Deshalb war ein direkter Kontakt zum Autor so sehr von uns ersehnt und doch auch höchst riskant.
Unsere Bitte um ein kurzes Gespräch wurde von Herrn Miller mit einer Einladung in sein Landhaus in Roxbury, Connecticut, erwidert. Wir, Uwe Carstensen und ich, sagten sofort zu, mieteten ein Auto und suchten in einer GPS-losen Zeit nach dem farm house. Die Türen standen offen und aufs »hello« gab es erstmal keine Reaktion. Dann begrüsste uns Inge Morath und bat uns in die Küche. Ja, Arthur wäre noch mit dem Traktor auf der Heuwiese; sie müsse ihn jetzt holen. Wir setzten uns an den Bauerntisch und schwiegen, zusammen mit einer älteren, schwarz gekleideten Frau in der Ecke. Es war Frau Moraths Mutter, die bei ihnen lebte.
Wenige Minuten später kam Arthur Miller herein und verwandelte sich vor unseren Augen vom American farmer zum Weltautor. Ihm gefielen die langen Listen der geplanten deutschen Iszenierungen, ihm waren Theater und Dramaturgen bekannt und die dicken Programmhefte der deutschen Theater machten immer einen großen Eindruck. Und er würde auch versuchen, Zeit für ein Interview zu finden.
Arthur Miller bedankte sich, wünschte uns Glück und Erfolg für die geplanten Vorhaben. Es war klar, er wollte wieder raus auf die Heuwiese.
Am nächsten Tag war unser Treffen bei ICM. Man wusste bereits von unserem Besuch in Roxbury. Unsere Verträge wurden auch verlängert.
9/2015

Presence
Ein Band, der alle Erzählungen des großen Dramatikers und einfühlsamen Chronisten Amerikas versammelt. In seinen Stücken widmete sich Arthur Miller den großen Themen seiner Zeit, in seinen Stories galt seine Aufmerksamkeit den unauffälligen, intimen Ereignissen im Leben des Einzelnen.