man nach der Zeit urteilt, in der sie gefeiert wurden, so ist es naheliegend, sie als ein Reinigungsfest zu bezeichnen, auch wurde der Tag, an dem dieses Fest begangen wurde, in alter Zeit ›Febrata‹ genannt. Dieser Name bedeutet aber dasselbe wie das griechische ›Lyceae‹, also ›Wolfsfest‹, was ihm den Anschein hohen Alters verleiht, abzuleiten von den Arkadern in der Folge des Euander. Tatsächlich gilt diese Meinung allgemein als zutreffend, außerdem stellt sie die Verbindung zur Geschichte der [Romulus und Remus säugenden] Wölfin her … Allerdings sind die heutigen Zeremonien des Festes so unterschiedlich, daß auf diese Bedeutung des Namens schwer zu schließen ist. Die Priester schlachten nämlich Ziegen, die ihnen von zwei jungen Männern edler Herkunft gebracht wurden. Einige berühren deren Stirn mit dem blutigen Messer, andere wischen sofort den Fleck mit einer Wolle weg, die in Milch getaucht worden ist. Die jungen Männer haben zu lachen, sobald ihre Stirn gereinigt wurde. Dann schneiden sie die Haut der Ziege in Streifen und rennen umher, mit nichts bekleidet als mit einem Gürtel, und schlagen nach jedem, den sie antreffen mit ihren Peitschen, und jung verheiratete Frauen versuchen nicht, ihren Schlägen auszuweichen, in der Hoffnung daß diese der Empfängnis und einer leichten Geburt günstig sind.«
(Plutarch, Romulus, eigene Fassung)
3
Nachts heulen die nassen
Reifen von der Autobahn
4
Romulus hebt eine Grube aus
nennt sie mundus.
5
Geräusche Stimmen Erdmute
Anatol
6
Hornung im Gehäus
der Taumond
7
»Schon bey dem Raban Maurus, der um die Mitte des achten Jahrhundertes lebte, lautet dieses Wort Hornung, und nach dem Eginhard rühret dieser Nahme von Carln dem Großen her. «
Adelung
8
Schlamm, den der tauende Schnee hervorbringt: »Hor, Koth, Schmutz, welches bey dem Ottfried, Notker und andern häufig vorkommt, wo auch horgeien beschmutzen bedeutet.«
9
»Das von Herrn Adelung mit angeführte Englische Wort hoary heißt nicht kothig, sondern weiß, von Alter, von Reif, oder von Schimmel.«
Dr. W. Soltau
10
Romulus Wolfsmann wird zum Gott Quirinus
der hl Qurinus von Rom wird zum Schädel in Neuss
11
Quirin zwischen Palme und Hund
12
pluviôse ventôse
Windmonat Wannemond
(westf.)
13
an einem Morgen schmeckt der Fellow
die helle Stille des Nebels
14
traurige Karnevalisten
nasse Eselskostüme
in dieser Hornungskälte
15
der Fellow im Hornung
Kamerad Stubengenosse
altfränkisch (Karl)
Camarada ein hölzernes Gewölbe
Holzheim
16
Horig horig horig
isch die Katz
un wenn die Katz
net horig wär
dann fängtse keine
Mäuse mehr
17
das sogenannte viereckige Rom (Plutarch)
ein warmes Erdenloch zum Schlafen. (Sünje Lewejohann)
18
Der Februar muß wieder Wiese werden.
Fieber müßte man sein.
Im Februar zur Wiese werden.
Wiese ist Macht. prairial.
19
alle Namen ändern (Beckett)
am Telefon
20
lachen mit sauberer Stirn
13.02.2008 10:56:12
Februar im Gehäus (Fortsetzung)
Wannemo:nd
Die Monate mit r stehen unter dem Einfluß des Donners und der trägen Steine, die meist bleiben wo sie sind. Es ist der Schlamm der wandert. Manchen Städten fehlt ein Fluß, andere haben ihn, doch es ist nicht hell genug. Die Zeiten sind vorbei, als man die Zunge rollte, um Geräusche zu machen. In manchen bergigen Gegenden wird der Fisch noch gegessen, etwas Salz kann dabeisein, und man grüßt sich auf Plätzen, die rund sind wie Rom, ausgenommen die Kathedrale. Man stellt sich Fraagen. Zuviel Stadt macht wortkarg (Sudabeh). In Städten mit r kann einer spitzfindig werden, wenn er vor der Tür steht. Quirin heißt er und ist ein Wolf gewesen zu Zeiten als es noch keine Monate mit r gab, kein Rom, aber schon Steine, an denen man sich verschlucken könnte (Bauchgeröll, Wirbelsäule).
