Like a Crack
Still Dirty ist eine Idee, die mir in Berlin kam, vermutlich inspiriert von der Musik auf den Straßen. Es ist eine simple Idee: ein fortlaufendes Projekt, das unterwegs entsteht, jeder Track in einem oder zwei Durchgängen eingespielt, an ein oder zwei Tagen. Wir würden die Fehler behalten. Wir würden den Dreck behalten. Kontingenz sollte König sein.
Mein erster Glücksfall war Lagash, Musiker und Produzent, der immer mal wieder in Deutschland lebt. Wir kannten uns aus Rom. In Berlin wurden wir Nachbarn; er wohnte in Neukölln und ich in Kreuzberg. Ich war isoliert, von mir selbst umfangen auf diese Berliner Art und begegnete manchmal tagelang keinem anderen Menschen außer Lagash. Der Song entstand schnell, schrieb sich vielleicht sogar selbst, und wir nahmen ihn an einem einzigen Nachmittag in Lagashs Wohnzimmer auf. ›Like a Crack‹ richtet sich an eine Stadt, die entweder feiert oder stirbt. Es ist das Porträt eines todgeweihten Tiers.
Der zweite Glücksfall war Vasanthi Kuppuswamy, eine Freundin aus Bombay, die nach Berlin zurückgekehrt war. Eines Abends, bei einer oder zwei Flaschen Rotwein, bat ich sie um einen riesigen Gefallen. Würde sie ein Video von ›Like a Crack‹ drehen? Und nichts von wegen Low Budget, hier galt No Budget. Aus irgendeinem Grund war sie dabei. Vasanthi nahm den Film mit einem alten iPhone auf und lud ihn auf einen Laptop, als ihr der Speicherplatz ausging. Sie lieh sich die Dienste eines befreundeten Filmeditors. Sie drehte auf den Straßen der Stadt wie eine Guerillera, Straßen, die sie einst gekannt hatte und nun wiederentdeckte. Wir fragten nicht nach Erlaubnis, wir gaben keine Erklärungen. Wir schossen und türmten.
Die Stadt ist der eigentliche Star des Videos. Ich mag diese Ost-Berliner Anmutung, das Gefühl, dass die Straßen und Ansichten sich seit einem halben Jahrhundert nicht verändert haben. Der Geschichte ist nicht zu entkommen, sie umgibt einen überall. ›Like a Crack‹ entstand aus der Zusammenarbeit von vier Beteiligten: Berlin, Lagash, Vasanthi und mir.
Jeet Thayil

So haben Sie Indien noch nie gesehen – eine fiebrige Tour de Force durch das Bombay der Prostituierten, Dichter, Drogendealer
Rashids Opiumhöhle im Rotlichtviertel Bombays bildet das dunkle Herz von ›Narcopolis‹. Hier schweben die Versprengten und Versehrten der Stadt ein, um sich einem trägen Traum hinzugeben. Die schöne Dimple, nicht ganz Frau und nicht ganz Mann, bereitet die Pfeifen vor, und alle kommen – Hindus, Muslime, Künstler, Angestellte, Xavier, der weltberühmte Maler, und Rumi, der Brahmane. In einer lyrischen, leuchtenden Prosa erzählt Thayil von einer »großen und gebrochenen Stadt«, die dabei ist, ihre Seele zu verkaufen.