weitere Infos zum Beitrag
neues aus literatur und kunst
fix zone | juni 2013
30.06.2013 | Wesen in Höhlen „Kaum aus der Höhle herausgekommen – aus der individuellen Höhle, aus der jeder herausgekommen sein muss -, beginnen wir schon wieder, in Höhlen einzutauchen. Wir machen uns Höhlen mit den Betten; und wenn wir etwas mehr krabbeln können, machen wir sie uns überall, was weiß ich, unter dem Schreibtisch des Vaters, unter dem Küchentisch; und wenn wir noch etwas größer sind, machen wir auch etwas, was die Reihenfolge von Nacht und Tag bricht: wir nehmen Licht mit, die Taschenlampe, um in der kleinen Höhle noch einmal einen Akt des Verschlingens zu machen, Bücher nämlich. Heute nimmt man vielleicht ein Smartphone oder den Gameboy oder dergleichen mit. Aber auch das ist dann Licht, Licht in der Höhle. Und: wir bringen jedes Mal, wenn wir zurückgehen, Licht mit. Das heißt, mit der Höhle sind Aufklärungsvorstellungen verbunden, beim kleinen Wurm schon.“ Klaus Heinrich in der aktuellen Sommer-Ausgabe der Zeitschrift für Ideengeschichte.
30.06.2013 | Aus Schubläden und von Dachböden gezogen In der Topographie der Bildenden Kunst in Darmstadt sind Künstlerinnen um 1900 bislang ein weißer Fleck. Dabei ist der Zeitraum gründlich erforscht. Auf der Mathildenhöhe wurde die Künstlerkolonie gegründet. Joseph Maria Olbrich, Peter Behrens und all die anderen Architekten, Maler, Bildhauer und Kunsthandwerker sind eng verbunden mit der großen künstlerischen Idee, etwas Neues zu schaffen - nur fehlten die Frauen. In den großen Schauen auf der Mathildenhöhe waren ihre Werke selten genug vertreten, in Publikationen tauchten sie kaum auf.
War und ist das Aussparen der Kunst von Frauen also eine Frage der Qualität? Folgt man der Kunstkritik der damaligen Zeit, fehlte ihnen Kraft und Talent und, aufgrund ihrer „weiblichen Natur“, der drängende Wille, Reflexionsgehalt in ihrer Kunst und eigenständige schöpferische Leistung. So und ähnlich liest sich der hinlänglich bekannte männliche Blick auf kunstschaffende Frauen um 1900. Betrachtet man die Graphiken, Gemälde, Zeichnungen, Bühnenentwürfe und Plastiken, die für die Ausstellung „Der weibliche Blick“ zusammengetragen wurden, wird man eines besseren belehrt. Und dies vor dem Hintergrund, dass es den Frauen in der damaligen Zeit besondere Entschlossenheit abforderte, sich neben ihren männlichen Kollegen, zunächst aber zwischen Haushalt, Mutterrolle und als Ehefrau im Kunstmarkt zu behaupten. Künstlerinnen sind zu Unrecht Verschollene und Vergessene der Kunstgeschichte. Es ist Zeit, sie nach rund hundert Jahren auszugraben, ihre Werke angemessen zu würdigen und neu zu sehen mit dem „richtigen“ Blick.
30.06.2013 | Gute Resonanz in aparten locations Zufriedene Gesichter nach dem zweiten Konstanzer Poesiefestival: Die 10 Veranstaltungen waren im Durchschnitt zu 91,46 Prozent ausverkauft. Der Besucherandrang hat erfreuliche Folgen: Das Kulturbüro plant für 2015 eine Neuauflage des Festivals.
Der Renner unter den Lesungen war die Veranstaltung „Stilquellen“ mit Ulrich Koch, Ursula Krechel und Jan Wagner im Rheintorturm, die mit 110 Prozent leicht überbelegt war, weitere Zuschauer konnten aus Sicherheitsgründen nicht eingelassen werden. Auch „Wortregen“ mit Walle Sayer und Nico Bleutge im Sea Life Konstanz war so begehrt, dass die Beteiligten kurzerhand vom Platz vor dem Rochenbecken in die geräumigere Cafeteria wechselten.
Das Kulturbüro Konstanz, Veranstalterin des Poesiefestivals, zeigt sich hochzufrieden mit den guten Zahlen und den vielen positiven Reaktionen der Zuschauer und Autoren. „Wir haben das Motto des Festivals dichter dran. auf den versen neuer lyrik realisiert, erklärt Sarah Müssig, Leiterin des Kulturbüros Konstanz. „Die außergewöhnlichen Plätze der Lesungen, die den Clubcharakter des Festivals unterstrichen haben, sind bei Autoren und Zuschauern sehr gut angekommen.“
30.06.2013 | Einsicht ist da, nur sehen tuts keiner Er ist vor wenigen Tagen 80 Jahre alt geworden - Günter Dux , dessen neues Buch „Demokratie als Lebensform- Die Welt nach der Krise des Kapitalismus“ derzeit auf Platz 8 der Sachbuch-Bestenliste SZ /NDR angekommen ist. „Demokratie, ist die Verfassungsform, die dazu bestimmt ist, allererst die gesellschaftlichen Bedingungen einer selbstbestimmten Lebensführung des Subjekts zu schaffen…
Die Wissenschaft kann sich, das ist die Kernthese der Reflexion der Krise, der Konsequenz nicht entziehen, die sich aus der ungemeinen Bedrohung der Umwelt für die Organisationsform der Gesellschaft ergibt. Sie muss darauf aus sein, die Notwendigkeit und Möglichkeit einer anderen Form der Marktgesellschaft einsichtig zu machen.“ Es ist die kapitalistische Organisationsform der Marktgesellschaft, die Wachstum zur Bedrohung macht und dabei Bedrohungen wachsen läßt, die unumkehrbar und unabwendbar werden.
29.06.2013 | Pionierin der Abstraktion Hilma af Klint (1862-1944) schuf über 1000 Gemälde, Skizzen und Aquarelle. Ihre abstrakten Werke, in denen sie zunächst eine vorwiegend organische, später eine geometrische Formensprache entwickelte, stellte sie zu Lebzeiten jedoch nicht aus. Laut ihrem Testament sollten diese Werke erst 20 Jahre nach ihrem Tod dem Publikum zugänglich gemacht werden, da sie annahm, dass ihre Zeitgenossen noch nicht in der Lage waren, deren volle Bedeutung zu erfassen. Erst Mitte der 1980er Jahre wurden die Arbeiten schließlich erstmalig ausgestellt und gewürdigt.
Die Ausstellung „Hilma af Klint - Eine Pionierin der Abstraktion“ läuft seit Mitte Juni im Hamburger Bahnhof in Berlin. Dank einer vollständigen Sichtung des Nachlasses können mit rund 200 Arbeiten ihre wichtigsten abstrakten Werke sowie zahlreiche bislang noch nie ausgestellte Gemälde und Papierarbeiten gezeigt werden.
29.06.2013 | Am Abgrund des Nichts Die neue Lettre ist da – diesmal mit einem kleinen Kapitel über die „Heimat Sprache“ mit Essays von Georg Stefan Troller (über Jiddische Sprache in Wien), Fabio Stassi (über gerettete Sprachen, Dialekte der Seele, Literatur ein Fluß ohne Grenzen) & Thomas Knauf (Erinnerung an eine imaginäre Begegnung mit russischen Dichtern), dazu Gedichte von Rainer G. Schmidt, Mark Strand und einer Vorabveröffentlichung von Lyrik von Fernando Pessoa aus der Werkausgabe bei S. Fischer. Desweiteren u.a. ein neu übersetztes imaginäres Gespräch von Ivo Andric: „Wenn Gott die Formen erschaffen und vollendet hat, ist der Künstler derjenige, der sie auf eigene Verantwortung erneut erschafft und vollendet, ein Falsifikator, aber ein neutraler, instinktiver Falsifikator und daher gefährlich. Der Künstler ist so ein Schöpfer neuer, ähnlicher, aber nicht identischer Erscheinungen und trügerischer Welten, durch die das menschliche Auge mit Genuß und Stolz wandeln kann, durch die man aber, bei näherer Berührung, gleich in den Abgrund des Nichts stürzt.“
29.06.2013 | Sag Ja solange du kannst Die Künstlerin A K Dolven produzierte im Herbst 2012 in New York gemeinsam mit John Giorno die Soundarbeit "JA as long as I can": Zwei Stimmen im künstlerischen Dialog, der nur das Wort "Ja" als reines Geräusch durch den Atem treibt und so zum musikalischen wie emotionalen Assoziationsfeld werden lässt. Die deutsche Ursendung dieser Soundarbeit ist Teil einer Hörcollage aus Tagebuchnotizen von A K Dolven, Lesungen und Gesprächen mit der Künstlerin. Ihre Arbeiten bewegen sich genreübergreifend zwischen Malerei, Video/Film bis hin zur akustischen Sprach-Sound-Installation. Eines ihrer wichtigen Themen: die vergehende Zeit im künstlerisch geformten Augenblick zu erfassen. Am Sonntag, den 30. Juni um 18:30 im Deutschlandradio Kultur ein Hörspiel von Gaby Hartel über Die Kunst der A K Dolven "I'm not afraid of beauty" / "JA as long as I can".
29.06.2013 | Philosophie des Surfens Man muss nicht Jesus sein, um auf dem Wasser zu wandeln. Ein solche Wundertat, so Frédéric Schiffter, können vor allem die Wellenreiter für sich beanspruchen, die nach dem Vorbild des "hervorragenden Mannes" der alten Griechen zu höchster Selbstbeherrschung gelangen, indem sie die Allmacht der Gesetze des Ozeans akzeptieren.
Der Surfer ist alles andere als tollkühn und überheblich, sondern ein umsichtiger Mensch, der mit den Wellen tanzt und jeden Augenblick aus weisem Pragmatismus heraus handelt. Es zeichnet den mutigen Surfer aus, dass er die Angst empfindet, sie bekämpft und durch Selbstbeherrschung überwindet. Derart gezähmt macht die Angst scharfsinnig und listig beziehungsweise technisch klug.
Hier geht es nicht mehr wie bei Descartes darum, sich des Verstandes zu bedienen, um "Meister und Besitzer der Natur" zu werden, sondern wie bei Heraklit, aus dem Instinkt heraus zu begreifen, dass in dieser Welt, in der nichts beständig ist, die beste Devise lautet, sich der Welle anzuschmiegen. Die philosophischen Aspekte des Surfens diskutiert Raphaël Enthoven am Sonntag um 13 Uhr auf arte mit seinem Gast Frédéric Schiffter.
28.06.2013 | The Making of Translation Ulrike Draesner wird mit der Bremer Netzresidenz 2013 des virtuellen Literaturhauses Bremen prämiert. Sie erhält den Preis für ihr Online-Übersetzungsprojekt „The Making of Translation“. Im Rahmen ihres dreimonatigen Stipendiums wird Ulrike Draesner im kommenden Herbst die Gedichte des belgischen, in Japan lebenden Lyrikers Jan Lauwereyns in Kooperation mit niederländisch sprechenden Dichterkollegen übersetzen. Die jeweiligen Fassungen werden in einem Blog veröffentlicht und für alle Interessierten zur Diskussion gestellt. Die Jury lobte das Projektvorhaben, „da nicht nur die Arbeit des Übersetzens selbst transparent gemacht wird, sondern auch der sie begleitende Paratext: das Gespräch über Texte, die Reflexion über sprachliche Mittel und Poesietraditionen.“ Literaturhaus Bremen
28.06.2013 | „Rock`n` Read“ Das Literaturhaus der Wissenschaftsstadt Darmstadt – Kasinostraße 3 feiert 60jähriges Jubiläum. Ein vielfältiges Programm ist organisiert, das literatur- und kulturinteressierte Menschen aller Generationen ansprechen soll.
Um 19:30 Uhrlesen sechs Autoren aus Kurt Drawerts Textwerkstatt aus ihren Büchern, Ann-Kathrin Ast (Saarbrücken), Elke Barker (Heidelberg), Ralf Schwob (Riedstadt), Martina Weber (Frankfurt am Main), Barbara Zeizinger (Darmstadt) und Joscha Zmarzlik (Köln). Ab 21 Uhrstellt der Autor und Herausgeber Thomas Kraft seine Beat- und Rock Stories vor. Am Lesepult und auf der Tanzfläche gibt es eine literarische Zeitreise in eine Musikkultur, die Geschichte schrieb: Led Zeppelin, The Doors, Rolling Stones, Joe Cocker, Frank Zappa oder auch The Who – ein langer Abend für Kopf und Beine, denn es soll bis in die Nacht getanzt werden.
28.06.2013 | Jubiläum der Manuskripte Alfred Kolleritsch war 29, als er die erste Nummer herausbrachte, im November 1960 - zur Eröffnung des Forum Stadtpark in Graz - ist das erste Heft der Literaturzeitschrift manuskripte erschienen, genauer gesagt: 15 hektographierte Seiten mit Lyrik. Die junge Literatur hatte hier ihren Platz gefunden - im Kampf gegen die Tradition und immer wieder auch begleitet von Skandalen.
Soeben feierte die 200ste Ausgabe der mittlerweile legendär gewordenen Literaturzeitschrift ihren release. Das Jubiläumsheft bringt Beiträge u.a. von Elfriede Jelinek, Oswald Egger, Arno Geiger, Gedichte von Norbert Hummelt, Ursula Krechel, Friederike Mayröcker, Gerhard Ochs, Marion Poschmann, Evelyn Schlag, Mikael Vogel, Jan Wagner, Uljana Wolf.
28.06.2013 | Wiederholen ist auch Umarmen, sagt Gustav Hannover ist noch bis zum 30. Juni Gastgeber für rund 200 Künstler aus 15 Ländern. Zurzeit läuft das internationale Festival Theaterformen, eine Gemeinschaftsveranstaltung der Staatstheater Braunschweig und Hannover. Im Mittelpunkt standen und stehen dabei ungewöhnliche und zeitgenössische Produktionen, die den Blick auf ferne Länder lenken.
Die Medienkünstlerin und Laptop-Liedermacherin Eva Jantschitsch aka Gustav aus Wien lädt bei diesem Festival in Hannover heute am Freitag, den 28.06. um 22 Uhr zu einer Karussellfahrt durch alle möglichen Genres ein. Gustav ist eine der Musiker/innen einer Generation, die auf neue Art poetisches Sprechen mit Musik vereinen. »Das Problem ist die Sprache. Pop heißt eben auch, dass ich eine entsprechende locker-flockige Popsprache finden muss. Das aber fällt mir schwer. Schließlich geht es bei mir immer um eine Kontextualisierung von Begriffen und Phrasen, und dazu braucht es einfach eine genaue Sprache, die leider nur zu oft das Gegenteil von locker und flockig ist.« Gustav in SPEX.
Der Zündfunk schnitt unlängst unter der Überschrift Braucht Popmusik literarische Vorbilder? eine Veranstaltung mit, an der auch Gustav teilnahm. "Bernhard, Brinkmann, Burroughs", eine nachhörenswerte Podiumsdiskussion mit desweiteren dem Hamburger Musiker und Regisseur Schorsch Kamerun und den österreichischen Popjournalisten Didi Neidhart und Curt Cuisine vom Musikmagazin skug in der Wiener Kunsthalle über die drei großen literarischen Bs, über cooles Wissen, das sich von überall her ungefragt und unerlaubt bedient, über Remixes, Samples, Analogien, Spiralsätze und Ideenklau. M.E. ließe sich sinnvoll auch über eine modifizierte Frage diskutieren: Braucht Literatur wieder mehr Musik? Daß uns Gedichte durch den Tag bringen wie Songs.
28.06.2013 | Abgeschriebenes Mit der „Göttlichen Komödie“ des italienischen Dichters Dante Alighieri wurde jetzt die 1000. Handschrift aus dem gut behüteten Schatz der Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg digitalisiert und damit öffentlich für jeden zugänglich gemacht. In einem im Februar 2011 begonnenen Projekt scannt und digitalisiert die Bibliothek der Frankfurter Goethe-Universität ihre über 2.800 Handschriften umfassende Sammlung, die weltweit einzigartige Exemplare umfasst. Darunter ist die Handschrift zu Dantes „Göttlicher Komödie“, die im 14. Jahrhundert in Oberitalien geschrieben wurde. Dantes episches Gedicht, entstanden um 1307 bis 1327, ist das erste umfangreiche dichterische Werk in italienischer Sprache und bis heute ein Hauptwerk der italienischen Literatur. In der Göttlichen Komödie schildert Dante seine eigene Wanderung durch das Jenseits. Von der „Göttlichen Komödie“ gibt es insgesamt 600 Handschriften. „Das Frankfurter Exemplar wurde 1834 von dem aus Frankfurt stammenden und in Mailand lebenden Handelskaufmann Heinrich Mylius der Stadtbibliothek seiner Heimatstadt geschenkt“, erläutert Dr. Bernhard Tönnies, der Leiter der Handschriftenabteilung. „Jetzt kann es – wie die anderen bereits gescannten Handschriften – online bewundert und auch wissenschaftlich bearbeitet werden.“
27.06.2013 | Interpretation – die Praxis des Spießers „Kunstwerke bewahren die Erinnerung an eine Form des Wollens auf. Sie tun dies in "bereinigter" Form. Kunst schafft Distanz. Durch die Praxis der Ruhigstellung bildet die Abstandnahme von der Welt nichts anderes als eine privilegierte - und besonders genussreiche - Form der Begegnung mit ihr.“ erinnert Ronald Pohl an Susan Sontag und ihren Essay „Gegen Interpretation“ im „Depot des Wissens“.
27.06.2013 | „Laut & Luise“ Am 28. und 29. Juni geht das Open-Air-Wortfestival „Laut & Luise“ mit Performances, Literatur, Musik und zahlreichen bekannten Künstlern auf dem Kulturgut Haus Nottbeck (Oelde-Stromberg) an den Start. 2 Tage Musik und Literatur! Den Startschuss für das kleine Open-Air-Wortfestival gibt am Freitagabend Frank Spilker, der Frontmann der bekannten Band „Die Sterne“. Er wandelt an diesem Abend nicht nur auf literarischen Pfaden – sein Erstlingsroman erschien am 14. März 2013 – sondern hat auch seine Gitarre im Gepäck. Literarisch-musikalischer Hochgenuss ist also programmiert. Nach Spilker rocken die „Flowerpornoes“ mit Frontsänger Tom Liwa die Open-Air-Bühne. „Strange“ geht das Festival am Samstag dann weiter, und zwar mit dem Projekt „Strange Kebab“. Hier schafft der preisgekrönte Autor Ralf Thenior zusammen mit dem Soundpoeten Ralf Werner und seiner Band eine Verschmelzung von literarischen Mosaiksteinen und rhythmisch-groovenden Sounds zu einem einzigartigen Ruhrgebietspanorama. Ab 18.30 Uhr wird der Museumspark dann zur Aktionsbühne. An verschiedenen Orten auf dem Außengelände kann sich das Publikum von Poesie-, Musik- und Kunstperformances begeistern lassen. Um 20.30 Uhr heißt es dann: „Westfalen, sonst nichts?“. Christoph Wenzel, Adrian Kasnitz und Verstärkung präsentieren auf der Hauptbühne ihr außergewöhnliches lyrisches Programm umrahmt von elektronischen Klängen von Ralf Werner und den Kulturtechnikern, Moderator ist der Kultautor Oliver Uschmann. Zum Abschluss gibt es ein gemeinsames Chillout im Freien zusammen mit den Künstlern des Abends.