Die Monate ohne r vergehen langsam in der Lücke, es ist die Stelle, wo der Hals an solchen Tagen schwellen könnte oder schwillt. In Wirklichkeit hat man noch Gräten aus den Monaten zuvor. Quirin ist also lockig, auch das Gras kann Wellen werfen, die Hasen springen in dieser Richtung über eine Wiese, die Robben bewegen sich langsam ins Meer, das vielen ein Grab ist. Keine Lücke, wo nicht einer mal vorbeikäme und sei es mit dem Rad. Manche Menschen, die Inselwasser trinken, sind jetzt auf der Suche nach dem einen Buchstaben, andere verschwinden einfach aus dem Verstand oder kehren nicht zurück vom Zigarettenautomat.
18.02.2008 09:58:20
Februar im Gehäus (Schluß)
»… erial des Headset-Gehäuss:. Hauptsächlich thermoplastischer Polyurethan und Polycarbonatplastik. Sonstige Features
Die belüfteten Blenden lassen sich wahlweise gegen geschlossene Blenden tauschen.
Ich hab eher den Eindruck dieses glatte stylische Gehäuss: gleitet einem leichter aus den Händen
bei welchem zwischen Außenschulter des Gehäuss: und Innenschulter des Tragringes ein Gleitlager vorgesehen
etwas nicht leitendes und steck des mal so an und probier ob es dann geht wenn ja dann steckste es wieder ins gehäuss: (vorher ausstecken net vergessen …«
Antonello da Messina, Der Heilige Hieronymus im Gehäuse (um 1456)
Das Gesetz der Wiese
Die Vögel tragen die Schrift in ihren Gedärmen, Kerne der Gräser, die
in Kapseln wohnten. Der Jet pflügt das Feld des niederhängenden Himmels
über der Raktetenstation. (Euander kam und hat das alles bracht, Buchstaben,
Pfeile aus jedem Holz). Aus den Gehäusen regt sich die bewegliche, digitale
Fingerschrift, unleserlich. Die Oberraben tragen die Schrift in ihrem
Gefieder über die niedrigen Bruchgefilde, Kletten, die sich klammern in der
Feberkälte. Jedem Kern das Kerlchen eingraviert (altfränkisch Kamerad)
als Bildnis im Gehäus, der celloblaue Mädchen sieht, Tiere der Wiese,
Pygmäenlatein. Die starren Beinchen der Wörter. An ihrem harigen Bauch
tragen die Vögel die raschen Milben. Aus der Tastatur kommen die Wörter
gekrochen, nachts, wenn der Fellow schläft. Das heiße Fleisch
der Wörter (Queneau) die Beinchen der Schrift, die sich von selber schreibt
in den Bildschirmnächten anderswo, da eine Einbeinleiter lehnt. Die Wiese
wächst. Den inneren Insekten Glauben schenken. Durchs Löwenmaul
geschaut und Staub und Stadt geworden. Hieronymos im falschen Rock
sät Rüben oder Raps, der Löwe passt auf den Esel auf. Er wurde nie
vom Sand gebissen, wie Pistenväter mit dem einen kalten Blatt.
Château des Pauvres (Éluard), die Armenkiste, Kloster der Schrift.
Pomo:na Norf Schlich und was noch alles. Watt. Nicht kothig sondern
weiß von Alter oder Schimmel (Soltau). Die Milben sind zurück
im Schlüsselbrett. Die Rehe am Cap Gris Nez trinken Beton aus der
Mischmaschine, es war nur ein knapper Frost, der Innenbienen und ihre
Beine schont. Die Hexenhasel besser nicht beschneiden. Die Wörter
sind mal Holz mal Stab mal Stachel in der Pfote? Das wußte nicht der
gelbe Archipluto, das wissen nicht Leiris und Ponge, nicht lockige
Propheten, von steifen Blättern als Gesetz zu lesen, schon gar nicht Donne,
gerastert nasalierend grau (»das Licht hat keine Zungen«). Das wissen
allenfalls die leisen Obelisken wie der Everest, in dem Raketen neben Pfeilen
26.02.2008 17:30:33
Pirmasenser Cantos
1
Sie haben Wasser an meiner Brust getrunken.
Sie haben die Berge auf einen Stein geschrieben.
Sie haben meinen Garten zum Onkel gemacht.
2
Am Ortsende steht die Sense, Hinkemann Vulkan
hat sie geschmiedet oder geschmeckt. Die Wiese ist gemäht,
aber schon im Wasser, schon im Dreck die Berge, über deren Rücken
das r sich rollte. Lothar, der ein Ball gewesen war.
