Jan Berning

Dunkel bis postmodern

In seinem Roman „Die dunkle Seite des Mondes“ spielt Martin Suter mit Drogendiskursen und psychologischem Wissen


Monster

„Hast du schon einmal erlebt, dass ein psychedelischer Trip jemanden in ein Monster verwandelt?“ Die Frage, die Staranwalt Urs Blank in dem Buch „Die dunkle Seite des Mondes“ von Martin Suter seinem Freund und Psychologen Wenger stellt, birgt Zündstoff. Es ist die Gegenthese zu Timothy Learys „Turn on, tune in, drop out“, die Autor und Hauptfigur so entwickeln. In den 60ern war der Konsum von Halluzinogenen für Leary, Castaneda, Huxley und ihre Jünger eine Art Freifahrtschein in den Himmel der Erleuchtung und totalen Gemeinschaft. Für Suters Anwalt, der die Frage um seiner selbst willen stellt, ist er ein Ticket in die Hölle – eine Hölle, in der er dem eigenen Unterbewusstsein schutzlos ausgeliefert ist.

Pilz

Aber der Reihe nach: „Die dunkle Seite des Mondes“, ist, zugegeben, nicht Suters neustes Buch, aber eben sein erfolgreichstes. Hauptfigur Urs Blank, der beruflich mit milliardenschweren Firmen jongliert, will darin sein Privatleben umkrempeln. Der Grund ist eine Midlifecrisis: Sein Leben lang musste er seine Gefühle im Zaum halten. Nun, auf der Höhe seines Erfolges, lässt er sich gehen, wird ausfällig, unzufrieden und besorgt sich eine neue Freundin, das Hippie-Mädchen Lucille. Die nimmt ihn bald zu einem Pilzritual mit. Bei dieser Gelegenheit isst Blank einen Pilz, der als Monoaminooxidase-Hemmer die Wirkung des Stoffes Psilocybin im Gehirn vervielfacht und dessen Abbau verhindert. Er kommt dadurch zu der Überzeugung, dass nichts außer ihm wirklich existiert, und nimmt es sich fortan heraus, alle, die sich ihm gegenüber unangenehm verhalten, aus dem Leben scheiden zu lassen.

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Copyright © Jan Berning – Apr 15, 2008