27.06.2013 | Preiswürdig uferlos Mircea Cărtărescu und Michael Roes erhalten den Spycher: Literaturpreis Leuk 2013. Aus der Begründung der Jury:
„Das literarische Hauptwerk des 1956 in Bukarest geborenen Mircea Cărtărescu, der Gedichte und Prosa schreibt, ist die phantastische Trilogie 'Orbitor', von der bisher auf Deutsch 'Die Wissenden' und 'Der Körper' erschienen sind. Gefeiert als ein 'Meisterwerk des literarischen Manierismus' (NZZ), versöhnt dieses Romanwerk die Erinnerung des Autors an das sozialistische Bukarest seiner Kindheit in einem uferlosen, überbordenden Erzählstrom mit der ganzen Welt und allen Zeiten. Cărtărescu, der sämtliche Tonlagen und Register beherrscht, nutzt von Klassikern wie Swift oder Proust bis zu Fantasy- und Horrorelementen souverän alle Möglichkeiten, kunstvoll und sprachgewaltig einen Kosmos eigener Dignität zu entwerfen, in dessen Mittelpunkt doch der kleine Junge steht, der er einmal war."
"Der 1960 geborene Berliner Schriftsteller Michael Roes ist ein gleichermaßen großer Reisender zwischen den Gattungen und in der Welt: 'Für mich ist das Reisen eine Art zu denken'. Indem er die Grenzen zwischen den Wissenschaften und der Literatur aufhebt, kreisen all seine Arbeiten zwischen Prosa und Theater, Essayistik und Film, Lyrik und Anthropologie um die Auseinandersetzung mit anderen Kulturen, sind auf der Suche nach dem Fremden im Eigenen, wobei ihn der Gegensatz zwischen Okzident und Orient literarisch besonders provoziert."
27.06.2013 | Osrampilz vom Piene „Er flambierte Leinwände, "Bilder kochen" nannte er das. Er malte mit Licht und benutzte Rauch statt Farben. Dann erfand er die "Sky Art", die Kunst im Himmel und schoss pneumatische Plastiken in die Luft: Otto Piene, Künstler der legendären deutschen Avantgarde-Gruppe "ZERO" aus den Fünfziger-Jahren. Er arbeitete mit Christo & Jeanne Claude und Nam June Paik – ist aber irgendwie immer noch ein Geheimtipp unter den Künstlern seiner Zeit.“ Stefanie Appel
Aufgrund der Aktualität und des großen Zuspruchs wurde nun in der cubus kunsthalle, Duisburg die Hommage zum 85. Geburtstag des Künstlers „Otto Piene. Graphics“ bis zum 04. August verlängert. Diese bereits dritte Ausstellung mit Werken von Piene zeigt großformatige Grafiken des Künstlers, die alle aus seinem früheren Düsseldorfer Atelier stammen und weitestgehend vergriffen sind. Einige Raritäten, wie die Lithographie Osrampilz, aus den 1960er Jahren, sind gar nicht mehr auf dem Markt zu erhalten. Neben zwei Fotodokumentationen präsentiert Piene einen Lichtraum, der durch einen 2,60m x 2,60m großen Lichtkubus bespielt wird. Ein eindrucksvolles Erlebnis - Licht und Bewegung stehen bei vielen Arbeiten Pienes im Mittelpunkt. Dies zeigen auch die zu sehenden Grafiken, Siebdrucke und Gouachen.
27.06.2013 | Kritik in der Krise? Kritik an der kapitalistisch-bürgerlichen Öffentlichkeit, an den Macht- und Herrschaftsstrukturen ihrer Institutionen und Medien prägte über Jahrzehnte das kulturkritische Bewusstsein der Bundesrepublik. Doch wie lassen sich die heutigen Debatten beschreiben? Welche rhetorischen und habituellen Muster lassen sich identifizieren? Anliegen der Tagung ist es, gegenwartsbezogen nicht nur nach den Gegenständen, sondern vor allem nach den Praktiken und Formen von Kulturkritik zu fragen und diese mit Blick auf ihre ›Vorläufer‹ zu profilieren. Es gibt illustre Teilnehmer, die etwas zu sagen haben: Eva Illouz, Rahel Jaeggi, Andreas Reckwitz, Juliane Rebentisch, Hartmut Rosa u.a. treffen sich am 27.06 und 28.06. im DLA in Marbach zu einem interessanten Programm über die Kulturdiagnosen der Gegenwart. Teilnahme kostenlos.
26.06.2013 | Poesie im Lesecafé Schlüsselerlebnisse der manus mortua und nightlife entlang der Waben: am Freitag, 28. Juni, präsentiert die Literaturzeitschrift "außer.dem" im Lesecafé Kunst- und Textwerk (Ligsalzstr. 13) vier ganz unterschiedliche Autoren mit vier ganz unterschiedlichen Büchern unter dem Motto "4x Poesie". Zu Gast sind Dominik Dombrowski, der seine Wurzeln bei der amerikanischen Beat Poetry hat, der Autor Tristan Marquardt, der junge Lyrik vorstellt, der Truderinger Autor Tobias Roth, der mit seinen Gedichten der italienischen Renaissance nahesteht sowie Bertram Reinecke, der aus seinem "Sleutel voor de hoogduitsche Spraakkunst" zeitgenössische Gedichte vorstellt. Die Moderation hat Christel Steigenberger.
26.06.2013 | Mutter und der Bleistift Tag und Nacht trage ich den Kugelkopf meiner elektrischen Schreibmaschine in meinen Jeans. Denke ich an meine Kindheit, so klammern sich meine Finger, sofort, wie um Leben zu retten, an den Buchstaben des Kugelkopfes fest, umschließen ihn mit der Handfläche, mache die Hand zur Faust, als ob ich den Kugelkopf zerdrücken und zusehen wollte, wie zwischen meinen Fingern die Säfte meiner Kindheit hervorrinnen …
Josef Winkler, 1953 in Kamering (Kärnten) geboren, veröffentlichte 1979 seinen ersten Roman »Menschenkind«. Kurz nach der Niederschrift dieses Romans brachte er in einem Wortanfall binnen weniger Nächte hundert Seiten rauschhafter Prosa zu Papier, einen Text, den er unter dem Titel »Das lächelnde Gesicht der Totenmaske der Else Lasker-Schüler« in der Zeitschrift Manuskripte veröffentlichte. Neu durchgesehen, erscheint dieser Text nun, vierunddreißig Jahre später, unter dem Titel »Wortschatz der Nacht« (Suhrkamp Verlag). Mit dem Prosabuch »Mutter und der Bleistift« (Suhrkamp Verlag) legt er – nach »Roppongi«, dem Requiem für einen Vater (2007) – nun das literarische Requiem für seine kürzlich gestorbene Mutter vor. Josef Winkler liest am Freitag, 28. Juni, 20 Uhr im Großen Saal im Literaturhaus Berlin aus »Mutter und der Bleistift«.
26.06.2013 | Vertrackte Tropen Fluchtpunkt und Inspirationsquelle, Missionierungsgebiet und Refugium: Die Tropen beflügelten die europäische Moderne. Gleichzeitig gab es in Lateinamerika, Afrika und in Asien ein großes Interesse für ihre emanzipatorischen Versprechen. Die fünfte Ausgabe der Zeitschrift „bauhaus“ folgt den exotischen Pfaden der Bauhäusler und zeigt, wie tropisch das Leben am Bauhaus war.
Das Heft stellt u.a. die Frage, warum die Moderne den „neuen Menschen“ zunächst nackt sah, Torsten Blume schreibt darüber. Brenda Danilowitz schildert, wie Anni und Josef Albers inspiriert durch die präkolumbische Kunst Mexikos immer tiefer in die Geheimnisse der Abstraktion vordrangen. Der Frankfurter Ethnologe Hans Peter Hahn begründet, wie sich Gunta Stölzl und Marcel Breuer bei ihrem „Afrikanischen Stuhl“ an den dortigen Königsthronen orientierten. Ebenfalls in Afrika folgt der israelische Architekt Zvi Efrat den Spuren einer Architekturoffensive des jüdischen Staates und zeigt, wie der Bauhäusler Arieh Sharon in Nigeria einen Universitätscampus im Stile seines Lehrers Hannes Meyer entwarf. Und schließlich schildern Carola Ebert und Stefan Locke, wie aus einer bengalischen Bauernhütte ein globales Phänomen werden konnte: der Bungalow.
Bauhaus N° 5 Tropen/Tropics – vorgestellt im Reading Room.
26.06.2013 | Yearbook of Type In den beiden zurückliegenden Jahrzehnten hat sich die Veröffentlichung von neuen Schriften radikal gewandelt. Durch die weite Verbreitung von Desktop-Publishing und Programmen zum Entwerfen von Schriften sind sehr viele Designer im Besitz der entsprechenden Produktionsmittel, um eigene Schriften zu gestalten und zu verwenden – ganz anders als zuvor im Holz-, Blei- und Fotosatz.
Im Yearbook of Type sind einzelne neue Schriften bzw. Schriftfamilien jeweils auf einer Doppelseite präsentiert. Auf der linken Seite steht ein vom jeweiligen Typedesigner bzw. Label gestaltetes Visual, das die Schrift großzügig darstellt und einen ersten optischen Eindruck vermittelt. Auf der rechten Seite werden Hintergründe und Detailinformationen vermittelt sowie Übersichten über die Ausstattung der Schrift gegeben. An diesen Katalogteil schließt sich ein nach Kategorien geordneter Index der im Katalog enthaltenen Schriften an. In kurzen Texten werden die Schriftgestalter in alphabetischer Reihenfolge porträtiert. Eine Sektion mit Essays bietet darüber hinaus Schaubilder, Hintergrundwissen, technische Aspekte, Anleitungen oder Beschreibungen aus der Szene.
25.06.2013 | Geschliffener Boden, die Trockenwand steht. Die Lettrétage mausert sich. Zur Begehung der Baustelle hat sich kurzfristig der tschechische Poet und Jirí Orten-Preisträger Ondrej Buddeus angekündigt. Er wird die Räume auf Poesiegehalt und Dichtungsgrad prüfen und mit der Lesung einiger seiner Gedichte (auf Tschechisch und Deutsch) gegebenenfalls neu ausloten. Am Samstag, den 29.6. um 20 Uhr in der neuen Lettrétage am Mehringdamm 61 (Hinterhof). Der Eintritt ist frei, das Bier ist kalt, und Sitzplätze sind vorhanden.
Ondrej Buddeus
(Bit-Poetik II)
1
Neben dir 17885 Stunden geschlafen
Mit dir 962 Kilo Fleisch gegessen, etwa viereinhalb Tonnen
Kartoffeln, Reis, Knödel, Spaghetti und also
580m³ Wasser verbraucht für Waschen, Trinken, Rasieren, Toilette und Blumen
Geliebt haben wir uns 1135 x und in 73% der Fälle ging es nicht nur um Sex
hoffe ich wenigstens
wir haben 2 Kinder, das erste... nein, das geht keinen was an
die Tochter zumindest kommt alle zwei Wochen
den Sohn um 10 schlafen geschickt
zusammen eine Dreizimmerwohnung, 119 m²
darin 13 Pflanzen, 22 Gläser, 12 Gabeln, 12 Messer und auch 12 Löffel, 16 Becher, 4 Kasserollen, 7 Deckel, 5 scharfe Messer, 3 Tische, 7 Stühle, 2 Sessel, 6 Bilder, 843 Bücher, ein Klavier und ein Notebook
Ich habe 4 113 277 Wörter zu dir gesagt und du zu mir 5 035 153 Wörter
du bist mir 420 Antworten schuldig und ich dir 1587 Fragen
die Antworten, die ich dir schulde, kenne ich nicht
die Fragen, die du mir schuldest, kenne ich nicht
Ich habe es nachgezählt
Ondrej Buddeus (geb. 1984, CZE) ist tätig als Übersetzer aus dem Deutschen und Norwegischen, schreibt seine Doktorarbeit an der Skandinavistik in Prag und ist Chefredakteur von Psí víno, Zeitschrift für zeitgenössische Poesie. 2011 publizierte er die Textsammlung 55 007 Zeichen einschließlich Leerstellen und das Bilderbuch für Erwachsene Orangutan in Gefangenschaft neigt zur Obesität. Für seine Sammlung Mauerschwalben/swiftly (2012) wurde ihm der Jirí Orten-Preis 2013 verliehen. Er wurde für mehrere Literaturpreise nominiert (Dresdner Lyrikpreis, Magnesia Litera, Bank Austria Preis), und einige seiner Texte sind ins Deutsche, Polnische und Englische übersetzt. 2013 erscheint sein konzeptuelles Buch A me.
25.06.2013 | Aktion vor hundert Jahren Heute vor hundert Jahren erschien das Gedicht „Gluthitze“ von Oskar Kanehl in der Zeitschrift Die Aktion. Als Schmankerl bereit gehalten für einen sonnigen Tag, muß es heute raus in den Regen.
Oskar Kanehl
Gluthitze
Auf den Straßen weicht der Asphalt
und klebt an Hufen und Rädern,
alles strömt zur Volksschwimmanstalt,
die Herrschaften sind in den Bädern.
In den Trambahnen stickt man vor Schweißgeruch.
Am Tage schläft man. Nachts im Café
kriegt man nicht Speiseeis genug
und leidet ewig an Diarrhö.
Durch dünne Blusen lugen Frauenbrüste
Müde und schlaffe, straffe und junge.
Nackt hängen die Maurer im Gerüste,
den Hunden leckt die trockene Zunge.
Man ist zu keiner Arbeit bereit,
die Pferde fallen von den Rädern,
die Dirnen haben schlechte Zeit:
die Herrschaften sind in den Bädern.
Aus: Die Aktion, 25. Juni 2013
24.06.2013 | Anfang der Beschleunigung des Endes „Die Unternehmensleitung des ORF hat beschlossen, zu sparen. Das Sparprogramm richtet sich auf "Randzonen" und soll Kernaufgaben nicht betreffen. Prominentestes Opfer der Einsparungen ist der im ganzen deutschen Sprachraum bekannte Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb…
Die vergleichsweise lächerlichen Kosten von 350.000 Euro, um die es beim Rückzug des ORF aus dem Bachmann-Wettbewerb geht, sind sicher nicht der Grund für die Einstellung. Rund 100 Millionen gibt der ORF allein für Sportrechte im kommenden Jahr zusätzlich aus. Vielmehr dürfte es dem ORF einmal mehr um die Befüllung von Sendezeiten mit quotenträchtigeren Programmen für andere Zielgruppen gehen und zum anderen um den Rückzug aus dem Gemeinschaftsprogramm 3sat mit dem ZDF, der SRG und ARD…
Zugleich mit diesen Sparkursentscheidungen der ORF-Unternehmensleitung wurde die Absicherung der Opernballübertragungen bis 2017 bekanntgegeben. Wenn der ORF meint, damit einen Beitrag für seinen Kulturauftrag zu leisten, hat er seinen endgültigen Bankrott bei der Erfüllung des öffentlich-rechtlichen Kulturauftrags erklärt.“ Gerhard Ruiss (IG Autorinnen Autoren)
24.06.2013 | Dummheit als Bildungsideal „Was das Ansehen der Literatur betrifft, hat sie in den letzten Jahren eine dramatische gesellschaftliche Abwertung erfahren, daran ändern keine Rankings mit den vermeintlich besten Neuerscheinungen in den Zeitungen, keine Society-Geschichten um ein paar prominente Bestsellerautoren in Magazinen und keine Tonnagen an Kochbüchern, vorgelegt von den bekannten Fernsehgrinsern, auch nur das Geringste…
Die schöne Literatur, allenfalls das Hobby einiger Käuze, wie sie sich innerhalb jedes Lehrkörpers und jeder Klasse finden, aber kein Wert für sich, der den Menschen zu etwas befähigt, wozu ihn gerade die Literatur befähigt: zum spielerischen Denken in vielen Varianten, zum emphatischen Versenken in das Leben, das Glück und die Tragik anderer…“ Karl-Markus Gauß in derStandard.at
24.06.2013 | Wünschelmatrix Die großformatige Installation, die derzeit im ZKM-Foyer hängt, ist das Ergebnis von Boris Petrovskys künstlerischer Arbeit: die Wünschelmatrix. Die interaktive Matrix, an der Wand über dem Museumsshop, ist 20×6 Meter groß und besteht aus über 500 Leuchtreklamebuchstaben.
Die »Wünschelmatrix (You&Me-isms Part 2)« ist die zweite, interaktive Installation, die der Künstler Boris Petrovsky für das ZKM realisiert. Die Buchstaben an der Wand sammelte der Künstler jahrelang; sie wurden neu kombiniert und mit Leuchtdioden ausgestattet. Über eine Eingabestation können die BesucherInnen Textbotschaften eingeben. Die Wünschelmatrix lässt dann, wie eine Lichtschreibemaschine, die einzelnen Buchstaben sequenziell aufleuchten. Die Botschaften können Mitteilungen, Nachrichten, Kurzprosa, Aphorismen, Wünsche oder Fragen sein. Zugleich kommuniziert die Lichtschreibemaschine aus sich selbst heraus: Sie ist in der Lage, aus den ihr übermittelten Botschaften zu lernen und antwortet auf diese. Für die BesucherInnen wird die Matrix damit als »Billboard« zur bespielbaren Kommunikations- bzw. Informationsskulptur.
Boris Petrovsky ist bildender Künstler und Medienkünstler aus Konstanz. Er konzentriert sich in seinen Arbeiten auf die Zusammenhänge zwischen Zeichen, Gegenstand und Sprache in einer medialisierten Welt.
