EXKLUSIV AUF FIXPOETRY: Lyrik - Jede Woche Kritik. Tagträume vom aufrechten Gang – „Geometrie und Fertigteile“ von Michael Fiedler
21.01.2012 | Mit den Lyrikbänden der beiden Debütanten Anne Dorn (siehe Besprechung von Jürgen Brôcan) und Michael Fiedler offeriert die neue Lyrikreihe des Poetenladen-Verlages direkt zum Auftakt die ganze Bandbreite der deutschen Gegenwartslyrik. Während es sich bei Anne Dorn um eine vertraute, wenn auch vergleichsweise wenig publizierte Stimme herkömmlicher, besser: geläufiger Dichtung handelt, hat man es bei Michael Fiedler mit einem experimentellen Dichter der jüngeren Generation zu tun, wiewohl ...
EXKLUSIVBEITRAG: Einmal Leben und zurück.
20.01.2012 | Spätestens im Mai 1875 war es soweit. Der blutjunge Dichter Arthur Rimbaud, geboren 1854 in Charleville, hatte mit der Literatur abgeschlossen und beschloss, Klavier zu spielen und in Stuttgart deutsch zu lernen. Dass aus beiden Vorhaben nur bedingt etwas wurde, hat nichts damit zu tun, dass sich in den folgenden Jahren die wohl interessanteste Schaffenskrise der Weltgeschichte vollzog. Von jenen düstren Februarwochen an ist die Spur des heute wohl ...
EXKLUSIVBEITRAG - Wir sind durch und durch Zuchtvieh.
19.01.2012 | Wenn wir in Mitteleuropa über Wildnis nachdenken, dann denken wir über eine Gegend nach, die es im Grunde zumindest hier nicht gibt. Allenfalls denken wir an Maysche Prärien, den Dschungel oder Berge jenseits der Baumgrenze. Wir sprechen in einer Tradition von etwas, was wir eher dem Märchen zurechnen. Unsere Domestizierung reicht soweit, dass wir auch unsere Vorstellungen und Phantasien domestiziert haben. Wir sind, könnte man sagen, durch und durch Zuchtvieh. ...
Chronik des Chronisten – Wilfried F. Schoeller legt die erste umfassende Döblin-Biografie vor
19.01.2012 | Wird Alfred Döblin heute noch gelesen? „Berlin-Alexanderplatz“ darf in einer Aufzählung der großen deutschen Romane des 20. Jahrhunderts sicherlich nicht fehlen. Das Buch zählt zur Pflichtlektüre sämtlicher gymnasialer Oberstufen und germanistischer Seminare, wenngleich es vermutlich nicht wenige Schüler und Studenten gibt, die direkt zu einem der zahlreichen Erläuterungsbände greifen (und/oder sich die Verfilmung ansehen). Zu wissen, wer ...
Booker Prize im vierten Anlauf
18.01.2012 | Nach umfangreichem Werk, weltweiten Auszeichnungen und internationalem Erfolg hat Julian Barnes für seinen letzten Roman im vierten Anlauf endlich den Booker Prize erhalten. Von Anfang an galt Barnes mit „The Sense of an Ending“, (zu Deutsch „Vom Ende einer Geschichte“, erschienen bei Kiepenheuer & Witsch) als klarer Favorit. Die Jury wurde gleichzeitig gelobt und getadelt dafür, dass sie die Bücher nach Lesbarkeit auswählte, als wäre ...
PETER-HUCHEL-PREIS 2012 | EXKLUSIV auf FIXPOETRY: Lyrik - jede Woche eine Kritik. Im Rahmen karger Reize - etwas fehlt bei Nora Bossongs neuen Gedichten
01.10.2011 | Ein wenig enttäuscht bin ich schon vom neuen Gedichtband Nora Bossongs, zumal er in der Presse überschwänglich gelobt wurde. Vielleicht hat das und die Aufnahme des ersten Bandes die Latte auch so hoch gelegt, dass sie problemlos zu unterlaufen ist. Durch „souveräne Leichtfüßigkeit“ vielleicht, wie Tobias Lehmkuhl der Autorin in der Süddeutschen Zeitung bescheinigt. Mit „Sommer vor den Mauern" legt Nora Bossong geboren 1982, eine Sammlung eher konventioneller Texte vor, die ihren zweiten Gedichtband bildet. Debütiert hatte sie...
PETER-HUCHEL-PREIS 2012 | Vielpolig in verschiedener Richtung verankert - Nora Bossongs neuer Band
01.10. 2011 | Da sich nun schon geographische Metaphern eingeschlichen haben, sei der italienische Pol des Buches herausgegriffen. Dessen Doppelköpfigkeit besteht, wie man nach einigen Spaziergängen in dem dick kartonierten Band der Edition Lyrik Kabinett des Hauses Hanser bemerkt, in der Bezugnahme auf katholische und bukolische Orte und Räume, verschiedene Kirchen hier, »arbusta humilesque myricae« dort. Der duftende Sommer, die reiche italische Vegetation ist von den ersten Versen an präsent, die eine »Dantegegend« mit Tälern, Dörfern...
