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"Was sind das für Zeiten, wo ein Gespräch über Bäume fast ein Verbrechen ist / weil es ein Schweigen über so viele Untaten einschließt." (Brecht)
"Was sind das für Zeiten / wo ein Gespräch / beinah ein Verbrechen ist / weil es so viel Gesagtes mit einschließt." (Celan)
"Stötzers Abendgebet" mischt sich in das Gespräch zwischen Brecht und Celan ein, um erneut zu Fragen: "was sind das für Zeiten". Die Zeitdiagnose zieht eine Traditionslinie katastrophischen Sprechens von der Johannes Apokalypse über Nietzsche bis hin zu der abschließenden Episode (Anekdote?) von der Nachtwache, deren Ruhe durch Igelgewühle gestört wird. Eine Mauerszene?
Zu Beginn des 2. Abschnitts die Neuaufnahme des Gesprächs über Bäume: Es geht nicht mehr um das was im Gespräch über Bäume verschwiegen wird. Es geht auch nicht mehr darum, was alles im Gespräch eingeschlossen ist, weil die Sprache der Täter und den Untaten kontaminiert ist. Das Gespräch ist jetzt umgewandelt in ein Selbstgespräch, in die Reflexion über die eigenen Einfälle. Zudem legt der Sprecher in diesem Fall größten Wert auf die Unterscheidung zwischen dem, was über Bäume gesagt wird, und dem, was eigentlich nichts mit Bäumen gemein hat. Sollte etwa das Zeitalter der Sortierung, der exakten Selektion und Aufarbeitung angebrochen sein?