24.06.2013 | Gut, daß es die Welt nicht gibt Weil ein Philosoph den genauen Inhalt der Worte kennen will, mit denen er arbeitet, hat Markus Gabriel sich gefragt, was wir mit „es gibt“ und „Welt“ eigentlich meinen. Er hat beobachtet, dass menschliches Denken die „Existenz“ einer Sache damit gleichsetzt, dass sie in Raum und Zeit vorkomme. „Im Französischen heißt »es gibt« wörtlich »es hat dort«. Im Chinesischen heißt es »enthalten sein in«. Wir sagen, etwas »existiert«, und meinen: »Es kommt in der Raumzeit vor.«“ So weit verbreitet dieser Gedanke, so sinnlos sei er aber auch. „Worin ist denn die Raumzeit enthalten? Und wenn es noch Größeres gibt als sie – worin befindet sich dieses Größere?“ Gabriel konstatiert eine ausweglose Endlosschleife – erst recht, wenn man statt des Universums die „Welt“ untersucht. Die sei noch viel mehr als alle Atome, Planeten und Galaxien: „Sie enthält vieles, was niemals wirklich »im Universum dagewesen« ist. Unsere Träume zum Beispiel, oder Charaktere wie Faust oder Macbeth.“ Philosophische Folgerung: Der Begriff der „Existenz der Welt“ ist denkerisch sinnlos…
Eben bei Ullstein erschienen: Markus Gabriel „Warum es die Welt nicht gibt“.
23.06.2013 | Schreibcouch 14+ Alleine im kleinen Kämmerchen Romane zu schreiben ist dir auf Dauer zu einsam? Deine Gedichte schimmeln in der Schreibtischschublade schon seit Monaten vor sich hin? Das muss nicht sein!
Das Literaturbüro Freiburg lädtauf die Schreibcouch ein! An sechs Werkstatt-Terminen können schreibinteressierte Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren dort ein Jahr lang unter Anleitung von jungen professionellen Schriftstellern an eigenen literarischen Texten feilen und Schreibstrategien erlernen. Die Teilnahme wird als Stipendium vergeben. Am Ende winkt eine (digitale) Veröffentlichung.
Einreichung von Texten mit maximal fünf DIN A4-Seiten unter Angabe der Kontaktdaten an das Literaturbüro Freiburg, Urachstr. 40, 79102 Freiburg, oder per E-Mail an info@literaturbüro-freiburg.de. Eine Jury entscheidet Anfang September 2013 über die Vergabe des Stipendiums.
Als Workshopleiter werden agieren: Marie T. Martin (*1982) - sie ist waschechte Freiburgerin und hat in den Textwerkstätten des Literaturbüros ihre ersten literarischen Fußstapfen hinterlassen, & David Lindemann (*1977) der als freier Autor von Stücken und Hörspielen arbeitet, Erfahrungen als Dozent sammelte er an der Hochschule für Musik und am Theater Leipzig sowie der Theatre Academy Helsinki.
23.06.2013 | Archiv eines Vielschreibers Als der chilenische Schriftsteller Roberto Bolaño vor zehn Jahren in Barcelona starb, war er gerade einmal 50 Jahre alt. Erst seit kurzem war er vom Geheimtipp zum Star der internationalen Literaturszene aufgestiegen. Für "Die wilden Detektive" bekam er den Premio Rómulo Gallegos. Noch bekannter wurde er posthum mit dem Roman "2666". Die meiste Zeit seines Lebens aber hatte Bolaño für die Schublade geschrieben. Er war Campingplatzwächter, Lexikonvertreter und Lebemann. Tausende unveröffentlichter Manuskripte befinden sich heute in der Obhut seiner Witwe. Doch ein Erbschaftsstreit verhindert seit Jahren die systematische Sondierung des Materials. Der Kuratorin Valerie Miles war es jetzt erstmals möglich, Dokumente für eine Ausstellung zusammenzustellen, die noch bis zum 30.Juni in Barcelona läuft.
Bolaños letztes Buch "Die Nöte des wahren Polizisten" erscheinen darin in einem völlig neuen Licht. Mehr darüber in einer Sendung des Deutschlandradio Kultur am 25.06.2013 um 19:30 Uhr. Eine Begegnung mit Nachlassverwaltern, Verlegern und Übersetzern.
23.06.2013 | Mynona ? Wir kennen keinen Mynona? „Zu entdecken ist ein Metaphysiker von ungeahnter Tiefe, ein Literatur- und Kulturkritiker von bestürzender Aktualität, ein unerschöpflich genialer Sprachmeister, ein Satiriker und Parodist vom Rang eines Lichtenberg oder Voltaire – der lachende Inszenator des „großen Immanuel Unbekannt“. Schrieb Hartmut Geerken, der zusammen mit Detlef Thiel und in Zusammenarbeit mit der Kant-Forschungsstelle der Universität Trier die auf 30 Bände veranschlagten Gesammelten Werke von Salomo Friedländer alias Mynona ( geb. 4. Mai 1871- gest. 9. September 1946 unter ärmlichsten Verhältnissen in Paris) herausgibt, wobei man aktuell bei Band 13 angelangt ist.
Die bislang herausgegeben Bände stellten Geerken & Thiel am Freitag in Bonn bei einer Lesung in der Buchhandlung Böttger vor und auf sie sei hier gerne noch einmal aufmerksam gemacht.
Mynona
Statuette
Ob gilber Windel duckt des Sauglings
Stille Figur und schielt vertraut
Und eigentümlich mit dem Aug links
Zum Quentchen hin, das ausgedaut,
Während er mit dem rechten Auge
Den eignen Nabel sorgsam prüft,
Ob er, die Däumchen einzubohren, tauge?
In die Betrachtung so vertieft
Ist er, daß, ganz unspürbar ihm,
Ein Strahl entsprüht, der wie ein Bogen
Sich krümmt und raffiniert sublim
Von Gummipüppchen wird gesogen –
So treibt der Säugling, lautlos froh,
Geschäfte, die gewiß erbaulich,
Indes der reifere Mensch Popo
Etcetera bedeckt vertraulich.
Aus: Die Aktion, 4. März 1912
22.06.2013 | Hund mit Pfeife im Mund Sommerfest im Brecht-Haus. Heute ab 15:30 Uhr werden kostenlose Führungen durch die Brecht-Weigel-Gedenkstätte, über den Dorotheenstädtischen Friedhof und Gespräche über das Brecht-Archiv angeboten. | Um 16:00 Uhr gibt es eine Filmvorführung: "Von Surabya-Johnny und Seeräuber-Jenny. Leben und Lieder der Lotte Lenya" von der Regisseurin Heiderose Leopold. |Um 17:00 Uhr spielt das Bernd Weißig Trio sein Brecht-Programm "Lachet ihr am Freitag Abend?" | Um 18:00 Uhr wird Heiderose Leopolds Dokumentarfilm "Salut für Kurt Weill! Dessau - New York und zurück" gezeigt. | Um 19:00 Uhr spielt das Bernd Weißig Trio den zweiten Teil von "Lachet ihr am Freitag Abend?" (Kompositionen von Weill, Eisler, Dessau, Brecht). Veranstalter: Literaturforum im Brecht-Haus.
22.06.2013 | Eigentlich weiß man, daß mans denkt "Besser du fährst Auto und ein andrer lenkt" empfiehlt da Herwig Mitteregger. Kurt Bayertz schildert in seiner Geschichte des anthropologischen Denkens was wir über die Entstehung des aufrechten Gangs wissen und zu wissen glauben und welche Konsequenzen wir daraus ziehen. So wird bspw. die angenommene „Urszene“ der Menschwerdung, das Verlassen des Urwaldes und Betreten der Savanne, als „irreal“ bezeichnet „Immer wieder wird so getan, als könnte man aus wenigen Knochensplittern die weitreichendsten Folgerungen ziehen, aber tatsächlich gilt, wie Bayertz deutlich macht, dass alle diese Vorgänge „nicht mehr beobachtet und auch nicht experimentell wiederholt werden“ können, so dass eine strikt wissenschaftliche Ausdeutung heute nicht mehr möglich ist und auch niemals möglich war. Zudem sind die fossilen Funde extrem lückenhaft.“ Das ist eine große Stärke des Buches, das Stefan Diebitz aktuell auf literaturkritik.de besprochen hat und gerade in der 2. Auflage erschienen ist: zu zeigen, welche spekulativen Schlüsse uns die strategische Art unseres Denkens als Naturwissenschaft verkauft und wie wir damit Kultur machen. Kurt Bayertz: Der aufrechte Gang. Eine Geschichte des anthropologischen Denkens.
22.06.2013 | Das Gedächtnis der Deutschen. Täglich gehen bei der Deutschen Nationalbibliothek 1.400 Bücher und Tonträger ein. Ständig muss erweitert, vergrößert, angebaut werden. Im Oktober 1912 wurde die Bibliothek als Deutsche Bücherei in Leipzig gegründet. Da hatte die Stadt an der Pleiße das konkurrierende Frankfurt am Main längst als Buchstadt abgehängt. Es war nur folgerichtig, in Leipzig alle Werke zu archivieren, die in deutscher Sprache gedruckt und verlegt wurden - oder sich im fremdsprachigen Ausland mit den Deutschen und der deutschen Kultur beschäftigten. Bis zur teilungsbedingten Gegengründung in Frankfurt am Main 1947 wohnte in Leipzig das "Gedächtnis der Deutschen". Seit 1990 wird es in beiden Städten gleichberechtigt und arbeitsteilig permanent aktualisiert.
Ein Film über die Einrichtung am Sonntag, den 23. Juni um 10:45 Uhr in 3sat: Der Bücherturm. 100 Jahre Deutsche Nationalbibliothek.
22.06.2013 | Hohenemser Literaturpreis Am Samstag, den 29. Juni 2013 um 19 Uhr, wird der mit 10.000 Euro dortierte, zum dritten Mal ausgeschriebene Hohenemser Literaturpreis für deutschsprachige AutorInnen nichtdeutscher Muttersprache an Saša Stanišić überreicht werden: Stanisic hatte 2006 mit seinem Debütroman «Wie der Soldat das Grammofon repariert», der bis heute in 30 Sprachen übersetzt wurde, viel Aufsehen erregt. Seine Einsendung «Frau Kranz malt ein Bild von Hier», ist Teil eines in Arbeit befindlichen neuen Romans. Stanišićwird seinen Siegertext im Salomon-Sulzer-Saal der ehemaligen Synagoge von Hohenems vorstellen. Er wurde 1978 in Visegrad (heute Bosnien-Herzegowina) geboren. 1992 übersiedelte er nach Deutschland; seit März 2013 hat er die deutsche Staatsbürgerschaft. Er erhielt zahlreiche Preise und wurde bis heute in 30 Sprachen übersetzt. Stanišić, der vor wenigen Wochen auch mit dem Döblin-Preis ausgezeichnet wurde, arbeitet neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit als Dozent für Kreatives Schreiben und verfasst Reise-Essays für verschiedene Magazine. Heute lebt er in Hamburg.
20.06.2013 | Wichtiger als Hoffnung «Über Europa – Winter. Das weithin asphaltierte Land / Zieht sich zusammen, kräuselt sich, platzt wie Kastanien auf.» Die Zeilen von Tomas Venclovas Exil-Gedicht galten dem geteilten Berlin des Jahres 1979, und der damals seit zwei Jahren im Westen lebende litauische Lyriker sah wenig Grund für Euphorie auf dem zugigen Bahnsteig vom Halleschen Tor. «Wie in den Bahnhof kriecht, / Der Pappwagon, weit ferner als im Nichts sein letzter Halt.» In anderen Städten schien diese Gestimmtheit ähnlich, weshalb man sich den 1937 in Klaipeda nahe der Kurischen Nehrung geborenen Poeten lange Zeit als elegischen Schmerzensmann vorgestellt hatte, als einen verschlossenen Hermetiker aus dem sowjetisch okkupierten Baltikum, der an amerikanischen Universitäten lehrte und unter Kennern ein «Geheimtipp» war.“ Marko Martin in der NZZ.
20.06.2013 | Friedenspreis des Deutschen Buchhandels Die weißrussische Schriftstellerin Swetlana Alexijewitsch erhält den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Dies teilte der Stiftungsrat am heute in Frankfurt mit.
Die 65-Jährige ist durch Berichte und Reportagen über die Atomkatastrophe in Tschernobyl und über den sowjetischen Afghanistankrieg weltweit bekanntgeworden. Die gelernte Journalistin hat dafür einen eigenen Stil der literarischen Collage entwickelt.
Geehrt werde eine Autorin, «die die Lebenswelten ihrer Mitmenschen aus Weißrussland, Russland und der Ukraine nachzeichnet und in Demut und Großzügigkeit deren Leid und deren Leidenschaften Ausdruck verleiht». Nach dem Zusammenbruch des Sowjetimperiums sei Swetlana Alexijewitsch zur Chronistin geworden von Menschen, bei denen ein Grundstrom existenzieller Enttäuschungen spürbar sei.
Der mit 25 000 Euro dotierte Preis wird zum Abschluss der Frankfurter Buchmesse am 13. Oktober in der Paulskirche überreicht.
19.06.2013 | Wer liest die Provinz? Veranstaltet vom Verlag Peter Engstler: die Provinzlesung an der Kalten Buche/Rhön * Berghaus Jungviehweide ca. 10 km von Ostheim/Rhön zwischen den Ortschaften Weisbach und Ginolfs. Lesungen am 21.06.13 ab 19 Uhr, am 22.06.13 ab 13 Uhr & Film / Musik am 22.06.13.
Literatur: Tone Avenstroup, Udo Breger, Ann Cotten, Sigrid Fahrer, Dirk Fröhlich, Egon Günther, Andreas Hansen, Helmut Höge, Katja Horn, Adrian Kasnitz, Michael Kellner, Theo Köppen, Cornelia Köster, William Cody Maher, Julia Mantel, Florian Neuner, Andreas Niedermann, Bert Papenfuß, Kai Pohl, Eckhard Rhode, Robsie Richter, Will Staple, Johannes Ullmaier, Hugo Velarde, Olaf Velte, Marion von Zieglauer.
Film: Signe Mähler| Collage / Foto: Michael Kellner /Kai Twelbeck | Musik: Hugo Velarde / TOTES KAPITAL sequenz 13.
19.06.2013 | Textiles: Open Letter Eine neue Ausstellung im Museum Abteiberg ab dem 22. Juni.
Die Arbeiten reflektieren Fragen der Abstraktion und Materialität und hinterfragen bestehende Vorstellungen vom Gewebten. In raumgreifenden Skulpturen, Wandbehängen und reduzierten Formationen aus Linien werden Material und Struktur, Improvisation und Poesie bis an ihre Grenzen gebracht. Insbesondere seit dem Bauhaus fließen Materialexperimente und performative Verfahren aus der bildenden Kunst und dem Tanz ein. Während der 1970er Jahre etablierte eine Reihe von Künstlerinnen – Leonor Tawney, Magdalena Abakanowicz oder Sheila Hicks – die Bewegung der Fibre Art, die als Teil einer feministischen Praxis dem Textilen einen eigenständigen Status in der Kunst verschaffen wollte: in engem Kontakt mit Künstlerinnen des Minimalismus, u. a. Agnes Martin, und teils ausgebildet in der Bauhaus-Tradition entwerfen sie monumentale Strukturen, die sich von den technischen Begrenzungen des Webstuhls lösen. Ebenso führen Künstler wie Beryl Korot, Nasreen Mohamedi oder Florian Pumhösl Aspekte serieller Notationsverfahren weiter, wie sie im Textilen angelegt sind, während Lygia Pape oder auch Thomas Bayrle die Metapher von der Stadt als sozialem Gewebe zum Ausgangspunkt ihrer Arbeiten machen.
Die Ausstellung zeigt, auf welch vielfältige Weise die Geschichte des Minimalismus und der Konzeptkunst, wie sie die Sammlung des Museum Abteiberg prägten, vom Textilen beeinflusst und wie sehr gleichzeitig das Textile auch immer wieder aufgrund seiner Position zwischen angewandter und freier Kunst und seinen Zuschreibungen als „weiblich“ aus einem gängigen Kanon verdrängt wurde.
18.06.2013 | Wandel im Handel „Die Gesellschaft ist die ständige Krise“. Mit diesen entmutigenden Worten hinterließ uns Niklas Luhmann nach vielen Jahren gründlicher Analyse menschlicher Gemeinschaften. Krisen – egal welchem Gesellschaftsbereich man sich zuwendet – scheinen inzwischen allgegenwärtig zu sein. Es ist Zeit sich mit dem ständigen Ausnahmezustand auseinanderzusetzen, vielleicht sogar zu arrangieren. Denn Halt und Orientierung finden sich heute ohnehin nicht mehr nur im Stetigen und Beständigen, sondern häufiger im Wandel selbst.“ So statet die gerade erschienene neue Zeitschrift zum Gesellschaftswandel &Tendenzen der Alltagskultur die epilog zu ihrem Start– was allerdings auch schon wieder eine alte Kamelle ist. Wandeln tun wir in den Spuren des Handelns und dieses sollte als Grundproblem der Gegenwart identifiziert und analysiert werden. Halt im Wandel? Wenn das Innehalten heißt, um unser Handeln zu prüfen, gerne. die epilog ist seit 6. Juni mit 10.000 Exemplaren Auflage im Handel.
18.06.2013 | „Begriffsstudio“ „Jede Begriffsbildung vollzieht sich als ein poietischer Zirkel, wie er für die Philosophie beschrieben wurde: wir erkennen nichts durch Begriffe, wenn wir sie nicht zunächst erschaffen oder konstruieren, um eine neue Anschauung oder eine neue Ebene des Erkennens zu erschließen. Damit ist ein Aspekt von Poetik angesprochen, der über die Frage nach dem Machen eines Textes hinausgeht und poiesis emphatisch als Produktion von Wissen denkt. Wie der philosophische zeichnet sich auch der poetische Begriff dadurch aus, dass er neue Variationen und unbekannte Resonanzen spürbar macht, ungewöhnliche Schnitte vollzieht, ein Ereignis herbeiführt, das uns überfliegt (Deleuze/Guattari). Und wie verhält sich ein solches poetisches Moment des Denkens in Dichtung und Philosophie zu der gemeinhin nur den Wissenschaften zugesprochenen Erforschung der Wirklichkeit? Die Abstraktionen, die poetisches Denken ermöglicht, und die experimentellen Strategien, denen Autoren folgen, ähneln in vieler Hinsicht wissenschaftlichen Versuchsanordnungen: sie sind prekäre Strategien der Wissensgewinnung ganz in dem Sinne, wie Hans-Jörg Rheinberger sie dem naturwissenschaftlichen Experiment attestiert.“ – neu nachzuhören auf litradio ein Gespräch von Anke Hennig mit Monika Rinck.
18.06.2013 | Neue Unaufgeregtheiten um Tod und Wiederkehr des Autors "Es sind die Inszenierungsakte, -logiken und -wahrnehmungen, die konstitutiv sind für die Bühnen der Kultur und der Geschichte, auf denen das Schauspiel der Autorschaft stattfindet.
