Flashback 2005: Jorge Bucay kommt zum ersten Mal nach Deutschland. Eingeladen hat ihn sein Verleger Egon Ammann, der ihn gleich zum Start seiner ersten Deutschlandtournee bei der lit.cologne platzieren konnte und damit den Startschuss für eine unglaubliche Karriere gab.
Wir sind also im März 2005, aber es ist schon ein bisschen Frühling. Bucay trägt ein dunkles Sakko über rotem Hemd. Dazu eine Blue Jeans. Ich kenne seine Bücher, habe inzwischen seit einigen Jahren mit ihnen gearbeitet, bin also gut drin im Thema - und auf der Bühne stehe ich auch nicht zum ersten Mal.
Bucay ist bei der Vorbereitung der Abendveranstaltung hochprofessionell. Doch er steht unter Starkstrom: Tausend Einfälle springen mich an, tausend Ideen hat der Mann, und alle bedeuten für mich:
Umdenken!
Flexibel sein!
Noch mehr Arbeit!
Super, denke ich, und »super« ganz besonders, als mir mein Autor von »Quiero...« erzählt: brillant, ein toller Regieeinfall, denn der Text endet - wie man inzwischen weiß, auf »sin condiciones« (zu Deutsch »bedingungslos«). Vorgetragen am Ende der Veranstaltung wird das tosenden Beifall auslösen. Wow! Bucay ist total begeistert, Bucay hat Ideen noch und noch, Ideen und immer mehr Ideen, noch mehr Ideen, Bucay ist ein Amazonas an Ideen...
Nur eine Kleinigkeit übersieht er in seiner kreativen Plethora: Etliche der Texte, die er bringen will, sind - zu meinem größten Entsetzen - leider noch nicht übersetzt...
Ich bringe das vor. Bucays Antwort: Na und?!
Na und...? Was zum Teufel meint er jetzt damit, »na und?« Ich kann ja so ein Gedicht nicht aus dem Stegreif auf der Bühne improvisieren, denke ich, ich bin doch kein Shakespeare! Doch Doktor Bucay beschließt: Wir haben noch zwei Stunden. Also los, mein lieber Freund, setz dich hin und werde ein bisschen... Dichter!
Ich habe die Nacht über kaum geschlafen, und mein Privatleben fährt grade so richtig Wilde Maus, konzentrieren kann ich mich auch nicht... also gehe ich erstmal ins Büro und lege mich flach auf den Boden. Das sollten Sie selbst mal probieren! Wenn man so richtig fertig ist, schläft man da sofort ein.
Eine Viertelstunde, dann ist das Adrenalin zurück, und ich setze mich an den Schreibtisch, um - wie verlangt - ein bisschen deutscher Dichter zu werden. Heraus kommt nach einer Stunde ein Text voller Zeilensprünge, den ich abends vorzutragen gedenke, im Wechsel mit Bucay, immer eine Zeile Spanisch, eine Zeile Deutsch, und damit endet die Vorstellung.
Gesagt, getan. Die Veranstaltung auf der lit.cologne endete also im März 2005 mit dem Wort »bedingungslos«...
Danach brach tosender Beifall aus. So lange, bis Egon Ammann und seine allgegenwärtige, liebe Ulla Steffan von den mehr als zweihundert Leuten im Saal fleißig Bestellungen einsammelten für ein Gedicht, das es überhaupt noch nicht zu kaufen gab. Und also beschloss Egon Ammann, der alte Fuchs, »Ich will...« als Plakat drucken und den Buchhändlern in limitierter Auflage zukommen zu lassen.
Bucay hatte Recht behalten.
Ich will …
… dass du mir
zuhörst, ohne über
mich zu urteilen
Zuhören und Urteilen sind zwei grundverschiedene und manchmal unvereinbare Dinge. Wenn du mir so zuhörst, wie ich es mir wünsche, dann lauschst du meiner Stimme und meinen Worten; urteilst du hingegen über mich, dann hörst du nur deine eigenen Worte. Manchmal sind es nicht einmal deine eigenen, sondern sie gehören zu den Stimmen anderer, die irgendwann über dich geurteilt haben, statt dir zuzuhören.
Ich will …
… dass du mir vertraust,
ohne etwas zu erwarten
Dein Vertrauen ermutigt mich, denn es bedeutet, dass du an mich glaubst, und das ist sehr wichtig für mein Selbstwertgefühl. Es zeigt mir, dass du von meinen Fähigkeiten überzeugt bist, an denen ich manchmal zweifle. Doch wenn du Bedingungen stellst, geschieht etwas ganz anderes: Es weckt meinen Widerspruchsgeist, weil es mir deine Macht zeigt, statt mich in meiner Kraft zu bestärken.

In seinem wunderschön illustrierten Geschenkbuch ›Ich will … Das kleine Buch über die Liebe‹ gibt der Autor und Psychoanalytiker Jorge Bucay erhellende und kluge Ratschläge, wie Liebe und Beziehungen gelingen können.
Das ideale Geschenk zum Valentinstag!
»Ich will, dass du mir zuhörst, ohne über mich zu urteilen: Zuhören und Urteilen sind zwei grundverschiedene und manchmal unvereinbare Dinge. Wenn du mir so zuhörst, wie ich es mir wünsche, dann lauschst du meiner Stimme und meinen Worten; urteilst du hingegen über mich, dann hörst du, wie so viele, nur deine eigenen Worte …«
Jorge Bucay ist im wahrsten Sinn des Wortes ein geborener Geschichtenerzähler. Mit seinem Buch ›Komm, ich erzähl dir eine Geschichte‹ wurde er international berühmt. Seitdem haben seine ermutigenden Bücher über Liebe, Freundschaft, Trauer, Glück oder Begegnungen ein Millionenpublikum erreicht.