es ist also gleichgültig. zitat ende hätte keine kapitelunterteilung benötigt, kommt ohnehin in einer einzigen, „endlos (!) langen zeil“ daher, denn leerzeilen, absätze etc sind längst weggefallen. ein theoriebuch? ein roman. mindestens sollte man ein werk, in dem hochgradig verspielt über die eigenschaften von text- und selbstbezügen, über sprachliche zusammenhänge reflektiert wird („ein sprechen voller standpunktspässe“) und in dem so viel gesoffen, gefickt und gepisst wird („wer pornos ohne gummi mag, kommt bei diesem buch auf jeden fall auf seine kosten“) – sollte man zitat ende als roman verstehen, als unterhaltungsprosa lesen. nach und nach wird der autor gesprächiger, werden die erzählsätze länger, der theoretische hintergrund verfliesst mit handlung, wo er ihr vorher nur entgegengesetzt, angereiht war. nach und nach gewöhnen sich die augen an die dunkelheit, gewinnt der leser freude am abschweifen – am eigenen und demjenigen des erzählers/ autors. Florian Neuner lebt als journalist und schriftsteller in berlin und bochum, zitat ende ist sein zweiter ritterroman und seine vierte buchveröffentlichung insgesamt. dass in seinen texten viel sexualität verhandelt wird, hat wenig mit exhibitionismus zu tun, sondern mit der frage nach der geschlechtlichkeit der literatur. kann eine prosa zB eine art biologisches, kann sie ein soziales geschlecht haben? Neuner greift alte literatur- und avantgardedebatten so auf und führt uns den rezeptionsvorgang vor, nicht noch einmal – und zum hundertsten mal – die alten standpunkte. zitate werden aus dem ursprünglichen kontext gelöst, gerade so, wie wir als rezipienten nur bestimmte dinge oder teile eines grösseren zusammenhangs erfassen, aufschnappen, im gleichen augenblick aber schon schwanzgesteuert dem nächsten arsch hinterherschauen (ich komme gleich darauf zu sprechen). es geht zitat ende nicht darum, mit hilfe von wettermetaphorik oder darkroom-sexszenen seelenzustände zu illustrieren und atmosphäre zu schaffen. Neuner möchte in tiefere sphären eindringen. und wir als leser haben durchaus vergnügen, uns dabei als voyeur zu betätigen. was schliesslich selbstzitat, zitat oder phantasiert ist, interessiert uns nicht mehr. das offene verfahren strebt an, den text nicht ständig durch an- und abführung zu unterbrechen, selbst auf die gefahr, dass was sich als offenheit präsentiert, sich als öffnung ins beliebige erweist. die teile entbehren der notwendigkeit. einige könnten hinzugefügt oder weggelassen werden, ohne dass der text sich wesentlich veränderte. zitat ende. ich versuche mich zu erinnern, wie die gedichte von Dieter Roth gingen, höre eine remix-cd mit doors-stücken und entscheide, dass mir die im anhang aufgeführte topographie des fehllesens selbst antiquarisch zu teuer ist, Harold Blooms einflussangst gar vollkommen abgeht. „ich beabsichtige nichts, ich setze es einfach so hin. und trotzdem bedeutet es etwas“. schreibt Florian Neuner. vor allem aber macht es glücklich. ![]()
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