Der in der gegenwärtigen deutschsprachigen Autorschaftsforschung hochkonjunkturell verwendete Begriff der ›Inszenierung‹ wird dabei – und diese Position scheint sich zu verbreiten – nicht zwangsläufig mit ›Täuschung‹ gleichgesetzt, sondern soll vielmehr als eine wertfreie, neutrale Kategorie für die Betrachtung des Autors als »mediales Ereignis« dienen." Kai Sina & Peer Trilcke aktuell in ihrer Besprechung auf IASL zum Buch von Christel Meier & Martina Wagner-Egelhaaf (Hg.): Autorschaft. Ikonen - Stile – Institutionen.
18.06.2013 | Merkur mit Mappen von Missmann Das Juniheft ist erschienen. Ein Gespräch mit Christian Demand dazu beim Deutschlandradio. Was drin ist im Heft, unter anderem: Michael Rutschky schreibt über seinen Großvater, den Berlin-Fotografen Max Missmann. Fabian Goppelsröder befasst sich mit “Kleists literarischer Geste”. Eine Erinnerung an seinen Kollegen und Freund Werner Hofmann hat Wolfgang Kemp geschrieben (Hofmann übrigens hat im Lauf der Jahrzehnte genau fünfzig Texte im Merkur veröffentlicht). Niels Werber unternimmt den Versuch, das kursierende Bild des Ameisenschwarms in Literatur und Theorie auf seine systematischen Potentiale hin zu analysieren u.a.m. …
18.06.2013 | Sachbuch des Monats Platz vier Das Schtetl war "eine kleine Civitas Dei", wie Manès Sperber schrieb, ein untergegangenes Paradies, ein ausgelöschter Sehnsuchtsort. In den "Städtlein" Galiziens, Weißrußlands und der Ukraine lebten die Juden wie aus der Zeit gefallen: in bitterster Armut, größter Religiosität und in der Tradition der Vorfahren, aber ohne den Druck zur Assimiliation wie im übrigen Europa. Pogrome bedrohten das Schtetl schon im 19. Jahrhundert, doch erst die Nazis vernichteten im Zweiten Weltkrieg die Schtetl und ihre Einwohner. Yehuda Bauer, der große Erforscher der Shoah, ruft die untergegangene Welt des jüdischen Lebens in Osteuropa in Erinnerung. Er erzählt ohne Verklärung von den Lebensumständen im Schtetl, von den sozialen Widersprüchen, den Schicksalen der einzelnen. Anhand exemplarischer Betrachtungen einzelner Orte zeigt er die Umstände der Auslöschung nach dem Einmarsch der Deutschen. Er beschreibt die verzweifelten Rettungsversuche, die Flucht in die Wälder und den jüdischen Widerstand. Yehuda Bauer gibt Einblick in das jüdische Leben in Osteuropa vor und während der Shoah, er bewahrt die Welt des Schtelts vor dem Vergessen.
Yehuda Bauer: Der Tod des Schtetls. Jüdischer Verlag. – auf Platz 4 der „Sachbücher des Monats“
17.06.2013 | Conversations with Birds Der Autor Ergo Phizmiz erzählt von seinen Gesprächen mit einem verkrüppelten Wellensittich und wie er in der Begegnung mit dem Vater des polnischen Schriftstellers Bruno Schulz die Sprache der Vögel erlernte. Für den britischen Maler Edward Lear (1812 - 88) und den amerikanischen Künstler Joseph Cornell (1903 - 72) werden Vögel Zentralgestalten ihres Werkes. Deren Verschwinden entlässt sie in eine traurige Einsamkeit. In der Oper "The Mourning Show" (wörtlich übersetzt: "Die Trauer Show") entwickelt Phizmiz mit einer Vogelexpertin eine Poetik des ornithologischen Erzählens, das sich von der linearen Narration verabschiedet. Und eine Reise durch den Dschungel von Guyana führt den Autor zum versteckten Königreich der Mauersegler, das bisher nur wenige Menschen entdecken konnten. In fantastischen, bild-haftpoetischen Episoden, die auch manch lakonischer Grausamkeit nicht entbehren, verwebt Phizmiz literarische Topoi mit dokumentarischem und autobiografischem Material zu märchenhaften Geschichten.Am Dienstag, den 18. Juni um 20:10 Uhr im Deutschlandfunk
17.06.2013 | In memoriam Walter Jens „als ich noch schüler war, trat walter jens 1956 im alter von 33 jahren seinen ausserordentlichen lehrstuhl für klassische philologie an der universität tübingen an. er war damals, so hiess es, der jüngste träger eines professorentitels in west germany. noch als schüler waren sigrid hauff & ich 1960 regelmässige besucher seiner öffentlichen donnerstags-vorlesungen zur aktuellen deutschen literatur. jens war damals ende der 50er & in den frühen 60er jahren sicher der einzige akademische lehrer, der es wagte, dieses aktuelle terrain zu betreten. dass er 1961 die frankfurter buchmesse mit einem 'plädoyer für das positive in der modernen literatur' eröffnete ist bekannt, dass er aber diese regelmässigen vorlesungen zur zeitgenössischen literatur im brechend vollen audimax hielt, konnte ich keinem der nachrufe entnehmen. auch wikipedia schweigt sich darüber aus. unvergesslich für mich & damals sehr beeindruckend waren die doppelstunden über günter eich (lyrik & hörspiel 'die mädchen von viterbo'), bertolt brecht (lyrik), gerd gaiser ('am pass nascondo'), karl krolow (lyrik), george forestier (lyrik; später stellte sich heraus, dass dies zwar kein schlechter, aber ein fake-autor war!), ingeborg bachmann ('der gute gott von manhattan') & viele andere mehr. vorlesungsmitschriften aus dem jahre 1960 habe ich immer noch.
vorlesungen waren es eigentlich keine. jens stand nicht hinter dem rednerpult, sondern ging, frei redend & gestikulierend vor seinem publikum auf & ab. typisch für seine ihm wohl eingeborene rhetorische begabung war, dass er in regelmässigen abständen seine rede unterbrach, um sich lauthals eines grünen herings zu entledigen.“ berichtet Hartmut Andryczuk, der Macher des Hybriden-Verlags.
17.06.2013 | Literarischer Antisemitismus Nach dem Schwerpunkt im letzten Monat um den 200. Geburtstag des Antisemiten Richard Wagner (mit einigen sehr guten kritischen Auseinandersetzungen genau zu dieser häufig runtergeglätteten Wagner-Paranoia, u.a. von Jan Süsselbeck) legt literaturkritik.de nach: Literarischer Antisemitismus ist das Thema der Juni-Ausgabe und erscheint dabei das erste Mal in lesefreundlichem, neuem Kleid.
„Auch Literaturwissenschaftler, die sich mit dem Antisemitismus auseinandersetzen, müssen feststellen, dass das Thema den Deutschen nicht unbedingt unter den Nägeln brennt. Kann man doch sowohl in der universitären Lehre als auch in der alltäglichen Fachdiskussion immer wieder die Erfahrung machen, dass eine wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Phänomen keinesfalls überall begrüßt wird. Stattdessen führt Antisemitismuskritik oft zu offenen Unmutsbekundungen, stößt auf Ablehnung oder führt sogar zu raunenden Warnungen, man könne sich mit einem solchen Thema in der Karriere nur schaden. …
Es wird kontrovers: Um neuere Erkenntnisse über problematische Texte aus dem 19., 20. und 21. Jahrhundert zu vermitteln, die in den letzten Jahrzehnten von Germanisten zum Teil vehement gegen den Vorwurf des Antisemitismus verteidigt wurden, bietet die neue Juni Ausgabe von literaturkritik.de Essays und Rezensionen, die solchen Einschätzungen widersprechen. Zudem umfasst sie etliche Besprechungen zum Thema Judentum und der jüdischen Kultur allgemein und soll im Laufe des Monats noch um weitere Beiträge ergänzt werden.“
16.06.2013 | Wach auch für die eigenen Reflexe „Um die Kategorie der Wachheit als Grundzustand des Intellektuellen ging es am heutigen Sonntagmittag bei der Verleihung des Ludwig-Börne-Preises an den Philosophen Peter Sloterdijk in der Frankfurter Paulskirche. Allerdings um eine besondere Wachheit, eine nach außen gerichtete, eine Wachheit, die den Intellektuellen in die Öffentlichkeit wirft.
Der amerikanische Romanist Hans Ulrich Gumbrecht war der Laudator. Er beschrieb Sloterdijk als einen Autor, der durch seine rhythmisierte und aphorismenreiche Sprache Zustände von Wachheit schafft: Er lasse nicht ab von seiner obsessiven Konzentration auf die Alltagswelt, die von Gedanken über den Irakkrieg über Autokarosserien bis zu nächtlichen Pornofilmen reichten …
Der Philosoph selbst trat in der Paulskirche, in der Vergangenheit Ort mancher intellektueller Kontroversen, zurückgenommen und selbstironisch auf. Er befände sich nicht mehr im Paradies des Unbekannten, in dem er sonst vielleicht beschützt "süß-dissonante Gedichte" verfasst habe, nur auf "das Nichts und die Bella Figura" achtend, sondern eben in einer Öffentlichkeit, die mitzuprägen er als seine Pflicht ansehe.“ Mehr zur Preisverleihung berichtet Mara Delius in der WELT.
16.06.2013 | Sonntagsfrage Das Boersenblatt hat den russischen Schriftsteller Andrej Dmitrijev, der gerade durch Deutschland reist, gefragt, wie man die Freiheit des Wortes in Russland verteidigen kann - seine Antwort:
"Wichtig ist anzumerken, dass die Situation der Freiheit des Wortes in Russland nicht eindeutig ist. Belletristik, Sachbuch, Publizistik, historische Literatur, Poesie erfahren keine Zensur. Freiheit des Wortes eines Autors oder Dichters ist unbegrenzt. Ganz anders steht es um Periodika: es wird ein starker Druck auf Journalisten und Publizisten ausgeübt – juristisch, administrativ und physisch. Zeitungen bekommen Geldstrafen. Journalisten werden bedroht, geschlagen, getötet. Am schlimmsten sieht es jedoch im Fernsehen und in den elektronischen Medien aus. Sie werden vom Staat kontrolliert. Langsam mutieren TV-Sender und elektronische Medien (früher Infoquellen und Diskussionsplatformen) zu groben Propagandainstrumenten.“
Was könnte man herauslesen? Prosa, Dichtung und Poesie genießen großzügig Narrenfreiheit, weil sie gesellschaftspolitisch heutzutage ohnehin völlig irrelevant sind (selbst wenn sie auf die Idee kämen, kritisch zu sein).
16.06.2013 | Gothic der Jahrhundertwende Man könnte heuer seinen 150. Geburtstag feiern: Fedor Sologub (1863-1927) wird von Svjatopolsk-Mirskijs Geschichte der russischen Literatur geschätzt als der „grösste und raffinierteste Dichter“ der ersten Symbolistengeneration in Russland, war aber über Jahrzehnte vergessen. „Man legte seine Werke kaum mehr auf, seine Lyrik wurde als bourgeois und krankhaft diffamiert. Erst 1975 konnte eine zuverlässige und von Minna Dikman ausgewogen eingeleitete Ausgabe seiner Gedichte erscheinen; seit 1990 ist Sologub definitiv wieder in den Kanon der russischen Literaturgeschichte zurückgekehrt.“ Ulrich Schmids Nachwort zum Buch „Die Teufelsschaukel“ (2002 – leider vergriffen), nachzulesen auf planetlyrik.
Fixpoetry erinnert an den düsteren Dichter im Licht des Sommers mit einem Text, der am 16.06.1902, also vor genau 111 Jahren entstanden ist:
Fedor Sologub
Höhle
Ich wohne in dunkler Höhle,
ich seh keine helle Nacht.
Keine Hoffnung für die Seele,
kein Sonnenstrahl, der lacht.
Zur Höhle wird niemand gehen,
kein Räuber versteckt sich hier,
den Eingang kann man nicht sehen,
und es brennt eine Kerze vor mir.
In meiner Höhle gibt`s keine Wärme,
nur Enge und Verderben.
Von Welt und Menschen ferne
muß ich hier sterben.
Nachdichtung von Christoph Ferber
16.06.2013 | Rauheit und Durcheinander im Sinn „Fast alle normalen Muster der Natur sind rau. Sie besitzen äußerst irreguläre und fragmentierte Merkmale – nicht nur weit komplizierter als die wunderbare antike Geometrie Euklids; sie sind zumeist von einer ungeheuer viel größeren Komplexität. Für Jahrhunderte war die bloße Vorstellung, Rauheit zu messen, ein müßiger Traum. Dies ist einer der Träume, denen ich mein ganzes Leben als Wissenschaftler gewidmet habe.
Ich möchte mich vorstellen: Als eine Art Krieger der Wissenschaft und als mittlerweile alter Mann habe ich eine Menge geschrieben, dabei aber nie ein verlässliches Publikum erworben. Erlauben Sie mir also, Ihnen in diesen Erinnerungen mitzuteilen, wer ich bin und wie ich dazu kam, so viele Jahre an der in der Tat ersten Theorie der Rauheit zu arbeiten, und wie ich schließlich damit belohnt wurde, dass sie sich zusehends mehr in eine Theorie der Schönheit verwandelte.“ Vom 2010 verstorbenen Mathematiker Benoit Mandelbrot sind nun bei Piper die Erinnerungen an ein mäanderndes Leben jenseits des Wissenschaftsmainstreams erschienen: „Schönes Chaos“. Mandelbrot ist weithin bekannt durch visuelle Ausformungen von Rechenanweisungen wie bspw. beim Apfelbaummännchen (hier ein link zu sogenannten Mandelbulbs auf youtube). Die Sprache der Mathematik imitiert hier, was die Natur bspw. im Blumenkohl aus Sachgründen sagt. In einer einfachen Sprache erzählt Mandelbrot nun den Zickzack seines eigenen Lebens.
16.06.2013 | Vom Zugriff der Zukunft auf die Gegenwart Hinterher waren vorher alle schlauer: Diese Blase musste ja platzen! Tja, hätte man wirklich gewusst, was die Zukunft bringt, wäre durch die letzten Börsen-Crashs kaum so viel Kapital vernichtet worden. Trotzdem behauptet die Finanzwirtschaft noch immer, gerade sie bilde ein perfektes, idealtypisches Marktgeschehen ab. Systemversagen gilt als Ausnahme von der Regel, die lautet: Der Kapitalismus funktioniert – und wenn nicht, dann geschieht das höchstens durch irrationalen Überschwang, maßlose Gier oder mangelnde Expertise der Marktteilnehmer.
In seinem herausragenden Essay Das Gespenst des Kapitals von 2010 hat der Kulturwissenschaftler Joseph Vogl irrationale und zufällige Prozesse als durchaus reguläre Abläufe im Getriebe kapitalistischer Ökonomien identifiziert. Dort versichert man sich – mittels einer quasi-religiösen »Dreifaltigkeit moderner liberaler Ökonomie« (Vogl) – stets aufs Neue der Ausgewogenheit, Vorhersehbarkeit und Gerechtigkeit eines Systems, das nichts davon einlösen kann. Eben weil es gezwungen ist, Geschäfte mit der Zukunft zu machen. Was nun? fragt Gastgeber Jens Meyer-Kovac am Montag, den 17.06. um 20 Uhr im Literarischen Salon der Leibniz Universität Hannover.
15.06.2013 | Reality Sandwiches "Bis heute gilt der Poet, Performer, Antimilitarist Allen Ginsberg als einer der Gründerväter und einflussreichsten Figuren der Beat-Generation. Als thematische Fortsetzung der Ausstellung »the name is BURROUGHS - Expanded Media«, die 2012 am ZKM zu sehen war, wird »Reality Sandwiches« die Form einer multimedialen interaktiven Präsentation annehmen. Die Ausstellung, die zeitgleich in Metz, Rennes und Tourcoing bei Lille stattfindet, präsentiert Leben und Werk von Allen Ginsberg, ebenso wie seinen Einfluss auf andere Persönlichkeiten der Beat Generation." Soeben hat sie der Kurator Jean-Jacques-Lebel im ZKM in Karlsruhe eröffnet.
Bekannte und unbekannte Filme, öffentliche Lesungen, Aufzeichnungen, nie gesehene Reportagen, Texte, bildende Kunst, Gespräche, Fotografien und Dokumente jeder Art... Diese bisher unveröffentlichte und hier zum ersten Mal gezeigte Zusammenstellung bietet eine internationale, labyrinthische und multimediale Perspektive, die die Grenzen einer linearen und didaktischen Museumspräsentation überschreitet – wie wir aus der Eröffnungsrede zur neuen Ausstellung in Karlsruhe vom 15.06. bis 01.09. erfahren.
In seinem berühmten Manifest/Gedicht Howl hat Ginsberg übrigens das biblische Monster Moloch wieder aufgegriffen, das immer mehr menschliche Opfer fordert. Karl Marx hatte Moloch bereits als Sinnbild des herrschenden und aggressiven Kapitalismus angeprangert. Es ist durchaus kein Zufall, dass Ginsberg, Burroughs und ihr gemeinsamer Freund Jean Genet 1968 an den Demonstrationen in Chicago teilgenommen haben und dass einige ihrer jungen Gesinnungsfreunde bei dieser Gelegenheit ein echtes, rosafarbenes und brüllendes Schwein als Kandidat für die amerikanischen Präsidentschaftswahlen aufgestellt haben …
15.06.2013 | Die Frau im Dunkeln In den Jahren von der Jahrhundertwende bis zur Machtübernahme durch die Nationalsozialisten entwickelte sich Berlin in rasantem Tempo zur Metropole, besonders im kulturellen Bereich bildete sich eine einmalige Vielfalt heraus. Das erste deutsche Kabarett wurde in Berlin gegründet, die Anzahl der Theater, Varietés und später der Kinos stieg sprunghaft an. An diesen Entwicklungen hatten Frauen mit ihren künstlerischen Arbeiten in all ihren Facetten einen gewichtigen Anteil. Evelin Förster stellt Komponistinnen und Textautorinnen vor, die im Genre Chanson, der Unterhaltungskunst und des Films gearbeitet haben und teilweise selbst auf den Bühnen der Berliner Kabaretts und Variétés standen. Neben bekannten Namen wie Claire Waldoff, Mascha Kaléko und Erika Mann, weniger bekannten Namen wie Marita Gründgens und Valeska Gert werden auch in Vergessenheit geratene Künstlerinnen porträtiert, die zum Teil auch unter männlichen Pseudonymen gearbeitet haben oder aufgrund ihres jüdischen Glaubens emigrieren mussten.
Dieses Buch versammelt 19 Künstlerinnenporträts mit biographischen Skizzen, Informationen zum Oeuvre und Bildmaterial wie Porträts, Innen- und Außenansichten von Kabaretts, Programmzettel und Notendeckblätter. Es ist auch eine spannende Doppel-CD mit einer Chanson-Text-Collage mit O-Tönen bei duo-phon erschienen (für Hörproben bitte nach unten scrollen).
