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Startseite > Kolumnen > Elli H. Radinger > WOLFSPUREN > Ich bin dann mal weg

Ich bin dann mal weg


Es ist Ferienzeit, die alljährliche Völkerwanderung hat begonnen.
Auch Wölfe werden im Sommer und Herbst zu Nomaden. Die Beutetiere ziehen sich in kühlere Gebiete zurück, und die Wölfe folgen ihnen. Jetzt ist die Zeit, wo einzelne Jungwölfe die Familie verlassen. Im Alter von ein bis zwei Jahren ist Schluss mit „Hotel Mama“. Sie brechen auf, ihre eigene Familie zu gründen.
Warum Wölfe abwandern, ist immer noch ein Rätsel für die Wissenschaftler. Einige gehen, weil es nicht genügend Nahrung für alle gibt, andere werden von ihren Eltern aus der Familie gedrängt, insbesondere zur Paarungszeit, wenn die Stimmung angespannt ist und ein jüngerer Wolf als potenzieller Nachfolger des Leitwolfes auftritt.
Bei meinen Studien von frei lebenden Wölfen in Yellowstone kann ich immer wieder beobachten, dass sich ein Elternpaar seinem Nachwuchs gegenüber bis zum Alter von zwei Jahren sehr tolerant verhält. Es scheint so zu sein, als ob die Familie ein Sprungbrett für junge Wölfe ist, wo sie sich entscheiden können, ob und wann sie gehen wollen und auch, ob sie fortbleiben oder ob sie wieder in die Familie zurückkommen wollen.
Einige Wölfe wandern weite Strecken, während andere weiter in der Nähe ihrer Familie abhängen oder von einer Familie zur nächsten wandern. Alle Persönlichkeiten können aus demselben Wurf stammen. Warum es den einen in die Ferne zieht, während der andere lieber Zuhause bleibt, ist unbekannt.
Es sind Wölfe beiderlei Geschlechts, die abwandern; jedoch sind Tiere, die die weitesten Strecken laufen, überwiegend Rüden. Die Entfernungen, die sie dabei hinterlegen, sind so unterschiedlich wie die Tiere selbst –von einer Wanderung ins Nachbarrevier, zur nächsten Wolfspopulation oder mehrere Hundert Kilometer weit. Manche Wölfe werden zu echten Pionieren, indem sie weit über die Grenzen ihres Reviers hinauswandern. Sie sind nicht unbedingt diejenigen, die auf der Suche nach einem Gefährten sind. Vielmehr verhalten sie so ähnlich wie zweibeinige Vagabunden und wandern einfach eine große Strecke weit, um sich dann irgendwann niederzulassen.
Es ist schwer, in Feldstudien zu dokumentieren, wie weit Wölfe laufen. Den Funkfrequenzen der herkömmlichen Radiohalsbänder kann man zwar mit dem Flugzeug folgen, selten aber über die Grenzen eines Forschungsgebietes hinaus. Von echten Weitwanderern erfahren wir dann erst, wenn ein Tier in einer Falle gefangen oder tot aufgefunden wird. Erst die Einführung von Satellitenhalsbändern ermöglicht es, wahre Weitwanderer zu entdecken.
Für eine Mindestentfernung, die ein Wolf läuft, wird die gerade (Luft-)Linie berechnet. Die Bewegungen sind jedoch sehr viel komplexer, da ein Tier selten in einer geraden Linie läuft und auch gelegentlich an einem Ort verweilt. So lief in Minnesota ein Wolf mit einem Satellitenhalsband 4.251 km weit, 498 km davon in gerader Linie. Die ganze Strecke lief er übrigens in 180 Tagen, was etwa 23 km pro Tag entspricht. In Deutschland ist ein besenderter Jungwolf von April bis Oktober 2009 von der Lausitz bis nach Weißrussland gelaufen – eine Strecke von 1.500 km.
Ein abwandernder Wolf muss letztendlich drei Dinge finden, um Erfolg zu haben: einen Partner, Nahrung und ein Gebiet, das ihnen alleine gehört. Das kann er erreichen, indem er einen bereits angesiedelten Wolf tötet – wobei er aber auch riskiert, selbst verletzt oder getötet zu werden. Er kann einer anderen Wolfsfamilie beitreten und sich dort einen Partner aussuchen, dann aber müsste er letztendlich mit dem neuen Partner wieder in ein unbesiedeltes Gebiet auswandern und sich ein eigenes Revier suchen. Oder er kann sich am Rande eines bestehenden Reviers ansiedeln und einen Partner finden, der dasselbe tut, dort sein eigenes Revier etablieren und es ausbreiten.

(Auszug aus „Der Weg der Wölfe“; Wolf Magazin 2-2010; edition tieger, Oktober 2010; www.wolfmagazin.de)

WOLFSPUREN
Beitrag Ich bin dann mal weg von Elli H. Radinger
vom 06. Aug. 2010


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