EXKLUSIV AUF FIXPOETRY: Lyrik - Jede Woche Kritik. Das Augenleuchten der Anne Dorn.
08.01.2012 | Sechsundachtzig Jahre alt hat Anne Dorn werden müssen, um ihren ersten Gedichtband zu veröffentlichen — und damit das vielleicht dienstälteste Debut der deutschen Lyrik vorzulegen. Aus ihren Gedichten unter anderem im „Jahrbuch der Lyrik“ ist sie dem aufmerksamen Publikum natürlich längst bekannt, als eine große und souveräne Stimme. „Wetterleuchten“ hat sie den Band betitelt, knapp, präzise, unprätentiös. Aus welcher Anzahl Gedichte aus wievielen ...
EXKLUSIV AUF FIXPOETRY: Lyrik - Jede Woche Kritik. Das Rurale wird zum Zufluchtsort. "Größer im Liegen" von Les Murray.
08.01.2012 | Auf kaum einen Gegenwartsdichter dürfte die abgegriffene Floskel mehr zu treffen als auf Les Murray: Der australische Schriftsteller ist ebenso berühmt wie berüchtigt. Sein umfassendes poetisches Werk, das auch zwei Versepen umfasst, wird dabei fast von seiner Person in den Hintergrund gedrängt. Antiintellektualismus, Katholizismus, eine tiefe Abneigung gegen modernistischen Elitarismus, gar das urbane Leben – das sind nur ein paar Schlagworte ...
EXKLUSIV AUF FIXPOETRY: Lyrik - Jede Woche Kritik. Notizen aus dem Transitreich. "Notes from Sofia" von Jan Volker Röhnert.
08.01.2012 | Am Beginn von Jan Volker Röhnerts Bulgarischen Blättern steht der bemerkenswerte Satz: „Wer schreibt, stellt sich immer neu die Frage, welche Form er eigentlich dem Leben geben will, das ihm widerfährt.“ Die Schrift ist dabei nur Begleiterin dieses Lebens, Spur und Zeugnis der Anwesenheit und Gegenwart; das Gedicht konserviert einen Augenblick des Glücks, es bewahrt ihn vor einem Verrauschen, Verrauchen in der Zeit und der Bedeutungslosigkeit. ...
EXKLUSIV AUF FIXPOETRY: Lyrik - Jede Woche Kritik. Aufschluss durch Absurdität. Das UM[LAUT] Magazin Ausgabe # 10.
08.01.2012 | Es muss nicht immer die beste Kunst sein, die sich das zusätzliche Etikett „politisch“ anheftet. Heinrich Heine hat demonstriert, wie wenig Schritte es vom Tanz- zum Tendenzbären sind. Das kann man nun aber von der neuen Ausgabe der Zeitschrift „Umlaut“ (Nr.10, 2/2011) nicht behaupten. Die von Volker Best und Anne von der Bey herausgegebene Zeitschrift hält sich auch ausdrücklich eine Lücke zum Jenseits der Etiketten offen; der Untertitel ...
EXKLUSIV AUF FIXPOETRY: Lyrik - Jede Woche Kritik. Lyrik nah am Rätselhaften, die Gedichte von Stanley Moss.
08.01.2012 | Es beginnt mit einer Szene, die in ihrem odenhaften Pathos an spirituelle Ekstase grenzt: „God washed his womb in the ocean. / All things that lived in or above the sea / rejoiced that they were there.“ („Gott wusch seinen Schoß im Meer. / Alles was im Ozean und über ihm lebte, / frohlockte darüber, daß es da war.”). Eine nahezu pantheistische Erfahrung eines Sprechers nah beim Empyreum, direkt beim Schöpfer: „his face and my face touched“ ...
Symbol für das letztlich Unergründliche des Lebens. "Das Leben der Bienen" von Maurice Maeterlinck
08.01.2012 | Was für eine Ironie des Schicksals, möchte man meinen, dass gerade Maurice Maeterlinck (1862-1949), der große Symbolist, gefeierter Vertreter einer Sprache des Un- und Vorbewussten, Erfinder eines „Dialogs zweiten Grads“, in dem das Nicht-Sagbare zum Ausdruck kommt, Meister der Suggestion und der Macht des Schweigens, dass also gerade dieser Maurice Maeterlinck auch ein Werk über die Welt der Bienen geschrieben hat, dem er später noch ...