„Die Frau im Dunkeln“ ist der Originaltitel einer 1920 entstandenen Operette, für die eine heute vergessene Dichterin, Eddy Beuth, die Verse geschrieben hat.
15.06.2013 | Regenbogen aus Büchern „Einst wurden hier Hosen gekürzt, Kleider enger oder weiter gemacht und Socken gestopft. Irgendwann wurde die Näherei zugesperrt, viele Jahre stand das Gassenlokal leer, bis es Cella entdeckte. Nun reihen sich dort Bücher in allen Farben, Formen und Größen aneinander. Der gebürtige Salzburger Cella, der an der Akademie der bildenden Künste in Wien studierte, hat nicht nur ganz spezielle Regale für seine Verkaufsgegenstände angefertigt, sondern auch ein durchwegs ungewöhnliches Präsentationskonzept für die Bücher gewählt: Er sortiert sie nach Farben.
Regenbogen aus Büchern. Ein Ordnungssystem, das in klassischen Buchhandlungen eigentlich verpönt ist. Dort werden die Werke meist nach Autoren und Genre sortiert. Für Cella war das genug Ansporn, es anders zu machen: „Ich wollte neue Ordnungssysteme finden und alte brechen. Das ist vor allem für Menschen, die Inhalte suchen, ungewöhnlich.“ berichtet Die Presse über eine ganz besondere Buchhandlung, den Salon für Kunstbuch.
14.06.2013 | Der große Lyrikmarkt des poesiefestival berlin Investieren sie in Lyrik, denn Lyrikaktien sind krisensicher! Mit dem 3. Lyrikmarkt lädt das poesiefestival berlin auch dieses Jahr wieder ein zum Schmökern, Stöbern, Zuhören und Tanzen, am 15.6.2013 auf dem Gelände vor der Akademie der Künste, Hanseatenweg.
Ausgewählte Verlage, Antiquariate und Buchhändler für Lyrik bieten poetische Neuerscheinungen, Fundstücke und Raritäten. Mit dabei sind u.a. APHAIA VERLAG, außer.dem, BELLA triste, Carl Hanser Verlag + Akzente, Edit, Edition Korrespondenzen, Edition Rugerup, Elfenbein Verlag, Gutleut-Verlag, hochroth Verlag, KOOKbooks , Leipziger Literaturverlag, Literarische Buchhandlung der Zauberberg, Luchterhand Literaturverlag, Lyrikedition 2000, Lyrikpapyri der Edition Voss im Horlemann Verlag, Matthes & Seitz Berlin, Matthias Wagner Antiquariat, parasitenpresse, Poesiealbum / Märkischer Verlag, poetenladen verlag, Reinecke & Voß, Rimbaud Verlag, Saint George´s Bookshop, Schöffling & Co., Schreibheft, SINN UND FORM, Suhrkamp und Insel VerlagVerlag C.H. Beck, Verlag Das Wunderhorn, Verlag Hans Schiler, Verlag Peter Engstler, Verlagshaus J. Frank Berlin und Wallstein Verlag.
Für buntes Markttreiben sorgt ein lyrisch-musikalisches Bühnenprogramm mit Lesungen und Konzerten. Draußen und umsonst. Für Essen, Getränke und schönes Wetter wird gesorgt. Poesie ist marktfähig, und gute Lyrics sind Literatur. Mit dabei sind u.a.: Norbert Hummelt, Nadja Küchenmeister, Ulf Stolterfoht, Monika Rinck, Esther Kinsky, Marion Poschmann mit dem Saxophonisten Eckard Koltermann, Lydia Daher, Sorry Gilberto, Jens Friebe und Kat Frankie mit Band. Weitere Informationen unter www.poesiefestival.org
14.06.2013 | Selbst-Bewusste Erzählungen Was haben die Blogs von amerikanischen Soldaten, die Fernsehserie "Mad Men", der Film "Zero Dark Thirty" und das Computerspiel"Bioshock" gemeinsam? Eine ganze Menge. Sie alle sind politisch aufgeladen. Sie alle legen Zeugnis davon ab, dass die populäre amerikanische Kultur der Gegenwart das Politische wiederentdeckt.
In der klassischen Postmoderne, so wird oft kritisiert, thematisierte Literatur oft vor allem sich selbst und verlor sich so im Spiel mit Effekten und unterschiedlichen Textebenen. Diese 'narzisstische' Beschäftigung mit der eigenen Textlichkeit - wie der Vorwurf lautet - machte solche verspielt postmodernen Texte unpolitisch. In der vergangenen Zeit allerdings beansprucht eine neue Generation von Texten politische Wirkmacht gerade in einem selbstbewussten Bezug auf die eigene Textlichkeit. Das gilt sowohl für künstlerische Texte in Romanen, Filmen, Fernsehserien und anderem, als auch für politische Gebrauchstexte, die ihrerseits zunehmend ihre narrativen Qualitäten entdecken.
Vom 20. bis 22. Juni findet am Institut für Amerikanistik der Universität Leipzig die Tagung "Poetics of Politics" statt, bei der eine internationale Gruppe von Forschern diese Wiederentdeckung des Politischen in der zeitgenössischen Breitenkultur untersucht.
14.06.2013 | Buchjournaille zum Nachhörn Wies der Lyrik heute geht? Dieser Frage kann immer nur eine Verteidigungsrede folgen. Und die hat das Gedicht gar nicht nötig. Es ist wohl nur so, dass die Leser sich aufteilen in jene, die Gedichte lesen, weil sie sie lieben, und andere, die um Lyrik einen Bogen machen. Gedichte, sagen diese Leser, geben ihnen das, was sie sagen wollen, so vage und spekulativ wider, dass ihre Lesezeit sich verlängern müsste, bevor sie den Sinn verstanden haben. Zum Trost sei den Ungeduldigen gesagt: Diese Strategie ist falsch. Wer glaubt, ein Gedicht verstanden zu haben, hat es nicht verstanden. Dass das Sprechen über Gedichte sehr wohl möglich ist, will das Buchjournal vorführen.
Besprochen werden von Daniela Danz, Ulf Heise & Michael Hametner:
Thomas Kunst - Die Arbeiterin auf dem Eis. Gedichte und Briefe.
Carl-Christian Elze - ich lebe in einem wasserturm am meer, was albern ist – Gedichte.
Jan Kuhlbrodt - Stötzers Lied. Gesang vom Leben danach.
Richard Pietraß - Wandelstern und Peter Gosse: Über das allmähliche Verfertigen von Welt im Dichten.
13.06.2013 | Taktlos in Zürich Wieso nennt Hannes Loeschel sein Projekt Exit Eden? Für das Programm «Songs of Innocence» greift er auf einen Lyrikzyklus des englischen Dichters und Malers William Blake (1757–1827) zurück. Blake, ein sperriger und aufrührerischer Geist, der sich zeit seines Lebens den Autoritäten verweigerte, schrieb die Verse für die «Lieder der Unschuld» aus der Perspektiveeines Kindes. Die Aufklärung war zu ihrem Höhepunkt gelangt, und Blake wählte einen beinahe naiv anmutenden Zustand der Schöpfung für seine Betrachtungen, in die sich nach und nach auch das Dunkle und Böse einschlichen.
Der Wiener Pianist und Komponist Hannes Loeschel konzipierte vor sechs Jahren mit den Poems von Blake das Bühnenstück «Paradise Lost – Exit Eden». Zur Umsetzung wählte er MusikerInnen, die im Jazz, in der Improvisation und der Neuen Musik zu Hause sind. Aus dem Bühnenstück entstand eine konzertante Fassung mit dem österreichischen Gitarristen Michael Bruckner-Weinhuber, dem australischen Bassisten Clayton Thomas und dem Schlagzeuger Mathias Koch. Den Gesangspart vertraute er Phil Minton an, der bereits in den achtziger Jahren mit Mike Westbrook die grossartige Platte «Westbrook Blake» eingespielt hatte. Der walisische Bariton gibt den «Songs of Innocence» eine unverwechselbare Prägung. In den Kompositionen des 17-teiligen Blake-Zyklus lässt Löschel neben Brecht/Eisler auch Jazz, Rock, Folk, Country und Ambient anklingen. So gelingt es ihm, neu klingende Stücke zu schaffen, ohne die Tradition zu verleugnen. Und darüber, wie sich Minton zwischen «Heaven and Hell» bewegt, kann man nur ins Schwärmen geraten.Vom 14.06. - 16.06.2013 beim Taktlos Festival in Zürich.
William Blake
Der Tiger
Ein Tiger wehte, hell entfacht
in den Abgründen der Nacht,
das Rätsel her aus wessen Hand
sein furchtbar Gleichmaß zu ihm fand.
Feuer – Wo im Himmel brannte
das dir in das Aug gebannte?
Wer flog umher, wem war erlaubt,
daß er es den Himmeln raubt?
Wer schulterte kunstvoll die Gesetze,
daß sich dein Herz aus Stärke netze?
Und als es schlug, wer nahm das Grauen
Und formte mit ihm deine Klauen?
Welches Werkzeug, welcher Griff
ballte deine Kraft und schliff
dein Hirn? Woher kam die Gewalt,
die dein Grauen tödlich ballt?
Als die Sterne Speere schossen
und Tränen in den Himmel gossen,
sah ein Lächeln dich als Werk vor sich?
Schuf Er, der auch das Lamm schuf, dich?
(1794)
(Nachdichtung Frank Milautzcki, 13.01.2013)
13.06.2013 | »Wir treffen uns gleich nach dem Krieg« Lange Nacht zum 100. Geburtstag des Schriftstellers Felix Hartlaub am Freitag, 14. Juni, 19 Uhr im Großen Saal im Berliner Literaturhaus.
Einführung und Moderation: Karl Corino |Unveröffentlichte Briefe Felix Hartlaubs an Heinrich Wiegand Petzet, gelesen und kommentiert von Arnold Stadler. |»Felix Hartlaub, oder: Was Widerstand ist, definiert die Diktatur«, Jörn Schütrumpf | Felix Hartlaub als Zeichner, vorgestellt von Inge Herold |Lesung aus Prosa und Briefen Felix Hartlaubs, Gabriele Gysi | »Wir trafen und nach dem Krieg«, Klaus Stiller | Podiumsgespräch: Fragen aus dem Publikum.
13.06.2013 | Zärtliche, poetische, ironische Bauernsleut Die 1861 geschlossene Ehe von Anna Katharina Moosbrugger, gen. Nanni (1838-1868), mit dem Literaten und Sozialreformer Franz Michael Felder, entspricht nicht allgemeiner Vorstellungen einer Liebe im bäuerlichen Milieu im Bregenzerwald des 19. Jahrhunderts. Die intimen Briefe, Tagebücher und Gedichte der Beiden sind zärtlich, poetisch, ironisch. Die innige Beziehung zwischen Nanni und Franz Michael Felder wurde 1868 durch ihren frühen Tod tragisch zerstört.
Nanni, eine für ihr Umfeld und ihre Zeit ungewöhnlich belesene Frau, war ihrem Mann eine ebenbürtige Gefährtin. Sie schrieb Gedichte und Tagebücher und las gierig alle Bücher ihres studierenden Bruders Kaspar. Sie bestärkte Franz Michael Felder in seiner Berufung als Dichter und Bauer. Im Geschlechterverständnis des Ehepaars Felder sollte eine Frau Teilhaberin der Verhältnisse des Mannes sein. Franz Michael Felder sah sie als seine frei und eigenständig denkende Erzieherin an. Durch sie erkannte Felder, „dass eine bessere Ausbildung nicht unfähig mache, in meiner Heimat […] zu leben und zu arbeiten“.
Franz Michael Felder setzte in „Aus meinem Leben“ seiner toten Frau ein literarisches Denkmal.
Martin Gruber, Gründer und Leiter des aktionstheater ensemble, inszeniert am 14. und 15.06. im Frauenmuseum Hittisau einen Abend im Zeichen von Liebe und Trauer, Sehnsucht und Erfüllung, Intimität und Öffentlichkeit.
13.06.2013 | Sprachkultur Babylon Heute Nacht im Deutschlandradio Kultur um 0:05 Uhr ein Hörspiel von Till Müller-Klug: Wie sieht eine Welt aus, in der sich Sprachen nicht selbst entwickeln, sondern entwickelt werden? Für jede Lebenssituation die passende Sprache - die Firma "Sprachlabor Babylon" ist führend auf diesem Markt. Kunstsprachen wie "Hochleistungsdeutsch", "Überzeugungszunge" und die Erfindung von "Tarnwörtern" sind erfolgreiche Produkte. Diese lassen sich per Blauwellen vom Mobiltelefon direkt ins Gehirn übertragen. Aber dieser Service ist teuer und das Monopol hat die "Initiative Neue Sprachwirtschaft". Wer sich die Sprachprodukte nicht leisten kann, ist auf die öffentlich subventionierte Sparsprache angewiesen und deren Verteilung wird streng rationiert.
Regie: Thomas Wolfertz | Mit: Lavinia Wilson, Maren Kroymann, Daniel Wiemer, Matthias Matschke u.a. | Komposition: Ekkehard Ehlers | Länge: 48.49 Minuten
12.06.2013 | Lob Dich! Greve liest Dichter Demel – und präsentiert mit Entwurf-Direkt unter dem Motto Dichter am Leser das innovative Lyrik-Verkaufs-Rad „Librette“.
Es gibt Dichter, die gibt es gar nicht. Jener Demel, der sich so behende der Sprache bedient, um Unzulänglichkeiten des Lebens und des Alltags zu seinen Gunsten umzuformulieren, ist in zahlreichen Greve- Gedichten die Hauptperson. Demel? Ja, Demel! Aber nicht der einst so berühmte Richard Dehmel, sondern einfach nur Demel und ohne h. Der unbekannte Poet kämpft auch mit durchaus irdischen Problemen wie Zahnschmerzen oder Unordnung …
Andreas Greve lässt ihn bei „Entwurf-Direkt“ - dem Laden, der in keine Schublade passt - zu Wort kommen und präsentiert in einer Art Sneakpreview zugleich seinen nagelneuen Lyrikband: Über 70 Gedichte und Lieder für nur € 9,99. Den Titel verrät man aber erst an diesem Altonale-Abend. Nur so viel: Die coole Cover-Zeichnung stammt – wie schon bei der CD – vom befreundeten Stern-Cartoonisten Til Mette.
ALTONALE – Do., 13. Juni, 20 Uhr – Eulenstraße 81 Entwurf-Direkt
Andreas Greve
11.06.2013 | Jung über Junge „Wenn man auf Erkundungsreise danach gehen möchte, was in uns verborgen ist, danach, was hinter dem Sichtbaren steht, und etwa der Frage nachgehen will, warum sich bestimmte gesellschaftliche Formen verändern, zum Beispiel die Zweierbeziehung, oder warum sich Familienstrukturen so dramatisch aufgelöst haben, glaube ich, dass man mit Geschichten, die den Ist-Zustand einfach abschildern, nicht weit kommt. Man kann daraus nur selten etwas lernen, das sich nicht auch mittels einer konzentrierten Zeitungslektüre erfahren ließe.
Wenn man aber darüber hinaus etwas davon mitbekommen will, was Beziehung heute überhaupt noch heißt, glaube ich, dass die Syntax ein Modell ist, mit dem sich gut zeigen lässt, wie Dinge zerbrechen oder sich auflösen. Bedeuten würde das einen freieren und souveräneren Umgang mit Sprache und Fantasie. Das hatten wir ja vor einem halben Jahrhundert einmal, in den 1950er- und 60er-Jahren gab es eine sehr wichtige Literatur - mit der Wiener Gruppe als prominentestem österreichischen Beispiel -, die uns solche Literatur vorführte. Aber die ist ziemlich untergegangen.
Allerdings habe ich das Gefühl, dass es jüngere Autoren gibt, die wieder Neues probieren. Sie wollen etwas abbilden, etwas zeigen, aber sie machen das immer häufiger nicht in durcherzählten Geschichten, sondern indem sie die Elemente, welche die Sprache ihnen anbietet, und die Lebensrealitäten derart kombinieren, dass plötzlich andere Bezüge deutlich werden und man einen ungewohnten Blick auf Dinge lernt, wie man ihn im Alltag normalerweise nicht praktiziert.“ Verleger Jochen Jung im Interview in derStandard.at
11.06.2013 | The Beat goes on Vor 60 Jahren öffnete in San Francisco der City Lights Bookstore seine Türen – und bis dahin unbekannte Autoren und Poeten erhielten ein ‚Schaufenster‘ für ihre Texte, die die Literatur nach dem Zweiten Weltkrieg revolutionieren sollten. Es schlug die Stunde der Beat-Poeten: Kerouac, Ginsberg, Burroughs und andere. Der Geist und die Werke dieser ‚Väter‘ der aktuellen Literatur werden an diesem Abend wieder zum Leben erweckt – mit Film-Ausschnitten, Hörbeispielen – vor allem eines hierzulande recht unbekannten Protagonisten der Beat-Poeten-Ära. Leider musste der eingeladene Amiri Baraka (einer der wenigen afroamerikanischen Vertreter der Beat-Literatur - 1934 als LeRoi Jones geboren, kam er 1957 in Kontakt mit den Beat-Poeten, ließ sich in seinen Gedichten stark davon inspirieren - und verließ die Beat-Poeten 1965 nach der Ermordung von Malcolm X) seine Reise nach Deutschland und die Schweiz aus persönlichen Gründen absagen. Der Motto-Abend im Literaturhaus Stuttgart findet am 12.06. dennoch statt.
Um 19 Uhr die ARTE-Filmpremiere: „Beat Generation: Kerouac, Ginsberg, Burroughs“, Dokumentarfilm von Jean-Jacques Lebel und Xavier Villetard, ARTE France 2013, 54 Min (Ausstrahlung im TV erst im Oktober 2013) und ab 20 Uhr – Lesung und Gespräch mit dem Journalisten und Beatnik-Kenner Manfred Heinfeldner sowie dem Schauspieler und Musiker Robert Stadlober, der zurzeit am Theaterhaus gastiert. Hört man Amiri Barakas Gedichte und Texte, hört man die Wurzeln des heutigen Rap.
11.06.2013 | Unsinn kommt und zeigt Nerven Derzeit auf Lesereise mit ihren Gedichten: Olga Martynova. Sie kommt am Dienstag, 11. Juni 2013, 20.00 Uhr ins Literaturhaus Köln.
