Liebe Christiane Grosholz, was war die größte Herausforderung bei der Herstellung von »Am Abend vor dem Meer«?
Ein Format festzulegen, das den Bildern den Raum lässt, ihre Wirkung zu entfalten.
Da die Bilder etwas verkleinert wurden, musste außerdem eine Schriftgröße gefunden werden, die gut lesbar ist, die sich aber trotzdem harmonisch in den zur Verfügung stehenden Platz einfügt.
Gab es Veränderungen gegenüber dem englischsprachigen Original? Hat sich zum Beispiel die Übersetzung ins Deutsche und der damit längere Text auf den Satz ausgewirkt?
Der Übersetzer Henning Ahrens und das Lektorat haben zusammen den Text so exzellent bearbeitet, dass es nur weniger Korrekturen bedurfte, um den Text einzupassen.
Zudem wurden wie erwähnt die Bilder etwas verkleinert, da das Originalbuchformat ein anderes ist.
Die Zeichnungen muten wie Aquarellzeichnungen an. Wurde ein besonderes Papier ausgewählt, um den Effekt zu bewahren?
Es wurde ein Naturpapier gewählt, welches dem Stil der Bilder entgegenkommt – haptisch und visuell:
haptisch, da es geglättet und trotzdem offen ist und sich angenehm anfassen lässt;
visuell, da die Farben dem Thema entsprechend darauf nicht zu bunt leuchtend, sondern gedeckt erscheinen.




Was ist Ihre Lieblingsseite oder -illustration?
Meine Lieblingsillustrationen sind diejenigen im vorderen Teil des Buches, da sie das Leben in dem Heimatland zeigen, wie es war und sein sollte: normal, lebendig, hell, lebensfroh.
Die dunkleren Bilder im hinteren Teil sind uns leider aus den Nachrichten zu sehr vertraut. Die zerbombten Städte, die Angst in den Gesichtern der Frauen, die kleinen überfüllten hochseeuntüchtigen Boote, die Ungewissheit.
Gab es Besonderheiten bei der Produktion des Buches?
Wir haben auf zwei Seiten unter dem Text leichte Aufhellungen vorgenommen, da der Text sonst nicht gut lesbar gewesen wäre.
Und ganz zum Schluss mussten wir darauf achten, dass die Bücher nicht zu früh in Umlauf kommen. Die Bücher im Verlag wurden durch die Expedition eingeschlossen, damit kein Exemplar vor der Weltpremiere in Großbritannien versehentlich verschickt werden konnte.
Das Gespräch führte Max-Sebastian Farr

»›Am Abend vor dem Meer‹ ist der Versuch, die Millionen von Familien zu ehren, die auseinandergerissen und gezwungen wurden, ihre Heimat zu verlassen.«
Khaled Hosseini
Khaled Hosseini, Autor der Weltbestseller »Drachenläufer«, »Traumsammler« und »Tausend strahlende Sonnen«, hat eine Erzählung geschaffen, die auf wenigen Seiten die berührende Geschichte einer Flüchtlingsfamilie aus Syrien umreißt.
Am 2. September 2015 ertrank Alan Kurdi bei dem Versuch, sich über das Mittelmeer nach Europa in Sicherheit zu bringen. Er war drei Jahre alt und stammte aus Syrien. Khaled Hosseini war selbst ein Flüchtlingsjunge, der fern von seinem Heimatland Afghanistan aufwuchs. Diese Erfahrung von Trennung und Heimweh prägt die einzigartige emotionale Kraft seiner Bücher und wurde für ihn schriftstellerischer Antrieb wie gesellschaftspolitischer Auftrag: Seit vielen Jahren unterhält er eine eigene Stiftung und ist Sonderbotschafter des UNHCR.
In »Am Abend vor dem Meer« kommt beides zusammen. Die atmosphärisch dichte Erzählung, eindringlich farbig illustriert von Dan Williams, erzählt in einem Brief eines Vaters an seinen Sohn vom Abschied von zu Hause und der Gefahr der Überfahrt auf der Flucht.
Die Einnahmen des Autors aus diesem Buch gehen an die Khaled Hosseini Foundation (www.khaledhosseinifoundation.org) und den UNHCR, das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen, um lebensrettende Nothilfemaßnahmen zu finanzieren und dadurch Flüchtlingen überall auf der Welt eine bessere Zukunft zu ermöglichen (www.unhcr.org/khaled-hosseini).