Ich erreiche Greifwald mit der Dämmerung, und Dämmerung erfüllt auch mich. Seit geraumer Zeit habe ich zurückgezogen gearbeitet, ohne über das Schreiben zu sprechen, ohne über meine Pläne und Ziele zu sprechen, ohne über das zu sprechen, was ich schrieb, habe ich zurückgezogen in der Dämmerung meines neuen Textes gearbeitet, und nur auf Finnisch, mein Schuldeutsch ist weit entfernt von meinem Mund. Die Lage des Hotels habe ich mir zuvor auf der Karte angesehen, und ich mache mich, einer Vorstellung folgend, zu Fuß auf den Weg. Ich finde es ohne Schwierigkeiten, und dort sind die Lichter an. Die Tage des Symposiums sind klar und hell. Nach Dämmerung und Spannung nehme ich glücklich und zufrieden daran teil. Die Gespräche über Texte, Arbeitstechniken, Arbeitsbedingungen beflügeln meinen Arbeitseifer. Was für Menschen! Kollegen von mir! Und wie sie schreiben! Es fühlt sich würdevoll an, zuzuschauen und zuzuhören, wenn ein Kollege aus seinem Text liest. Und immer ist der Text völlig selbstständig, er ergreift seinen Verfasser, lässt seinen Fuß wippen, durchtrocknet den Mund, lässt blitzschnell einen Hauch über das Gesicht huschen, obgleich der Verfasser versucht „nur“ zu lesen. Als ich meinen Text höre, gelesen auf Deutsch, schäme ich mich. Als ob ich dem gesamten Text das erste Mal begegnete. Was genau ist das? Ich spüre, dass die Übersetzung geschickt sein muss, wenn sie ein solches Erstesmalgefühl auszulösen vermag. Und ich denke an meine Deutschlehrerin im Gymnasium, Frau Nuotio, wie geht es ihr? Es ist wichtig, Sprachen zu lernen. Sprache ist wichtig. Schreiben ist es!!!!! Meine kleine Tochter ist mit dabei auf der Reise. An den Tagen des Symposiums bleibt sie beim Hotelfrühstück zurück, wenn ich aufbreche. Sie ist wunderbar, und ich bin stolz auf sie, eine kleine Reisende. Sie lernt gerade Sprechen. Was für eine Sprache wird die wohl bald haben
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