Ein lyrischer Ausflug ins Nachbarland. "Brennpunkte" - Lyrik aus der Schweiz.
08.01.2012 | Einen lyrischen Ausflug ins Nachbarland bringt die von Verlegerin Julietta Fix herausgegebene Anthologie „Brennpunkte. Lyrik aus der Schweiz“: Gedichte von sechs Schweizer Autorinnen zeigen vor allem, dass man auf den ersten Blick das Herkunftsland gar nicht herauslesen könnte, stünde es nicht auf dem Cover (oder tauchte es nicht hier und da in Ortsbestimmungen innerhalb der Gedichte auf). ...
EXKLUSIV AUF FIXPOETRY: Lyrik - Jede Woche Kritik. Ein Rätsel bleiben – „Selbstporträt mit Zwerg“ von Volker Sielaff
Zunächst einmal frage ich mich, was den Lyriker und Lessingpreisträger Volker Sielaff dazu veranlasst hat, sein Buch „Selbstporträt mit Zwerg“ zu nennen?! Ich gehe doch nicht in einen Buchladen und frage den Händler, haben Sie „Selbstporträt mit Zwerg“ vorrätig? - Und alles dreht sich nach mir um und denkt, der ist auf der Suche nach der launigen Autobiographie eines Fernsehgärtners aus dem Morgenmagazin! Dieser mißverständlich ironisch gemeinte, vermutlich ...
EXKLUSIV AUF FIXPOETRY: Lyrik - Jede Woche Kritik. Schärfung und Verschärfung der Wahrnehmung. Logbuch. Gedichte von Tom Raworth.
Der Wunderhorn Verlag legt in seiner „Reihe P“, einer „neuen Bibliothek der modernen Poesie“ den Band „Logbuch“ mit einer Auswahl von Gedichten des englischen Dichters Tom Raworth vor, kongenial ins Deutsche übertragen von Ulf Stolterfoht und mit einem äußerst instruktiven Nachwort seines Kollegen Andrew Duncan versehen. ...
EXKLUSIV AUF FIXPOETRY: Lyrik - Jede Woche Kritik. Sehnsucht nach vorindustrieller Gefahr. Das Gebet der Ziege. Gedichte von Mathias Jeschke.
Dieser Text war, so kurz er auch ist, eine schwere Geburt. Gut zwei Monate schlich ich um dieses Buch herum, es gelang mir nicht, ihm aus dem Weg zu gehen. Denn es gefiel mir, anfangs zumindest, nicht. Zu pathetisch, sagte mein Über-Ich. Schreib einen Verriss. Nun wissen wir ja: man soll mit seinem Über-Ich nicht streiten. Es würde den Sieg davontragen, denn man kann sich einen Text nicht zu Recht denken und auch mit dem Einbruch der Nacht, wenn ...
EXKLUSIV AUF FIXPOETRY: Lyrik - Jede Woche Kritik. Tag für Tag poetische Appetizer.
Den täglichen Poesiehunger mit einem Gedicht stillen – welches Medium eignet sich dafür besser als ein Kalender? Mithalten kann da vielleicht noch die wochentägliche Lyrikmail, die seit Jahr und Tag Gregor Koall aus Berlin zuverlässig an eine immer größere Anzahl von Abonnenten sendet. Ein Kalender bietet demgegenüber natürlich den haptischen Vorteil. Man kann ihn vor sich auf dem Schreibtisch stellen, das Gedicht des Tages bietet über Stunden Stoff für Inspiration, ...
EXKLUSIV AUF FIXPOETRY: Lyrik - Jede Woche Kritik. In den kühlen Ganglien des Jetzt. Gedichte von Stephan Turowski.
Im goldenen Zeitalter der Ambivalenz ist es beinahe Usus, der fadenscheinigen Simplizität des Alltags nicht mehr zu trauen. Manche dieser Gedichte, die von lauernder Stille sind, kommen, wenn auch nicht mit der Wucht, so doch mit der Zwiespältigkeit eines frühen The-Sisters-of-Mercy-Songs auf einen zu. Stephan Turowski ist ein steter Konstatierer dessen, was sich kaum mehr auf seinen fassbaren Gehalt abklopfen lässt: das Verlässliche....
Gedichte schreibender Paare bei Fixpoetry
Es ist Paul Celans 40. Todestag, du bist pünktlich“ – mit diesem Vers beginnt „Nähekurs“ von Herbert Hindringer und Judith Sombray, soeben im Fixpoetry Verlag erschienen. Es ist der erste Band einer Reihe mit Gedichten von schreibenden Paaren. Ein interessanter Ansatz, denn auf diese Weise und unter diesem Titel erlauben die Gedichte ganz andere Einblicke, als wenn sie nur für sich allein stehen würden. ...
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