Tessa Müller

Schloyer versus lit

Bei einem Tischtennisspiel sprach lit mit dem Lyriker Christian Schloyer über die Risiken und Nebenwirkungen des Schriftsteller-Daseins und über seine Strategie, beim Schreiben die richtigen Worte zu finden


Punktestand: 6:9

lit: Okay, jetzt spielen wir mal ein bisschen schneller.
Ich habe in einem ZEIT-Interview gelesen, dass du einen Fantasyroman geschrieben hast.

Schloyer: Ich habe den Versuch eines Fantasyromans geschrieben.

lit: Wie kam es, dass du irgendwann begonnen hast, vor allem Lyrik zu schreiben?

Schloyer: Ich habe mich natürlich hin und wieder auch an Gedichten versucht, aber das war ziemlich schrecklich, was ich da anfangs gemacht habe. Und irgendwann bin ich dann auf Leute gestoßen, die tatsächlich Gedichte schreiben können und habe mich davon faszinieren lassen und das hat zu meinem Leben wohl gerade auch gepasst. Außerdem hatte ich immer Vorbilder.

lit: Wer hat dich fasziniert?

Schloyer: Lange Zeit war es vor allem Celan, der mich mit seiner so unglaublich mächtigen, schönen, und dabei so bitter-unversöhnlichen Sprache beeinflusst hat.

lit: Wie wichtig ist es, in der Lyrikszene eine Art Marke zu werden?

Schloyer: Es ist wichtig, das zu vermeiden (lacht). Aber auch in den Vermeidungsstrategien liegt eine Menge Markenpotential.

lit: Warum sollte man es vermeiden?

Schloyer: Ich hätte einfach Angst davor, mich irgendwann nur noch selber zu kopieren. Ich habe das Bedürfnis, auch eine Spur, die ich eine Zeitlang eingeschlagen habe, wieder zu verlassen. Aber gut, was das Auftreten anbelangt und wie man einfach so ist, das wird im sogenannten Betrieb immer ein Stück weit wie eine Marke gehandelt, das hat aber mit der Sichtweise der anderen zu tun, das liegt nicht in der eigenen Hand.

lit: Das wäre jetzt auch meine nächste Frage gewesen, ob sich das ergibt oder ob man selber darauf hinarbeitet. Ich denke nämlich schon, dass es eine gewisse Tendenz gibt, Schubladen aufzumachen – also jetzt überspitzt gesagt, Schloyer ist der mit dieser latenten Erotik in seinen Gedichten und Winkler ist der mit der Naturlyrik.

Schloyer: Das ist sicherlich zur Orientierung für die Leser leichter, aber für das Schreiben ist es nicht förderlich, sich zu lange in einer Schublade aufzuhalten.

lit: Aber jetzt unter rein ökonomischen Gesichtspunkten gesehen, oder sagen wir, was den Erfolg anbelangt – wenn die Leute ungefähr wissen, was sie bekommen, fördert das nicht den Verkauf?

Schloyer: Also, was heißt schon Erfolg. Meine Güte, was bedeutet das denn? Also die paar Exemplare, die man da von einem Gedichtband verkauft, das kann man ökonomisch vergessen. Wenn, dann geht’s eher um das Rumkommen, um Lesungen, um den Austausch. Also irgendwie macht man das doch, um auf seine Art glücklich zu sein, um das zu tun, was einem einfach liegt.

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Copyright © Tessa Müller – Sep 15, 2008