3
Die langen Stangen. Ob die sinnlichen Pirmaner
wohl satt werden in der Umgebung? Ob man das Salz auf
dunklen Wegen findet? Ob es, Stein zu Stein, den Hunger
löscht? Ob es reicht für alle Langen oder Kopten? Ob der
Rücken Schuhe braucht?
4
Mein lieber Jolifanto, die Lauge war dann doch
verbraucht. Er hat dem Wald aufs Maul geschaut. Er hat
den Hauberg weggestellt, die Schüttelsträucher stark gemacht.
Bei jedem seiner Tritte wuchs ein Schuh. Katholenwasser
trank er aus und rülpste schwer. Ob und Soso waren irgendwann
mal weg, da ist er hinterherverschwunden.
5
Ich war eine Eisdiele, sie sind hindurchgegangen.
Ich war ein Apfelsaft in Untersuchungshaft.
Ein Pausenhof in Aufruhr. Ich war eine Salzstange
aus der Sofaritze von vor Jahren.
6
Gesungene Vulkanausbrüche (Rameau, der Ast,
der Ruderer). Darunter neptunisches Geröll mit
Fischgeschmack. Wacker, Wackes, Vogesen.
Als der Wald noch eine Scheibe war, wurde dieser
schiefe Ort gegründet. Von Reinhold Z., dem
Bittermann, begradigt. Von Ball geerdet, von
Schwitters, der Zittersäge, schnell gefällt.
Von all dem Arp zum Karpfen promoviert.
7
Von Baum und Braun einen Schnaps
für jeden Schuhversteher. Von all den Freunden
diese Sohle. Sie haben Wasser an seiner Brust
getrunken. Sie haben seinen Garten zum Orakel
gemacht.
Für Michael Braun
28.02.2008 15:46:18
Fibrille
»Schwerpunkt der diesjährigen Leipziger Buchmesse waren junge Literatur und frühkindliche Leseerziehung.« (hr3 Nachrichten, gestern abend)
17.03.2008 11:24:32
Fell 1
Fell um wuchs mein Herz
während ihre Fahrt schon fast zuende
war. Das Gabelgift das mich gerissen hatte
sie aß es ebenfalls mit kleiner Wirkung
zu fürchten war der Zucker aber auch ihre
Wespentaille. Der Sirup ihres Körpers
mal schwarz mal transparent. Wie eine
Eins der Löffel hinter ihr
(nach Petrarca)
18.03.2008 11:15:15
Vier Buchstaben
P riester füllen alle Urnen
F orscher archivieren ungeheure Portionen
A ch unansehnliche Pickel fetten
U nseres Pharao freundliches Antlitz
für Sylvia
18.03.2008 23:31:05
Mit Fäusten und Sandalen
1
»Lhasa, am vergangenen Freitag: Ein Tibeter schlägt einen Chinesen mit seinem Schuh auf den Kopf. Foto: AP« Bildunterschrift, taz von heute, S. 3
2 Ibn Batuta (1304-1369) berichtet über Ibn Taymiyya, den Urvater der Fundamentalisten:
»Aber Ibn Taymiyyas Betragen besserte sich nicht. Damals befand ich mich in Damaskus und an einem Freitag war ich zugegen, wie er die Leute von der Kanzel der Moschee herab ermahnte. Unter anderem sagte er: ›Gott steigt zum Himmel dieser Welt herab wie ich von dieser Kanzel‹, und er nahm eine Stufe auf seiner Leiter. Ein malekitischer Jurist, der unter dem Namen Ibn az-Zahrâ bekannt war, griff ihn mit Fäusten und Sandalen an und bestritt, was jener gesagt hatte. Die Menge erhob sich und schlug den Juristen mit Fäusten und Sandalen, daß ihm sogar der Turban vom Kopf fiel und eine seidene Kalotte entblößte.« (Ibn Batuta, Voyages et périples. Übersetzung HT aus dem Französischen. Zitiert aus: Abdelwahab Meddeb, Die Krankheit des Islam, Wunderhorn Heidelberg 2002, S 71.)
20.03.2008 16:35:04
Textikel
Hans Test hatte plötzlich die Idee, der LIDL sollte sich auch bei ihm entschuldigen.
28.03.2008 13:27:13
Lucern, Kapellbrücke Tafel 72
Hirtacus zu schwerd und flamen
läßt die Christen all Verdamen
Urs und Victors edle Rott
Bis in Todt bekennet Gott.