Nie habe sie unlogischere Gedichte geschrieben als diese, so Olga Martynova: das Verfahren heißt »Nervenverknüpfung«. Die Gedichte Von Tschwirik und Tschwirka (Droschl) sind Abkömmlinge von Martynovas Roman Sogar die Papageien überleben uns. Die Hauptfigur des Romans ist Expertin für die Literatur der Oberiuten, Vertreter der russischen Moderne der 1930er Jahre, zu denen auch Daniil Charms und Alexander Wwedenskij gehörten. Sie hätten, heißt es im Roman, »den Unsinn als Erkenntnismittel gewählt. Sie wollten die absurde Welt verstehen, in der sie zu leben hatten.« In diese Tradition stellt sich die Lyrikerin Olga Martynova, die 1991 aus Petersburg nach Deutschland kam: »Es wispert, flüstert, scherzt, erörtert und schwatzt in ihren Versen, Versen, als wollte sie Seite für Seite das Wort Leonid Lipawskis, eines ihrer Gewährsmänner aus der Petersburger Moderne, einlösen.« (Beatrice von Matt, NZZ) Den Roman schrieb Martynova auf Deutsch, ihre Gedichte auf Russisch – und übersetzte sie anschließend mit ihrer Dichterkollegin Elke Erb.
Olga Martynova stellt ihre Gedichte im Gespräch mit Norbert Wehr vor, Herausgeber der Literaturzeitschrift Schreibheft. Die deutschen Übersetzungen liest Olga Martynovas Sohn Daniel Jurjew.
11.06.2013 | Hellsichtig auf schmalem Raum Seit nunmehr 13 Jahren erscheinen die Bücher der Lyrikedition 2000 (seit 2012 von Florian Voß herausgegeben) und seit kurzem informiert nun auch ein Lyrikletter über Verlagsneuheiten und mit Hintergründen rund um das Gedicht, wie es aussehen kann, warum es entsteht, wovon es lebt und wie es überlebt in einer scheinbar poesiefeindlichen Welt. Was kann Lyrik bieten? Zum Beispiel kleine hellsichtige Philosophien auf schmalem Raum, Feste der Verspieltheit und der Sinnlichkeit, Loblieder der Albernheit bis hin zu Spendern von heilsamer Lakonie, rettender Stille und reinigendem Ernst – am besten aber alles auf einmal. Gedichte können so viel, dass sie sich aller Beschreibungen erwehren, und wie lebendig das zeitgenössische Gedicht ist – dafür liefern die Bänder der Edition den Beweis. Aktuell im Lyrikletter: Marius Hulpe „Einmal werden wir“.
Marius Hulpe
einfach los. in die brennenden Berge, hier unten im Dorf
melden die Hunde Alarm, die Gassen heulen auf
als bloß natürlichste Form der Sirene, und nicht alle
lautstarken Hunde sind männlich. apropos seien:
unser Dorf ist ein Liegestuhl, oder auch eine Sendestation
des heimlichen Lebens, doch insgeheimer, ureigentlich
ist es ein Nachrichtendienst, mit seinem ins Bombastische
gewucherten Wissen, und das Wissen ist ein Herz,
doch sein Impuls ist das Hirn, dieser listige Lappen,
der mir auf der Wanderschaft hilft, während
der Berg noch immer brennt und hier unten im Dorf
keiner weiß, wie man Berge löscht, wie man einen Himmel
bastelt, und mit ihm den klassischen Regen. die Klebe
wird nicht halten für die Wolken, sie hängen ganz schlaff
am Rande der Orbitmohle, und planen schon ihr Verschwinden
10.06.2013 | Mundstücke Heute abend um 20:00 Uhr in der Literaturwerkstatt Berlin: Mundstücke- mit Christian Bök, Autor und Performer aus Kanada, Isabeella Beumer Voice-Artistin aus Düsseldorf und Valeri Scherstjanoi Lautdichter und Schriftkünstler aus Berlin.
Ob als Gedicht in Phantasie-Sprache, pure Phonetik der Stimme, elektronische Verfremdung des gesprochenen Wortes, Kombinationen aus musikalischen, tänzerischen und visuellen Elementen: Lautpoesie transportiert die gesprochene Poesie in einen neuen multimedialen Zusammenhang. »Mundstücke« entführt die Zuschauer an diesem Abend in die vielfältige Welt dieser höchst lebendigen Kunstform zwischen Dichtung und Gesang.
Mit seinen Phonetischen Gedichten bietet Valeri Scherstjanoi ein lautpoetisches Experiment und entwickelt einen durch Automatismen und Zufalls-operationen geprägten spielerischen Umgang mit Lauten. Isabeella Beumer kreiert mit ihrem phänomenalen Repertoire an stimmlichen Techniken und darstellerischen Mitteln ein filigranes Gleichgewicht ergreifender Zwischenweltmusik. Abschließend beweist Christin Bök mit seiner Interpretation der Ursonate von Kurt Schwitters, wie aktuell das dadaistische Werk aus den 1920er Jahren noch immer ist und dass es nicht umsonst als Schlüsselwerk der Lautpoesie gilt.
09.06.2013 | Leiche im Maul auf Papier Am Montag, 10. Juni, 20.00 Uhr wird der Rostocker Schriftsteller Rüdiger Fuchs die Früchte seiner neuesten Herausgeberschaft im Literaturhaus Rostock vorstellen: für die europäische Literaturzeitschrift "Gombrowicz-Blätter" haben Autor|inn|en aus Polen, Litauen, Argentinien, Spanien, der Schweiz, Großbritannien und Deutschland geschrieben. Die mehrsprachige Literaturzeitschrift möchte sich in die Tradition der seinerzeit von Hermann Buddensieg herausgegeben „Mickiewicz-Blätter“ stellen, die von den frühen 50ern bis in die 70er Jahre in der Bundesrepublik erschienen und sich um die polnisch-deutsche Wiederannäherung verdient gemacht haben.
Die "Gombrowicz-Blätter" widmen sich dem Wirken des genialen Provokateurs Gombrowicz, der polnischen Literatur und der europäischen Verständigung über kulturelle Identitäten und in seinem Tagebuch dereinst notierte: „Wisset denn, daß man über mich nicht auf langweilige, gewöhnliche, gemeine Art sprechen darf. Das verbiete ich entschieden. Ich fordere festtagsfröhliche Worte über mich. Wer sich erlaubt, langweilig und vernünftig über mich zu sprechen, den werde ich grausam strafen: im Munde werde ich ihm ersterben, und er wird das Maul voll von meiner Leiche haben.“
Unter anderem geladenen Gästen der Literaturvermittler aus Osteuropa wird Rüdiger Fuchs am Abend berichten, auf welch verschlungenen Wegen er zum Herausgeber dieser neuen europäischen Literaturzeitschrift avancierte.
09.06.2013 | Schlaflied und Flötentöne? Heute beim Thementag Ungarn in der Literaturwerkstatt Berlin, am Abend um 22 Uhr: Tibor Szemzö mit seiner Multimedia-Performance Tractatus.
»Bildmagier und Klangstürmer« nannte die FAZ den ungarischen Medienkünstler Tibor Szemző. Inspiriert von Ludwig Wittgensteins »Tractatus logico-philosophicus« lässt er seine klangvolle Sprechstimme, verschiedenen Sprachmelodien, Musik und poetische Super-8-Filmaufnahmen von Péter Forgács zu einem einfühlsamen und lebendigen Gesamtkunstwerk werden in dem auf mehreren Ebenen Sprache funktioniert. Szemzö summt zu minimalistischen Klängen seine Melodie wie ein Schlaflied, während Erzähler in verschiedenen Sprachen aus dem Traktat zitieren.
09.06.2013 | Das Weither diesseits und das Immerschon „Gibt es Philosophie ohne Literatur? Darauf werde ich ohne Umschweife antworten: Ja, es gibt Philosophie – jedenfalls, nennt sie sich Philosophie – die nicht den leisesten Sinn für Literatur hat. […] Aber was man sagen sollte, ist, daß eine Philosophie, die erfindet, vorgeht, weiterdenkt, immer poetisch ist. Die braucht immer Poesie“ (S. 190). Cixous will nicht nur die Grenzen zwischen den Disziplinen sowie diejenigen zwischen Schreiben und Lesen verwischen, sie scheint auch bereits eine Zeit zu bewohnen, in der die Grenzen zwischen den Polaritäten aufgehoben sind. Nicht zuletzt durch das Körper-Denken ist eine Erinnerung möglich, die über die patriarchale Tradition hinausreicht: „Die Frauen kommen von weither zurück: aus dem Immerschon: aus dem ‚Draußen‘, aus der Heide wo die Hexen sich am Leben halten. Von unten, aus dem Diesseits der ‚Kultur‘, aus ihren Kindheiten“ (S. 41), schreibt sie. Es geht nicht darum, das bestehende System ein wenig Frauen freundlicher zu gestalten sondern ganz und gar da zu sein, als diejenigen, die wir sind, und zu sehen, was dann passiert.“ Eine Rezension von Bettina Schmitz zu einer Neuerscheinung bei Passagen: Hélène Cixous: Das Lachen der Medusa.
09.06.2013 | Vom Zorn und Verschlucktwerden „Nun begegnet man, das gehört zum Ereignis, erstmals auch den Anfängen. So alt wie sein Idol Arthur Rimbaud, mit 15, 16 Jahren scheint Brasch dabei in harten, nie pennälerhaft schwülstigen oder schwärmerischen Tönen schon ziemlich weit bei sich zu sein (und will doch außer sich geraten). „Nimm mich mit“ heißt gleich das erste Gedicht von 1960, gemeint ist ein namenloser Soldat, von Krieg und Frieden und den Frauen und dem Tod ist die Rede. Von Braschs ersten und letzten Dingen. Da spürt man auch, was es bedeutet haben mag, dass dieser Junge von seinen Nomenklatura-Eltern mit elf (!) Jahren bereits in die „Kadettenschule der Nationalen Volksarmee“ gezwungen worden war. Ein Schicksal wie früher beim preußischen Knaben Kleist.“ Der Tagesspiegel
Thomas Brasch, Dichter, Dramatiker, Filmschaffender und Übersetzer, ist eine der markantesten Figuren der jüngeren deutschen Literatur – die Gesammelten Gedichte ermöglichen es zum ersten Mal, sich ein umfassendes Bild des im Verlauf von 40 Jahren entstandenen lyrischen Werks zu machen. In zeitlicher Folge enthält die Ausgabe sämtliche zu Lebzeiten veröffentlichten Gedichte - darunter Raritäten wie die in der Reihe Poesiealbum veröffentlichte Sammlung von 1975, Braschs einzige DDR-Publikation von Gedichten, oder, seit Jahren vergriffen, Kargo. 32. Versuch auf einem untergehenden Schiff aus der eigenen Haut zu kommen aus dem Jahr 1977.
Thomas Brasch
Vorspiel II
Nicht Narr, nicht Clown. Nicht Trottel, nicht Idiot.
Ihr Zuschaukünstler habt für mich kein Wort.
Ich komm aus England. Daher kommt der Tod.
Ich bin der Sterbewitz. Ich bin der Mord-
versuch, jaja, ich weiß. Auch der macht Spaß,
weil er sich reimt und ist nicht so gemeint,
denkt ihr. Ihr denkt? Sieh an, weit wann denkt Aas.
Ich bin mein eignes Volk. Ihr seid vereint
in dem Verein, der richtet und der henkt.
Ich will, daß ihr euch hier zu Tode lacht,
voll faulem Mitgefühl das Herz verrenkt,
ersauft in Tränen mitten in der Nacht.
Ihr seid das Volk. Ich bins, der euch verhetzt.
Ich heiß: The Fool. Das wird nicht übersetzt.
09.05.2013 | Geistesfrische – Alfred Kubin und die Sammlung Prinzhorn Im Jahr 1920 besuchte Alfred Kubin die noch junge Sammlung von Arbeiten psychiatrischer Patienten, die Hans Prinzhorn in Heidelberg angelegt hatte. Die Werke machten auf Kubin einen „ganz übergewaltigen Eindruck“, er lobte bereits in einer ersten unmittelbaren Reaktion deren Originalität und „Formgenie“. 1922 veröffentlichte er den Text „Kunst der Irren“, in dem er auf elf Künstler der Sammlung eingeht und die Besonderheiten ihrer Arbeiten aus seiner persönlichen Künstlersicht beschreibt. Die Ausstellung in der Landesgalerie Linz vereint etwa 50 Werke dieser elf Künstler aus der Sammlung Prinzhorn und stellt sie eigenen Arbeiten Kubins zum Thema „Wahnsinn“ gegenüber. Sie läuft noch bis zum 1. September.
08.06.2013 | Touren mit Schiller „Für den Club der toten Dichter findet Reinhardt Repke schöne Melodiebögen, ohne je ins Kitschige abzurutschen. Wie er die Verse Schillers, der mit sich selbst um höchste Perfektion rang, in Musik übersetzt, ist eine Kunst für sich. Das Ergebnis ist von einer Intimität, die nicht taugt für große Säle; das passt in Klubs, Kirchen, vor ein überschaubares Publikum, das spätestens nach Repkes ersten versponnenen, selbstironischen, beiläufigen Zwischentexten gefangen ist.
Der Mann ist ein Geschichtenerzähler, und genau so funktioniert seine Musik. Sie erzählt eigene Geschichten, leicht, schwebend, ein bisschen entrückt. Dirk Darmstaedter, der sich das Jungenhafte bis in die mittleren Mannesjahre bewahrt hat, gibt den liebeswirren, den suchenden, den verzweifelten, den sehnsüchtigen, den schwelgenden Schiller, der wohl gerade wegen seiner starken Gefühle immer stärker spürte, wie sein siechender Körper ihm immer engere Grenzen setzt. Was natürlich nicht fehlen darf: der aufmüpfige Schiller, dessen »Räuberlied« (»Stehlen, morden, huren, balgen / Heißt bei uns die Zeit zerstreun / Morgen hangen wir am Galgen / Drum lasst uns heute lustig sein«) heutzutage zur veritablen Punkhymne taugen würde.“ Wolfgang Hübner im Neuen Deutschland.
08.06.2013 | Unstern spielt das Fairytale „Er braucht wenig. Nur etwas Licht, Nebel und eine selbstgebaute Harfe, hinter der er sich versteckt. Hans Unstern, Berliner Songwriter und Sprachskeptiker, verschwindet gänzlich hinter einer unglaublichen Geräuschkulisse und schliesst die Hörer mit seinen avantgardistisch-dadaistischen Texten in seine persönliche Gedankenwelt ein. Seine Poesie schillert zwischen Hipster-Gedichtband und romantisch-verklärt-radikal-bitteren Lebensausdünstungen. Seine androgyn helle Stimme wirkt dabei so eigensinnig wie sein Äusseres: Vollbart zu Heidi-Zöpfen. Wer dieser Mensch ist, erschliesst sich nicht aus seinem Auftritt: “Am fremdesten bin ich mir noch, wenn ich ganz eindeutig bin.” Was Unstern dem Publikum aber in seinen Gehirnwindungen zeigt, überrascht, befremdet und interessiert gleichzeitig ungemein.“ So berichtet Patricia Schmidt vom Unstern Auftritt vor kurzem auf dem Theaterfestival Okkupation in Zürich. Unser aller liebster singender Poet spielt nun auch das Fairytale Festival in Osnabrück und hat es mit seinem Band Hanky Panky Know How tatsächlich geschafft auch als Lyriker wahrgenommen zu werden. Jedenfalls zählt ihn Christian Metz neben Anne-Marie Kenessey, Dagmara Kraus und Levin Westermann zu den Lyrikdebuts 2012, wie aktuell in der Literaturwerkstatt Berlin im Gespräch des Monats nachzuhören ist.
08.06.2013 | Am Bomätscherpfad stehen und trampen Mit „Treideln“ ist ihre Vorlesungsreihe im Rahmen der Frankfurter Stiftungsgastdozentur überschrieben – ein seltenes Wort, das eine Laufbewegung gegen die Fließrichtung eines Flusses benennt. Juli Zeh ist in der Tat eine Autorin, die im hohen Maße einen kritischen Blick auf vorgefundene Konventionen pflegt und dabei auch nicht Halt vor der Poetik macht: Schreiben lebe von der „Poetikfeindlichkeit“, hat sie einmal zugespitzt formuliert. In ihrer Poetikvorlesung, die am 11. Juni startet, möchte sie dennoch, wie sie dem UniReport der Goethe-Universität kürzlich verriet, „hoffentlich eine Menge über das Schreiben“ mitteilen.
Das Frankfurter Publikum darf bei den fünf Vorlesungen Zehs aber auch gespannt sein auf eine Autorin, die ihre Darstellungsoptionen auslotet, um neue Antworten zu elementaren gesellschaftspolitischen Fragen zu erhalten. Denn die promovierte Juristin beschäftigt sich in ihren Texten mit Aspekten der Freiheit und Sicherheit, gerade unter den Bedingungen digitaler Technologien. Dabei geht sie der Frage nach, warum eine aufgeklärte Gesellschaft ihren Individuen in einem weit geringeren Maße Zufriedenheit und Lebensfreude garantieren kann, als zu vermuten wäre. Zwar ist Literatur für Juli Zeh nicht per se eine politische Gattung, diese sei aber „in der Lage, abstrakte Fragen und menschliches Schicksal zusammenzubringen und auf diese Weise als Erkenntnismittel zu fungieren“, sagte sie im Interview mit dem UniReport vom 31. Mai 2013. Wenn sich aber Literatur, Politik und Recht in ihren Texten begegnen, hat die Literatur Priorität: „Politik und Recht dürfen hin und wieder auf den billigen Plätzen sitzen. Wenn ich wirklich politisch sein will, schreibe ich normalerweise einen Essay und keinen Roman …“
08.06.2013 | Fingeragieren und Collagieren Albert Oehlen ist nicht nur einer der einflussreichsten, sondern auch einer der streitbarsten Maler der Gegenwart. Sein Projekt einer Aktualisierung der Malerei besteht nicht zuletzt darin, das althergebrachte Medium sowohl gegen seine KritikerInnen wie auch gegen seine VerteidigerInnen in Stellung zu bringen. Ganz gezielt konfrontiert er dabei die Malerei: mit ihrer eigenen Geschichte, mit ihren Klischees und mit der Übermacht der Bildsprache der Werbe- und Popindustrie. Oehlen sucht der totgesagten Malerei eine Komplexität zurückzugeben, die die Angriffe und Polemiken gegen ihre Tradition nicht beiseiteschiebt, sondern das Bild zu ihrem lebendigen Austragungsort werden lässt.
Die Ausstellung im Mumok in Wien zeigt nicht nur erstmals in Österreich einen Überblick über Oehlens Werk von den frühen 1980er-Jahren bis in die Gegenwart mit Schlüsselwerken aus verschiedenen Schaffensphasen. Mit über 80 Gemälden, Collagen, Computerdrucken, Zeichnungen und einer Installation bietet das mumok vielmehr die bisher umfangreichste Darstellung von Albert Oehlens breitgefächertem Œuvre. Die Präsentation ermöglicht die konfrontative Gegenüberstellung unterschiedlicher Werkgruppen, die sich in einem ständigen „Widerstreit der Ideen“ (Albert Oehlen) befinden. Zudem wird erstmals ein neuer Bildzyklus gezeigt, in dem Oehlen Collagetechnik und aktionistische Fingermalerei programmatisch aufeinander bezieht.
