Notiz über Honigbienen
Wir Menschen waren schon immer von der Honigbiene fasziniert – Apis mellifera, »die westliche oder europäische Honigbiene«. Hunderttausende von Jahren lang bewunderten unsere frühesten Vorfahren in Afrika, Asien und Europa den erstaunlichen Fleiß dieser Tiere. Wie sie Honig lagern und Bienenwachs herstellen – zwei Substanzen von großem Wert. In der jüngsten Zeit – während der letzten zehntausend Jahre – haben wir die komplexe Kunst der Bienenhaltung erfunden und mit der wissenschaftlichen Erforschung der Bienen begonnen. Der antike Philosoph Aristoteles entdeckte beispielsweise das Prinzip der »Blütenstetigkeit« – eine Arbeitsbiene hält während der Futtersuche an einem Blumentyp fest, um Nektar oder Pollen effizient zu sammeln. Und während der letzten hundert Jahre haben wir Zehntausende von wissenschaftlichen Artikeln über die Honigbiene verfasst, viele davon über praktische Fragen, doch ebenfalls zahllose andere über die grundlegende Biologie dieser unendlich faszinierenden Insekten. Wir haben auch unzählige Bücher über Bienen und Bienenhaltung verfasst. Von 1700 bis ins Jahr 2010 sind allein in den Vereinigten Staaten an die 4000 Titel über Bienenzucht, die Wissenschaft der Biene, Kinderbücher über Bienen und Ähnliches veröffentlicht worden.Angesichts dieser beständigen Faszination für die Biene ist es seltsam, dass wir bis vor kurzem eher wenig über die wirkliche Naturgeschichte der Apis mellifera gewusst haben. Ich meine damit, wie Bienen in der freien Natur leben. Diese Situation ist entstanden, weil die leidenschaftlichsten Erforscher dieses fleißigen und faszinierenden Insekts – die Bienenzüchter und die Biologen – fast ausnahmslos bewirtschaftete Völker untersucht haben, die in künstlichen Schwärmen und in beengten Imkereien hausen, und nicht die wilden Bienenvölker, die in hohlen Bäumen und Felsklüften weit verstreut in der Landschaft leben. Bewirtschaftete Bienenvölker sind diejenigen, die unseren Honig herstellen und unsere Pflanzen bestäuben, daher ist es nicht überraschend, dass Bienenzüchter ihre Aufmerksamkeit auf die Völker gerichtet haben, die in ihren Schwärmen leben. Bewirtschaftete Bienenvölker eigenen sich auch am besten für wissenschaftliche Untersuchungen, denn diese erfordern präzise Beobachtungen und kontrollierte Experimente, daher ist es ebenfalls nicht überraschend, dass die Biologen hauptsächlich mit Völkern gearbeitet haben, die in einem künstlichen Zuhause leben. Der Nobelpreisträger Karl von Frisch zum Beispiel hätte die Bedeutung des Schwänzeltanzes der Bienen nie entdeckt, hätte er nicht mit einem Volk gearbeitet, das in einem gläsernen Beobachtungskorb lebte, einige ihrer Sammlerinnen mit Farbmarkierungen zur individuellen Identifikation versehen und dann beobachtet hätte, wie sich diese Bienen in seinem Bienenstock verhalten. Unter anderem dabei, wie sie von einer künstlichen Nahrungsquelle zurückkehren, einer kleinen Schale Zuckersirup, die er außerhalb seines Labors bereitstellte.
Das seit langem bestehende Interesse der Menschheit an Bienen, die in Bienenstöcken wohnen – entweder in Tonzylindern, geflochtenen Körben, Holzkisten oder (seit kurzem) in Styroporcontainern – hält bis heute an. In den letzten Jahrzehnten jedoch begannen die Bienenzüchter und Biologen mit der Untersuchung, wie diese bezaubernden Insekten in natürlichen Nistplätzen wie beispielsweise in Aushöhlungen in Bäumen leben, wenn sie nicht von uns gehalten werden. Ich habe daher ›Auf der Spur der wilden Bienen‹ geschrieben, um mit Bienenbegeisterten den unterhaltsamen Sport zu teilen, Bienenvölker zu finden, die allein für sich in der Wildnis leben.

In seinem neuen Buch ›Auf der Spur der wilden Bienen‹ beschreibt der renommierte Bienen-Experte Thomas D. Seeley, wie sich der Mensch über Jahrtausende auf die Spuren wilder Bienen machte, um ihren Honig zu erbeuten. Erst die Erfindung der Bienenstöcke machte diese Jagd überflüssig. Doch zunehmend mehr Menschen schätzen diese traditionsreiche Beschäftigung, die großes Geschick erfordert und Einblick in das Leben der Bienen ermöglicht, ohne ihnen Schaden zuzufügen. In seinem neuen, reich bebilderten Buch erzählt Seeley von der aufregenden Jagd nach Honig, gibt Tipps und erklärt liebevoll die Hintergründe dieser alten Kulturtechnik. Entstanden ist sowohl eine anekdotenreiche Kulturgeschichte der Biene als auch ein Leitfaden der Zeidlerei – geschrieben mit großem Charme von einem, der seine Bienen wahrhaftig kennt und liebt.
»Originell, authentisch, anregend: Dieses Buch ist Wissenschaft, Geschichte, Abenteuer und Schatzsuche zugleich.« Edward O. Wilson