Richtig ist zumindest, dass man nahezu alles vakuumieren[1] und dadurch bis zu einem gewissen Grad vor Oxidation und Bakterien- bzw. Pilzsporen schützen kann, wodurch Verwesungsprozesse mitunter signifikant verlangsamt werden. Das ja. Das Besondere an Maschinen wie der V50, die bis zu 50 cm breite Kunststoffbeutel verschließen kann, ist, dass sie nicht nur in der Lage sind, größere Mengen an Fleisch oder Gemüse, sondern ebenso auch eine Mossberg Schrotflinte zu versiegeln wie einen Schmetterling.
Das macht die V50 gerade für Prepper interessant, spielen doch die Konservierung sowie das Horten von eben solchen Dingen eine zentrale Rolle in deren Kultur, deren Logik und Rhetorik. Als Prepper werden gemeinhin Menschen verstanden, die sich systematisch auf Katastrophen im großen Stil vorbereiten, indem sie horrende Mengen an Lebensmitteln und Überlebensutensilien (Wasserreinigungstabletten, Verbandszeug, Waffen, usw.) lagern; gerne auch in kleineren Schutzbunkern oder -räumen. Entsprechend befinden sich Prepper in einem Zustand der permanenten Vorbereitung auf den vermeintlich unmittelbar bevorstehenden Untergang durch Krieg, Naturkatastrophen, Untote, Viren oder einen wirtschaftlichen Kollaps.
So banane ein derart konkretes teleologisches Herbeifantasieren eines Zivilisationszusammenbruchs erscheinen mag, so ubiquitär ist die Sehnsucht nach Lärm, nach Katastrophen (und dem Zustand der Welt nach eben diesen), finden wir doch dasselbe Schwelgen in all jenen kathartischen Bildern von menschenleeren Städten, ausgebrannten Autos und geplünderten Supermärkten wieder, wie man sie zur Genüge aus Filmen, Videospielen und Romanen kennt, die eine solche Sehnsucht bedienen und ungebrochen Konjunktur haben.[2]
Und obwohl wir natürlich alle auf Fallout und den ganzen Kram stehen, schien es mir immer interessanter, nicht eine weitere Iteration dieses Untergangsnarratives zu erzählen, sondern das Phänomen als solches. Sich also zu fragen, was für eine Funktion diese Fiktion erfüllt, warum die Leute ums Verrecken nicht genug davon kriegen können und was sie über die Gesellschaft verrät, in der sie kultiviert wird. Denn auch wenn die Prä-Apokalypse nicht mit annähernd so heftigen Bildern auffahren kann wie der Untergang dieser Welt, so kann sie uns vermutlich dennoch mehr über die Ängste der Menschen erzählen.
Zum Beispiel im Anblick eines Familienvaters, der zwischen eingelagertem Milch- und Kartoffelpulver sitzend sich über sein Vakuumiergerät beugt und seine Mossberg 500 in einem reißfesten PE-Beutel versiegelt. Vielleicht hat auch er manchmal einfach nur das Gefühl, dass seine eigene Arbeit an den Docks von Miami zu nichts führt, dass alles verworren, leer und sinnlos erscheint, dass die Kündigung eines Kollegen nicht gerecht und dessen Verabschiedung herzlos war, und womöglich lag auch er schon mehr als einmal in seinem Bett und hat sich gefragt, wie lange es wohl dauert, bis ein Mensch an einem Bauchschuss verblutet.
[1] Das Verb »vakuumieren« wird in Wörterbüchern zwar aufgeführt, gerade in technischen Texten spricht man jedoch häufiger von »evakuieren«; was – wie vielleicht noch deutlich werden sollte – brutal ist.
[2] Eva Horn hat ein sehr gutes Buch darüber geschrieben, in dem sie viel genauer darauf eingeht, als ich das je könnte. Auch gut: Kathrin Rögglas Essay Geisterstädte, Geisterfilme. Wobei ich hinzufügen würde, dass die Vision vom Reboot der Menschheit (hinter der ja zunächst nur der Wunsch nach der Abwesenheit einer komplexen Gesellschaft bzw. die Sehnsucht nach archaischeren/kausaleren/selbstbestimmteren Verhältnissen steht) im Grunde nichts anderes als eine etwas pragmatischere Variante der romantisch-volkstümlichen Sehnsucht nach Natur, Archaik und Einfachheit im Sinne Hamsuns, Waggerls oder dem Sommerfest der Volksmusik ist. Ich schwöre, dass ich mir das nicht einbilde.

Gated Communitys, Prepper und freikirchliche Prediger. Ein schwindelerregender Roman über die Zukunft, in der wir längst leben.
Die Sicherheitsvorkehrungen in Nordelta wurden erhöht. Reiterstaffeln patrouillieren durch die Straßen, die Wachmänner tragen letale Waffen. Seit zehn Jahren wohnt Pelusa mit ihrer Familie in der Gated Community nördlich von Buenos Aires. Nach ihrer Zeit in den Anden genießt sie das sichere Zusammenleben mit den freundlichen Nachbarn. Doch als gewaltsame Unruhen Nordelta zu erreichen drohen, entwickelt sich unter den Bewohnern ein Klima der Angst. Während Pelusas Mann Hector vom Bau unterirdischer Bunker träumt, hat ihr Sohn Henny längst Pläne für eine Mondbasis zur Rettung der Menschheit entworfen. In seinem Debütroman beschreibt Juan S. Guse eine Gesellschaft in Alarmbereitschaft und erzählt von Orten der Leere und Hysterie, in denen die Lebensentwürfe seiner Figuren zu scheitern drohen.