Vom 08.06. bis 20.10.2013 im mumok in Wien.
08.06.2013 | ZOO 3000: OCCUPY SPECIES Unter diesem Titel widmet sich das LIVE ART FESTIVAL 2013 seit dem 05.Juni exklusiv dem Verhältnis von Mensch und Tier und verhandelt zehn Tage lang machtpolitische Verhältnisse von Klassen, Ethnizität, Geschlechtern und Habitaten. Die als »animal turn« bezeichnete Wende beschäftigt sich beispielsweise mit Fragen der Handlungsfähigkeit und Subjektivität von Tieren als Akteuren der Geschichte oder auch mit »Spezies« als Ressourcen für Herrschaft und Emanzipation. Das Versprechen der Animal Studies: die radikale und progressive Verkomplizierung aller Verhältnisse. Denn tatsächlich scheint die konsequente Berücksichtigung von Tieren bei Fragen wie Sexualität, Politik oder Freundschaft die Grenzen des bislang dazu Gedachten zum Einsturz zu bringen. Die Animal Studies sind eines der bemerkenswertesten Phänomene der Kultur- und Geisteswissenschaften und sind Motor politischer Bewegungen und künstlerischer Produktion, die sich in Tanz, Installation, Performance und Intervention ausdrückt. Das dritte Jahrtausend stellt Zoopolitik auf die Tagesordnung – das LIVE ART FESTIVAL 2013 nimmt die Herausforderung einer Kritik der politischen Zoologie an und reflektiert in der EXPLODIERTEN UNIVERSITÄT des Theoretikers Fahim Amir die Potentiale des Diskurses, die in der NACHT DER BEFREIUNG kulminiert und dem Praxis-Test unterzogen wird.
Inzwischen meldet die WELT empörte Reaktionen auf die Performance Human Zoo.
07.06.2013 | Malend erzählt Multitalentierte Künstler bringt die Geschichte nur selten hervor, der Italiener Dario Fo (geb. 1926) gehört, auf vielen Gebieten überzeugend, zu ihnen: Als Dramatiker, Bühnenbildner, Dozent, Maler, Schauspieler, Satiriker, Kritiker und schließlich Nobelpreisträger für Literatur beschreibt und bemalt er die ereignisreiche Geschichte seines Landes.
Bereits seit seiner Ausbildung an der Accademia di Brera in den 1940er Jahren skizziert Fo die Welt – kontinuierlich, konsequent, unaufhörlich. Eine Präsentation dieser Bilder hat er lange Zeit abgelehnt.
Mit der der gerade eröffneten Ausstellung DARIO FO. Malerei 1945 – 2012 zeigt DIE GALERIE in Frankfurt a. M. erstmals sein malerisches Œuvre anhand von rund 60 Werken aus fast 70 Jahren Schaffenszeit in Deutschland. Für den Betrachter eröffnet sich in Fos Malerei eine wahrhaftige Reise nach Italien: Ausgehend von der Tradition der italienischen Commedia dell’arte und der klaren Sprache der Satire erzählt er malend nicht nur aus der Bibel und der römischen Mythologie, von den großen Meistern der Kunstgeschichte, dem Karneval, Theater und der Oper, sondern auch von Krieg, Verderben, der Gomorrha und Berlusconi, denn „grotesk ist die Politik, nicht das Theater.“
07.06.2013 | Lost Wor(l)ds 11 AutorInnen aus 10 Ländern lesen und sprechen am Fr, 7.6. - So, 9.6.13 im Alten Wiehrebahnhof in Freiburg über verlorene Wörter und Welten. Dabei sein werden: Katja Lange-Müller (D), Yoko Tawada (D/J), Mircea Cărtărescu (RO), Serhij Zhadan (UA), Barbara Honigmann (D/F), Gonçalo M. Tavares (P), Goran Petrović (SRB), Nino Vetri (I), Adania Shibli (GB/Palästina) und Manfred Sapper (D).
Die Autorinnen und Autoren haben sich in den letzten Monaten auf eine persönliche Suche begeben und in den Kellergewölben des sprichwörtlich europäischen Hauses nach Wörtern und Welten gesucht, die ihr Leben beeinflusst haben und heute fast verschwunden sind. Es sind Essays entstanden, in denen sich der Reichtum, aber auch die Krisenhaftigkeit der jüngeren europäischen Geschichte ausdrücken und unterschiedliche biographische und kulturelle Prägungen hervortreten. An moderierten Lesestationen können Sie bekannte oder noch zu entdeckende Autorinnen und Autoren und ihre Texte über verlorene Wörter und Welten kennenlernen. Am Abschlusstag liegt der Fokus dann auf der politischen Dimension von Literatur. Die Autorinnen und Autoren reflektieren mit originellen sprachmächtigen und künstlerischen kreativen Ansätzen über das, was sich ändern muss, damit Europa ein Raum bleibt, für den es sich einzusetzen lohnt.
LOST WOR(L)DS ist ein moduliertes Kulturprojekt, das neben dem Festival in Freiburg dem frisch erschienenen Essayband auch persönliche Autorengespräche und Fotografien in einer virtuellen künstlerischen Landvermessung einschließt, die vergessene Orte hinter den Worten präsentiert und inszeniert. Eröffnungsveranstaltung Freiburg: Freitag, 7. Juni 2013, 19.30 Uhr mit Aris Fioretos (S) und Alexis Jenni (F).
06.06.2013 | Relaunch mit Dada in nuce Am 7. Juni 2013 eröffnet das Cabaret Voltaire am Geburtsort der Dada-Bewegung an der Spiegelgasse 1 in der Zürcher Altstadt die neue Dauerausstellung «Dada in nuce». Die Ausstellung, welche von Adrian Notz und Juri Steiner kuratiert wird, versammelt in einem Sternenbild an der Decke der Krypta im Erdgeschoss 165 Dada-Persönlichkeiten und präsentiert anhand von Fresken Portraits der wichtigsten Protagonisten.
Mit filmischen Mitteln und Interviews wird die Geschichte von Dada nacherzählt. Zudem erscheint ein Katalog, in welchem die Biographien der 165 Dadaisten zusammengestellt sind. «Dada in nuce» versteht sich, laut einer Pressemitteilung, als Kristallisationspunkt von Dada und konzentriert sich auf die Menschen und die Geschichten, die Dada in den Jahren 1916 bis 1923 begründet und geprägt haben.
06.06.2013 | Graziös in Lebensgefahr Peter Rühmkorf (1929 - 2008) hat sein Gedicht 'Hochseil' am 1. Oktober 1975 in einem NDR-Studio zum ersten Mal vorgelesen. Es schließt mit den Zeilen: "Ich schwebe graziös in Lebensgefahr grad zwischen Freund Hein und Freund Heine." Das vom Absturz gefährdete Herumturnen auf einem 'Hochseil' kann man durchaus als Lebensbild nehmen. Nach dem Tod des Dichters im Juni 2008 hat die Autorin Charlotte Drews-Bernstein seine frühen Sandkistengespielen, ehemaligen Mitschüler, seine Kusine und Ehefrau und viele andere Weggefährten - vom Heizungsbauer 'Müffi' Lercher bis zum Nobelpreisträger Günter Grass - um ihre Erinnerungen an den Dichter, Essayisten, Porträtisten und "Zeitmitschreiber" gebeten. Die insgesamt 20 Interviews, ergänzt durch eine Vielzahl von Originaltonmitschnitten aus Rühmkorfs Vorträgen, Lesungen und nicht zuletzt den legendären Jazz- und Lyrik-Auftritten mit Michael Naura und Wolfgang Schlüter, summieren sich in den drei Kapiteln 'Kleine Reimfibel', 'Das lyrische ICH und Jazz und Lyrik', 'Abwege und Umwege' zu einer vielstimmigen und überraschend kurzweiligen Einführung in Rühmkorfs Leben und Werk zu seinem fünften Todestag am Samstag, den 08. Juni um 23.05 Uhr im Deutschlandfunk. Hochseil. Die Lange Peter-Rühmkorf-Nacht | Von Charlotte Drews-Bernstein.
06.06.2013 | Die Lüge: Eine evolutionsbiologische Notwendigkeit? Neues aus dem Hörbuchverlag: Ehrlich gelogen von Eva Demmelhuber.
„Die Lüge ist in unserem Alltag omnipräsent - in zwischenmenschlichen Beziehung, dem öffentlichen und gesellschaftlichen Leben, im Sport, der Werbung, der Politik, … überall nehmen wir es mit der Wahrheit oft nicht so genau. Eva Demmelhuber zeigt in ihrem Feature, wie und wo wir lügen, warum wir nicht immer die Wahrheit sagen und deutet an, wie man einen Lügner enttarnen kann. Dabei nutzt sie die Möglichkeiten des Hörbuchs und stellt bekannte und unbekannte O-Töne nebeneinander, die einen wegen ihrer Dreistigkeit nicht selten überraschen. Und wer da nicht alles beim Lügen erwischt wurde: Angela Merkel, Franz Josef Strauß, Christoph Daum, Jan Ullrich, Richard Nixon, Roland Koch, Karl Theodor zu Guttenberg und natürlich viele Werbespots. Besonders schlimm dabei: Contergan. Ein gut gemachtes Feature, das zwischen Satire, gesellschaftlicher Aufklärung und Evolutionsbiologie hin und her wechselt, zur Freude des Hörers. Wie wunderbar passt da der aufgedruckte Slogan: "So wertvoll wie ein kleines Steak".“ Literaturkurier des Literaturhaus Rostock.
06.06.2013 | Literaturfestivals und kein Ende: Über Austauschbarkeit und Sättigung Es gibt mindestens 45 davon in Deutschland, 11 in Österreich und 9 in der Schweiz. Die Rede ist von Literaturfestivals. Sie sprießen im angeblich so kulturverdrossenen deutschsprachigen Raum nur so hervor. Vorbild für viele der Literatur-Festivals in Deutschland ist die erfolgreiche Litcologne, die inzwischen sowohl im Frühjahr als auch im Herbst stattfindet und im Sommer mit einem Philosophie-Ableger ergänzt wurde. Aber kann man Ideen so einfach auf andere Städte übertragen, sind die Konzepte kopierbar? Welche Besonderheiten sind zu berücksichtigen und was macht ein gutes Festival aus? Gibt es vielleicht sogar einen Literatur-Festival-Overkill?
Ein Gespräch mit dem früheren Verleger und Mitinitiator des Harbour Front Literaturfestivals Nikolaus Hansen.
05.06.2013 | Seetang, Mondfisch und Hummer Der New Yorker Lyriker und Übersetzer Jeffrey Yang stellt sein Lyrikdebüt „Ein Aquarium“ (Berenberg Verlag) im Juni bei Lesungen in Bremen, Wien, Berlin und Göttingen vor. Der US-amerikanische Lyriker und Übersetzer ist Gast des 14. Internationalen Literaturfestivals Bremen „poetry on the road“ und liest dort am 8. Juni. Weitere Lesungen finden am 11. Juni um 19 Uhr in Wien (Hauptbücherei am Gürtel), am 13. Juni um 19.30 Uhr gemeinsam mit der amerikanischen Lyrikerin Anne Waldmann in Berlin und am 15. Juni 20 Uhr in Göttingen statt.
Vom Meer aus betrachtet Jeffrey Yang die Welt, den Menschen und seine Kulturen, Wissenschaften, Geschichte(n), Poesien, Philosophien und Religionen. Sein Blick reicht weit über die Gegenwart und die Grenzen der USA hinaus: von Hawaii über das alte Ägypten, von den Olmeken über Jules Verne bis Vishnu, Google, Aristoteles, Borges – all dies und viel mehr findet in diesem maritimen Alphabet Platz zwischen Flunder, Seetang, Mondfisch und Hummer. Leseprobe
Eine Besprechung von Jürgen Brocan ist im September 2012 auf Fixpoetry erschienen.
05.06.2013 | An der Welt entlang Der Ernst-Jandl-Preis für Lyrik des Jahres 2013 ging an Elke Erb für ihr lyrisches Gesamtwerk. Er wird bei den Ernst-Jandl-Lyriktagen in Neuberg an der Mürz am 15. Juni 2013, um 19 Uhr, im Rahmen eines Festaktes überreicht. Aus diesem Anlass erscheint aktuell bei roughbooks ein kleiner Rückblick auf die Jahre 2005 bis 2012: „Das Hündle kam weiter auf drein“.
„Elke Erbs einzigartige und höchst wandlungsfähige Lyrik ist ein Schreiben an der Welt entlang, ein offener Prozess, in dem die Formen der Wahrnehmung ebenso überprüft werden wie ihre sprachlichen Mittel. Ihr Werk entsteht in einem Augenblick der Erfahrung, der mit dem Schreiben nicht abgeschlossen ist, sondern durch dieses hindurch immer wirksam bleibt: als höchst unmittelbare Erfahrung für den Leser, als fließender Übergang zwischen Objekt und Subjekt, zwischen Denken und Dichten, zwischen der Lyrik und dem poetologischen Kommentar.“ befand die Jury. Eine Besprechung dazu erscheint bald auf Fixpoetry.
04.06.2013 | Leon Deubel zum 100. Todestag Léon Deubel (* 22. März 1879 in Belfort; † 4. Juni 1913 bei Maisons-Alfort nahe Paris durch Suizid) war ein französischer Lyriker. Er hinterließ ein nur schmales, fast ausschließlich lyrisches Werk, als er, mittellos, verelendet und auch in Frankreich praktisch unbekannt geblieben, seinem Leben in der Seine ein Ende setzte.
1929 erschienen seine Œuvres (ausschließlich in Frankreich, eine deutsche Übersetzung fehlt bis heute) mit einem Vorwort von Georges Duhamel und Walter Benjamin schrieb seinerzeit in einer Rezension:
„La chanson balbutiante – Léliancolies – La lumière natale – Ailleurs – Régner – das sind einige unter den schönen und merkwürdigen Titeln, mit denen in den Jahren 1899 bis 1913 Léon Deubels Gedichte in die Welt hinausgingen. Hier von Welt zu sprechen ist freilich nicht angängig. Die durchschnittliche Auflageziffer dieser Bändchen lag zwischen dreißig und sechzig, und damit noch immer hoch über dem, was der Dichter als sein Ideal sich ersehnte: seine Bücher in fünf Exemplaren drucken zu lassen. Es sieht ja aus, als ließe sich dergleichen heute nicht mehr verstehen. Dabei ist es sehr einfach. Deubel lebte mit seinen Versen, und er lebte so überaus intensiv mit ihnen, weil nicht nur er sie nötig hatte, sondern sie ihn.“
Nachdem im Juni 1913 in der Aktion merkwürdige Übersetzungen von Hermann Hendrich erschienen waren, machte sich Alfred Richard Meyer mit einem schmalen Band teils wiederum schlecht übersetzter Gedichte (die er selbst oder Fritz Max Cahen, in den besseren Fällen Rudolf Leonhardt besorgt hatten) daran an den Toten zu gedenken. Schließlich ging Paul Zech an Leon Deubels poetische „Ehrenrettung“. Die acht Sonette des Bändchens Die rotdurchrasten Nächte, die 1914 Paul Zech unter dem Namen Deubels in Berlin- Steglitz als bibliophiles Bändchen mit Original-Lithographien erscheinen ließ, sind allerdings überwiegend keine „Nachdichtungen“ (wie das Titelblatt vorgibt), sondern frei erfundenene Texte von Zech selbst. Da es sich um teils erotische Texte handelte, wollte er wohl auf diese Weise der Zensur und dem Verruf ausweichen. Ähnlich hielt er es mit angeblichen „Villon-Übersetzungen", aus dem das wohl bekannteste Gedicht "Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund." stammt – es wird gelesen und rezitiert als Text von François Villon, übersetzt von Zech, und war doch ein Text von Zech selbst.
03.06.2013 | Literatur im Spiegelzelt Die 19. Heidelberger Literaturtage finden vom 05. bis 09. Juni 2013 statt. Am Mittwoch, 05. Juni, werden die Literaturtage mit einer Lesung der Schweizer Schriftsteller Pedro Lenz und Raphael Urweider eröffnet werden. Bis zum Sonntag, 09. Juni werden im Spiegelzelt auf dem Universitätsplatz im Rahmen von 15 Veranstaltungen Autoren, Übersetzer, Podiumsteilnehmer, Dichter und Filmemacher ein reichhaltiges literarisches Programm bieten.
Das besondere Ambiente eines originalen Jugendstilzeltes lässt bis zu 300 Literaturinteressierte Platz finden und beherbergt in seinen Nischen Heidelbergs Vielfalt an Verlagen, Buchhandlungen, Büchereien und kulturellen Einrichtungen.
03.06.2013 | Neues aus dem Wunderhorn Wie alle Kunst braucht die Poesie nicht nützlich zu sein, sie ist einfach da. Aber man kann mit ihrer Hilfe Brücken bauen. Bosnien-Herzegowina, das vierundzwanzigste Gastland in Edenkoben, ist nach dem Bosnienkrieg, der 1995 endete, noch immer eine traumatisierte, zerrissene Nation.
Ganz zeitgenössisch und sehr gegenwärtig sind die Gedichte der eingeladenen Lyriker, die in diesem Band versammelt sind. Sie gehören zu den wichtigsten Autoren ihres Landes. Es ist die erste Anthologie seit den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts. In ihr findet man den elegant-ironischen Stevan Tontić, den sarkastischen Mile Stojić ebenso wie den Romantiker Marko Vesovi. Faruk Sehić, der als Soldat am Krieg teilnahm, besticht durch seine kraftvoll-sensible Bildsprache. Tatjana Bijelić und Tanja Stupar-Trifunović zeugen von einem neuen weiblichen Selbstbewußtsein. Übersetzt nach Interlinearversionen von Hana Stojić von Sünje Lewejohann, Brigitte Oleschinski, Richard Pietraß, Àxel Sanjosé, Kathrin Schmidt und Ron Winkler.
Hans Thill (Hrg.): Geständnis eines Despoten. Gedichte aus Bosnien-Herzegowina. Erschienen im Verlag Das Wunderhorn. Eine Besprechung zum Buch erscheint bald auf Fixpoetry.
