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»Gegen einen Geist der Enge und der Gewalt«
Die
Europäer Freya und Helmuth James von Moltke. Ihre Abschiedsbriefe und ein
»Jahrhundertleben«
»Pax vobiscum, das ist bis
jetzt nur ein Gruß, bestenfalls ein zwischenmenschliches Portal; wie viel wahrer
wäre das als Haus. Und wenn die Verhältnisse die Menschen bilden, so hilft
nichts als die Verhältnisse menschlich zu bilden; es lebe die praktische
Vernunft.«
Freya ging nach dem Tod ihres Mannes mit ihren beiden Söhnen zunächst nach Südafrika, später nach Vermont, USA, wo sie zwischen 1960 und 1973 mit Eugen Rosenstock-Huessy zusammenlebte. Nachdem sie 1986 die amerikanische Staatsbürgerschaft angenommen hatte, engagierte sie sich für die Erinnerungsarbeit an den Widerstand, und nach dem Fall der Mauer besonders für die deutsch-polnische Verständigung.
Diese Zukunft hatte Freya
von Moltke im Sinn. Sie kannte kein Klassenbewusstsein; sie fragte nach dem
Anliegen ihrer Gesprächspartner und wahrte sich ein positives Weltbild trotz
aller scheußlichen Erfahrungen, die sie machen musste. Wenn Europa nach dem
Zweiten Weltkrieg auf den Prinzipien des Friedens, der Verantwortung und der
Freiheit aufgebaut wurde, so ist Freya von Moltke ganz gewiss ein europäisches
Vorbild: Klug, unerschütterlich, mutig und von einem rheinischen Frohsinn
geprägt, der sie auch den unfassbaren Preis ertragen ließ, den der Widerstand in
einer Welt ohne moralische Bindungen gekostet hat. Ergreifend sind aber nicht nur die Briefe, die sich beide schreiben, bewegend ist vor allem jener Brief, den Helmuth James am 11. Oktober 1944 an seine beiden kleinen Söhne als Vermächtnis richtete: »Da ich in wenigen Tagen wahrscheinlich nicht mehr leben werde, und da ich Euch deshalb in Eurem Leben nicht werde beistehen und helfen können, so will ich, solange ich noch Zeit habe, Euch wenigstens einen Brief schreiben … Ich habe mein ganzes Leben lang … gegen einen Geist der Enge und der Gewalt , der Überheblichkeit und der mangelnden Ehrfurcht vor Anderen, der Intoleranz und des Absoluten, erbarmungslos Konsequenten angekämpft, der in den Deutschen steckt und der seinen Ausdruck in dem nationalsozialistischen Staat gefunden hat. Ich habe mich auch dafür eingesetzt, dass dieser Geist mit seinen schlimmen Folgeerscheinungen … überwunden werde.« Dafür hat sich Freya von Moltke gleichsam eingesetzt. Doch lange Zeit stand sie im Schatten ihres Mannes. Nun erst, an ihrem 100. Geburtstag, gut ein Jahr nach ihrem Tod, tritt sie aus diesem Schatten heraus. Sie wird als ihrem Mann ebenbürtige Kämpferin für Gerechtigkeit und Frieden gesehen. Dies verdankt sich nicht zuletzt der kürzlich bei Beck erschienenen, hervorragenden Biographie von Frauke Geyken, die Freyas Leben so lebendig vor Augen führt und ihr Wirken vor und nach dem Krieg fokussiert. Nach den Biographien über die Moltkes von Olaf Jessen und Jochen Thies, nach Volker Ulrichs Publikation über den Kreisauer Kreis und den Büchern über Helmuth James von Günter Brakelmann und Jochen Köhler in den vergangenen Jahren war die Lebensgeschichte Freya von Moltkes zu ihrem 100. Geburtstag sicherlich überfällig.
Freya von Moltke ist zudem
zurück in Köln: Die Stadtverwaltung denkt über eine Gedenktafel in der
Trankgasse und eine Straßenwidmung für die Gräfin, die keine sein wollte, nach.
Das ist gut so. Wichtiger als das wäre es freilich, endlich nach ihren Maximen
Politik zu gestalten! |
Helmuth James
von Moltke, Freya von Moltke
Frauke Geyken
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