03.06.2013 | Wertvolle Lyrik im ersten Drittel Viele kaufen ihre antiquarischen Bücher mittlerweile im Netz und checken dabei Plattformen wie ZVAB oder booklooker auf der Suche nach fehlenden Schätzen. Daß da auch größere Beträge fließen, zeigt eine Aufstellung mit der ZVAB im Moment um Kundschaft wirbt. Im ersten Jahresdrittel 2013 wurde dort eine große Vielfalt an seltenen und einzigartigen Stücken verkauft, heißt es. Wertvollster Titel auf der Liste ist ein privates Gästebuch, in dem sich u.a. einige handschriftliche Zeilen des Philosophen Rudolf Steiner fanden. Aber auch die Lyrik ist mit gleich zwei Items unter den Top Ten vertreten: Stefan Georges Gedenkbuch Maximin und Die gesammelten Schriften von Gottfried Benn.
Stefan George pflegte zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine Bekanntschaft mit dem jungen Maximilian Kronberger, der 1904 im Alter von nur 16 Jahren starb. Schwer betroffen von dessen Tod schuf George Maximin. Ein Gedenkbuch, in dem er die Figur des Maximin zu einem menschgewordenen Gott stilisierte. Der Folioband umfasst 56 nicht paginierte Seiten, die in reich vergoldetes Pergament gebunden sind. Insgesamt erschienen nur 200 nummerierte Exemplare und eines davon wechselte nun den Besitzer für 4.800 Euro.
Beim Benn-Titel handelte es sich um eine signierte Erstausgabe seiner Gesammelten Schriften, die 1922 im Erich Reiss Verlag erschienen. Exemplare dieser Ausgabe sind selten, da Benns früherer Verleger Kurt Wolff Klage einreichte, weil er die Publikationsrechte einiger abgedruckter Novellen und Gedichte besaß. In der späteren zweiten Auflage wurden diese Texte dann entfernt. Es fand sich ein Käufer für 4.000 Euro.
03.06.2013 | „Kleestoppeln schwarz auf den Lößleiten“ Anläßlich des kommenden Viertelfestivals in Niederösterreich hat Martin Auer eine App aufgesetzt, mit der man durch durch das Lössland der Felder rund um Niederhollabrunn wandern kann, das Dorf, in dem Theodor Kramer, einer der bedeutendsten Lyriker Österreichs geboren wurde, und Texte hören, die durch diese herb-schöne Landschaft inspiriert wurden. Das Smartphone wird dabei zum Audio-Guide. Eine Hörprobe findet sich hier.
Theodor Kramer (1897 bis 1958) schrieb an die 12.000 Gedichte über das Leben von Proletariern, Landstreichern, Handwerkern, Knechten, Huren ... Er schrieb einfühlsame Rollengedichte und eigenwillige Landschaftslyrik. Thomas Mann nannte ihn "einen der größten Dichter der jüngeren Generation". Als Jude und Sozialdemokrat verfolgt, musste Kramer 1939 ins Exil. Nach dem 2. Weltkrieg war sein Werk lange Zeit vergessen.
02.06.2013 | Die Dichter kommen! Vom 6. - 10. Juni 2013 wird Bremen wieder einmal zum Freihafen der internationalen Poesie. Dichter und Dichterinnen aus aller Welt geben sich ein Stelldichein im Schauspielhaus, der Bremer Shakespeare Company und im Weserhaus bei Radio Bremen. Auch im Dom, der Villa Ichon und an zahlreichen anderen "Spielstätten" kommen die Poesiefans auf ihre Kosten.
Mit von der Partie beim Festival "Poetry on the Road 2013", das von Radio Bremen in Zusammenbarbeit mit der Hochschule Bremen nunmehr zum 14. Male veranstaltet wird, sind in diesem Jahr: David Grossman, Elke Schmitter, Günter Kunert, Olga Martynova, Lars Gustafsson, Wolf Biermann, Manfred Peter Hein, Tomas Venclova, Eckard Henscheid, Saut Situmorang und viele andere. Fundsachen-Sammler Michael Augustin, der das Festival gemeinsam mit Regina Dyck leitet, hat diesmal in der Sendung Dichterstimmen aus 13 Jahren "Poetry on the Road" versammelt und verspricht ein Vokalkonzert sondergleichen.
02.06.2013 | Da ohne Kompromisse Poesie unterwegs und auf der Hand – nicht nur in Bremen, auch in Berlin. Bereits zum 14. Mal dem Poesiefestival Berlin - von Weltklang bis hin zum Lyrikmarkt lassen uns 150 Dichter- und KünstlerInnen in 75 Veranstaltungen vom 7.06. bis 15.06. an ihren Sprachwelten teilhaben. Und zum zweiten Mal haben unabhängige Kulturmacher rund um den Prenzlauer Berg ein dichtes poetisches Programm erarbeitet:
„Vom 7. bis 16. Juni 2013 findet das erste Literaturfestival in Berlin Prenzlauer Berg unter dem Namen WEISSENSEE 2 statt. An vier Orten werden ca. 30 Veranstaltungen von kompetenten, kompromißlosen Kulturschaffenden präsentiert, die größtenteils in Prenzlauer Berg, Pankow und Weißensee zu Hause sind. Mehr als 60 Künstlerinnen und Literaten stellen sich der »freiwilligen Aufgabe«: sie bieten der Gemeinde den Gegenwert für die Aufmerksamkeit, die gegenwärtig in Pankow für 4 Euronen pro Kopf und Jahr zu haben ist. Ihre Spontaneität ist ihre wirksamste Kraft, die Muskulatur einer utopischen Kultur, die bereits heute auf bargeldlosem Zahlungsverkehr beruht: auf Poesie.“– meldet heute die lyrikzeitung und liefert das Programm als pdf.
02.06.2013 | Der Algorithmus des Manfred Mohr. 1963 − jetzt In den 1960er Jahren wenden sich zahlreiche Künstler von der Malerei mit Pinsel auf Leinwand ab. Sie suchen Alternativen zu den spontanen, emotionalen Ausdrucksformen der 1950er Jahre, zu Tachismus, abstraktem Expressionismus und Informel. Die Wege führen in die Op Art, die kinetische Kunst, die Minimal Art und die Konzeptkunst. Manfred Mohr ist in gewisser Hinsicht einer der radikalsten Maler dieser Jahre, denn er entscheidet sich bereits 1969 für den Computer als künstlerisches Medium. Die Maschine erfüllte die Sehnsucht nach Rationalität, Präzision und Konzeptualisierung künstlerischen Arbeitens und öffnete den Horizont für formale Experimente nie gekannter Komplexität. Das ZKM widmet dem in Pforzheim geborenen und in New York lebenden Künstler nun – anlässlich seines 75. Geburtstages – eine Retrospektive mit einer repräsentativen Werkauswahl und zahlreichen Dokumenten aus seinem Archiv.
Dass elektronische Rechenmaschinen auch für die Produktion künstlerischer Werke genutzt werden können, entdeckt Mohr durch den französischen Pionier computergenerierter Musik, Pierre Barbaud, den er 1967 in Paris kennenlernt. Für Mohr, der zu dieser Zeit nicht nur bildender Künstler, sondern auch Jazzmusiker ist, ist der Computer eine Antwort auf die Frage, wie auch in der Kunst das Prinzip der planvollen, musikalischen Notation von Werken realisiert werden könnte. Die Vorstellung einer rationalen Kunst fasziniert Mohr bereits seit Anfang der 1960er Jahre, als er auf die Ideen des Philosophen Max Bense stößt.
Ausstellungseröffnung im ZKM Medienmuseum in Karlsruhe am 07.06. um 19 Uhr.
02.06.2013 | Auch Interviewer sind Urheber „Eine Journalistin hatte ein Interview geführt, in dem sie dem Interviewten eine Reihe von Fragen stellte. Diese Fragen übernahm ein anderer und stellte sie, sozusagen als eigene – ins Internet.
Das LG Hamburg entschied nun, dass auch Interviewfragen als Sprachwerk urheberrechtlich geschützt sein können. Ein Sprachwerk könne seine Prägung als individuelle geistige Schöpfung nicht nur durch Sprachgestaltung und Formung gewinnen, sondern auch durch Sammlung, aus Auswahl und Einteilung sowie Anordnung eines vorhandenen Stoffes. Es müsse nur einen gewissen Grad an Individualität aufweisen (sog. “kleine Münze“).
Im vorliegenden Fall bejahte das Gericht die Urheberrechtsfähigkeit der Interviewfragen. Diese hätten auf vielfältige Weise formuliert werden können. Sie seien aufgrund ihrer prägnanten sprachlichen Gestaltung, ihres inhaltlichen Aufbaus und der individuellen Zusammenstellung urheberrechtlich geschützt. Eine Einwilligung der Urheberin des Interviews habe nicht vorgelegen. Die Übernahme sei daher unzulässig.“ meldet dasd-aktuell.
01.06.2013 | Kiosk – Zeitschriften bitte! Wo sich das Buch den Gesetzmäßigkeiten des Marktes unterwirft, da übernehmen Kultur- und Literaturzeitschriften die Funktion von Laboren, Versuchsgeländen, vielblättrigen Wertpapieren. Auf den Umschlagplätzen der Meinungsbildung sind Zeitschriften Filter und Entschleuniger, Brennglas und Splitter im Auge. Zeitschriften sind Schilder im Wald unserer kulturellen Wirklichkeit. Ihre Macher sind hochvernetzte Einzelgänger oder polyglotte Minitrupps. Die Veranstaltung „Kiosk“ am Montag, den 03.06. um 19.30 h im Literaturhaus Frankfurt präsentiert die Macher dreier herausragender Zeitschriften: Sinn und Form ist ein erlesener Ort, um zu publizieren, ein Vademecum literarischer Haltung mit wechselnder politischer Grundspannung, aber mit Erstveröffentlichungen von Milosz, Hürlimann, Jünger und Kertész. Die BELLA triste zählt zu den maßgeblichen jungen Zeitschriften, die schon durch ihre wechselnden Redaktionsstafetten ewig juvenil und potent erscheint, und die von Martin Büsser (†) mitbegründete testcard ist weniger ein Hochglanzheftchen mit Plattenkritiken als vielmehr eine kommerzferne Anthologie der Popgeschichte und -theorie.
Mit Jonas Engelmann, Juan S. Guse & Stefan Vidovic und Sebastian Kleinschmidt. Moderation: Michael Braun und Hauke Hückstädt.
01.06.2013 | Pressköter und Tintenstrolche In diesem (bislang verregneten) Juni 2013 erscheint mit dem 250. Band der »horen« die Jubiläumsnummer einer Literaturzeitschrift, die 1795 einst von Friedrich Schiller begründet und nach dem Zweiten Weltkrieg von Kurt Morawietz in Hannover neu ins Leben gerufen wurde. Für diese Ausgabe wurden Autoren, Herausgeber und Kritiker aufgefordert, ganz persönliche Blicke in die Zeitschriftenlandschaft mitzuteilen, es soll, zumal in Zeiten kulturpessimistischen Munkelns, das Medium selbst, die Literaturzeitschrift (in all ihren Wortbestandteilen) gewürdigt werden. Dass es Zeitschriften im Literaturbetrieb nicht leicht haben, ist eine Binsenwahrheit, und die Verluste sind inzwischen erheblich - andererseits gab es wohl kaum je so viele Neugründungen, ob auf Papier oder im Internet. Zusammengestellt von Sascha Feuchert und Jürgen Krätzer ist ein Blick durch die Zeiten und über Grenzen hinweg entstanden, die Würdigung steht neben der Glosse, das Interview neben der Erzählung, die Reminiszenz neben der Bestandsaufnahme - und so manches mag sich beim Blick über den deutschen Tellerrand relativieren ...
01.06.2013 | Schlank durch die Apathie der Meisten Eine namenlose Stadt nach einem Krieg, eine Mauer, die die Villenviertel der Reichen schützt, hübsch gestaltete, kleine Drohnen, die, klick, klick, in den Wohnungen filmen. Produziert werden sie vom Konzern „Polyphem Corporation“, dessen einäugiger Präsident davon träumt, im Süden der Stadt einen französischen Garten anzulegen, bestückt mit Automaten aus seiner Sammlung: Gedichtgeneratoren, die aussehen wie Papageien; Maschinen, die gesprochene Sätze in Bilder umwandeln und anderes, was als Sensation gilt, wo es offiziell weder Bücher noch Künstler mehr gibt…
Birgit Schwaner (zuletzt Gedichte im Zweiten Bein N° 7) stellt am 03.06. um 20 Uhr ihr neues Buch im Literarischen Quartier Alte Schmiede Schönlaterngasse Wien erstmals vor: Polyphems Garten. Eine Erzählung, eben erschienen im Klever Verlag.
Das Zweite Bein N° 7 übrigens ist noch in einigen wenigen Exemplaren erreichbar: Darin steht Wien im Mittelpunkt und Wienbezogenes. Die Ausgabe ist nummeriert, signiert und limitiert auf 33 Exemplare und bringt bislang unveröffentlichte Texte von Ute Eisinger (Gedichte + Essays), Stefan Heuer (Gedichte + Grafik), Frank Milautzcki (Essays), Bastian Schneider(Gedichte + Essay), Birgit Schwaner (Gedichte) und Armin Steigenberger (readymades + Gedichte) auf immerhin insgesamt 80 Seiten. Enthalten sind jeweils drei Originalgrafiken. Preis pro Heft: 20,- Euro Inland inclusive Versand (Ausland 23,- Euro). frankmilautzcki@fixpoetry.com
01.06.2013 | Nachwuchs führt Regie Vom 06.06 bis 09.06. findet in Karlsruhe die Premières statt, das 8. Festival für junge Regisseure. Hier hat der Nachwuchs die Chance, europaweit Fuß zu fassen. Begründet wurde das Festival im Jahr 2005 als Kooperation des Théâtre National de Straßbourg und Le Maillon, Theater der Stadt Straßburg. Nachdem PREMIÈRES nun jedes Jahr in Straßburg stattfand, feiert das internationale Festival in seiner achten Ausgabe sein Debüt auf deutscher Seite im Badischen Staatstheater Karlsruhe. Das Programm (aus 140 vorgelegten Inszenierungen gesichtet) umfasst Arbeiten junger Regisseure aus Europa und verdeutlicht die Aktualität und Schaffensvielfalt der aufstrebenden Filmemacher. Überraschend neue Fragen (u.a. in „Die Versenkung des Atom-U-Boots Kursk durch den Feigling Steven Jobs“: wie authentisch kann man in einer Welt voller Zitate sein) oder Bekanntes (u.a. Thomas Bernhards Erzählung „Ein Kind“) neu erfragt: zehn Stücke werden unter dem Motto „Panik, Party, Pathos, Porno, Pionier“ präsentiert.
01.06.2013 | Zeitschriftenlese „Die Saarbrücker Literaturzeitschrift Streckenlaeufer soll … gelobt werden, zumal ihre 30. Ausgabe besonders gelungen erscheint. Das Blatt existiert seit 1990 und bringt Erzählungen, Gedichte und Essays vorwiegend saarländischer Autoren. Eine neue Nummer kommt laut Impressum immer erst dann heraus, wenn der Redaktion gute Texte in ausreichender Zahl vorliegen – ein vernünftiges Prinzip, das Nachahmung verdient.
Ralph Schock berichtet über die Freundschaft zwischen dem französischen Autor Georges Perec und seinem deutschen Übersetzer Eugen Helmlé, die Mitte der 60er Jahre begann und in Briefen dokumentiert ist. Helmlé übertrug die extrem schwierig umzusetzenden Werke Perecs angemessen, so den experimentellen Roman La Disparition (auf deutsch Anton Voyls Fortgang), wobei er absurde Vorgaben und Zwänge wie den Verzicht auf den Buchstaben E befolgte. Auch Hörspiele Perecs hat er für den Saarländischen Rundfunk übertragen.
Auch der im Januar dieses Jahres gestorbene Werner Laubscher hat sprachartistisch in der Art der Oulipo-Autoren gearbeitet und hätte vorzüglich in die Gruppe um Perec und Queneau gepasst. Der Streckenlaeufer druckt Andreas Durys Grabrede auf Laubscher. In dessen experimentellen Germansviller Dokumenten erzählen Patienten, die an fiktiven Sprechkrankheiten leiden, eine immer gleiche Geschichte ganz verschieden: Jemand ist auf der Suche nach einer Winzerhütte, in der er den heiligen Gral vermutet. Doch all die 70 oft grotesken Varianten des Suchens führen ins Leere.
Schließlich steuert Klaus Behringer eine gewundene Lobrede auf Arnfrid Astel bei, der den Gustav Regler-Preis der Stadt Merzig erhielt. Astel, der in diesem Jahr achtzig wird, hat wohl über 3000 Kurzgedichte oder Epigramme verfasst, die sich anfangs vorwiegend politischen Gegenständen, später vor allem den Mythen und ihrem biologischen Substrat widmeten. … In einem abgedruckten Astel-Gedicht heißt es: „Der Falter ist enteilt / aus seinem Sommer, / jedoch sein Bild / bleibt da in deinem Buch.“ Michael Buselmeier in seiner Zeitschriftenlese im Poetenladen.
01.06.2013 | In der Tat beklemmend Lesung zur Buchpremiere: Hans Peter Riegel präsentiert sein Buch „Beuys. Die Biographie“ heute Abend um 19 Uhr im Heinrich-Heine-Institut der Landeshauptstadt Düsseldorf.
Joseph Beuys, der hervorragende Lehrer und Weltverbesserer, gilt als bekanntester deutscher Künstler neben Albrecht Dürer. Doch nicht wenige namhafte Kunstexperten betrachten ihn als Scharlatan. War er tatsächlich der Heilsbringer der modernen Kunst, als der er immer wieder beschrieben wird? HP Riegel legt erstmals eine ausführliche, minutiös recherchierte Darstellung des Lebens und Wirkens von Joseph Beuys vor, die zu einer grundsätzlichen Neubewertung Anlass gibt. So geht es vor allem um seine existentielle Verbindung mit Rudolf Steiner, seine Nähe zu völkischem Gedankengut, seine kriegsbedingte Traumatisierung, die Hintergründe seiner Entlassung aus der Düsseldorfer Akademie und sein Engagement bei den Grünen.
Und schon bilden sich Positionen. „Es zeigt sich, dass so ziemlich alle Angaben, die Beuys zu seinen frühen Jahren gemacht hat, falsch waren. Berühmt ist die Legende, wonach er 1944 über der Krim abstürzte, lebensgefährlich verletzt und von Tataren mit Fett und Filz wieder aufgepäppelt wurde. In Wahrheit gab es nur eine Bruchlandung, die der Bordfunker Beuys mit einer Gehirnerschütterung glimpflich überstand. Die Frage ist: Kann man das alles als Lügen bewerten?“ fragt bspw. Christoph Driessen im Echo. Ich meine schon: Die Menschen bewußt dahin führen etwas anderes zu glauben als die Wahrheit, ist sicher eine Kunst, aber eine demagogische, die wir schleunigst in einer vergangenen Zeit zurücklassen sollten als Misskultur.